Flasche auf den Kopf stellen - Kohlensäure bleibt erhalten?

vom 05.11.2012, 20:34 Uhr

Ich war am Sonntag zu Besuch bei meiner Großmutter, welche zu Kaffee und Kuchen eingeladen hatte. Nun ja, ich selbst bin kein großer Fan von Kaffee, weshalb ich lieber etwas Wasser getrunken habe. Ich ging also zum Kühlschrank meiner Großmutter und wollte mir die Flasche Wasser dort heraus holen, als ich eine ziemlich merkwürdige Entdeckung gemacht habe. Im Kühlschrank meiner Großmutter waren sämtliche Flaschen, in denen Kohlensäure enthalten war, verkehrt herum in die Tür gestellt worden. Dort standen eine Flasche Cola, eine Flasche Sprite und auch eine Flasche Wasser, welche allesamt geöffnet waren.

Ich fragte dann meine Großmutter, was das soll und sie meinte, sie hätte in einer Zeitschrift gelesen, dass man seine angefangenen Flaschen, in denen Kohlensäure enthalten ist, so lagern soll, damit die Kohlensäure nicht entweichen kann. Da meine Großmutter allgemein sehr lange braucht um eine solche Flasche zu leeren, sicherlich eine gute Idee, aber weiß ich ehrlich gesagt nicht, ob sie etwas bewirkt. Kann die Kohlensäure nicht dennoch aus der Flasche entweichen?

Ich finde es auf der einen Seite schon logisch, da sich die Flüssigkeit ja am Flaschenhals befindet, wenn diese auf den Kopf steht. So kann also die Kohlensäure nicht entweichen, oder? Ich habe es noch nicht ausprobiert und auch noch nie gehört, dass irgendjemand seine Flaschen so aufbewahrt, aber die Idee fand ich recht interessant. Was haltet ihr davon? Bringt das wirklich etwas?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Als Chemiker habe ich hier einmal ein paar Erläuterungen, woher das Umdrehen der Flaschen kommt und ob es heute noch einen Unterschied macht.

Zuerst einmal zur Kohlensäure in der Flasche (ich versuche das ganze möglichst un-chemisch zu halten, damit es möglichst wenige traumatische Erinnerungen an den öden Chemieunterricht weckt): Kohlensäure ist in der Flüssigkeit gelöstes CO2, also eigentlich ein Gas. Es wird mit Druck in die Flüssigkeit gepumpt und bleibt auch unter Druck in ihr gelöst. Fällt der Druck jetzt ab, entweicht das Gas wieder aus deinem Getränk. Ist die Flasche geschlossen, bleibt der Druck erhalten und es entweicht gerade so viel Gas, wie in den kleinen Luftraum über der Flüssigkeit passt. Ist die Flasche offen, sinkt auch der Druck und mehr Gas entweicht. Das siehst du sehr gut daran, dass Mineralwasser, Limonade etc. in der Flasche selbst gar nicht blubbert, in deinem Glas (also im offenen Raum) aber sehr wohl. Das ist das Gas, welches wieder entweicht. Wenn du damit einmal ein wenig experimentieren möchtest, schüttel eine geschlossene Plastikflasche mit Mineralwasser oder Limonade einmal kräftig (eine weitere Möglichkeit, das Gas aus der Flüssigkeit zu treiben). Die Flasche fühlt sich jetzt richtig prall und hart an. Das ist das CO2, welches entwichen ist und als Gas jetzt mehr Raum einnimmt, als wenn es in Flüssigkeit gelöst ist. Wartest du ein paar Minuten fühlt sich die Flasche langsam wieder weicher an. Das Gas wird durch den Druck in der Flasche wieder in die Flüssigkeit gedrückt, nimmt also wieder weniger Raum ein.

Warum dreht man die Flaschen jetzt also um? Wie wir oben gesehen haben, ist Kohlensäure eigentlich ein Gas, dass zwar in der Flüssigkeit gelöst ist, dort aber eigentlich gar nicht bleiben will und nur durch Druck gelöst bleibt. Früher (daher findet man diesen Trick häufig in Großmutters Haushaltsweisheiten) waren die Flaschen bei weitem nicht so hochwertig produziert, wie es heute der Fall ist. Sprich die Verschlüsse waren bei weitem nicht so dicht, wie sie es heute sind. Sie waren definitiv dicht genug, um keine Flüssigkeit durchzulassen, aber Gasteilchen sind verglichen dazu um ein Vielfaches winziger. Wie winzig siehst du daran, dass sie teilweise sogar durch für uns scheinbar feste oder dichte Materialien durchkommen. Ein aufgeblasener Luftballon wird zum Beispiel mit der Zeit platt, weil sich die Gasteilchen durch das Gummi hindurchmogeln und entweichen. So ein nicht perfekt dichter Flaschenverschluss ist also ein willkommener Fluchtweg. Dreht man die Flasche jetzt um wird dieser Fluchtweg durch die Flüssigkeit besser "verschlossen", das Gas kann also nicht mehr so gut entweichen. Dazu kommt, dass es leichter ist als die Flüssigkeit, sich also darüber sammelt und so gar nicht erst in die Nähe des Verschlusses kommt.

Macht das heute noch Sinn? Heute sind Flaschenverschlüsse viel dichter als noch damals. Viele haben ein sogenanntes Septum, eine weiche Kunststoffscheibe, im Deckel (bei vielen Limonaden der großen Marken sind darauf zum Beispiel Gewinncodes aufgedruckt, falls du danach einmal suchen möchtest), welches die Flasche sehr viel besser verschließt. Daher bringt das umdrehen heute kaum noch einen Unterschied, die Flaschen sind so schon dicht genug. So lange es deiner Großmutter aber keinen größeren Aufwand bereitet, lass sie ruhig ihre Flaschen weiterhin umdrehen. Sicher ist sicher und so hat man beim Kaffee zumindest immer mal wieder ein Gesprächsthema :D

Falls deiner Großmutter dann doch mal die Getränke schal werden kann das daran liegen, wenn du sagst sie trinkt die Flaschen nur sehr langsam aus, dass die Flaschen häufig geöffnet und wieder verschlossen werden. Bei jedem Öffnen passiert folgendes: Flasche auf = weniger Druck = Kohlensäure entweicht. Es macht "Pssschhh!" und du hörst, wie die Kohlensäure sich aus dem Staub macht. Je häufiger man das nun macht desto mehr Kohlensäure geht im Laufe der Zeit verloren.

Fazit: Das Umdrehen von Flaschen machte einmal Sinn, heute aber nur noch bedingt, es sei denn, man erwischt eine Flasche, die noch keinen sonderlich guten Verschluss hat. Dann kann es noch etwas bringen. Anders verhält es sich beim berüchtigten Löffel in der Sektflasche, der absolut gar nichts bringt, nie getan hat und wohl auch nie tun wird.

» Mr.Fahrenheit » Beiträge: 8 » Talkpoints: 12,12 »


Ich persönlich habe davon noch nichts gehört und auch nicht gelesen, aber wenn einmal darüber nach denkt, könnte es schon logisch sein. Wenn die Flasche auf den Kopf gedreht wird, kann aus dem Flaschenhals keine Kohlensäure beziehungsweise Flüssigkeit austreten, vorrausgesetzt die Flasche ist auch Geschlossen. Aber ist das nicht üblicherweise so, das aus der Flasche nichts austreten kann an Kohlensäure und Flüssigkeit, wenn die Flasche im allgemeinem fest verschlossen ist, egal in welcher Position sich die Flasche befindet?

Wenn ich meine Flaschen geöffnet und wieder fest verschlossen in den Kühlschrank stelle oder lege, dann tritt auch nichts aus. Alles bleibt in der Flasche genauso enthalten, wie ich sie dort zuletzt rein gestellt habe. Ich habe bei Bekannten solch eine Positionierung der Flaschen auch noch nicht gesehen.

» Sowieso12 » Beiträge: 193 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Meiner Meinung nach macht das schon Sinn und empirisch geprobt können viele Menschen auch wirklich einen Unterschied im Kohlensäuregehalt zweier identischer Getränke aus Flaschen, die entweder umgedreht gelagert oder ganz normal aufrecht stehend gelagert worden sind schmecken. Ich hingegen kann dazu nicht viel beisteuern, denn ich trinke an kohlensäurehaltigen Getränken eigentlich nur die gute alte Apfelschorle und die Flasche wird innerhalb eines Tages geleert, sodass ich mir über ihre Aufbewahrung keine weiteren Gedanken machen muss.

Wie aber ja schon sehr gut erklärt worden ist, ist die Kohlensäure dazu in der Lage, sich an der Dichtung vorbei zu mogeln und so auch aus einer anscheinend gut verschlossenen Flasche zu entweichen. Stellt man nun die Flasche auf den Kopf, so ist der Kohlensäure der Weg versperrt, denn durch die Kunststoffflasche kommt sie nicht hindurch und an der Dichtung kann sie nun nicht mehr vorbei, weil der Weg dorthin durch die Flüssigkeitsmoleküle mehr oder weniger versperrt ist.

Insgesamt ist dieser Tipp also definitiv plausibel, aber man muss, denke ich, für sich selber ausprobieren, ob man einen nennenswerten Unterschied feststellen kann und ob man sich die Mühe machen möchte, seine Flaschen auf dem Kopf stehend zu lagern.

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» olisykes91 » Beiträge: 5370 » Talkpoints: 24,75 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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