Geschwister: Seid ihr ein Herz und eine Seele?

Ich habe mir auch immer eine große Schwester oder noch lieber einen großen Bruder gewünscht. Ich habe zwei kleine Geschwister, mein Bruder ist 3 Jahre jünger und meine Schwester 10 Jahre jünger.

Wir wohnen alle noch zu Hause, und da ist Streit vorprogrammiert. Vor allem mit meinem Bruder habe ich öfters Auseinandersetzungen. Das ist aber nie was ernstes, es geht um Kleinigkeiten, weil er einfach ganz anders tickt als ich. Er ist sehr zurückhaltend, hat eine ganze andere Meinung als ich und ist noch sehr unselbstständig, das liegt vermutlich einfach am Alter. Trotzdem gibt es auch Phasen, in denen wir uns blendend verstehen, das ist sehr bewundernswert und erstaunlich.

Meine Schwester ist wie gesagt noch sehr jung, wir zanken zwar auch oft, das liegt aber auch an ihrem Alter, da sie erst 8 ist. Die meiste Zeit sind wir aber ein Herz und eine Seele, weil ich mir immer vorgenommen habe, eine gute große Schwester zu sein, wenn ich schon selbst keine haben kann.

Ich habe zwei Schwestern, die vier und fünf Jahre älter sind als ich. Als Kinder sind wir mit unseren Eltern sehr häufig umgezogen und standen immer wieder vor dem Problem, in der absoluten Fremde gelandet zu sein. Damals haben wir dementsprechend viel Zeit miteinander verbracht, quasi gezwungenermaßen, aber wiederum wohl nicht ungern. Jedenfalls erinnere ich mich an viele Abenteuer, die wir zusammen erlebt haben und muss auch echt sagen, dass wir ein ziemlich enges Verhältnis zueinander hatten, das hauptsächlich wohl ein gutes war, auch, wenn es natürlich viele Streitigkeiten zwischen uns gab, aber das ist bei Kindern in einem gewissen Alter wohl normal.

In der Zwischenzeit sind wir nun alle erwachsen geworden und ich hatte einige Jahre zu meinen beiden Schwestern ein sehr gutes Verhältnis, wenn auch ein ganz unterschiedliches. Wir wohnen nicht mehr in der Nähe voneinander, weil ich vor vielen Jahren aus meiner letzten Heimat weggezogen bin, sodass ich den Kontakt mit meinen Schwestern hauptsächlich auf das Telefon reduzieren musste. Gesehen haben wir uns zwar auch, aber natürlich längst nicht mehr so häufig und schon gar nicht spontan.

Mittlerweile habe ich allerdings den Kontakt zu einer meiner beiden Schwestern abgebrochen, nachdem sie meinte, mir einen Vorwurf machen zu können, der völlig ins Leere geht. Sie war mit meinem Verhalten an ihrer Hochzeit nicht einverstanden und hatte mir vorgeworfen, dass ich eine Weile mit meiner anderen Schwester im Schatten gesessen hatte, anstatt mich in die pralle Sonne zu den anderen Gästen zu begeben, die sich dort allerdings auch nur sporadisch aufgehalten hatten, weil es allen zu heiß war. Da ich allerdings zu Sonnenbränden neige und außerdem ein handtellergroßes Loch im Schädel habe, in das die UV-Strahlung ungehindert eindringen kann, sodass ich stets darauf zu achten habe, dass ich mir keinen Sonnenstich einfange, habe ich es mir tatsächlich erlaubt, mich einige Zeit lang in den sicheren Schatten zu begeben.

Da ich aber wohl nicht häufig genug gelächelt habe und mir außerdem ein Platz zugewiesen worden war, der es mir nicht ermöglicht hat, mich auch mit fremden Gästen zu unterhalten, hat meine Schwester mein Verhalten als Desinteresse ausgelegt und mir vorgeworfen, dass es mir egal gewesen sei, wie sie sich dabei fühlt. Diesen Vorwurf wollte ich mir allerdings nicht gefallen lassen, da er, wie gesagt, absolut ins Leere geht. Eigentlich sollte meiner Schwester auch noch gut erinnerlich sein, dass ihre Hochzeit beinahe gar nicht hätte stattfinden können und ich wiederum diejenige war, die sich die Mühe gemacht hat, nach Lösungen zu suchen, um dann auch welche präsentieren zu können, sodass die Hochzeit eben doch hätte stattfinden können. Da es sich bei diesem Spektakel nun nicht um unseren ersten größeren Streit handelt, ich diesen aber als den schwerwiegendsten empfinde, weil ich mit dem Verhalten meiner Schwester einfach nicht länger klarkomme, habe ich den Kontakt nun endgültig abgebrochen.

Solche Gegebenheiten finde ich generell bedauernswert, aber ich sehe hier keine Basis, um irgendetwas zu ändern. Schließlich bin ich der Meinung, dass meine Schwester alt und reif genug sein sollte, um zu sehen, dass sie mir in diesem Fall Unrecht tut und es nicht angehen kann, dass ich mir völlig aus der Luft gegriffene Vorhaltungen dafür machen lassen muss, dass ich kurz zuvor noch versucht habe, ihre Hochzeit zu retten. Abgesehen davon war sie bei meiner Hochzeit damals auch gar nicht zugegeben, was ich ebenfalls traurig fand, weshalb ich ihr aber keine Vorhaltungen gemacht habe. Ich bin der Meinung, dass sie vor allem sich selbst sieht und keine Blick für andere hat. Außerdem fehlt ihr meiner Meinung nach Empathie. Und nach alledem bin ich der Meinung, dass mir dieser Kontakt nicht gut tut und ich mich ihm daher entziehen muss, auch, wenn das eigentlich traurig ist.

Ich habe eine Schwester, die fast sechs Jahre älter ist wie ich. Mittlerweile ist sie ausgezogen und mein Fazit aus der ganzen Sache lautet, dass wir uns seitdem definitiv besser verstehen, als zu der Zeit, wo sie noch mit mir in einem Haus gelebt hat. Obwohl wir getrennte Zimmer hatten, sind wir ständig aneinander geraten. Wenn wir allein waren, war es besonders schlimm und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich öfters meine Mutter angerufen habe und sie gebeten habe, nach Hause zu kommen, weil ich es mit meiner Schwester alleine nicht mehr aushalte. Ich habe ihr auch einmal eine Weihnachtskarte geschrieben als ich sechs Jahre alt war, die besagte "Hallo Mama, fröhliche Weihnachten, ich ziehe jetzt zu Papa, weil meine Schwester doof ist". Im Nachhinein kann ich darüber natürlich lachen, aber noch vor einigen Jahren war es wirklich schlimm und auch für meine Mutter tut es mir mittlerweile sehr leid, dass wir so viel gestritten haben, das musste ja auch für sie Horror gewesen sein.

Wie gesagt, seit meine Schwester ausgezogen ist, sieht die Sache ganz anders aus. Ich denke, der viele Streit lag daran, dass wir beide unseren Platz brauchten und das "aufeinander hocken" für uns beide einfach nicht das Beste war. Mittlerweile, wo sie nur noch zum Wochenende nach Hause kommt, ist es erträglich, aber ich muss zugeben, dass ich dann auch ganz froh bin, wenn sie sonntags abends wieder nach Hause geht, ich bin es beispielsweise nicht mehr gewohnt, das Bad morgens teilen zu müssen. Ein weiterer Grund für den vielen Streit war wohl unser Altersunterschied. Mittlererweile bin ich 18 und sie 23, da macht sich der Unterschied von 5 1/2 Jahren einfach nicht mehr so bemerkbar, wie mit 5 und 10. Ich erinnere mich, dass ich damals auch immer zu ihr ins Zimmer wollte, wenn sie Freundinnen zu Besuch hatte und sie mich ausgeschlossen hat.

Wir unternehmen mittlerweile auch sehr viel miteinander. Wir gehen ab und zu gemeinsam essen, zusammen ins Frei- oder Hallenbad oder gehen gemeinsam ins Kino. Alles Dinge, die wir früher nicht gemacht hätten. Außerdem erzählen wir uns viel voneinander, was wir früher überhaupt nicht gemacht haben.