Sind Jungs besser in Physik als Mädchen?

vom 02.11.2012, 21:44 Uhr

Ich bin jemand, der in Deutsch, Mathematik und Biologie sehr gut ist. Also ich verstehe die Themen bei diesen drei Fächern wirklich immer sehr schnell und habe auch in den Prüfungen auch nie eine schlechtere Note als eine 2. Ich habe diese Fächer einfach im Blut und habe auch Spaß an diesen Fächern. Allerdings habe ich auch Fächer, die ich überhaupt nicht mag und auch nicht verstehe. Ich denke, dass das jeder von uns kennt. Ich habe zum Beispiel sehr große Probleme bei den beiden Fächern Physik und Chemie.

Ich hatte deswegen gestern ein längeres Gespräch mit meiner Stiefmutter und sie wollte mir klarmachen, dass Jungs eigentlich immer sehr gut in Physik sind. Ich habe sie dann gefragt, woher sie das hat und sie meinte, dass es im Allgemeinen immer so ist, dass die Jungs Physik einfach besser verstehen und sie versteht auch nicht, warum ich in Physik so schlecht bin. Ich bin einfach jemand, der sich viel mehr für Biologie oder Mathematik interessiert, als für Physik.

Was haltet ihr von dieser Aussage? Denkt ihr auch, dass Jungs im Allgemeinen besser in Physik sind als Mädchen? Wenn ihr auch der Meinung seid, habt ihr Gründe dafür? Und falls es wirklich stimmen sollte, warum ist es so, dass Jungs besser in Physik als Mädchen sind?

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin ein Mädchen, beziehungsweise bin nun eine Frau und ich war in Physik, Chemie und anderen Naturwissenschaften sowie in Informatik immer ziemlich stark und habe die Jungs teilweise in die Tasche gesteckt. Deswegen halte ich von diesem Vorurteil deiner Tante nicht wirklich was. Ich denke eher, dass es sowohl Mädchen als auch Jungen gibt, die schlecht in Physik sind und umgekehrt. Jeder hat seine eigenen Interessen und bei dir liegen die Stärken wahrscheinlich wirklich eher in Biologie oder Mathe.

In den klassischen Mädchenfächern wie Bürokommunikation oder auf der Krankenpflegeschule in Pflege war ich eher durchschnittlich, dafür wurde ich in Chirurgie wieder ziemlich stark. Das war bei uns eher ein Fach für die Jungs in der Klasse, die Mädels waren hier teilweise eher schlecht. Jeder tickt also irgendwie anders und deswegen kann man es nicht pauschalisieren, dass Jungen prinzipiell besser in logischen Fächern sind und Frauen hier eher schlechter abschneiden.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12585 » Talkpoints: 9,82 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Ich gehörte in der Schule ebenfalls zu den Mädchen, die in Physik immer ziemlich gute Noten gebracht hat. Da auch mein Verständnis in Mathe ein sehr gutes ist, hatte ich auch nie wirkliche Probleme dabei, Sachen zu verstehen.

Es ist doch eh immer ein ziemliches Vorurteil das Mädchen oder Jungen in bestimmten Fächern besser oder schlechter als das komplementäre Geschlecht wären. Es kommt einfach darauf an, welche Kompetenzen die Schüler in den jeweiligen Fächern erworben haben und erwerben. So was wird natürlich durch das Interesse am Fach gefördert oder eben auch nicht. Gut, manchen scheint ein Talent für manche Bereiche in die Wiege gelegt worden sein (zum Beispiel in Kunst oder Sport). Aber manchmal reicht es ja schon aus, sich genügend für das Fach zu interessieren, um dementsprechend die Zusammenhänge besser verstehen zu können.

Andersrum ist es genau so möglich, dass man im Grunde durchaus dazu in der Lage wäre, bestimmte Sachverhalte zu verstehen, aber einfach kein Interesse an der Sache hat und sich daraufhin nicht genügend mit der Materie beschäftigt. Schon kann das Können in diesem Bereich schwinden, ohne dass es was mit der Intelligenz oder sonst was zu tun hat.

Ich halte generell nicht viel von diesen Vorurteilen. Man sagt auch, dass Frauen schlechter einparken als Männer. Wenn ich dann aber manche Männer einparken sehe, schlage ich beide Hände vor den Kopf. Von daher sollte man einfach immer individuell die Interessen, Fähigkeiten und Kompetenzen des Menschen betrachten und dann darauf schließen, was er oder sie gut verstehen könnte und was nicht. Generalisierung bringt da gar nichts!

» Suzuki1990 » Beiträge: 150 » Talkpoints: 10,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



So etwas kann man pauschal nie sagen, ob Mädchen oder Jungen besser in einem Fach wie Physik sind. Ich konnte mich in der Schule nie so richtig mit Physik anfreunden, da ich mit der Materie nie etwas anfangen konnte. Trotzdem habe ich mich dann für einen Beruf entschieden, der mehr oder weniger mit der Physik zu tun hat. Dies hat sich erst in den letzten Schuljahren herauskristallisiert.

Auch Mädchen können in den technischen Fächern wie Physik oder Chemie sehr gut sein. Bei uns war es jedenfalls so, dass die Mädchen in fast allen Fächern besser als die Jungs waren und wenn jemand sitzenblieb, waren es in erster Linie die Jungs.

» kowalski6 » Beiträge: 3399 » Talkpoints: 154,43 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Hier ein mal ein paar wohl gehütete Geheimnisse vom (fast) Lehrer: Aussagen wie "Jungen sind gut in X, Mädchen gut in Y" sind in Bezug auf die Schule seit langem überholt und verschwinden hoffentlich bald komplett aus dem Alltag. Das ganze stammt noch aus der Zeit, in der Jungen und Mädchen ihrem Geschlecht entsprechend eine andere Ausbildung erhielten mit dem Ziel sie mit den richtigen Fähigkeiten für ihre spätere Rolle im Leben auszustatten. Sprich Vati bringt das Brot auf den Tisch und geht arbeiten (brauchen also Mathe, Physik, Chemie, generell Naturwissenschaften), Mutti kocht und erzieht die Kinder (entsprechend soziale Bereiche, Deutsch, Kunst, Geisteswissenschaften). Entsprechend gingen Jungen auf das Gymnasium, Mädchen in die Haushaltsschule. Sprich Mädchen konnten gar nicht gut in den naturwissenschaftlichen Fächern sein, weil sie sie schlicht und ergreifen nicht hatten. Andersherum verhielt es sich mit den Jungen.

Das ganze war aber nur ein durch die Gesellschaft erzeugter Effekt. Entwicklungspsychologisch gibt es an sich erst einmal absolut keinen Grund, warum das Geschlecht etwas auf die geistige Ausprägung haben sollte. Trotzdem hat sich davon bis heute vieles erhalten. Klein Max bekommt zum 5. Geburtstag einen Fußball und geht vor die Tür bolzen, klein Anna eine Puppe und liest drinnen ein Buch. Um mit dem ganzen, da es sich dabei im Grunde um widerlegte Vorurteile handelt, aufzuräumen, kam das sogenannte "Gender Mainstreaming" auf. Ein Schüler ist ein Schüler und soll entsprechend seiner Fähigkeiten gefördert werden, dabei spielt das Geschlecht absolut keine Rolle. Beide Geschlechter sitzen heute zusammen im Klassenraum und erhalten das gleiche Angebot an Unterricht. Sie können sich also ihrer Stärken und Schwächen entsprechen entfalten und nicht ihrem Geschlecht entsprechend.

In der Entwicklungspsychologie hat man schon längst den Begriff "Geschlecht" in "Biologisches Geschlecht" (das genetisch veranlagte Geschlecht, sprich der Körper und all seine entsprechenden Funktionen, salopp gesagt das, was wir zwischen den Beinen haben) und "Geschlechtsrolle" (das, was die Gesellschaft aufgrund unseres biologischen Geschlechts von uns erwartet, die Rolle, die wir darin spielen und uns aneignen). War die Geschlechtsrolle vor ein paar Jahren noch fest an unser biologisches Geschlecht gebunden (siehe das Vati-Mutti Beispiel oben) kann heute jeder selbst seine Entwicklung bestimmen. Frauen können genau so gut Karriere machen wie Männer zu Hause die Kinder versorgen (um nur ein sehr überspitztes Beispiel zu nennen). An der Umsetzung mag es sicher hier und da noch massiv hapern, da es genug veraltete Ansichten gibt, aber im Deutschen Gesetz steht nicht umsonst, dass "Jeder Mensch gleich" ist.

Im Zuge der Umbrüche in Hinsicht auf Sexualität, sprich Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität usw. werden die eingefahrenen Vorstellungen der Geschlechtsrolle immer weiter in Frage gestellt und aufgelöst, bis wirklich nur noch die Selbstbestimmung der einzelnen Person zählt und nicht etwa, mit welchem genetischen Geschlecht sie auf die Welt gekommen ist. Sprich: Jeder darf in seiner Entwicklung, ob männlich oder weiblich, selbst bestimmen, worin er gut ist, wo seine Vorlieben liegen und was er aus seinem Leben machen möchte. An diesem Punkt sind wir bei weitem noch nicht, aber wenn wir einmal 50 Jahre zurückschauen kommt einem diese Zeit verglichen wie heute vor wie das Dunkle Zeitalter.

» Mr.Fahrenheit » Beiträge: 8 » Talkpoints: 12,12 »


Angeblich soll es ja genetisch bedingt sein, dass Jungen vor allem Mathematik, was ja eng mit den Naturwissenschaften zusammenhängt, besser sein sollen. Aus meiner eigenen Schulzeit kann ich nur sagen, dass es relativ gleichmäßig verteilt war. Es gab immer ein paar wenige, die in Mathe und auch Physik besonders gut waren, da war die Anzahl von Jungen und Mädchen aber sehr ausgeglichen, und der Rest war eben guter bis weniger guter Durchschnitt.

Ich war nicht so sonderlich gut in Physik, aber das lag sicher zum Teil auch an mangelndem Interesse. Ich fand es einfach die meiste Zeit furchtbar langweilig und wenn mich ein Fach nicht interessiert hat, dann war bei mir die logische Konsequenz immer, dass ich mich nicht besonders gut auf Klassenarbeiten vorbereitet habe. Rein vom Verständnis her hätte ich es aber eigentlich besser können müssen, schließlich hat man es viel mit mathematischen Formeln zu tun und in Mathe war ich damals eigentlich noch ganz gut. Erst in der Oberstufe bekam ich Probleme darin. Physik hatte ich da aber ohnehin schon abgewählt.

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» Jessy_86 » Beiträge: 5456 » Talkpoints: 0,18 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Falls Jungs tatsächlich besser in Physik sein sollten, was ich aus eigenen Beobachtungen jetzt nicht bestätigen kann, dann liegt das doch wahrscheinlich genau an diesem Klischee. Es gibt ja Untersuchungen, die zeigen, dass Lehrer unbewusst durchaus nach ihren Erwartungshaltungen benoten. Also, dass Schüler, von denen man erwartet, dass sie gut sind, auch tendenziell bessere Noten bekommen.

Und dann führt das Klischee vielleicht auch dazu, dass Kinder von den Eltern unterschiedlich gefördert werden und es sind natürlich nicht nur die Eltern, die daran Schuld sind, dass das Klischee weiterlebt. Ich habe im letzten Jahr nach einem Buch über Astronomie für Kinder gesucht und habe dann gleich mehrere Bücher gefunden, die nicht nur eine Altersangabe enthielten sondern eben auch den Hinweis, dass sie für Jungs gedacht seien.

In meinem Abiturzeugnis stehen übrigens 15 Punkte in Physik und ich denke das hat mit meinem Geschlecht sehr wenig zu tun. Ich hatte einen Lehrer, der es verstanden hat die Schüler für sein Fach zu begeistern und bei dem es tatsächlich einfach Spaß gemacht hat zu lernen. Biologie, eigentlich eher ein "Mädchenfach" habe ich hingegen abgewählt, weil ich mit dem Lehrer und seiner Art der Unterrichtsgestaltung so gar nicht klar kam.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Meiner Meinung nach kann man nicht grundsätzlich sagen, dass Jungs besser in Physik sind als Mädchen. Jungs interessieren sich meistens eher mehr dafür und geben sich deshalb auch mehr Mühe. Ein Mädchen, dass sich für dieses Fach interessiert, kann genauso gut darin sein, wie ein Junge.

Damals auf dem Gymnasium war ein Mädchen Klassenbeste in Physik und sie hat dann auch Physik studiert. So etwas ist nicht vom Geschlecht abhängig.

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» crazygirl1990 » Beiträge: 573 » Talkpoints: 0,24 » Auszeichnung für 500 Beiträge


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