Lehrplan in einem Schuljahr durchbekommen unmöglich?
Wir haben es letztes Jahr nicht geschafft, den Lehrplan in Mathematik bis zum Schuljahresende durchzuarbeiten. Weil der Schulstoff in der Oberstufe ziemlich kompliziert ist, hatte fast jede Stunde ein anderer Schüler eine Frage, auf die der Lehrer näher eingehen musste, bevor er mit dem Stoff fortfahren konnte. Dass wir in der letzten Jahrgangsstufe nicht alle Themen, die der Lehrplan eigentlich für dieses Schuljahr eingeplant hatte, durchnehmen konnten, zeigte sich gleich zu Beginn dieses Schuljahres. Vielen von uns fiel Mathematik gleich anfangs schwer, weil das erste Thema im neuen Schuljahr auf das Thema, das wir eigentlich am Ende des letzten Schuljahres behandelt haben sollten, aufgebaut hat.
Unser Lehrer meinte dann, dass es gerade in den Hauptfächern ziemlich schwer wäre sich an den Lehrplan zu halten und bis zum Jahresende alles abzuarbeiten. Dazu gäbe es einfach viel zu viele Themen, für die viel zu wenig Zeit eingeplant wäre. So gut wie jede Woche sollte ein neues Thema eingeführt werden, demnach bleiben nur zwei Übungsstunden in der Woche übrig, in denen man das Wissen festigen könnte. Natürlich könnte ein Lehrer den Lehrplan einfach strikt abarbeiten, obwohl die Hälfte der Klasse den aktuellen Schulstoff noch nicht verstanden hat, aber über die Noten nach der nächsten Arbeit müssen wir denke ich gar nicht erst sprechen.
Jetzt mag der ein oder andere behaupten, dass die Schüler selbst für ihre Zensuren verantwortlich sind und sich zuhause hinzusetzen haben, wenn sie etwas nicht verstehen. Aber gerade wenn man das Thema von Grund auf schon nicht kapiert, fällt es einem unglaublich schwer eine in der Schule gelöste Aufgabe nachvollziehen zu können, von den Hausaufgaben, die man selbstständig daheim rechnen soll, ganz zu schweigen. Und bis zu hundert Euro im Monat für zusätzliche Nachhilfestunden kann sich eben auch nicht jeder leisten.
Wie war das zu eurer Schulzeit? Habt ihr bis zum Schuljahresende immer alle Themen im Lehrplan abarbeiten können oder mussten eure Lehrer auch Prioritäten setzen und darauf verzichten manche Themen durchzunehmen? Ist im Lehrplan überhaupt eingerechnet, dass die Schüler auch mal eine Frage zum aktuellen Thema haben, die geklärt werden muss, oder wird davon ausgegangen, dass jeder Schüler jedes Thema gleich auf Anhieb versteht? Sollten die Lehrpläne eurer Meinung nach etwas gelockert und mehr Übungsstunden eingeplant werden? Oder ist wirklich jedes Thema für die Abschlussprüfung relevant und muss unbedingt im Unterricht behandelt werden?
Gerade Mathematik ist natürlich ein problematisches Fach. Es baut eben alles aufeinander auf, so dass es schwer ist, ein Thema weniger intensiv zu behandeln oder ganz wegzulassen. In anderen Fächern geht das ja relativ problemlos, bei Mathematik kann das aber sehr viele Probleme später verursachen, weil dann eben ein Baustein fehlt und dann Grundlagen mühselig wiederholt werden müssen. Das kostet dann wiederum zusätzliche Zeit und dadurch entsteht quasi eine Art Teufelskreislauf.
Dazu kommt, dass es sehr unterschiedlich begabte Schüler gibt. In anderen Fächern wirkt sich das nicht so stark aus, bei Mathematik ist es aber schwer, den Unterricht fortzusetzen, wenn es nur wenige nicht verstanden haben. Die Bandbreite an Zeitaufwand, bis es jemand verstanden hat, ist enorm. Für den einen genügt eine Schulstunde, um ein Thema zu verstehen, andere brauchen mehrere Stunden und müssen es zig mal üben, um einigermaßen folgen zu können.
Es ist logisch, dass sich der Lehrplan nicht nach den schlechtesten Schülern richten kann, sonst würde ein durchschnittlicher oder gar guter Schüler viel zu wenig lernen. Dazu kommt, dass an Gymnasium inzwischen auf Drängen der Eltern sehr viele Schüler durchgeschleppt werden, obwohl sie gar nicht für diese Schulform geeignet wären.
Letzendlich müsste man dafür sorgen, dass Schüler, die Verständnisschwierigkeiten haben, von sich aus mehr tun müssen, um die besseren Schüler nicht aufgehalten werden. Dafür könnte man zusätzliche Kurse einrichten, betreute Lerngruppen einführen oder eben mehr die Hausarbeit fördern. Wer diesen zusätzlichen Aufwand nicht in Kauf nehmen will oder es trotzdem nicht schafft, muss eben die Wahl der Schulform noch einmal überdenken. Das klingt vielleicht hart, aber ist im Endeffekt notwendig, damit ein gewisses Mindestniveau des Unterrichts gehalten werden kann.
Es ist nicht nur in den Hauptfächern so, sondern in allen akademischen oder schulischen Gebieten. Es liegt allerdings meiner Meinung nach nicht am Lehrplan, sondern an vielen verschiedenen Faktoren wie der Kompetenz des Lehrers oder Dozenten, der Lehrweise des Lehrers oder Dozenten, der Aufmerksamkeit der Schüler, der restlichen Unterrichtsgestaltung und Tagesgestaltung, an der Pausenlänge zwischen den Unterrichtsfächern und an der sozialen Kompetenz des Lehrers. Es kommen also sehr viele Faktoren zusammen und da mittlerweile sowohl die Schüler, als auch die Lehrer nicht wirklich motiviert sind, weil beide überfordert sind, die Lehrer zu schlecht bezahlt sind, die Klassen zu groß und vieles mehr, wird das Erreichen des gesamten Lernziels oft verfehlt.
Ich kann aus Erfahrung sagen, dass wir damals als sehr gutes und auch lernbegieriges Semester (Schnitt unter 2) in sämtlichen Fächern, in denen wir halbwegs gute Lehrer hatten, die einen Plan hatten, den Lernstoff sehr gut verteilt haben und am Ende der Semester immer noch drei Wochen hatten, um den Stoff und einzelne Schwachstellen komplett zu wiederholen. Wir hatten in Mathematik zum Beispiel eine großartige Lehrerin, die nicht nur ihr Fach beherrscht hat, sondern den Stoff auch so gut vermittelt hat, dass niemand ein zweites Mal nachfragen musste, sondern es nach einmaligen Nachfragen verstanden hat.
Denn es liegt auch an der ganzen Klasse oder dem ganzen Semester, ob das Lernziel erreicht werden kann. Wenn es ein paar "Experten" gibt, die einfach nichts verstehen und jede Stunde so viel fragen, dass die Klasse nicht voran kommt, dann kann die Lehrerin nichts dafür, dass der Lehrplan nicht eingehalten wird. Dennoch finde ich es falsch von der Lehrerschaft zu behaupten, es wäre schwer den Lehrplan einzuhalten, denn das ist es nicht. Viele Lehrer schaffen es nur nicht die Masse an Stoff zu einzuteilen, dass sie ihn bewältigen können. Wenn man das vorgesehene Lehrmodell, in der Schule lehren, durch Hausaufgaben Wissen festigen und Wiederholen, einhalten, ist es absolut möglich den Stoff auch in Leistungskurse zu bewältigen, selbst wenn dieser Mathe heißt.
Dieses Thema finde ich sehr interessant. Da ich Lehramtsstudentin bin, muss ich mich in 1-2 Jahren ebenfalls damit befassen, wie man den vorgegebenen Stoff so verteilt, dass alles in einem Schuljahr abgearbeitet werden kann. Ich studiere zwar den Schwerpunkt Grundschule, doch auch in der Primarstufe lässt sich schon erkennen, wie vollgepackt die Lehrpläne sind und wie schwierig es sein kann, davon alles angemessen unterrichten zu können.
Es ist zumindest in den Grundschullehrplänen so, dass die Lehrpläne "Kompetenzen" enthalten und nicht rigoros vorschreiben, was wann zu machen ist sondern nur sagen, was für Lernziele Kinder am Ende des Schuljahres erreicht haben sollen. Ich könnte mir vorstellen, dass das in den weiterführenden Schulen etwas anders ist. In meiner eigenen Schulzeit habe ich das auch anders erlebt. Auch wir sind nicht immer am Schuljahresende mit dem kompletten Stoff durchgekommen. Das bedeutete natürlich viel Stress für Lehrer als auch für Schüler, vorausgesetzt dass sowohl die eine als auch die andere Seite daran interessiert war, das Bestmögliche zu geben.
Doch ich denke, dass bei einer guten Organisation des Lernstoffs durch den Lehrer viel aus den Lehrplänen rausgeholt werden kann. Da dürfte es dann genügend Zeit für Fragen aber auch für Übungen geben, wenn sich verschiedene Unterrichtsmethoden effizient abwechseln. Natürlich sage ich das jetzt aufgrund meiner universitären Ausbildung, wo wir sowas immer eingebläut bekommen. Doch ich glaube auch, dass es für Lehrer wirklich schwierig ist, alles Prüfungsrelevante bis zum Schuljahresende so durchzunehmen, dass wirklich jeder Schüler alles zumindest grundlegend verstanden hat. Als älterer Schüler kann man ja auf diesen Grundlagen aufbauen. Jüngere Schüler brauchen da doch etwas mehr Unterstützung durch den Lehrer.
Darüber kann man wahrscheinlich stundenlang diskutieren, da jeder unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat oder noch macht und eben auch verschiedene Vorstellungen davon hat, wie Unterricht zu sein hat, damit jeder Schüler am Ende des Schuljahres von sich behaupten kann, zufriedenstellend unterrichtet worden zu sein.
Bis auf in ganz wenigen Ausnahmen haben wir zu meiner Schulzeit es immer geschafft, den kompletten Unterrichtsinhalt des Lehrplanes durch zu bekommen. Eigentlich erinnere ich mich nur daran, dass wir in dem Fach Englisch zwei oder drei mal nicht bis an das Ende des Buches gelangt sind und das war zweimal zum Ende des ersten Schulhalbjahres hin und einmal zum Schuljahresende hin, also haben wir es sogar noch geschafft, in einem Halbjahr die Inhalte aufzuholen, die wir im vorhergehenden Schulhalbjahr nicht mehr geschafft haben. Das ist in der Oberstufe gewesen, in der MIttelstufe haben wir entweder immer alles geschafft, oder ich habe es nur nicht mehr präsent, dass wir etwas nicht komplett durch bekommen haben.
Probleme gab es deswegen aber keine. Wir hatten eine Klasse, die im Vergleich mit den anderen Parallelklassen doch auffallend schlecht gewesen ist, aber wir haben eigentlich ziemlich flexible Lehrer gehabt, die jedem das notwendige Grundwissen beibringen konnten, aber den anderen Schülerinnen und Schülern dabei noch immer weitere Aufgaben gegeben haben, damit sie weiter kommen. So hatten wir eine deutliche Klassenspitze, die aus wenigen Schülern bestand, und einen ziemlich großen teil von Schülerinnen und Schülern, die mehr schlecht als recht klargekommen sind, aber zumindest keine weiteren Verständnisprobleme bei Stoff bekommen haben, welcher auf Stoff aus anderen Halbjahren aufbaute. Das ist ja zumindest etwas, würde ich sagen.
Ich habe da ganz verschiedene Erfahrungen gemacht. Teilweise haben wir den Stoff super durchbekommen und waren sogar früher als vorgesehen fertig, teilweise aber eben auch genau das Gegenteil.
Das krasseste Beispiel war Französisch in der siebten bis zehnten Klasse auf der Realschule. Wir sind sowas von langsam voran gekommen und das lag definitiv nicht daran, dass wir eine schlechte Klasse waren, denn bis auf ein, zwei Leute waren wirklich sehr gut. Nichtsdestotrotz denke ich mittlerweile, dass wir viel zu überfordert mit der Sprache waren. Es macht eben doch einen heftigen Unterschied, ob man eine neue Sprache mit 12 Jahren oder erst ein paar Jahre später lernt. Ich glaube, ich hatte in diesem Alter gar nicht die Auffassungsgabe, um zwei Fremdsprachen gleichzeitig zu lernen. Dass wir bereits in dem ersten Jahr nicht mit dem Buch durchgekommen sind, hatte dann natürlich auch Auswirkungen auf die restlichen Jahre. Im Abschlussschuljahr sind wir sogar nicht einmal zu dem eigentlichen Buch gekommen, sondern haben das ganze Jahr über nur aus dem alten Buch nachgearbeitet. Da ich seitdem nichts mehr mit französisch am Hut hatte, empfinde ich es jetzt nicht als so schlimm, aber für alle, die auf der weiterführenden Schule damit weitermachen wollten, war es schon ärgerlich.
Ansonsten habe ich auch negative Erfahrungen mit Geschichte gemacht. Hier genügen zwei Schulstunden in der Woche einfach nicht, um so viel Wissen aufzubauen, dass man über jedes der Themen, die im Abitur Thema sind, ausführlich bescheid weiß. Dazu kommt, dass eine der beiden Schulstunden ja eigentlich Gemeinschaftskunde ist und nicht Geschichte, zumindest ist das bei uns so. Somit bleibt eine Stunde pro Woche um die deutsche Geschichte ab dem 1800 durchzunehmen - unmöglich!
Positive Erfahrungen habe ich dagegen in dem bereits vielfach angesprochenem Fach Mathe gemacht. Hier kommen wir tatsächlich immer sehr gut mit dem Stoff durch und hatten vor den Prüfungen auch immer genug Zeit, um noch Wiederholungen zu machen. Ich muss dazu sagen, dass wir aber auch immer sehr kompetente Lehrer hatten, die den Lehrplan super durchgezogen haben, ohne dabei die schwächeren Schüler auf der Strecke zu lassen.
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