Wenn Eltern den Kindern alles kaufen

vom 28.10.2012, 22:07 Uhr

Ich habe bis jetzt schon in drei Ländern gelebt und befinde mich gerade in dem vierten Land. Ich war schon in Deutschland, in Ägypten und in der Schweiz. Momentan befinde ich mich in der Türkei. Diese ganzen Länderwechsel kommen deswegen zustande, weil mein Vater immer neue Jobangebote bekommen hat und in die Türkei sind wir gekommen, weil hier unsere Familie ist und ich ein Angebot von einer Fußballmannschaft bekommen habe.

Bis jetzt war es in allen Ländern so, dass es verschiedene Gruppen von Kindern und natürlich auch Eltern gab. Bei mir war es aber immer so, dass ich die gleiche Gruppe nie gemocht habe. Und das war die Gruppe, bei denen die Eltern den Kindern immer alles gekauft hat. Die Kinder hatten immer die neusten Handys, Klamotten und so weiter. Ich war immer jemand, der nie so richtig Geld von seinen Eltern haben wollte. Ich habe mich immer geschämt, wenn ich von meinen Eltern Geld haben wollte und habe immer geguckt, dass ich selber an Geld komme. Und das ist auch so, obwohl wir nicht gerade wenig Geld haben.

Mittlerweile ist es so, dass mich diese Kinder gar nicht mehr aufregen, da sie mich jetzt nicht mehr interessieren. Allerdings überlege ich immer, was das denn für eine Erziehung ist. Mein Vater sagt immer, dass die Familie nicht soviel Zeit für das Kind hat und deswegen bekommt das Kind alles. Das finde ich persönlich sehr falsch und muss auch sagen, dass so etwas keine Erziehung ist.

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» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich finde es persönlich auch unverantwortlich, wenn Kinder alles kriegen was sie wollen. Es ist wichtig, das man materielle Dinge wert zu schätzen lernt. Gerade in der "ersten Welt" ist es so, dass wir im Überfluss leben. In den meisten Teilen der Welt ist das nicht so. Deswegen ist es besonders wichtig, dass wir unsere Ressourcen wertschätzen.

Ein Kind sollte den Konsum nicht als etwas selbstverständliches ansehen. Denn durch eine solche Erziehung wird den Kindern der Wert der Gegenstände nicht mehr vermittelt. Wenn er jeder Zeit bekommen kann was er möchte, dann wird er es als etwas alltägliches wahrnehmen und nicht lernen mit Ressourcen schonend umzugehen. Wir züchten somit eine Generation heran, die nicht mehr in der Lage ist mit ihrem Geld richtig zu haushalten. Man könnte sagen : "Konsum ist keine Lösung!".

» frankiskrank » Beiträge: 289 » Talkpoints: 15,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich kann das in meiner eigenen Familie auch immer wieder beobachten. Unser kleines "Prinzesschen" bekommt auch alles, was sie haben will - und wehe, plötzlich gibt es eines der 100 gewünschten Dinge nicht. Ich halte auch nicht viel davon, dass Kinder in jungen Jahren schon mit so vielen materiellen Dingen zugeschüttet werden. Die wissen doch teilweise gar nicht mehr, was sie mit all dem Kram anfangen sollen, der das eigene Zimmer zu müllt.

Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass die Familien nicht so viel Zeit für die Kinder haben und das dann mit Spielzeug und sonstigen Dingen wieder gut gemacht wird. Ich denke viele Eltern scheuen es, "nein" zu sagen und wollen ihre Kinder verwöhnen und ihnen was Gutes tun. Dabei verlieren bestimmt die ein oder anderen aus den Augen, dass es auch schaden kann, wenn ihre Kinder immer alles bekommen, was sie sich wünschen.

Wie hier schon erwähnt wurde verlieren Kinder recht schnell den Blick dafür, ihre lieb gewonnenen Sachen wert zu schätzen. Schließlich gibt es doch immer und immer wieder neue Sachen. Da können die alten doch mal ganz schnell in der Ecke landen, weil plötzlich das Interesse nicht mehr so groß ist. Klar, das kann man nicht so pauschalisieren, aber beobachten kann man ja das ja doch immer mal wieder.

» Suzuki1990 » Beiträge: 150 » Talkpoints: 10,02 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich kenne leider auch so eine Familie, in der das Kind alles bekommt, was es möchte. Es ist für mich schwierig zu beurteilen, ob die Eltern nicht genug Zeit für ihre Kinder haben oder woran es liegt. Ich denke aber mal, dass vor allem die Mutter schon die meiste Zeit für ihre Kinder da ist und Zeit hat. Trotzdem bekommt gerade das ältere Kind so viele Sachen, dass es wahrscheinlich gar nicht weiß, wohin damit. Woran es nun liegt, dass das Kind so mit Geschenken überhäuft wird, kann ich gar nicht mal sagen.

Aber ich finde so etwas schon schade und auch ein wenig unfair dem Kind gegenüber. Wenn immer das nächste Geschenk das vorige ausstechen muss und es immer mehr und teurer sein muss, dann finde ich das nicht mehr schön. Das Kind bekommt doch eine völlig falsche Vorstellung vom Konsum. Die Eltern sind zwar nicht arm, aber trotzdem sollte man dem Kind nicht so falsche Werte vermitteln, finde ich. Deswegen rege ich mich über solche Kinder auch nicht auf, da sie mir eher leid tun als dass ich sie beneiden würde.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Leider gibt es immer wieder Eltern, die so durch viele Geschenke die Liebe ihrer Kinder erkaufen. Teilweise werden dann auch einfach alle Wünsche erfüllt, um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, dass sie eben wenig bis keine Zeit für ihre Kinder haben. Manchmal ist es aber auch so, dass die Kinder durch Geld und Geschenke dann ruhig gestellt werden sollen. Es gibt ja Kinder, die so lange plärren und Theater machen, bis sie eben das gewünschte bekommen.

Ich finde, dass diese Kinder kein glückliches Leben führen und mit Geld und Geschenken kann man eben keine Liebe kaufen. Ich finde es wichtiger, dass die Eltern sich Zeit für die Kinder nehmen, für sie da sind und sich mit ihnen beschäftigen. Das kann kein Geschenk der Welt ersetzen.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Inzwischen wissen wir ja, dass Du schon in einigen Ländern gelebt hast und ich denke, man muss es nicht immer wieder erwähnen, da in vielen Ländern es nicht viel anders ist, was die Beziehung und Erziehung zu und von den Kindern betrifft. Das aber nur am Rande, da Du diese Erfahrungen ja bereits selbst gemacht hast, denn dort, wo scheinbar recht viel Geld im Spiel ist, ist es sich doch schon sehr ähnlich!

Ich gehe mal davon aus, dass Dein Vater nun auch nicht gerade arm ist und er Dir durchaus einiges ermöglicht hat. Würdest Du Dich nun daher auch als jemanden sehen, der immer das Neueste vom Neusten hast oder es gern hättest? Jedenfalls kommt es mir manchmal so vor, als würde Neid eine bestimmte Rolle spielen, auch, wenn ich das Verhalten mancher Eltern so nicht verstehen kann.

Im Übrigen kann man diese Beobachtungen nicht nur in wohlhabenden Familien machen, sondern auch in anderen Familien, in denen Zeit für die Kinder schon vorhanden wäre, man aber einfach nur keine Lust hat, sich um die Kinder zu kümmern oder auch, weil man nicht weiß, was man mit den Kindern machen soll. Da wird dann lieber mit materiellen Dingen versucht, die Kinder quasi ruhig zu stellen, weil es sonst zu anstrengend sein könnte. Die Umstände können vielseitig sein, ich mag es aber auch lieber, wenn ein Kind mehr Zeit mit den Eltern verbringen kann, als dass es eben stets auf materielle Dinge ruhig gestellt wird.

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» *steph* » Beiträge: 18439 » Talkpoints: 38,79 » Auszeichnung für 18000 Beiträge


Ich kenne auch mehrere solche Familien und muss deinem Vater da recht geben. Die Eltern kaufen ihren Kindern alles, was sie haben wollen um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, weil sie keine oder viel zu wenig Zeit für ihre Kinder haben.

Ich würde es mit meinem Sohn nicht so machen. Zum einen ist es im Leben nun einmal so, dass man nicht immer alles haben kann oder bekommt was man gerne möchte. Das sollten Kinder schon lernen. Manches muss man sich eben hart erarbeiten. Außerdem lernen die Kinder so überhaupt nicht den richtigen Umgang mit Geld. Später werden sie dann Schwierigkeiten bekommen und müssen dann auch immer noch von den Eltern unterstützt werden. Ich selber habe eine pädagogische Ausbildung gemacht und in der Schule hat uns die Lehrerin einen Spruch gesagt. Qualität steht vor Quantität - Also es ist nicht unbedingt wichtig, wie viel zeit man mit seinem Kind verbringt. Viel wichtiger ist es, dass man die zeit die man hat sinnvoll verbringt und dann auch wirklich etwas schönes mit seinem Kind macht. Das geht auch ohne Geld bzw. man braucht nicht viel. Auf den Spielplatz oder in den Zoo gehen, ein Eis essen oder Gesellschaftsspiele spielen. Das ist viel sinnvoller als den Kindern alles zu kaufen.

» Lady86 » Beiträge: 671 » Talkpoints: 12,73 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich kenne das auch, zwar nicht von unserer Familie, aber von anderen. Beispielsweise bekommen die Kinder dort zu Weihnachten und Geburtstag teure Geschenke, wie eine Playstation 3. Diese hat damals ja sehr viel gekostet, das 12 jährige Kind hat sie bekommen. Das war glaube ich ein Einzelkind, was ich demnach auch nachvollziehen kann. Eltern, die nur ein Kind haben, haben zumindest zusätzlich keine Kosten für andere Kinder, an Geschenken. Dennoch finde ich so teure Geschenke nicht richtig.

Mein kleiner Bruder hat zu Geburtstag Spielzeug bekommen. Ein bisschen Kleidung (Socken, Hosen, Pullover) und einen Film, den er sich wünschte. Mehr sollte es eigentlich auch garnicht sein, finde ich. Man sollte es den Kindern auf keinen Fall zu früh beibringen, denn je älter sie werden, desto "mehr" erwarten sie dann an Geschenken. Am 18. Geburtstag kann man das ja verstehen, wenn man etwas "Großes" bekommt, aber nicht früher. Das finde ich immer wieder traurig, wie manche Eltern ihre Kinder beschenken.

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» Dominik12 » Beiträge: 1689 » Talkpoints: 7,61 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich bin auch der Meinung, dass wir mittlerweile häufig genug erfahren durften, wo Du bisher überall gewohnt hast, petertreter. Vielleicht ersparst Du uns künftig, das nochmal zu erwähnen.

Dass es nicht in Ordnung geht, wenn Kinder alles gekauft bekommen, was sie haben wollen, sehe ich auch so und ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass Kinder auch lernen müssen, dass sie eben nicht alles haben können. Ich kenne aber auch hier in Deutschland einige Eltern, die der Meinung sind, dass ihre Kinder mit anderen Kindern mithalten können müssen. Da kann die Familie eigentlich eher arm sein und aufstockende Leistungen vom Amt beziehen, aber zu Weihnachten muss jedes Kind einen Nintendo bekommen, auch, wenn schon andere Spielkonsolen vorhanden sind. Das ist nach Meinung dieser Eltern wichtig, damit sie ihre Kinder integrieren, denn solche Spielzeuge hat heutzutage ja nun beinahe jeder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass aus solchen Kindern, die unter den Minderwertigkeitskomplexen ihrer Eltern zu leiden haben oder davon hin und wieder auf diese Weise vermeintlich profitieren, irgendeinen großartigen Nutzen aus diesen Verhaltensweisen der Eltern ziehen können und gehe sogar eher vom Gegenteil aus.

Nicht zuletzt ist es wichtig, zu lernen, dass man auch mal verzichten muss, sei es aus Vernunft oder weil bestimmte Dinge eben nun mal nicht möglich sind. Das lernt man spätestens als junger Erwachsener, wenn man nicht mehr zu Hause wohnt, doch dann auch, aber es kann sicherlich nicht schaden, wenn die Grundsteine hierfür schon im Elternhaus gelegt werden. Außerdem ist es natürlich kritisch zu sehen, wenn die Eltern ihre eigene Abwesenheit gegenüber dem Kind damit rechtfertigen und ausbügeln wollen, dass sie ihm dafür wenigstens viele tolle materielle Dinge kaufen können, die im Grunde genommen einfach nur stumpfsinnig sind und dem Kind nicht ansatzweise das bieten, was es eigentlich bräuchte, und damit meine ich vor allem den familiären Rückhalt und das Zusammensein mit anderen Familienmitgliedern, also auch den Eltern.

Ich bin jedenfalls ganz froh, dass meine Eltern mir damals nicht alles kaufen konnten und auch nicht gekauft hätten, wenn sie dazu finanziell in der Lage gewesen wären. Wenn ich etwas bekommen habe, das ich mir sehnlichst gewünscht habe, dann war meine Freude unglaublich groß. Als erwachsener Mensch habe ich wiederum recht schnell realisiert, dass ich mich über die Dinge, die ich einmal besonders toll fand, mittlerweile nicht mehr freuen kann, weil ich sie mir jederzeit leisten kann und sie damit keine erstrebenswerte Besonderheit mehr sind. Ich setze mir deshalb mittlerweile selbst gewisse Grenzen und kaufe nicht mehr alles, wonach mir gerade ist, sondern setze lieber Ziele, auch solche, die zeitlich festgelegt sind, und versuche, alles irgendwie zu dosieren, um eben nicht abzustumpfen, was das Empfinden von Freude über eine Errungenschaft materieller Art angeht.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ich bin in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir auch sehr viel gekauft wurde und ich immer von allem das beste und das neueste hatte. Wenn ich von einem Computerspiel oder Gameboyspiel geredet habe, hat mein Vater es mir am nächsten Tag als Überraschung mitgebracht, Kleidung wurde generell in allen Farben und nur von teuren Marken gekauft, wozu sogar Marken wie Tommy Hilfiger und Lacoste gerade noch so gehörten. Wenn mir eine Weste in mehreren Farben gefiel, dann durfte ich sie in mehreren Farben mitnehmen und auch an technischem Krimskrams besaß ich so gut wie alles, was es gab. Mein Fuhrpark, bestehend aus Kettcar, Cityroller, Mountainbike und BMX-Rad wurde im Winter ergänzt durch zwei verschiedene Snowboards und zwei verschiedene Paar Ski.

Man kann also sagen, dass ich im Luxus aufwuchs, jedoch nicht im Reichtum, das würde ich nicht sagen. Ich habe viele Freunde gehabt, deren Eltern wirklich richtig reich waren und das sah dann nochmal ein bisschen anders aus. Sie hatten teilweise eine Kreditkarte, die auf das Konto des Vaters ausgestellt war und konnten damit einkaufen gehen wie sie wollte. Während dieser Kaufwahn bei mir beim Älterwerden jedoch langsam gebremst wurde ich immer mehr beigebracht bekam, wie ich mit Geld umzugehen habe, wurde das bei vielen Freunden nicht gemacht und auch während des Abiturs und sogar im Studium wurden sie immer noch durchgefüttert und mit mit allem versorgt was sie brauchten. Zum Abitur gab es einen Mini in der Works Edition oder einen neuen Mercedes, zum Studium gab es eine große 4-Zimmer-Wohnung mitten in der Stadt. Ich fing früh an, zu merken, dass das für die Zukunft ein schlechtes Szenario war.

Ich hingegen wurde immer mehr auf den Boden geholt und musste mit 17 anfangen zu arbeiten, um weiterhin so manche Privilegien genießen zu können. Ich machte das gerne und merkte, dass es gar nicht so übel ist, sich sein Geld selbst verdienen zu müssen. Natürlich hatte ich weniger als die anderen, aber dafür konnten ich und so manch anderer sagen, dass wir uns das selbst erarbeitet hatten. Und auch, wenn wir es nicht sagten, war es ein angenehmes Gefühl zu wissen. Ich glaube, Kinder, denen nie der Wert von Geld beigebracht wird, haben es später ganz schwer ins Leben zu finden, denn sie sind es nicht gewohnt auf Kosten zu achten, sich überhaupt damit zu befassen. Sie sind es gewohnt, dass immer Geld da ist. Und wenn man plötzlich in seinem ersten Job ist, nur 1500 Euro Netto rausbekommt und die kleine Wohnung, an die man sich schon stark gewöhnen musste, plötzlich schon die Hälfte kostet, dann findet das große Umdenken statt.

Ich finde das allerdings ganz falsch und finde, sobald Kinder das Bewusstsein für Geld haben, also ab der Grundschule im Endeffekt, sollte man das alles ganz stark drosseln, sollte nicht alles kaufen und ihnen lieber Taschengeld geben und die Möglichkeit, es durch Gartenarbeit, Küchenarbeit oder sonstige Arbeiten, die so anfallen, noch ein wenig aufzubessern. Ich bin im Nachhinein froh, dass meine Eltern mich so früh "gezwungen" haben, mich für Geld zu interessieren und mich wirklich damit auseinander zu setzen, denn im beginnenden Berufsleben hatte ich so überhaupt keine Einfindungsschwierigkeiten, war nie pleite oder knapp bei Kasse und immer meine Konten im Auge.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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