Höhenangst krankhaft?

vom 28.10.2012, 21:05 Uhr

Gestern kam eine interessante Sendung bei Vox. Samstags gibt es immer einen langen Themensamstag. Es ging dieses Mal um Zwangsstörungen. Unter anderem begleitete das Kamerateam eine junge Frau, die einen Waschzwang hatte, einen Mann mit Tourettesyndrom und einen Mann mit Angstzuständen.

Seine Angst hat sich mit den Monaten auf sein ganzes Leben ausgebreitet: Er hatte Angst aus dem offenen Fenster zu gucken, Briefe zu öffnen und Türen zu öffnen. Er hat sich jedes Mal verkrampft, ist ausgerastet und es war purer Stress. Er hatte eine gute Therapeutin an seiner Seite, die es nach 10 Jahren geschafft hat, ihn von so gut wie allen Ängsten zu befreien. Er kann nun auch wieder ruhig an Hunden vorbei gehen, ohne davon zu rennen.

Ich habe selbst seit vielen Jahren Höhenangst, die stärker geworden ist und ich Schwierigkeiten habe, auf hohe Gebäude zu gehen. Ich habe allerdings weniger Probleme auf Hochhäusern zu stehen, wo ich festen Boden unter den Füßen habe und ich ganz sicher weiß, dass ich nicht runter fallen kann, dass nichts einstürzt und es nicht wackelt. Schwerer fällt es mir, auf Holzkonstruktionen und anderen ähnlichen Bauten zu stehen, zum Beispiel mit Gitterboden oder wenig zum festhalten, oder Aussichtstürme, die sich durch die Besucher bewegen und das Geländer nur ein Geländer ist, durch das man hindurch sehen kann. Ich kriege dann große Angst, stelle mir vor, wie die Konstruktion umfällt und ich tot bin.

Ist das krankhaft? oder völlig normal? Was kann man dagegen tun?

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich denke, dass ein Zwang oder eine bestimmte Angst erst dann krankhaft ist, wenn man dadurch sein Leben einschränkt und dem normalen Alltag nicht mehr nachgehen kann, ohne sich daran zu stören. Jeder Mensch hat in bestimmten Situationen gewisse Ängste, das ist normal. Bei dir ist es die Höhenangst, bei Anderen mag es Platzangst sein. Als Betroffener wählt man gewisse Vermeidungsstrategien, so läuft Derjenige mit Platzangst zum Beispiel nur über Treppen und nimmt nicht den Fahrstuhl. Du wirst wohl das Hinausschauen aus Fenster im Dachgeschoss vermeiden. Das sind beides Dinge, die den normalen Alltag nicht besonders stören, man muss ja nicht den Fahrstuhl nehmen oder aus dem Fenster schauen. Man kann also gut Angst-situationen umgehen, ohne sich einschränken zu müssen.

Was anderes ist es, wenn du nicht mal mehr zum Hausputz eine Leiter hochklettern könntest oder schon im ersten Stock Beklemmungen bekommen würdest, wenn du dich dem Fenster nur näherst. Gewisse Ängste sind meiner Meinung nach vollkommen normal, solange sie eine bestimmte Ausprägung nicht überschreiten. Für mich hören sich deine Schilderungen nach einer ganz "normalen" Höhenangst an. Du empfindest gewisse Situationen anders als Andere und hast deine Art, damit umzugehen, nämlich indem du zum Beispiel keine wackeligen Holzkonstruktionen hinaufsteigst. Wenn das das Einzige ist, was du nicht kannst aufgrund deiner Angst, finde ich, hat das noch einen normalen Rahmen.

Wie du bereits angesprochen hast, gibt es Therapien zur Angstbewältigung. Dabei wird man meistens in steigendem Maße mit seinen Ängsten konfrontiert und der Körper lernt so, dass bestimmte Ängste unbegründet sind. Nach und nach verringert sich dann die Angst. Ich denke, dass eine Therapie in solchen Situationen angebracht ist, wenn man sich aufgrund seiner Ängste und Zwänge im Leben stark einschränkt und dem normalen Alltag nicht mehr nachgehen kann. Betroffene leiden ja teilweise extrem unter ihren Ängsten, da leidet auch die Lebensfreude. Um diese wieder herzustellen, kann eine Therapie durchaus sinnvoll sein. Wenn du also meinst, dass du sehr unter deiner Angst leidest, solltest du einmal versuchen, einen Therapeuten aufzusuchen. Auch, wenn ich nach deinen Schilderungen die Ausprägung nicht krankhaft finde, heißt das ja nicht, dass du nicht darunter leidest. Wenn es dich sehr stört, versuche etwas dagegen zu tun, auch, wenn es Selbstversuche sind. Je mehr du dich deiner Angst stellst, umso eher kannst du sie auch besiegen. Wenn du immer in kleinen Schritten Erfolg erzielst, kannst du sicher auch ohne Therapeut erfolgreich sein.

» TheDutchess » Beiträge: 537 » Talkpoints: 0,67 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich schließe mich dem an. Ich denke Höhenangst ist solange akzeptabel, wie man damit ohne große Einschränkungen leben kann. Wenn die Angst einen aber von normalen Dingen des Alltags abhält, dann ist das eben nicht mehr sonderlich wünschenswert. Ich habe selbst Höhenangst, aber ich würde jetzt sagen, dass ich damit noch umgehen kann und mich dabei im Griff habe. Ich muss zwar jetzt auch nicht zwangsläufig auf jeden Aussichtsturm steigen und diese Situation provozieren, aber ich kann über eine Brücke laufen und auf einem Haus stehen, wenn ich auch nicht unbedingt darauf bestehe ans Geländer zu treten.

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» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich denke Höhenangst ist wird nur dann zum Problem, wenn es das Leben einschränkt. Sollte man durch die Angst solche Probleme bekommen, dass das normale Leben darunter leider, dann wird Höhenangst auch zu einem ernsthaften Problem.

Ich selbst leide nicht unter Höhenangst, aber in gefährlichen Situationen habe ich auch Höhenangst. Immer dann wenn die Höhe eine realistische Gefahr darstellt. Neulich hatte ich aber auch in einer Situation Höhenangst, die eigentlich ungefährlich war, nämlich auf einen Zirkustrapez. Unter mir lag ein großer Haufen von Matten, aber ich hatte anfangs Probleme mit der Höhe und habe mich nicht getraut. Aber nach einigen Versuchen habe ich dann den Entschluss gefasst, das ich es wirklich möchte und habe mich dann getraut.

So lange man es schafft seine Ängste zu überwinden, ist es völlig in Ordnung auch Höhenangst zu haben. Wenn die Angst jedoch die Überhand gewinnt, sollte man etwas dagegen unternehmen und therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

» frankiskrank » Beiträge: 289 » Talkpoints: 15,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



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