Wie viele Freiheiten hat ein Schauspieler beim Filmdreh?

In dem Beitrag Wie viele Freiheiten hat ein Regisseur beim Filmdreh? werfe ich bereits die Frage auf, wie frei ein Regisseur das Drehbuch interpretieren darf, wie und mit wem Änderungen abgesprochen werden müssen und wer das letzte Wort hat. Während ich diesen Beitrag schrieb, stellte ich mir aber noch eine weitere Frage, nämlich die oben stehen, wie viele Freiheiten ein Schauspieler denn eigentlich hat. Denn er bekommt einerseits natürlich seinen Arbeitsauftrag aus dem Drehbuch, dass er beherrschen und so gut wie möglich umsetzen muss, andererseits bekommt er aber auch viele viele Vorgaben von dem Regisseur, der ihn ganz exakt anleitet, je nachdem wie er die Szene auf dem Bildschirm haben möchte.

"Du kommst von rechts herein, guckst so und so, gehst ein paar Schritte, drehst dich so (macht vor, wie er sich dreht) nach links, sagst den Satz und guckst anschließend ein bisschen trauern auf den Boden" - so oder so ähnlich könnte so eine Anweisung klingen in einer Szene, die der Regisseur schon vor sich sieht. Es wird wenige Stellen geben, wo der Regisseur sagt "Ja, ich bin mir nicht sicher, überrasch mich". Doch was ist, wenn der Schauspieler etwas anders sagen will, damit es authentischer ist oder zu seinen eigenen Sprachfähigkeiten besser passt? Spricht er das dann mit dem Drehbuchschreiber ab oder mit dem Regisseur? Und was ist, wenn er die Bewegung ein wenig improvisiert, weil er die Vorgabe nicht exakt machen kann, aufgrund bestimmter körperlicher Eigenheiten? Welcher Instanz unterliegt er dann?

Und wie verhält es sich mit erfolgreichen Schauspielern wie Will Smith oder Adam Sandler, die eine Menge Erfahrung aus vielen sehr erfolgreichen Filmen mitbringen? Werden ihre Verbesserungsvorschläge eher beachtet und können sie einfach sagen "ich werde das so und so machen, weil das natürlicher ist und für mich mehr Sinn ergibt" oder muss er dem Regisseur beziehungsweise dem Drehbuchautor gehorchen, wenn der sich nicht von seiner Spur abhalten lässt? Welche Rangordnung gibt es beim Filmdreh und wie viel dürfen die Schauspieler von sich aus abweichen?

Ähnlich wie beim Regisseur hat natürlich auch ein Schauspieler Freiheiten. Auch er muss das beste aus der Situation machen. Im Drehbuch stehen die Vorgaben, die der Schauspieler letztendlich ausführen muss. Wenn ein Schauspieler aber die Situation nicht schaffen kann, weil ihm eine bestimmte Eigenschaft, ein bestimmtes Talent fehlt, dann muss man das eben anders machen. So etwas kommt sicher mal vor, ich kann das jetzt zwar nicht genau sagen, da ich nicht in der Filmbranche arbeite, aber ich habe viel darüber gelesen.

Es geschieht aber wirklich oft, dass Szenen einfach abgeändert werden. Manchmal werden sie auch anders gedreht als eigentlich geplant war. Das ist ganz normal und fast immer der Fall. Dadurch, dass die Szenen auch nicht in der richtigen Reihenfolge gedreht werden, wie man sie später im Film sieht, können da auch Unterschiede auftreten, denke ich. Der Regisseur muss da einfach den Überblick haben und sowas ist sicherlich eine harte Arbeit. Weil so viele Faktoren genau richtig stimmen müssen, bis die Szene im Kasten ist.

Wenn der Schauspieler beispielsweise sagt, dass er den Text ein wenig abändert, damit es authentischer rüberkommt, ist das sicherlich kein Problem denke ich. Denn es bringt ja nichts, wenn der Schauspieler sich 1:1 an die Vorgaben hält und es im Endeffekt nicht gut aussieht und bei den Zuschauern ankommt. Von daher muss auch der Schauspieler flexibel sein. Je mehr man natürlich von Filmen kennt, je höher die Erfahrungswerte sind, desto einfacher kann man das "schaffen".

Ich bin mit zwei Schauspielern befreundet und auch ich hatte gerade am Anfang ähnliche Fragen. Irgendwann bekommt man selber genug mit, schon alleine dadurch was man erzählt bekommt. So wie jeder über seinen Job erzählt wenn er von der Arbeit kommt. Zwei mal war ich auch am Set dabei und fand es wirklich interessant, wenn gleich ich dazu sagen muss,dass das alles andere als locker ist. Sicherlich ist da auch eine menge Spaß dahinter aber eben auch sehr sehr anstrengend und kraftraubend. Möglicherweise verhält es sich bei niedrigeren Produktionen anders und man hat dort mehr "Luft" .

Auf jeden Fall gibt es einen Spielraum der von jedem genutzt werden kann, ob nun Regisseur, Produzent oder Darsteller. Oftmals liegt einem Film ein Buch zu Grunde, in diesem Fall hat trägt das abschließende Wort des Autors schon sehr viel Gewicht, jedoch funktioniert kein Film ohne die Feinabstimmungen, dessen Entscheidung am Ende von allen getragen werden, bzw. man sich am Ende gemeinsam einig ist.

Bleiben wir mal bei einem Film mit Buchvorlage. Hier handelt es sich bei einer Figur um zwei verschiedene Charakteren. Die Figur die durch den Autor geschaffen und charakterisiert wird und den Schauspieler, der die Figur schauspielerisch darstellen soll aber in der Regel eine andere und eigene Persönlichkeit hat. Beides muss miteinander harmonieren und so baut man oft, nahezu immer, ein Stück von der Persönlichkeit des Schauspielers in die Rolle mit ein. Oftmals haben dazu die Schauspieler auch eigenen Ideen oder aber die Idee kommt aus einer Situation heraus ins Spiel, beispielsweise aus einer spontanen Handlung eines Schauspielers während einer Aufnahme. In diesem Fall war die Autorin beim Set dabei und sieht natürlich die "freien" Handlungen. Wenn es dann zur Situation und zum Charakter passt, wird es übernommen. Durch das Zusammenspiel aus Persönlichkeit und Fiktion ergibt sich dann eine Szene die dann auch authentisch wirkt.