Sehen wie jmd. etwas verliert und es nehmen - Diebstahl?

Vor kurzem habe ich im Zug eine Bekannte getroffen, die zufällig im gleichen Abteil saß wie ich. Das Abteil war sonst ziemlich leer, nur nebenan saß ein Mann mit Akten, Laptop und Handy und arbeitete etwas. Kurz vor seiner Station erhob er sich dann und dabei rutsche sein Smartphone aus der Tasche und blieb auf dem Sitz liegen, während er zur Tür ging. Mir fiel das zunächst gar nicht auf, doch meine Freundin bemerkte es, ging zu dem Platz und nahm das Handy an sich. Doch anstatt es dem Besitzer zu geben, der immer noch im Zug war, hat sie es in ihre Tasche gesteckt und mich nur angegrinst. Ich war einen Moment lang völlig verblüfft von diesem Verhalten. Einerseits wollte ich meine Bekannte nicht sozusagen verraten, andererseits wäre ich dem Mann am liebsten hinter her und hätte ihm gesagt, dass er sein Handy vergessen hat, doch da war er dann leider auch schon ausgestiegen.

Ich sagte meiner Bekannten, dass dies ein ziemlich dreistes Verhalten ist. Wenn man etwas findet, dass jemand verloren hat und das einfach behält, ist ja schon schlimm genug, aber zu sehen, dass die Person, die den Gegenstand gerade verloren hat, noch da ist und sich das Ding einfach schnappen, finde ich absolut daneben. Meine Bekannte reagierte ziemlich schnippisch und meinte, dass sei doch kein Diebstahl, der Mann habe selbst Schuld, wenn er nicht aufpasst. Am Ende hat die das Handy natürlich behalten, auch wenn sie nichts damit anfangen konnte, da es durch eine PIN Nummer gesperrt war.

Wie würdet ihr in so einer Situation reagieren? Ich denke, ich hätte es dem Mann auf jeden Fall noch gesagt, wenn er nicht so schnell den Zug verlassen hätte. Also nicht hey, meine Bekannte hat ihr Handy gestohlen, sondern eher, sie hat es gerade gefunden, gehört es vielleicht ihnen. Als Diebin hätte ich sie dann auch nicht hinstellen wollen, auch wenn sie natürlich eine ist. Habt ihr so etwas schon mal erlebt? Was würdet ihr so einer Person sagen?

Ich finde so ein Verhalten unmöglich. Wenn einem das selbst passieren würde, wäre man doch total unglücklich darüber. Ich kann nicht nachvollziehen, warum deine Freundin das Handy eingesteckt hat, statt es dem rechtmäßigen Besitzer zu geben und muss sagen, dass es in meinen Augen Diebstahl ist. Im Gesetz ist das alles ein bisschen komplizierter geregelt, aber ich meine, es ändert sich, je nachdem, wo man etwas verliert. Den Unterschied macht die Art des Gewahrsams des Gegenstands.

Verliert jemand einen beweglichen Gegenstand, wie das Handy, zu Hause, dann bleibt es in seinem Gewahrsam und es wäre Diebstahl, es sich anzueignen und mitzunehmen. Verliert jemand das Handy, wie in deinem Fall, in einem Zug, so befindet es sich nicht mehr im Gewahrsam des Mannes, sondern wechselt in das Gewahrsam der Person oder Firma, der der Zug gehört. Somit wäre deine Freundin verpflichtet gewesen, es an einem Informationsschalter oder sonstigen Punkt an die Firma des Zugunternehmens abzugeben. Wenn der Mann das Handy im Wald verloren hätte und deine Freundin hätte das Handy gefunden, dann wäre es von dem gewahrsamslosen Zustand in das Gewahrsam deiner Freundin übergegangen.

In meinen Augen und in meiner Auslegung des Gesetzes ist es daher klar eine Straftat, die deine Freundin begangen hat, indem sie das Handy behalten hat. Sie hätte es auf jedenfall abgeben müssen. Ich habe so eine Situation noch nicht erlebt, mein Freundeskreis macht die Person dann drauf aufmerksam oder versucht herauszufinden, wem das Handy gehört, um es zurückzugeben. Denn gutes geschieht, wer gutes vollbringt. Ich habe einmal mein Portemonnaie verloren, statt es in die Innentasche zu stecken, habe ich es daneben gesteckt und nicht bemerkt, wie es mir durch die gesamte Jacke auf den Boden gerutscht ist. Irgendein fremder, anonymer Finder, hat es in den nächsten Briefkasten geschmissen, mit sämtlichen Ausweisen, Bankkarten und knapp 150 Euro - ein ehrlicher Finder, an dem deine Freundin sich mal ein Beispiel nehmen sollte.

Ich kann so eine Verhalten nicht nachvollziehen und hätte sie sicherlich sofort darauf angesprochen und wäre dem Mann dann hinterher. Immerhin handelt es sich hier um einen Diebstahl. Immerhin hat sie ja gesehen, wem das Handy gehört und hätte es ihm oder im Fundbüro abgeben müssen. Ich würde so einer Person, wie deiner Freundin ordentlich die Meinung sagen. Immerhin macht sie da etwas, was sich nicht gehört und man kann immer mal selber in diese Situation kommen und man möchte ja auch nicht, dass jemand das Handy dann einfach mitnimmt.

In solchen Situationen bin ich bis jetzt immer ehrlich gewesen und muss sagen, dass es sich auch auszahlt. Immerhin bekommt man eine Menge Nettigkeit zurück und ich habe auch schon einen kleinen Finderlohn von einer älteren Frau bekommen. Dafür mache ich das natürlich nicht, aber ich denke in solchen Situationen muss man einfach ehrlich sein. Ich habe zum Glück auch nur Bekannte und Freunde, die in diesem Punkt ehrlich sind.

Handys kann man ja auch orten und was bringt es ihr denn mit einem geklauten Handy durch die Gegend zu laufen? Gerade das Grinsen sagt eigentlich aus, dass ihr klauen einen Kick gibt und das ist nicht gut. An deiner Stelle würde ich die Situation einfach noch mal thematisieren und mit ihr reden, denn ihr Verhalten kann auch unangenehme Konsequenzen haben und das willst du ja sicher auch nicht.

Ich finde das Verhalten deiner Freundin schockierend und bin immer wieder enttäuscht, dass es echt solche Menschen gibt. Für mich wäre klar, dass ich dem Mann hinterher laufe und rufe, dass ihm sein Handy aus der Tasche gerutscht ist. Ich denke mir immer, dass ich selbst auch froh wäre, wenn ich etwas verliere und mir es dann jemand wieder geben würde. Was hat denn deine Freundin nun auch davon? Nutzen kann sie es durch die Sperrung ja eh nicht und der Mann wird einfach nur unglücklich sein und sich ärgern, dass er sein vielleicht teures Handy verloren hat.

Ich könnte es gar nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, einfach etwas zu behalten, was ein anderer gerade vor meinen Augen verloren hat und wenn ich ihn noch einholen könnte, um ihm das Verlorene zurück zugeben. Ich glaube auch, dass ich meiner Freundin ordentlich den Kopf gewaschen hätte und dem Mann wohl hinterher gerufen hätte, dass ihr das Handy gefunden habt. Natürlich dann auch so, dass deine Freundin nicht als Diebin da steht. Aber anschließend hätte ich ihr dann auch unter Vier Augen ein paar Takte gesagt. Für mich kommt das ganz klar einem Diebstahl gleich. Aber anscheinend ist da deine Freundin ziemlich abgebrüht und macht sich keine Gedanken über ihr Handeln.

Genauso etwas ähnliches habe ich auch schon erlebt. Es war auch im Zug. Dem Mitfahrer mir gegenüber ist sein Portemonnaie aus der Tasche gerutscht. Die Geldbörse lag ebenso wie in deiner Schilderung noch auf dem Sitz während er aufgestanden ist.

Er hatte den Verlust garnicht gemerkt und bewegte sich Richtung Tür, um an der nächsten Station auszusteigen. Ehrlich gesagt war ich einen Moment hin und her gerissen, ob ich nicht doch das Portemonnaie erstmal behalten sollte. Als der Zug zum Stopp am nächsten Bahnhof dann langsamer fuhr, bin ich zu dem Fahrgast hingegangen und habe ihm das Portemonnaie zurück gegeben. Darüber hat sich dieser sehr gefreut und wollte mir direkt einen 10-DM-Schein als Finderlohn geben.

Zuerst wollte ich das garnicht annehmen. Er hat mir dann den Inhalt gezeigt und mehrere größere Scheine kamen zum Vorschein. Also war ich in kurzer Zeit um 10 DM reicher.

Ich denke, dass ich schon allein aus moralischen Gründen das Richtige gemacht habe und würde jederzeit wieder so handeln, auch wenn ich keinen Finderlohn bekommen sollte.

Natürlich ist das Diebstahl. Zwar hat sie dem Mann das Handy nicht aus der Tasche gezogen, aber viel besser ist so ein Verhalten nun auch nicht. Ich hätte es ihm auf jeden Fall zurückgegeben, bevor er den Zug verlässt. Auch wenn man sich vielleicht denkt, der Typ hat (aufgrund seines Erscheinungsbildes) bestimmt Kohle, ist es trotzdem nicht in Ordnung, sich einfach das Eigentum fremder Leute zu nehmen.

Ich würde eine Bekannte wohl auch nicht öffentlich als Diebin hinstellen, aber ich würden anschließend auf jeden Fall ein paar ernste Worte mit ihr reden und wohl auch versuchen, sie davon zu überzeugen, mir das Handy zu geben, damit ich es zum Fundbüro bringen kann. Sie selbst würde das ja sicherlich trotzdem nicht tun, auch wenn sie es vielleicht versprechen würde, doch sicher nur, um ihre Ruhe zu haben. Sollte sie überhaupt nicht einsehen wollen, dass ihr Verhalten falsch war, würde ich in Zukunft vielleicht sogar etwas auf Abstand von ihr gehen, denn mit Leuten, die so seltsame Moralvorstellungen haben, will ich eigentlich nicht allzu viel zu tun haben. Wer weiß, ob diese Person nicht auch Sachen in meiner Wohnung klauen würde, wenn sie dort mal einen Moment unbeaufsichtigt wäre. Schließlich wäre ich dann ja auch "selbst Schuld", weil ich nicht darauf aufgepasst habe.

Das geht ja mal gar nicht. Das ist eine bodenlose Frechheit von deiner Freundin. Ich an deiner Stelle hätte den Fahrgast informiert, dass deine Freundin ein Handy gefunden hat und er es sich ansehen solle, ob es seines sei. Deiner Freundin hätte ich ganz hart die Meinung gesagt und ihr auch mitgeteilt, dass sie die längste Zeit meine Freundin gewesen sei und ich mit ihr nichts mehr zu tun haben wolle.

Rein rechtlich handelt es sich hier nicht um einen Diebstahl, sondern um eine Unterschlagung, aber auch das ist eine Straftat und wird nach § 246 StGB mit einer Geldstrafe oder sogar einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Selbst wenn der Besitzer nicht mehr ausfindig gemacht werden kann, darf man trotzdem einen gefundenen Gegenstand nicht einfach behalten.

Das solltest du deiner Bekannten auch noch einmal nachdrücklich klar machen, damit sie das Smartphone wenigstens nachträglich noch zum Fundbüro bringt. Und du solltest dir auch klar darüber sein, dass du dich der Beihilfe zur Unterschlagung schuldig machen kannst, wenn du zuschaust und die Tat duldest.

Dieses Verhalten deiner Bekannten finde ich nun wirklich absolut nicht in Ordnung. Da sie ja nun genau gesehen hat, wer das Smartphone verloren hat, wäre es ja ein leichtes gewesen, es diesem Mann schnell zurück zu geben, vor allem, weil sie es ja wohl recht schnell gesehen hat, während du es gar nicht richtig bemerkt hast. Dass deine Bekannte dann auch noch schnippisch reagiert hat, nachdem du ihr gesagt hast, dass ihr Verhalten komplett falsch war, ist irgendwie klar, aber trotzdem finde ich es mehr als unverschämt von ihr, zu sagen, dass der Mann ja selber Schuld habe, weil er nicht auf seine Sachen aufgepasst hat.

Wie weit war der Mann denn schon von seinem Platz entfernt, als deine Bekannte das Smartphone einfach eingesteckt hat? Ich wäre an deiner Stelle wohl hinter dem Mann her gelaufen und hätte ihn darauf angesprochen. Wenn er dann zurück gekommen wäre, hätte deine Bekannte immer noch so tun können, als habe sie das Gerät eingesteckt, damit es nicht einfach auf dem Platz liegen bleibt. So hättest du sie nicht angeschwärzt, obwohl sie es meiner Meinung nach schon verdient gehabt hätte.

Und du solltest dir auch klar darüber sein, dass du dich der Beihilfe zur Unterschlagung schuldig machen kannst, wenn du zuschaust und die Tat duldest.

Was Beihilfe ist weiß ich durchaus und wie du vielleicht gelesen hast habe ich die Tat nicht geduldet, sondern wollte den Mann informieren, dieser war aber bereits aus dem Zug ausgestiegen. Ich kann ja schlecht die Notbremse wegen so etwas betätigen.

Es handelt sich hierbei wie schon gesagt um eine Bekannte, nicht um jemanden, den ich wirklich als echten Freund betrachte. Jemand, der solche Dinge tut und sich damit auch noch im Recht sieht, möchte ich nicht zu meinen Freunden zählen, da kann man ja nicht einmal sicher sein, inwiefern man selbst der Person vertrauen kann. Die Dame hatte leider auch nicht das geringste Einsehen im Nachhinein und wollte soweit ich weiß das Handy wenn möglich an jemanden verkaufen, da sie es selbst nicht nutzen konnte. Hätte sie es mir überlassen, hätte ich es ins Fundbüro bringen können, aber bei der Frau sind bezüglich Vernunft und Anstand wohl Hopfen und Malz verloren. Vielleicht verliert sie ja auch mal etwas und bekommt es dann nicht zurück.