Keinen Organspendeausweis haben - egoistisch?
Vor ein paar Tagen gab es in der Runde aus Kollegen und Freunden mal wieder ein paar Diskussionen. Unter anderem erzählte jemand im Kreis, er habe keinen Organspendeausweis und wolle auch keine Organe nach seinem Tod spenden. Die meisten sind da gleich ziemlich wütend über ihn hergefallen. Sie meinten, man könne wohl kaum egoistischer handeln. Wenn man tot sei, könne es doch einem vollkommen egal sein, was mit den Organen passiert, man braucht sie ja schließlich nicht mehr. Ein junger Mensch muss dann vielleicht sterben, weil jemand so egoistisch war und seine Organe mit ins Grab nehmen will.
Wie ihr seht, die Mehrheit war absolut gegen den Nicht-Spender und sonst hat sich dann auch keiner mehr getraut, etwas gegen Organspende zu sagen. Ich wüsste gerne, was man hier so darüber denkt. Sollte es jedem Menschen selbst überlassen bleiben, ob er Organe spenden will? Oder kann man diese Leute grundsätzlich als Egoisten abstempeln? Gibt es eurer Meinung nach auch gute Gründe, die gegen Organspende sprechen?
Ich finde es überhaupt nicht egoistisch, wenn man nach seinem Tod seine Organe nicht spenden möchte. Selbst dann ist meiner Meinung nach der Körper immer noch heilig und sollte nicht misshandelt oder zerstückelt werden. Ich finde es zwar gut, wenn es Personen machen. Denn so kann man eventuell Leben retten oder die Forschungen unterstützen. Auf der anderen Seite kann ich auch die Personen verstehen, die es eben nicht machen möchten. Ich finde es gut, dass man dies frei entscheiden kann. Allerdings könnte man eben einen solchen Organspenderausweis doch ein wenig besser an den Mann bringen, wie beispielsweise mit einer Prämie oder so.
Viel hat auch mit Angst zu tun. Nicht jeder glaubt daran, dass wenn man tot ist, auch wirklich nichts mehr spürt. Andere wollen oder können es auch gar nicht. Chronisch Kranke zum Beispiel können, so weit ich das weiß, gar nicht spenden. Mit Egoismus hat das in den seltensten Fällen zu tun. Ich denke eher, dass die Aufklärung nicht besonders gut ist, damit sich alle sicher fühlen.
Die jüngsten Beispiele zeigen es ja, wo Ärzte Patienten auf die Liste gesetzt haben, obwohl andere noch kranker waren. Machen Ärzte wirklich alles richtig? Habe ich denn, wenn ich einen Ausweis habe, immer noch die Möglichkeiten von Ärzten, dass sie bis zum Ende für mich kämpfen oder wird schneller aufgegeben? Wie Du siehst, sind viele Fragen da und ich denke, dass ist bei vielen der Hauptgrund, wenn sie keinen Ausweis haben.
Ich finde es okay, keinen Organspendeausweis zu besitze. Ich selbst habe mich verpflichtet, meine Organe zu spenden, wenn sie denn gebraucht werden. Auch Lebenorganspenden habe ich eingewilligt, wenn sie einem Menschen vor dem Tod retten können. Ich finde, bei solchen Dingen gilt es, selbstlos zu handeln und auch mal einen Schritt zu gehen, bei dem einem nicht sehr wohl ist. Ich für meinen Teil hätte am liebsten ein Organspenden-System, in dem die Spende so geregelt ist, dass nur jemand ein Organ erhält, der sich auch selbst der Organspende verpflichtet hat. Das klingt krass, ist aber in meinen Augen die einzig logische Schlussfolgerung.
Ich habe wirklich verständlich für alle Menschen, die Organspenden ablehnen. Ich verstehe bestimmte Religionsgruppen, die sich nicht operieren lassen, weil sie kein Fremdblut erhalten wollen. Genauso verstehe ich auch die Menschen, die keine Organe spenden wollen und so wie sie lebten auch beerdigt werden wollen. Für diese Menschen ist der Körper etwas sehr privates und auch etwas sehr eigenes. Ich verstehe dann allerdings nicht, warum es ihnen gestattet sein sollte, ein fremdes Organ anzunehmen. Es ist für meine Begriffe lächerlich, ein Organ nicht hergeben zu wollen, wenn man es gar nicht benötigt, weil der eigene Körper etwas heiliges für einen ist, aber im Angesicht des Todes zu nehmen, was man kriegen kann, zu jedem Preis, egal, in welcher Weise der Körper dadurch entweiht wird.
Wo ist denn da die Logik? Ja, man könnte es im weitesten Sinne egoistisch nennen, so zu handeln, denn sie wollen nicht geben, selbst wenn sie tot wären, aber wollen nehmen, um nicht zu sterben und dafür auch ihre Prinzipien über Bord werfen. Ich bin mit dem jetzigen System nicht einverstanden und lege jedem nahe, einen Organspendeausweis zu beantragen und sich zur Spende zu verpflichten. Ich finde, es steht jedem absolut frei zu wählen, ob man seine Organe nach dem Tod Menschen geben möchte, denen dadurch das Leben gerettet wird, aber ich finde, es steht ihnen einfach nicht zu, dies zu verwehren, aber in andere Richtung alles zu akzeptieren, was einen am Leben hält.
@davinca, natürlich können auch Menschen, die chronisch erkrankt sind, spenden. Sicherlich wird man nicht die betroffenen Organe nehmen können, aber es ist ja nicht gleich alles betroffen, wenn man chronisch erkrankt ist. Ich wüsste gern mal Deine Quelle oder wie Du darauf kommst, dass man als chronisch Kranker nicht spenden kann oder darf. Ich habe bereits mit meinem Facharzt (für Diabetologie) darüber gesprochen und dieser hat mir gesagt, es bestünde durchaus die Möglichkeit, dass ich noch etwas spenden kann.
Als egoistisch empfinde ich es nicht, wenn jemand keinen Organspendeausweis besitzt, es gibt auch unterschiedliche Gründe, warum man keinen Ausweis hat. Die Entscheidung muss jeder selbst für sich treffen, und ich finde es absolut falsch, über die Person herzufallen, die sich gegen den Organspendeausweis entschieden hat. Angst wurde ja schon benannt und so kann ich es genauso nachvollziehen, wie, dass jemand aus moralischen oder religiösen Gründen eine Spende nach seinem Tod nicht abgeben möchte. Mit der Entscheidung kann ich leben, ein Urteil würde ich darüber nicht fällen, auch, wenn ich es begrüßen würde, wenn man endlich mal diese österreichische Regelung auch in Deutschland einführen würde.
Ich finde es nicht egoistisch, wenn jemand keine Organe spenden möchte, das muss schließlich jeder selbst entscheiden. Allerdings finde ich, dass man trotzdem einen Organspendeausweis haben sollte. Denn auf diesem Ausweis kann man eben auch ankreuzen, dass man keine Organe spenden möchte. Das ist insofern sinnvoll, als dass es nach dem Tod keine großen Diskussionen gibt. So müssen nicht die Angehörigen entscheiden, ob jemand Organe spenden will, sondern derjenige hat das noch selbst entschieden. Die meisten wissen jedoch gar nicht, dass ein Organspendeausweis eben auch dazu da ist, um mitzuteilen, dass man eben nicht als Organspender in Frage kommt.
Mir ist es wirklich egal, was nach meinem Tod mit meinem Körper passiert. Deshalb habe ich mir vor einiger Zeit auch einen Organspenderausweis zugelegt. Wenn ich dann noch etwas Gutes tun kann, ist es ja auch schön, auch wenn ich selbst mich dann nicht mehr darüber freuen kann. Aber nicht jeder denkt so, und ich finde, dass man es respektieren sollte, wenn jemand möchte, dass sein Körper unversehrt begraben wird, selbst wenn derjenige eigentlich keine schlüssige Begründung hat und keine religiösen oder sonstigen triftigen Gründe dagegen sprechen, jeder kann über seinen Körper frei entscheiden. Dennoch fände ich die umgekehrte Regelung, nämlich dass grundsätzlich alle Organspender sind, besser. Wer vehement dagegen ist, kann dann ja widersprechen und diejenigen, denen es sowieso egal ist, müssten sich um nichts kümmern.
Viele haben sich einfach noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt und besitzen deshalb keinen Ausweis. Wenn ein Mensch stirbt und keinen Ausweis besitzt, können aber immer noch die Angehörigen eine entsprechende Entscheidung treffen.
Ich habe auch schon die Erfahrung gemacht, dass es viele Menschen gibt, die nicht nachvollziehen können, dass manche ihre Organe nicht spenden wollen. Ich frage mich dann allerdings auch, ob diese Menschen sich einmal ernsthaft mit dieser Thematik beschäftigt haben oder einfach nur mit der Masse gehen.
Es wäre ja schön, wenn man als Toter seine toten Organe spenden könnte. Dass man dazu allerdings Hirntot sein muss, mag zwar vielen klar sein, jedoch weiß nun mal keiner wirklich, was das genau heißt. Zwei unabhängige Ärzte weisen mit ein paar Geräten nach, dass keine Hirnaktivität mehr vorliegt. Dass Ärzte Fehler machen und man Geräten nun mal nie hundertprozentig zu trauen ist, ist aber schon lange nichts Neues. Kliniken machen mit Organtransplantationen Geld. Dort wo Geld fließt, gibt es früher oder später Missbrauch. Es gibt sehr viel mehr kleine Gründe, die gegen eine Transplantation sprechen können. Und Menschen, die es auch nur wegen einem Grund nicht machen, darf man meiner Meinung nicht verurteilen.
Ich habe keinen Organspende-Ausweis und habe auch nie einen gehabt - auch nicht vor diesem Skandal. Ich will nicht bei "lebendigem" Leib ausgeweidet werden. Ich finde es zwar bewundernswert, dass es Menschen gibt, die für andere Menschen, die sich nicht einmal kennen, solche Opfer bringen können, aber ich kann das aus verschiedenen Gründen nicht. Ich würde höchstens wollen, dass mir nahestehende Personen, wie beste Freunde oder Familie meine Organe nach Bedarf bekommen, aber damit ist für mich auch schon die Grenze erreicht.
Ich habe zwar einen Organspenderausweis, bin aber der Meinung, dass dies ein Schritt ist, den sich jeder überlegen sollte und sich dann bewusst dafür oder dagegen entscheiden muss. Darum finde ich es auch gut, dass das Thema Organspende zeitweilig in den Medien sehr präsent ist, damit sich die Mehrheit der Bevölkerung auch Gedanken darüber macht. Bislang war es so, dass viele Menschen keinen Organspenderausweis hatten, weil sie sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt haben oder auch nicht beschäftigen wollten.
Diesen Grund finde ich falsch. Jeder sollte sich bewusst machen, was die Organspende bedeutet und dann entscheiden, ob er einen Organspenderausweis bei sich tragen möchte. Wenn jemand sich dagegen entscheidet, weil er fürchtet, dass die Organe vielleicht zu früh entnommen werden, wenn der Tod noch nicht eindeutig festgestellt ist oder so, dann respektiere ich das. Auch der Skandal, den es vor kurzem gab, mag ein Grund sein, der Menschen davon abhält, Organe zu spenden.
Als egoistisch würde ich eine Person also nicht gleich bezeichnen, nur weil sie keine Organe spenden möchte. Ich finde nur, dass die Gründe die richtigen sein müssen und der Ausweis nicht einfach nur darum abgelehnt wird, weil es unbequem und auch unheimlich ist, über solche Dinge nachzudenken.
So eine Diskussion bzw. diese Frage ist leider mit Bestandteil davon, dass zu wenige oder aus falschen Vorstellungen Spenden bzw. vom Spenden der Organe abgehalten werden. Es steht jedenfalls jedem frei, darüber zu entscheiden, was im Falle des Falles mit den Organen passieren soll. Bevor man aber leichtfertig entscheidet, nicht "egoistisch" zu sein (wobei es hier kein Egoismus ist, denn der eigene Körper sollte die Organe im Spendenfall nicht mehr brauchen).
Problematisch sehe ich schon die Definition von "Tod", wenn es darum geht, funktionsfähige Organe zu entnehmen. Nach der Entnahme ist der für tot gehaltene Spender jedenfalls definitiv verstorben! Vorher mag das aber - insbesondere für Angehörige - anders sein! So reicht im Grunde der "festgestellte" Hirntot aus, um mit der Entnahme zu beginnen. Wobei einfach umstritten ist, ob der Mensch eben dann schon wirklich tot ist. Denn der "Körper" funktioniert ja nach wie vor.
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