Keinen Organspendeausweis haben - egoistisch?

vom 25.10.2012, 14:27 Uhr

Die Fragen, ob man Organe nach dem Tod spenden möchte, sollte jeder für sich persönlich sich stellen und entscheiden. Natürlich gibt es verschiedene Ansichten, vielleicht hängt das auch damit zusammen, ob man einer Glaubensgeschmeinschaft angehört. Ich persönlich habe mir auch mit 17 einen Organspenderausweis zugelegt und finde das auch richtig. Es war bemerkenswert, wie die Leute über den kleinen Organspenderstand in der Innenstadt hergefallen sind, es kamen im Sekundentakt neue Interessenten.

Ich akzeptiere, wenn Menschen sich keinen Organspenderausweis zulegen. Es hat oft auch etwas mit Faulheit zu tun. Man schiebt es auf und sagt "ich weiß nicht, wo ich den her kriege" oder "kann ich auch nächste Woche noch besogen". Die Stände, die einen mit der Frage konfrontieren, finde ich sehr hilfreich. Auch wenn ich Leute die sich dagegen aussprechen akzeptiere verstehe ich ihre Argumente nicht. Ich finde es eigentlich sehr beruhigend, dass ich weiß, dass ich Menschen vielleicht noch das Leben retten kann, wenn ich selbst nicht mehr lebe. Natürlich weiß man nicht, was nach dem Tod passiert, aber ich finde nicht, dass es schlimm ist, wenn man "zerstückelt" wird, wie das vor mir jemand genannt hat. Außerdem wird nur etwas "entfernt", es ist kein Gemetzel.

» MissCuriosity » Beiträge: 566 » Talkpoints: 25,44 » Auszeichnung für 500 Beiträge



MissCuriosity hat geschrieben:Ich akzeptiere, wenn Menschen sich keinen Organspenderausweis zulegen. Es hat oft auch etwas mit Faulheit zu tun. Man schiebt es auf und sagt "ich weiß nicht, wo ich den her kriege" oder "kann ich auch nächste Woche noch besogen".

Das glaube ich nicht unbedingt, dass Faulheit ein Grund für den fehlenden Organspendeausweis ist. Ich denke kaum, dass das unbedingt was mit Faulheit zu tun hat. Inzwischen verschickt nämlich vermutlich jede Krankenkasse die Ausweise mit anderem Werbematerial im Umschlag mit. Ich selbst habe schon drei Ausweise von meiner Krankenkasse erhalten. Da ich jedoch nur für meine Krankenkasse sprechen kann, aber bereits auch in den Nachrichten mitbekommen habe, dass viele Krankenkassen das nun ebenso machen wollen, finde ich "Faulheit" eher fehl am Platz.

Ich selbst habe zwar schon welche zugeschickt bekommen, habe jedoch noch keinem Ausweis zugestimmt, dass meine Organe mir nach meinem Tod entnommen werden dürfen. Mir sträubt es einfach innerlich davor, mein Einverständnis zum Auseinandernehmen meines Körpers nach meinem Ableben zu geben. Grund hierfür sind einfach Geschichten, die ich aus medizinischem Bereich gehört habe, die mich einfach zu dieser Entscheidung bewegt haben.

Zudem sollte jeder das Recht haben, selbst zu entscheiden, was nach dem Tod mit dem leblosen Körper passiert. Da finde ich auch das Beleidigen und Abstempeln als "Egoist" völlig daneben, aber ich würde mich auch nicht aufregen. Jeder hat seine Meinung, ich hab meine!

» Pfote » Beiträge: 89 » Talkpoints: 4,53 »


Ich bin der Meinung, dass jeder selbst entscheiden muss, ob er seine Organe spenden möchte. Es ist wie der Name schon sagt eine Spende und Spenden sind immer freiwillig. Es gibt die verschiedensten Gründe, warum Menschen ihre Organe nicht spenden wollen. Es könnte zum Beispiel sein, dass man nicht möchte, dass "ein Teil" von seinem Körper weiterlebt.

Egoismus ist für mich, wenn man sich selbst Vorteile verschaffen möchte, auf Kosten von anderen. Bei dem Thema Organspende, ist es so, dass andere gerne einen Vorteil auf meine Kosten haben möchten. Also kann das Verweigern kein Egoismus sein, sondern lediglich eine von Nächstenliebe nicht durchdrungene Einstellung. Es ist nicht die Schuld des Organspenders wenn jemand ein Spenderorgan benötigt. Es ist auch nicht die Schuld des Spendenempfängers, aber man kann nicht eine freiwillige Leistung mit dem Argument des egoistischen Verhalten erzwingen, nur weil jemand nicht seine Organe rausrücken möchte.

» frankiskrank » Beiträge: 289 » Talkpoints: 15,61 » Auszeichnung für 100 Beiträge



Ich finde es überhaupt nicht egoistisch, wenn man sich gegen einen Organspendeausweis entschließt. Ich habe auch keinen und möchte auch keinen. Ich bin selbst sehr krank und wüsste gar nicht, welche Organe bei mir gespendet werden könnten. Aber ehrlich gesagt möchte ich aus meinem erkrankten Körper niemandem etwas spenden, selbst wenn Ärzte mir sagen würden, dass es ginge.

Ich finde es nicht gut, wenn andere einem Vorwürfe machen, weil man keinen solchen Ausweis hat. Viele haben ihn nicht, weil sie nicht wirklich Bescheid wissen über die Spende und wie das abläuft. Es wird zwar immer mehr Aufklärung betrieben, aber viele haben dennoch Angst. Zu groß ist einfach die Befürchtung, dass man einfach nicht weiß, was mit dem Körper nach dem Tode geschieht usw. Ich finde es deshalb nicht schlimm, wenn man sich dagegen entscheidet. Jeder muss das für sich wissen und für sich entscheiden dürfen, denn es ist der Körper jedes einzelnen und dieser gehört nicht der Allgemeinheit.

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» Vampirin » Beiträge: 5979 » Talkpoints: 30,32 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich finde das ehrlich gesagt nicht in Ordnung. Es sollte jeder selbst entscheiden können, was mit dem Körper geschieht und dafür nicht verurteilt werden. Natürlich ist es gut, wenn man seine Organe spendet und andere Menschen damit unterstützt und ihnen vielleicht sogar das Leben rettet. Trotzdem kann ich auch verstehen, wenn manche Leute ihre Organe nicht hergeben wollen.

Ich muss ehrlich gesagt sagen, dass ich mich mit diesem Thema noch gar nicht so sehr auseinander gesetzt habe und deswegen auch noch keinen Ausweis habe. Als egoistisch würde ich mich deswegen aber nicht bezeichnen, ich werde das im Laufe der Zeit wohl noch machen und bis dahin hoffe ich einfach, dass mir nichts passiert.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


In meinem Ausweis steht ein dickes "Nein" zur Organspende. Es mag sein, dass ich mit meinen Organen irgendwem das Leben retten könnte, aber ich käme nicht auf die Idee, mich für jemand Fremden ausweiden zu lassen. Ich bin schließlich kein Ersatzteillager, an dem man sich beliebig bedienen kann. Für Freunde und Familie wäre es gar keine Frage. Und auch wenn man ankreuzen könnte, dass Organe oder Gewebe ausschließlich an todkranke Kinder weitergegeben werden wird, würde ich ein "ja" ankreuzen.

Ich habe aber zu viele schlechte Erfahrungen mit (erwachsenen) Menschen gemacht, um da auch nur ansatzweise das Bedürfnis zu haben, irgendwem auf diese Art zu helfen. Immerhin hat ein Körper auch nach dem Tod noch eine Würde und ich finde dieses "Ausweiden" in Bezug darauf sehr kritisch. In sofern: Ja, bei mir sind es egoistische Gründe in Kombination mit wenig Mitleid für Fremde.

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» CCB86 » Beiträge: 2025 » Talkpoints: 2,88 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Ich finde es absolut in Ordnung, wenn man für sich selber die Entscheidung trifft, keine Organe spenden zu wollen. Man muss diese Entscheidung selber treffen und darf sich da auch nicht von anderen Menschen beeinflussen lassen.

Natürlich ist es egoistisch, wenn man keine Organe spendet, aber darf man im Leben nicht auch mal irgendwann eine Entscheidung abseits von der gesellschaftlichen Meinung nur für sich treffen? Ich finde, dass man selber damit leben muss und wenn man es nicht möchte, dann sollte das auch so hingenommen werden.

Man kann doch keinen Menschen dafür angreifen, dass er sich dagegen entscheidet. Man sollte anderen Menschen diese Entscheidung nicht abnehmen und keiner sollte sich da in irgendeine Ecke drängen lassen.

Ich weiß nicht, was ich später machen möchte. Noch habe ich keinen Ausweiß und ich weiß auch nicht, ob ich spenden werde oder nicht. Für mich ist das alles noch weit entfernt. Sicherlich kann man sofort tot umfallen, aber ich bin noch jung und möchte einfach nicht den Gedanken daran haben, dass meine Organe in anderen Menschen sind. Sicherlich gibt es eben auch solche Menschen. Menschen, die unentschlossen sind und deswegen sollte man nicht sofort losmeckern.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



*steph* hat geschrieben:Als egoistisch empfinde ich es nicht, wenn jemand keinen Organspendeausweis besitzt


Ich finde es gibt kaum etwas egoisterisches als auf so einen Ausweis zu verzichten. Aber nicht aus dem Grund, weil man sich gegen eine Spende entscheidet, dass kann ich nachvollziehen. Es ist jedem selbst überlassen, was mit seinen Organen nach dem Tod passieren soll, aber genau da ist doch die Krux. Es ist die Entscheidung, dessen der stirbt und genau dieser sollte diese Entscheidung treffen und das geht nur mit einem Organspendeausweis.

Vielleicht wissen es viele einfach nur nicht, ein Ausweis dient nicht nur dazu, festzulegen was man spenden will, sondern eben auch um zum Ausdruck zu bringen, dass man genau das nicht tun will. Nur weil man keinen Organspendeausweis hat, ist das keine Grundlage um eine Spende ausschließen.

Wer mal Hirntod ist und keinen Ausweis hat, der wälzt diese Entscheidung auf seine Angehörigen ab, die dann im mutmaßlichen Sinne des Toten entscheiden sollen. Genau das finde ich dann einfach nur egoistisch, wenn man so eine Entscheidung nicht selber trifft und die Angehörigen dann den Rest ihres Lebens mit der Frage leben müssen, ob sie da die richtige Entscheidung getroffen haben. Es kommt ja auch nicht selten vor, dass dann unterschiedliche Meinung vorherrschen und sich die Angehörigen dann gegenseitig vorwerfen, dass falsche entschieden zu haben.

Ich denke einfach jeder sollte für sich selber entscheiden, wie mit seinem Körper umgegangen werden soll und genau das sollte man dann mit dem Ausweis festhalten und wenn man den Ausweis nur hat um zu zeigen, dass man nicht spenden will. Das ist man einfach seinen Angehörigen schuldig.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Mit Egoismus hat das sehr wenig zu tun, wenn jemand einen Organspendeausweis ablehnt. Sicher gibt es unter diesen Leuten auch Egoisten, aber ich denke andere Gründe überwiegen da ganz klar. Zum Beispiel sind viele verunsichert durch die ganzen Organspende-Skandale, zu Recht muss man leider sagen. Da wurde ja schon mehrfach gepfuscht und die Organspendebereitschaft hat bei jeder dieser Verkündungen stark abgenommen, das beweisen Statistiken. Das kann also durchaus ein Grund dafür sein. Auch einige Religionen verbieten die Organspende aus diversen Gründen. Ich finde es unter aller Sau, wenn jemand gleich als "Egoist" beschimpft wird, nur weil er aus verschiedenen Gründen seine Organe nicht spenden möchte.

In meiner Familie sind die Meinungen gut durchmischt. Mein Bruder besitzt einen Organspendeausweis und spricht nur positiv darüber. Es ist ihm egal was mit seinen Organen nach dem Tod passiert. Meine Eltern dagegen sind da ganz anderer Meinung. Sie glauben an eine "Organmafia". Quasi das Ärzte bewusst Menschen umbringen um an deren Organe zu kommen. Ich bin gemischter Meinung und will in meinem jungen Alter diese Entscheidung noch nicht fällen.

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» marc25341 » Beiträge: 297 » Talkpoints: 0,77 » Auszeichnung für 100 Beiträge


Ich finde das überhaupt nicht egoistisch. Es ist doch jedem selbst überlassen, was mit seinen Organen nach dem Tod passiert. Eine Freundin von mir hat beispielsweise Angst davor, dass sie eventuell doch noch lebt und ihr dann einfach Organe entnommen werden. Das ist ihr Grund, warum sie keinen Organspendeausweis hat. Ich persönlich habe einen, aber auch nur, weil ich denke, ich könnte jemandem helfen. Aber es ist ja auch kein Muss. Andere Leute helfen im Diesseits, andere eben im Jenseits (Ohr, hört sich ziemlich makaber an).

» cupcake03 » Beiträge: 1152 » Talkpoints: 29,50 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


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