Fremdbetreuungen als Papa/ Mama bezeichnen?
Frau A ist als Tagespflegeperson in ihrer Gemeinde selbstständig und bekommt regelmäßig Kinder zur Betreuung. Teils haben die Eltern eine recht schwierige Biographie, manche von ihnen haben Probleme mit der Bindung zu ihrem Kind, aber auch bei Kindern, wo offensichtlich alles in Ordnung ist, ist es so, dass sie gern mal als "Mama" bezeichnet wird. Dabei möchte Frau A gar nicht mal die Ersatzmutter geben, sondern sich ihrer Rolle als Tagesmutter verantwortlich zeigen. Daher sagt Frau A auch immer, dass sie eben die A sei, aber die Mama kommt später.
Auch bei Frau B, die in einem Kindergarten arbeitet, ist es so, dass sie als Mama bezeichnet wird. Herr C, ihr Kollege, wird gern als Papa bezeichnet und beide versuchen sich ebenfalls abzugrenzen, und sie sehen sich auch gar nicht als Ersatzeltern. Immerhin dient der Kindergarten eher als Zusatzbetreuung und auch, um den Kindern soziale Kontakte zu ermöglichen, Förderungsbedarf zu erkennen, aber als Ersatzeltern sehen sie sich nicht.
Was haltet Ihr davon, wenn Kinder im Grunde ihre Fremdbetreuungen als Ersatzeltern sehen? Ist es bei Euch/ Euren Kindern schon vorgekommen, dass sie ihre Betreuung als Papa oder Mama betrachtet haben? Ist es zu viel Nähe, die dann gegeben wird? Ist so ein professionelles und pädagogisches Arbeiten noch machbar?
Ich habe mal ein Praktikum in einem Kindergarten gemacht. Der Kindergarten war in einem Sozialviertel und daher hatten die meisten Kinder ziemlich zerrüttete Familien. Nun war dort ein Kind, dessen Eltern immer wieder Probleme mit sich und auch mit der Erziehung hatten. Die Kleine war sehr lieb, jedoch nahm ihr Vater Drogen und wurde daher in der zeit als ich dort war von der Mutter heraus geworfen. Nun weinte das Kind jeden Morgen mindestens eine Viertelstunde und ließ sich auch nicht ablenken, da das den Erzieherinnen dort relativ egal war, hatte ich sie jeden Morgen im Arm.
Als sie dann nachmittags vom Mittagsschlaf aufwachte und nicht mehr schlafen wollte, habe ich mich ein bisschen um sie gekümmert. Natürlich leise, weil alle anderen noch schliefen. Sie sagte dann plötzlich "Mama" zu mir und ich war sehr überrascht. Ich erklärte ihr, dass ihre Mama zu Hause ist und sie bald abholen kommt, aber sie sagte immer wieder "Mama" zu mir. Ich fand es eigentlich in der Situation nicht schlimm, weil sie es auch nicht vor den anderen Kindern gesagt hatte und sie sich sicherlich nur irgendwie bedanken wollte.
Sicherlich muss man dem Kind klar machen, dass man eben nicht das Elternteil ist, aber in bestimmten Situationen kann man es auch verstehen, wenn sich Kinder eine gedankliche Alternative schaffen. Man sollte es aber denke ich auch nicht zur Gewohnheit werden lassen.
Bei mir ist es noch nie vorgekommen, das ich in jemand anderen als meinen Eltern meine Mama oder meinen Papa gesehen habe. Ich habe schon aus Versehen meinen Großvater als meinen Vater bezeichnet, aber ich habe in ihm nie meinen Vater gesehen, es war einfach ganz klar mein Großvater und damit war es auch gut, das musste mir zum Glück auch niemand erst erklären.
Ich finde, es spricht schon eine ganz deutliche Sprache, wenn ein Kind seine Tagesmutter als Mama bezeichnet. Ganz schön traurig, wenn das regelmäßig vorkommt möchte ich gar nicht zu genau wissen, wie es sich anfühlen muss in der richtigen Familie Kind zu sein, wenn man nicht einmal eine richtige Bindung zu seinen Eltern hat und zu anderen Leuten Mama oder Papa sagt. Gut, bei ganz kleinen Kindern kann es ja schon sein, dass sie einfach noch nicht so genau wissen, wer Mama und Papa sind beziehungsweise was diese Wörter bedeuten und dass man nur einen Papa hat und nur eine Mama. Das kann ja auch verwirrend sein für ein Kleinkind und dann finde ich es gut, dass man erklärt, dass man nicht die Mama ist oder der Papa, aber Hintergedanken müsste man dann deswegen nicht unbedingt haben.
Bei größeren Kindern sehe ich es aber anders. Wenn es wieder und wieder vorkommt, dass Kinder ihre Tagesmutter auch noch in einem Alter als Mama bezeichnen, in dem sie schon wissen sollten, wer die richtige Mama ist und dass es keine weitere Mama gibt, dann würde ich das Gespräch mit den Eltern suchen um herauszufinden, ob es vielleicht Probleme in der Familie gibt und das Kind dort keine richtige Bindung erfährt. In einem solchen falle sollte man dann auch so weit gehen, das Jugendamt einzuschalten, damit man das Wohl des Kindes im Auge behalten kann.
Also, anhand der Überschrift wollte ich eigentlich schreiben, dass ich es okay finde, wenn man Fremdbetreuungen Mama oder Papa nennt. In Amerika ist das ganz normal, wenn sie deutsche Austauschschüler aufnehmen, dass man sie Mom und Dad nennt, sie bestehen quasi darauf. Sie integrieren einen sofort in die Familie, kaufen ihnen alles, was ihre Kinder auch bekommen, machen oft keine Unterschiede, während man da ist. Das hat mir sehr imponiert und Mom und Dad sagen zu können, gibt einem das Gefühl zu Hause zu sein, was einem das Einleben in die neue Umgebung sehr erleichtert.
In dem von dir beschriebenen Fall finde ich es allerdings nicht angebracht. Egal, wie viel Zeit Betreuungen mit ihren "Teilzeit-Kindern" verbringen, es ist nie in Ordnung sie auf diese Anrede zu erziehen. Ich habe schon oft mitbekommen, dass Kinder von Tagesmüttern oder solchen Betreuungen persönlichere, familiäre Spitznamen bekommen haben, jedoch denke ich, dass "Tante" der gebräuchlichste und angemessenste ist. Ich würde es sehr bedenklich finden, wenn mein Kind plötzlich von ihrer Mama redet und damit dann nicht meine Partnerin und seine leibliche Mutter meint. Ich würde für "Tante" plädieren und mein Kind aus der Betreuung nehmen, wenn ich mitbekomme, dass den Kindern solche Dinge versucht werden einzutrichtern.
Nein, den Kindern sollte so etwas auf keinen Fall eingetrichtert werden und ich denke, das ist auch jedem Betreuer, jeder Betreuerin bewusst. Es geht mir eher darum, wie man damit umgeht, wenn das Kind von sich aus eben "Mama" oder "Papa" zu der Betreuung sagt. Für richtig halte ich es auch nicht, wenn man versucht, die Kinder auf diese Art und Weise zu manipulieren, denn nichts anderes ist es in meinen Augen. Dass man dann ein Kind aus der Betreuung nimmt, ist für mich vollkommen verständlich, aber wie verhält es sich anders herum, wenn eben das Kind nicht aufhört, die Betreuungsperson als Elternteil zu betrachten? Sollten die Eltern informiert werden? Sollte man dem Kind immer wieder klarmachen, dass man eben die Person X oder die Person Y ist und man auch so benannt werden möchte?
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