Zulassungsfreie Studiengänge - Semesterticket

vom 22.10.2012, 20:02 Uhr

Ein Freund hat mir heute etwas erzählt, was mich doch ein bisschen ins Grübeln gebracht hat. Angeblich habe ein Bekannter von ihm, der im letzten Jahr sein Abitur gemacht hat, sich ein Semesterticket auf nicht ganz erlaubten Wege besorgt. Mit dem Semesterticket kann man bei uns in NRW als Student rund um die Uhr, meines Wissens durch ganz NRW fahren, so viel man eben möchte. An vielen Universitäten gibt es ja zulassungsfreie Studiengänge, also Studiengänge, für die man keinen NC haben muss. Hier ist der Notendurchschnitt also völlig egal und solange Studienplätze vorhanden sind, kann sich dort jeder einschreiben der möchte, ohne ein Losverfahren oder dergleichen "bestehen" zu müssen.

Hier kann sich also wirklich jeder eintragen. Jetzt hat der Bekannte meines Freundes sich in einen solchen Studiengang eingetragen und an der Universität ist es ja keine Pflicht, in den entsprechenden Kursen anwesend zu sein. Das Semesterticket bekommt jeder vor Studienbeginn per Post zu gesendet. Wenn in den Kursen also keine Anwesenheitspflicht besteht, kann sich auf diese Art und Weise eigentlich jeder ein solches Ticket verschaffen, oder nicht? Klappt das was mir dort erzählt wurde wirklich so einfach? Ich fahre so gut wie nie mit dem Zug und hätte nichts davon, aber irgendwie stelle ich mir dies zu einfach vor. So könnte doch jeder für lau mit dem Zug fahren. Irgendwo muss es doch einen Haken geben? Wird man als studierender nicht in eine andere Krankenkassen-Stufe eingestuft oder etwas ähnliches, wo das am Ende alles auffallen würde?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Das klappt natürlich und dein Freund hat keine wirklichen Nachteile zu befürchten. Es ist aber so, dass "Bummelstudenten" rausgeschmissen werden. Wenn er also 1-2 Semester "macht", ohne an Prüfungen teilzunehmen, dann wird er exmatrikuliert und er müsste sich ein anderes Studienfach suchen. Und irgendwann wird das dann nur gehen, wenn auch Studiengebühren bezahlt werden. Irgendwann "lohnt" sich das Ganze natürlich nicht mehr. Außerdem kann es zur unglücklichen Konstellation kommen, dass er in ein paar Jahren das Fach wirklich studieren will - dann aber nicht mehr zugelassen wird, weil er eben schon mal exmatrikuliert wurde.

Richtig ist natürlich, dass das einen Missbrauch des Semestertickets darstellt. Richtig ist aber auch, dass dieser Missbrauch nicht höher bewertet werden soll, als er letztlich ist! Schließlich nutzen gar nicht alle Studenten das Ticket und der Missbrauch hält sich schon deshalb in Grenzen, weil diejenigen die nicht studieren vermutlich was anderes zu tun haben, als den ganzen Tag im Zug zu sitzen. Maßnahmen, hier einen Riegel vorzuschieben, dürften mehr kosten, als das Hinnehmen solcher Nutznießer des Systems.

Was die Krankenkasse angeht: wie er hier versichert ist, entscheidet nicht allein der Status des Studenten. Wenn er nämlich arbeitet, dann ist er natürlich versichert und diese Versicherung ist teurer, als die eines Studenten. Er wird aber nicht auf Grund des Studentenstatus "zurückgestuft". Hier sind also keine weiteren Vorteile für ihn zu holen.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Es ist ja auch nicht so, dass er das Ticket völlig umsonst bekommt, denn er wird ja Semestergebühren bezahlen müssen. Damit sind die Kosten für das Ticket abgedeckt. Natürlich erschleicht er sich das Ticket auf eine gewisse Art. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen, die sich erst mal in einen Studiengang einschreiben, dann aber in verschiedene Studiengänge reinschnuppern und sich dann wenig später im Notfall umschreiben, wenn sie ein passenderen Studiengang gefunden haben.

» musicality » Beiträge: 809 » Talkpoints: 1,77 » Auszeichnung für 500 Beiträge



derpunkt hat geschrieben:Das klappt natürlich und dein Freund hat keine wirklichen Nachteile zu befürchten.

Das würde ich nicht sagen. Man kann zwar keine Nachzahlungen oder rechtlichen Schritte von irgendjemandem erwarten, da man in der Universität rechtmäßig eingeschrieben ist und somit auch Anspruch auf das Semesterticket hat, das ist richtig. Aber mit dem Studentendasein sind auch noch andere Dinge verbunden. Wer also denkt, sich neben seinem Beruf irgendwo einzuschreiben, um ein gratis Ticket zu bekommen, der hat falsch gedacht.

Meines Wissens sind Studenten nämlich in ihrem Verdienst eingeschränkt. Wer an einer deutschen Universität eingeschrieben ist, hat eine Verdienstgrenze, die nicht überschritten werden darf. Außerdem darf ein Student während der nicht vorlesungsfreien Zeit meines Wissens maximal 20 Stunden pro Woche arbeiten. Arbeitet man mehr oder verdient man mehr als einen bestimmten Spitzensatz, kommen alle möglichen Steuern dazu und auch das Semesterticket könnte dir gestrichen werden. Ich hatte diese Unterhaltung vor kurzem mit einem Studenten, der ständig mit seinen Arbeitszeiten und Verdiensten aufpassen musste, über keine Grenzen zu kommen, damit das alles hinhaut. Ich bin mir nicht komplett sicher, meine es aber so verstanden zu haben.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich finde die Idee ehrlich gesagt etwas frech und kann mir auch gar nicht vorstellen, dass das so funktioniert, wie du das vorstellst. Zum einen ist es doch mit Sicherheit so, dass man zuerst Studiengebühren oder sonstige Kosten an die Universität bezahlen muss, um richtig eingeschrieben zu sein. Auch wenn es keine Studiengebühren mehr zahlen muss, so ist es zumindest doch so, dass man zumindest Kopiergebühren oder andere Gebühren bezahlen muss, bevor man alle endgültigen Unterlagen bekommt. So muss ich auch für jedes Semester einen Betrag von hundert Euro bezahlen. Erst nachdem der Betrag bei der Uni eingegangen ist, bin ich für das Studium, beziehungsweise für das nächste Semester zugelassen. Aus dem Grund kann man das Ticket bei euch auch sicherlich nur dann erhalten, wenn man auch einen gewissen Betrag an die Uni überwiesen hat.

Bei uns gibt es auch solche Studitickets. Allerdings sind diese nur mit dann gültig, wenn man einen Studentenausweis hat, den man mit dem Ticket bei einer Kontrolle vorzeigt. Ich kann mir gut vorstellen, dass das bei euch auch so ist, da ich es eben nur so kenne.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


benutzer7 hat geschrieben:Meines Wissens sind Studenten nämlich in ihrem Verdienst eingeschränkt.

Ein Student darf wie du und ich auch locker Einnahmen in Millionenhöhe haben. Was dadurch verwirkt wird, ist der Anspruch auf Kindergeld sowie die entsprechende Einstufung bei der Krankenkasse (egal, ob bei den Eltern noch mitversichert oder aber als "Student" selbst versichert!). In dem geschilderten Fall ist aber eine Person, welche unabhängig von der Einschreibung als Student versichert ist und Einnahmen bezieht auf die "geniale Idee" gekommen, sich ZUSÄTZLICH an einer Universität einzuschreiben. Niemand darf, wenn die Universität die Person aufnimmt, hier den Zugang verbieten. Ob dann studiert wird oder nicht, ist auch nicht von Dritten zu entscheiden! Und natürlich kommt so eine Person in den "Genuss der unglaublich vielen Vorteile" (hier: das Semesterticket). Aber: dieser Genuss läuft eben aus - weil man exmatrikuliert wird, wenn man zu lange keine Prüfungen ablegt.

Prinzessin_90 hat geschrieben:Auch wenn es keine Studiengebühren mehr zahlen muss

Die Studiengebühren wären wohl das erste, was von so einem Vorhaben abschrecken würde. Denn ich denke, dass diese Gebühren deutlich über dem liegen, was man sich beim Kauf der normalen Tickets leisten müsste. Außer natürlich, es ist eine Person die praktisch die ganzen Tage im Zug verbringen will. Die Verwaltungsgebühren hingegen sind, wenn man es betriebswirtschaftlich sieht, ein Klacks im Verhältnis zu der Einsparmöglichkeit beim Studententicket. Aber hier gerne noch mal: wo ist das Problem, wenn ein Missbrauch stattfindet, solange der Missbrauch sich in einem solchen Rahmen bewegt? Aktuell ist das Verfahren für "echte" Studenten um in den Genuss des Semestertickets zu kommen angenehm einfach. Die Kosten in der Verwaltung hinsichtlich Kontrolle sind auch nahezu bei null. Und wenn man sich überlegt, dass diese Missbrauchsform sowieso nicht beliebig zu verlängern ist (weil man irgendwann eben auf die Studiengebühren kommt!), dann finde ich das "Problem" lässlich.

Prinzessin_90 hat geschrieben:Allerdings sind diese nur mit dann gültig, wenn man einen Studentenausweis hat, den man mit dem Ticket bei einer Kontrolle vorzeigt.

Das ist ja durchaus üblich. Und wer als Student eingeschrieben ist und ein Semesterticket bekommt, der erhält ja auch einen Studentenausweis.

» derpunkt » Beiträge: 9898 » Talkpoints: 88,55 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


derpunkt hat geschrieben:Die Studiengebühren wären wohl das erste, was von so einem Vorhaben abschrecken würde. Denn ich denke, dass diese Gebühren deutlich über dem liegen, was man sich beim Kauf der normalen Tickets leisten müsste.

Also, wenn ich den Vergleich Berlin heranziehe, so würde es sich riesig lohnen, sich einzuschreiben und dadurch das Semesterticket zu erhalten. Als erwachsener Mann zahle ich bei Abschluss eines Jahresabos für die Öffentlichen Verkehrsmittel 710 Euro, das sind auf den Monat gerechnet knapp 60 Euro. Für das Semester würde dass knappe 350 Euro bedeuten. Da allerdings die Semestergebühren häufig zwischen 100 und 200 Euro liegen, eher in Richtung der 100 Euro, würde es sich mit, sagen wir, 400 Euro schon lohnen, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen.

Dazu kommen alle anderen mit dem Studentenausweis verbundenen Vorteile, die kultureller Art sein können, aber auch allerlei anderer. Es gibt zum Beispiel in verschiedenen Restaurants und Bars oder auch Cafes einen Studentenrabatt, den man in Anspruch nehmen kann. Viele Abonnements für Zeitschriften, Verlage, Angebote oder auch die Deutsche Bahn (meines Wissens), sowie darüber hinaus viele technische Produkte sind mit einem Studentenausweis günstiger erhältlich. So bekommt man als Student einen iMac etwa 10 Prozent günstiger, was bei einem 2000 Euro Produkt auch ein klein wenig Geld sind.

Wenn man das ganze also allein vom Preis-Leistungs-Verhältnis sieht, so spart man sich durch das Einschreiben an einer Universität sicherlich die ein oder anderen hundert Euro ein. Man kauft sich zwar nicht jeden Tag einen Apple Computer, aber allein das Semesterticket in Verbindung mit meinem Lieblingsrestaurant würden die Ersparnisse pro Jahr sicherlich auf mindestens 600-800 Euro hinauslaufen lassen. Die Kosten schrecken mich also nicht ab.

» benutzer7 » Beiträge: 2116 » Talkpoints: 49,80 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Theoretisch funktioniert das so schon. Allerdings muss man auch immer die Studiengebühren bezahlen, damit man ein solches Ticket bekommt. Ich weiß nun nicht, was ein Monatsticket kosten würde, aber ich bezahle für das halbe Jahr knapp 250 Euro Studiengebühren und das ist dann auch nicht so wahnsinnig günstig.

Des Weiteren ist es eben auch so, dass man irgendwann einfach aus der Uni geschmissen wird, wenn man bestimmte Kurse nicht besucht (es gibt auch bei zulassungsfreien Fächern Veranstaltungen, die verpflichtend sind) und dann hat man Pech gehabt. Das mit dem Verdient kann auch gut sein, aber da kenne ich mich nun nicht so aus. Ich würde aber eher Ticket richtig zu kaufen und nicht auf diese Art und Weise ein Ticket zu erschleichen.

» Wunschkonzert » Beiträge: 7184 » Talkpoints: 42,56 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


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