Trennung aus Vernunft - welche Gründe?
Ich kann mir ehrlich gesagt schon vorstellen mit einem Straftäter zusammen zu bleiben oder sagen wir vorsichtig mit einem ehemaligen Straftäter, also eine vorbestrafte Person. Ich denke schon, dass dies möglich ist, denn hier muss man doch auch differenzieren, um welche Taten es sich handelt. Mord und Vergewaltigung sind für mich in jedem Falle Gründe die Beziehung sofort zu beenden und auch der Vernunftwegen. Ansonsten kann ich mir eigentlich keine Straftat vorstellen für die ich eine Vernunftstrennung in Erwägung ziehen würde aus welchen Grund denn auch? Es ist zwar doof, aber jemand kann immer noch aus seinen Fehlern lernen und das muss man dem jenigen dann auch gewähren. Wenn der Partner jedoch immer Mal wieder in den Knast wandert, dann würde ich mich früher oder später auch trennen, denn das bringt ja dann gar nichts.
Wenn ein Partner meine Meinungen nicht teilt oder auch ganz andere Ansichten hat, ist dies auch kein Grund für mich eine Beziehung langfristig zu beenden. Ich verstehe auch gar nicht wieso, denn oftmals weiß ich doch bereits im Vorfeld, wie mein Partner tickt und er muss ja nicht so sein wie ich oder gar so denken. Ich möchte schon Unterschiede sehen und auch haben. Eine gesunde Diskussion kann dann stattfinden und auch so ist es einfach wichtig, wenn die Partner sich nicht ähneln oder sich verändern für den Partner, sodass ich niemals aus diesen Gründen eine Trennung in Erwägung ziehen.
Ich denke nur in äußersten Notfall kommt für mich eine Trennung aus Vernunft infrage, denn ansonsten sehe ich dafür einfach gar keinen Grund. Ich muss keinen Partner haben, der nach meiner Nase pfeift, sondern möchte schon einen unterschiedlichen Partner haben. Es ist mir, egal ob Meinungen nicht gleich sind, er/sie ein Straftäter ist ( dabei sind die Straftaten wie Mord und Vergewaltigung jedoch ausgeschlossen). Wenn natürlich der Partner lieber ständig arbeitslos feiert, dann ist es etwas ganz anderes, aber ansonsten gibt es für mich keine Gründe für die Vernunftstrennung. Jedoch muss dies natürlich auch jeder selber wissen.
Ich denke nicht, dass man sich mit sämtlichen äußeren Gegebenheiten arrangieren kann oder sollte, weil die Liebe allein das ist, was zählt. Sicherlich ist die Liebe für mich der Grund, eine Beziehung zu führen und sie auch dann noch lange Zeit aufrecht zu erhalten, wenn die äußeren Gegebenheiten sich verändert haben. Allerdings würde ich nicht mit jeder Veränderung klarkommen. So wäre es für mich nicht denkbar, auf Dauer mit meinem Partner, den ich liebe, zusammen bleiben zu können, wenn dieser irgendwann Alkoholiker würde. Ich habe nun keine direkten Erfahrungen mit Alkoholikern, aber dennoch schreckt mich diese Sucht und vor allem ihre Konsequenzen für alle Beteiligten schwer ab. Ich weiß als außenstehender Betrachter, dass sich eine solche Sucht wirklich nur negativ und zerstörend auswirkt und meine, dass es kaum eine Chance gibt, als Partner hier irgendeine Hilfestellung zu bieten. Es gibt aber auch noch einige andere Fälle von Veränderungen, mit denen ich schwer klarkommen würde, so beispielsweise eben eine Veränderung meines Partners, die ihn mir fremd macht oder das Auftreten irgendwelcher psychischer Störungen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Beziehung.
Dennoch meine ich aber, dass man sich wohl mit vielen äußeren Gegebenheiten arrangieren kann und ich erhebe an mich auch lange Zeit den Anspruch, das zu versuchen, wenn ich eine Beziehung führe. Ich führe keine Beziehung, hinter der ich nicht stehe, und wenn ich mit einem Menschen zusammenkomme, dann übernehme ich auch ein großes Stück Verantwortung für diesen Menschen. So habe ich es vorgelebt bekommen und so bin ich wohl auch erzogen worden, jedenfalls bedeutet das für mich, eine Beziehung mit einem Menschen einzugehen. „In guten wie in schlechten Zeiten“ gilt insoweit für mich schon weit vor einer Eheschließung und ich denke, dass ich von den schlechten Zeiten auch einige miterlebe, bevor ich vielleicht irgendwann feststelle, dass es nicht mehr funktioniert.
In meiner letzten Beziehung würde ich beinahe sagen, dass deren Ende aufgrund solcher Veränderungen, wie ich sie oben kurz angeführt habe, stattgefunden hat und insofern vor allem eine Trennung aus Vernunft sein sollte. Mein Partner hat sich im Laufe der Zeit stark verändert und war in einer ständigen depressiven Stimmungslage gefangen. Er wurde teilnahms- und hilflos und war irgendwann kaum noch erreich- oder greifbar. Das alles hat sich auf unsere Beziehung ausgewirkt, und obwohl ich versucht habe, ihn zu erreichen und anzusprechen, kam kaum noch ein Feedback. Es ist schwierig, einem Betroffenen in einer solchen Situation zu helfen, wenn man kein Fachmann mit einer entsprechenden psychotherapeutischen Ausbildung ist und der Betroffene sich außerdem nicht helfen lassen will. Depressionen sind also für einen Außenstehenden ohne den entsprechenden beruflichen Hintergrund wohl kaum aufzulösen und man trägt sie mit, wenn man der nicht unmittelbar betroffene Partner ist.
Das kann man einige Jahre lang machen, bis man merkt, dass die Beziehung sich stark verändert hat und man mehr nebeneinanderherlebt als miteinander. Irgendwann bemerkt man vielleicht, dass man selbst schon ein Stück weit abgerutscht ist und kaum noch etwas empfinden kann, womit ich nicht nur Liebe meine, sondern auch alle anderen Gefühle, die nicht Angst oder Trauer sind. Vernunft ist in meinen Augen in einer solchen Situation vor allem dadurch gekennzeichnet, das man sich aus dieser belastenden Situation befreit, auch, wenn das bedeutet, dass man den Partner schutzlos zurücklassen muss. Ich kann in meinem Fall wohl behaupten, dass ich versucht habe, ihm zu helfen, aber gescheitert bin. Es galt also, mich selbst zu retten, auch, wenn mir das immer noch egoistisch scheint. Ich denke dennoch, dass es eine vernünftige Entscheidung ist.
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