Kubaner dürfen Land verlassen
Seit heute dürfen Kubaer ihre Heimatinsel auch ohne Erlaubnis des Staates verlassen. So was war ja bei den meisten kommunistischen (oder vielmehr: bei Systemen die sich als solche bezeichnen) bislang nicht erlaubt. Dann könnten ja die eigenen Bürger merken, dass es außerhalb des sozialistischen Paradieses wundersame Dinge wie moderne Autos, gefüllte Kühlschränke, Mobiltelefone und dergleichen gibt.
Was meint ihr hat das für Auswirkungen? Könnt ihr euch überhaupt vorstellen, dass es solche Reisefreiheit in manchen Ländern nicht gibt?
BlindKanshi hat geschrieben:Seit heute dürfen Kubaer ihre Heimatinsel auch ohne Erlaubnis des Staates verlassen.
Die Erleichterungen bei der Ausreise bzw. die Gewährung der Reisefreiheit, so dachte ich, gilt erst ab Januar des nächsten Jahres. Aber das ist sicher nur ein Detail, welches die grundlegende Bedeutung nicht schmälern dürfte, welche diese Erlaubnis mit sich bringt. Kuba hatte sich ja schon vorher zumindest für den Tourismus geöffnet. Daher ist das nur ein folgerichtiger nächster Schritt. Wenn es jetzt noch zu Beschränkungen kommt, dann höchstens bei der Ausgabe der Reisepässe. Denn diese sind Voraussetzung für die Ausreise (neben der Einreiseerlaubnis im Zielland - also das Visum!).
BlindKanshi hat geschrieben:So was war ja bei den meisten kommunistischen (oder vielmehr: bei Systemen die sich als solche bezeichnen) bislang nicht erlaubt. Dann könnten ja die eigenen Bürger merken, dass es außerhalb des sozialistischen Paradieses wundersame Dinge wie moderne Autos, gefüllte Kühlschränke, Mobiltelefone und dergleichen gibt.
Hier schwingt ein wenig Klassenkampf und Propaganda (des Westens) mit. Offenbar kommen solche Sätze nur dann zustanden, wenn man sich als Kämpfer im Systemkampf versteht oder aber zu wenig Informationen hat, so dass man auf eben die West-Propaganda hereingefallen ist. Es ist keineswegs so, dass die Beschränkung dazu gedacht war, der Bevölkerung das Wissen um die Entwicklung der kapitalistischen Länder vorzuenthalten. Viel mehr wurde so das Land davor geschützt, dass die "Elite" bzw. die gebildeten Bürger durch den Klassenfeind (also vornehmlich die USA) abgeworben wird. Das war durchaus denkbar - hatte aber nichts mit der Systemfrage zu tun, als vielmehr mit den Verhältnissen nach der Revolution. Es ist niemandem zu verdenken, sich den bequemen Weg zu suchen. Aber so wäre kein Staat zu machen! Auch Kuba nicht. Daher hat man die Ausreise erschwert. Das bedeutet nicht, dass es sie vorher nicht gab. Das Gesundheitswesen auf Kuba ist besser ausgebaut, als in allen anderen Lateinamerikanischen Staaten. Und auch für die USA könnte Kuba hier ein Vorbild sein. Ebenso was die Alphabetisierungsrate angeht. Da ist Kuba bereits ein Vorbild für Lateinamerika und viele Kubaner arbeiten bereits dort. Das ist aber wieder der Grundstein des Üblen: teuer ausgebildete Kubaner setzten das, was sie gelernt haben, im Ausland ein.
Vor der Revolution auf Kuba gab es dort übrigens auch diese Freiheit. Sie hat letztlich zum Sturz und eben zur Revolution geführt! Das sollte bei allen Betrachtungen und Bewertungen nicht ganz vergessen werden.
BlindKanshi hat geschrieben:Was meint ihr hat das für Auswirkungen?
Gönnerhaft könnte man jetzt meinen, dass das ganze kubanische Volk endlich die Vorzüge der Reisefreiheit nutzen könnte. Ähnlich wie nach der Wende die Bevölkerung der DDR endlich zu Weltreisen aufbrechen hätte können. Wenn da die wirtschaftliche Vorbedingung nicht wäre!
Für wenige wird sich dadurch natürlich alles ändern. Aber für die meisten ändert sich nichts, weil sie sich kein Ticket nach Melbourne leisten werden, um die neue Freiheit zu genießen. Es wird aber durch den Schritt schwerer für die USA das Embargo gegen Kuba zu begründen und aufrecht zu erhalten. Es wäre tatsächlich der Bevölkerung zu wünschen, dass die USA hier ihren Würgegriff auflösen würden. Ansonsten wird es wohl nicht zu einem Massenexodus kommen. Das gelobte Land steckt ja auch in einer Krise. Und wenn man Arm ist, bringt einem die Freiheit nichts auf den Teller.
Mir geht es da wie derpunkt. Ich sehe den Anfangsbeitrag als relativ arogant an. Möglicherweise ist der Schreiber auch noch sehr jung und wenig lebenserfahren. Hängt das Glück im Leben wirklich von Fernreisen und Konsum von teuren Autos ab? So ein Leben muss ganz schön arm sein. Gab es da nicht noch die vielen anderen Dinge, die das Leben lebenswert machen wie Bildung, Gesundheit, Frieden, Liebe, Familie, eine gesicherte berufliche Perspektive, Kinder und so weiter?
Abgesehen davon liegen die Ursachen für Kubas Armut auch viel tiefer und sind nicht alleine dem kubanischen Staat zuzuschreiben. Vielleicht hast du ja schon mal was von dem wirtschaftlichen Embargo der USA gegen Kuba gehört? Dieses existiert seit 1962, seit den neunziger Jahren existiert dazu sogar ein Gesetz. Kurioser Weise heißt das Gesetz sogar Cuban democracy act. Kurz gesagt, darf kein Amerikaner oder amerikanisches Unternehmen Kuba unterstützen oder mit dem Land Handel treiben. Selbst Tochtergesellschaften von amerikanischen Unternehmen ist das verboten. Das heißt, wenn zum Beispiel Coca Cola Griechenland die Produkte nach Cuba exportieren wollte, dann wäre das nicht möglich. Es bleibt jedem frei zu überlegen, ob ein Handelsembargo der Entwicklung von Demokratie förderlich ist.
Wenn man jetzt mal überlegt, wie viele Automobilkonzerne zum Beispiel zu General Motors gehören, dann fällt einem vielleicht auch auf, warum der Automobilmarkt in Kuba nicht gerade mit modernen Fahrzeugen überschwemmt ist.
Dann gibt es noch einen Democracy solidarity act. Damit haben sich es die Amerikaner zum Gesetz gemacht, ausländische Unternehmen bestrafen zu können, die mit Kuba Handel treiben. Das geht folgendermaßen. Wenn beispielsweise Toyota Autos nach Cuba verkauft, kann die amerikanische Regierung Toyota untersagen, diese Autos künftig auf dem amerikanischen Markt zu verkaufen. So einfach ist das. Und welches Unternehmen würde nicht nachrechnen, wo ihm mehr Profit durch die Lappen geht, wenn man Cuba oder die USA als Kundenkreis verliert? Die Entscheidung dürfte leicht fallen.
Bleibt noch die rhetorische Frage, ob diese Gesetze zum Schutz der Demokratie erlassen wurden oder zum Bekämpfen eines sozialistischen Staates und dessen Wirtschaftssystems? Auch wenn die Gesetze unter Obama nicht mehr so streng gesehen werden, hat das eben doch mehr oder weniger Spuren hinterlassen, dass zwischen diesen beiden Ländern der kalte Krieg immer noch tobt.
Man darf bei dem Land Kuba schon ein Mal gar nicht außer Acht lassen, dass es sich nicht um ein freies Land in dem Sinne handelt, sondern um eine reine Diktatur. Es war bereits zu Fidel Castros Zeiten so und seit der Bruder an der Macht ist also Raul Castro ist es weitestgehend nicht wesentlich verändert. Eine Diktatur spiegelt für dich sicher bereits wieder, wie es dort in Kuba wohl abgehen muss und das siehst du auch jetzt wieder an der vermeidlichen Reisefreiheit, die in Wirklichkeit der Propaganda diente!
Es wurde jedoch von seitens Raul Castro nicht damit gerechnet, dass so viel Resonanz auf das vermeidlich gute Gesetz erstrahlt, sondern er ging davon aus, dass nur wenige sich dafür interessieren würden. Kuba ist und bleibt ein Land, in dem ein Kubaner wenig Rechte besitzt und alles immer nur über die Regierung stattfindet. Es wird auch weiterhin willkürlich entschieden, wer ausreisen darf und wer nicht. Gesetzlich dagegen vorgehen kann im Grunde genommen sowieso kein Kubaner. Ich habe mich erst gestern aus Recherchegründen mit diesem Thema befassen müssen.
Das alte Reisegesetz von Kuba war so geregelt, dass ein Kubaner nur mit einem Reisepass, einer Reiserlaubnis der Regierung, ein Visum für das Einreiseland und am besten noch stichfeste Gründe für die Reise ausreisen durfte. Des Weiteren wurden die Reisen auf 11 Monate beschränkt, ansonsten verlieren die Kubaner ihre Staatsangehörigkeit und die Rentenansprüche. Dies war die Regelung, bevor es zu dem vermeidlichen Reisefreiheitsgesetz für Januar 2013 gekommen ist. Das neue Gesetz besagt weiterhin, dass ein Reisepass vorhanden sein muss und das Visum.
Des Weiteren darf man dann 24 Monate ohne Verlust der Staatsangehörigkeit und des Rentenanspruchs ausreisen. Doch nun muss gesagt sein, dass die Regierung willkürlich entscheidet, welcher Kubaner einen Reisepass erhält und somit nicht von jeder darf Ausreisen wie er/sie möchte geredet werden kann. Weiterhin muss man Dir natürlich auch Mal vor Augen halten, dass Fachkräfte wie Ärzte, Anwälte, Ingenieure, Wissenschaftler und andere Fachkräfte nicht aus dem Land ausreisen dürfen, egal welche Voraussetzungen diese erfüllen. Der Grund dafür liegt darin, dass Kuba nicht möchte, dass andere Länder eventuell von den Fähigkeiten profitieren würden.
Ich denke somit, dass dieses Gesetz eher dazu gedacht war, einige Kubaner etwas ruhiger zu stimmen, aber sicherlich nicht dafür gedacht war, dass eine Ausreise einfacher vonstatten gehen kann. Es ist traurig, dass diese Diktatur in Kuba weiterhin anhält und auch Fachkräften eine Ausreise genommen wird. Es diente der reinen Propaganda und selbst die Kubaner selber haben bereits via Twitter mitgeteilt, dass es sich um kein ernst zunehmendes Gesetz handeln wird. Wenn selbst eigene Landsleute sagen die Hürden sind weiter vorhanden, dann weiß man bescheid!
Das neue Gesetz der Reisefreiheit als welche es belächelt wird ist im Grunde nur eine "Farce", weil es gar keine autonome und selbständige Ausreise ermöglicht, weil in dem Gesetz selbe drin steht, dass dieser jeder Zeit von der kubanischen Regierung untersagt werden darf.
Wen aber wundert das, da Kuba doch schon seit Jahrzehnten unter einer Diktatur lebt und so etwas wie Freiheit für die Menschen da eher als ein Witz gilt, welcher vor Jahren erzählt wurde.
Ich denke für die Menschen die in Kuba leben ist das eher wieder ein Schritt zurück als einer nach vorne und von daher wünsche ich mir eine Revolution in diesem Land, wie es bereits in anderen Ländern auf dieser Welt geschehen ist.
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