Freundschaft mit dem/der Ex - Klischee oder Normalität?

vom 14.10.2012, 09:30 Uhr

Ich denke, dass es generell schon möglich ist, dass man mit seinem Ex-Partner eine Freundschaft führt. Wenn ich mir vor Augen halte, dass eine Beziehung in den meisten Fällen irgendwann zu einer Freundschaft wird, die im Kern bestehen bleibt und sicherlich eine sehr enge Freundschaft ist, die auch entsprechend als solche gelebt wird, wüsste ich auch keinen Grund, weshalb das nicht funktionieren sollte. Viele Paare leben nach einigen Jahren des Zusammenseins in einer Form zusammen, die wirkt wie eine Freundschaft und nicht selten hört man, dass das Gefühl des Verliebtseins von der Liebe verdrängt wird. Ich bin mir allerdings sicher, dass die meisten Paare nicht angeben können, um welche Form von Liebe es sich handelt und ob es eher eine familiäre Liebe ist oder eine freundschaftliche – oder eben eine partnerschaftliche.

Vermutlich ist das Gelingen einer Freundschaft nach einer Beziehung also nicht unmaßgeblich davon abhängend, ob beide getrennten Partner sich darüber im Klaren sind, dass das Beziehungsende die richtige Entscheidung war und sie einander eben nicht mehr auf die Weise lieben wie es für eine Beziehung wünschenswert wäre. Außerdem glaube ich, dass das Ego beider Beteiligten ebenfalls noch einen entscheidenden Faktor spielt, aber auch die persönlichen Ziele und Pläne fürs Leben eines jeden Einzelnen. Ich habe beispielsweise zweimal nach einer Trennung von meinem jeweiligen Ex-Partner gehört, dass er nun alleine sei und einsam sterben würde, und ehrlich gesagt habe ich mich in beiden Fällen gefragt, wie lange die Zeit der Beziehung eigentlich schon abgelaufen war, weil ich mich fragen musste, aus welchem Grund die Beziehung denn eigentlich aufrecht erhalten wurde. Aus Angst vor der Einsamkeit?

Wenn all diese Belange allerdings erst einmal geklärt sind, sehe ich nichts, was gegen eine Freundschaft nach einer Beziehung spricht und ich habe auch schon erlebt, dass das funktioniert. Mit meinem letzten Partner verstehe ich mich nach wie vor sehr gut, wir stehen uns nah, sicherlich auch, weil wir sehr lange zusammen waren. Außerdem mögen wir uns gerne, also fände ich es traurig und falsch, zu bestimmen, dass eine Freundschaft nicht möglich ist und auch nicht versucht wird. Sicherlich kann es sein, dass das nicht funktioniert und man im Endeffekt komplett auseinandergeht. Aber es gibt auch noch die andere Möglichkeit, nämlich, dass es eben doch funktioniert und man sich so als wertvoller Mensch gegenseitig erhalten bleibt. Das finde ich auf jeden Fall wünschenswert und ich meine, dass es den Versuch einer Freundschaft schon begründet und definitiv rechtfertigt. Versuche ich eine Freundschaft erst gar nicht, oder gebe zu früh auf, weil die Anfänge vielleicht schwierig sind, dann habe ich das Scheitern dieses Versuchs als mögliche Option doch immer noch vor Augen. Es kann auch sein, dass man sich irgendwann aus den Augen verliert, ohne vorher eine Freundschaft miteinander versucht zu haben.

Benutzeravatar

» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge



Ich muss gestehen, dass ich es mir absolut nicht vorstellen kann, dass man nach einer Beziehung noch ganz normal miteinander befreundet sein kann. Für mich ist das auf jeden Fall ein Klischee und ich kenne auch niemanden in meinem Freundeskreis oder auch Bekanntenkreis, bei dem das funktioniert hätte. Da ich mir das selbst für mich auch nicht vorstellen kann, denke ich, dass so etwas auch wirklich nur äußerst selten funktioniert und ich denke auch nicht, dass das üblich ist, dass man in Freundschaft auseinander geht. Damit überhaupt die Möglichkeit besteht, dass man in Freundschaft auseinander geht, müssen sich ja beide über die Trennung einig sein und beide müssen zum gleichen Zeitpunkt auch eine Trennung wollen, wobei beide trotzdem noch freundschaftliche Gefühle füreinander haben. Ich denke nicht, dass das besonders oft vorkommt und ich denke, dass das meistens einfach nicht die nötigen Voraussetzungen dafür vorhanden sind, weshalb so etwas auch gar nicht erst funktionieren kann.

Ich selbst war nach einer Trennung auch nie daran interessiert, noch eine Freundschaft mit meinem Ex zu führen. Stattdessen war ich ehrlich gesagt immer froh, dass die Beziehung beendet war und ich wollte dann auch frei sein und mein Leben alleine genießen können, ohne dass dabei eben noch mein Ex im Spiel war. Hätte ich dann an einer Freundschaft festgehalten, könnte ich mich wohl auch gar nicht von meinem damaligen Partner lösen und das hätte mich wohl auch daran behindert, einen neuen Partner finden zu können, was ja auch nicht gut gewesen wäre. Von daher bin ich wirklich froh, dass ich eben einen ganz klaren Schlussstrich gezogen habe, ohne dabei auch nur an eine Freundschaft zu denken.

Um miteinander befreundet sein zu können, dürfen ja auch von beiden Seiten überhaupt keine Gefühle mehr vorhanden sein und ich denke, dass sich das auch nur schwer machen lässt. Auch wenn beide wirklich keine Gefühle mehr füreinander haben, können sich diese ja auch wieder entwickeln, wenn man so viel miteinander zu tun hat. Zudem denke ich auch, dass man den anderen als nie richtig als Freund, sondern eben immer nur als Ex sehen kann und ich denke nicht, dass das besonders gut für eine Freundschaft ist, weshalb ich eher davon abraten würde, es zu versuchen. Allerdings muss das ja auch jeder für sich selbst entscheiden und ich finde es nicht weiter schlimm, wenn sich zwei Menschen dazu entscheiden, es mit einer Freundschaft zu probieren, nachdem sie sich getrennt haben. Gerade dann, wenn ihnen der andere ja auch noch wichtig ist, möchte man den Kontakt auch nicht unbedingt komplett abbrechen und von daher ist es auch verständlich, dass man so etwas dann auch einfach einmal versuchen möchte.

Benutzeravatar

» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich hatte ja bisher nur eine ernsthafte Beziehung, die sich auch über einen langen Zeitraum gehalten hat und von meiner Seite aus kann ich da sagen, dass ich eigentlich immer noch sehr zwiegespalten bin, wie ich nun eigentlich zu meinem Ex-Freund stehe. Wir hatten nicht vorgehabt, den Kontakt zueinander völlig abzubrechen, einige Monate nach der Trennung haben wir uns dennoch erstmal nicht mehr beieinander gemeldet, was nicht zuletzt daran lag, dass wir uns selbst dann, als die Beziehung bereits auseinander gegangen war, immer noch weiter gestritten haben.

Das lag vor allem daran, dass sich mein Ex-Freund eingebildet hatte, sofort nach dem Beziehungsende eine Freundschaft zu mir aufbauen und mich täglich weiterhin mit gefühlten tausenden Nachrichten vollspammen oder mich jeden Abend anrufen zu müssen, worin er sich natürlich gründlich getäuscht hatte. Als ich ihn darauf angesprochen hatte, gab er auch sofort zu, sich zu einem späteren Zeitpunkt wieder eine Beziehung zu mir aufbauen zu wollen, was er durch sein Verhalten nach der Trennung ja auch schon deutlich zum Ausdruck gebracht hatte.

Das hat mir dann auch gleich nochmal gezeigt, dass er wirklich nicht so reif war, wie ich ihn anfangs eingeschätzt hatte und mich eher nochmal in dem Entschluss, sich zu trennen, bestätigt. Gott sei Dank hatte ich so auch erstmal ein paar Monate Ruhe, bis wir uns wieder einander angenähert haben und kaum hatte ich einen falschen Satz geschrieben, komme ich inzwischen wieder dazu, diese Annäherung zu bereuen. Er bildet sich scheinbar schon wieder sonst was darauf ein und lässt es sich nicht nehmen, mir jeden Tag eine Gute-Nacht-SMS zu schreiben, was er bei "Freunden" definitiv nicht macht. Es ist zwar nur eine Kleinigkeit, aber ich bin wirklich genervt davon.

Ich möchte den Kontakt zu meinem Ex-Freund eigentlich nicht komplett abbrechen, weil ich es einfach schade um die gemeinsame Zeit fände und man sich ja doch auch einiges erzählen oder schöne Momente miteinander verbringen konnte, eine wirklich enge Freundschaft beabsichtige ich allerdings nicht. Mir wäre es viel lieber, wenn man sich gelegentlich mal beim anderen meldet und sich was erzählen kann, zumal von meiner Seite aus auch wirklich keine Gefühle mehr für meinen Ex-Freund im Spiel sind und das hängt unter Anderem auch damit zusammen, wie er sich momentan verhält. Langsam halte ich es aber auch nur noch für Wunschdenken, jemals so etwas wie eine lockere Freundschaft zu ihm aufbauen zu können und da wäre es mir wohl auch lieber, den Kontakt ganz zu beenden anstatt immer wieder in Streit zu verfallen, weil für den Anderen stärkere Gefühle als rein freundschaftliche mit von der Partie sind.

Benutzeravatar

» porcelain » Beiträge: 1071 » Talkpoints: 5,47 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Nun ist ein wenig Zeit vergangen und ich habe gerade durch Zufall diesen älteren Beitrag von mir wieder entdeckt. In meiner Situation ist es so geworden, dass es zwar anfangs einer Freundschaft ähnlich war, wir häufig miteinander geschrieben haben und manchmal auch telefoniert haben aber wahrscheinlich war dies eher noch aus Gewohnheit, oder aus dem Gefühl heraus, den anderen zu vermissen.

Nun habe ich einen neuen Freund, der es absolut nicht toleriert, wenn ich Kontakt zu meinem Ex-Freund hätte, daher habe ich das Verhältnis auf Eis gelegt, obwohl ich das manchmal ein wenig schade finde, immerhin habe ich 2,5 Jahre meines Lebens intensiv mit ihm geteilt und wir waren Freunde. Aber für die neue Beziehung lasse ich los, denn mit ihm scheine ich mein perfektes Gegenstück gefunden zu haben, ich war noch nie mit jemandem so auf der selben Wellenlänge.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^