Wie gut oder schlecht wurdet ihr "eingearbeitet" ?
Meine Einarbeitung in der Kanzlei fiel recht kurz aus, bis ich dann zum ersten Mal alleine den Dienst übernehmen musste. Das war allerdings wohl so nicht geplant. Wir sind in der Arbeit jeweils so eingeteilt, dass die Kanzlei meistens nur von einer von uns besetzt ist, allerdings war ich während der Zeit meiner Einarbeitung immer mit einer Kollegin zusammen eingeteilt, die mir alles zeigen sollte und an die ich mich wenden konnte, wenn ich Fragen hatte. Das hat so auch ganz gut funktioniert und ich kam mit allem ziemlich schnell klar. Nachdem ich dann zwölf Stunden eingearbeitet wurde, hat es sich allerdings ergeben, dass meine Kollegin verhindert war, mein Chef auf einem Termin außer Haus sein musste und ich dann alleine in der Kanzlei gewesen bin, sodass ich sehen musste, wo ich bleibe. Es war wirklich der klassische Sprung ins kalte Wasser.
Ein wenig nervös war ich vor diesem Einsatz schon, weil ich zwar das Grundlegende konnte und auch soweit klarkam, aber es gibt so viele Dinge zu tun, wenn man im Sekretariat arbeitet, dass man eben nicht auf alles vorbereitet sein kann, wenn die Einarbeitung gerade mal zwölf Stunden gedauert hat. Ich habe natürlich an diesem Tag auch einen Mandanten empfangen müssen, der eine Barzahlung leisten wollte und eben diese Aktion wurde mir noch zuvor noch nicht gezeigt. Ich habe dann alles so weit erledigt, wie ich es mir denken konnte, habe eine Quittung ausgestellt und die Akte herausgesucht und alles zusammen mit einem Zettel, auf dem ich die Schritte notiert habe, die ich unternehmen konnte, für meinen Chef notiert, damit er mir dann den Rest erklärt. Insoweit konnte ich mir also ganz gut weiterhelfen und es hat auch alles ganz gut funktioniert. Ab diesem Tag war ich übrigens dann immer alleine in der Kanzlei und wurde erst Monate später, als ich mehr Stunden bekommen habe, auch an zwei Tagen mit einer Kollegin in Doppelbesetzung eingeteilt.
Generell sollte eine Einarbeitung schon über zwei oder drei Monate gehen können, meine ich, weil sich die einzelnen Arbeitsabläufe eben erst nach und nach einschleifen und es kaum möglich sein kann, dass man einem neuen Mitarbeiter einen Arbeitsgang einmal zeigt und er ihn dann direkt verinnerlicht hat. Einige Dinge tut man im Arbeitsalltag eben nur hin und wieder und solche Arbeiten müssen mehrmals gezeigt werden. Gerade am Anfang, wenn noch alles neu ist und jede Information wichtig sein könnte, konzentriert man sich als Mitarbeiter meiner Erfahrung nach außerdem auf zu viele Unwichtigkeiten und verliert häufig den logischen Überblick, jedenfalls geht mir das mitunter so. Ich brauche also durchaus jemanden, den ich ansprechen kann, auch, wenn ich generell ziemlich schnell einlernbar bin.
In meinem letzten Betrieb fiel die Einarbeitungszeit recht bedürftig aus. Es gab eine Menge an auf den ersten Blick komplizierteren Arbeitsschritten, durch welche man sich erst einmal durcharbeiten musste, wenn man sie überhaupt jemals verstehen wollte. Nun wurde ich zwar von Anfang an, dazu aufgefordert, mir jeden Schritt der mir erklärt wurde auf einem Zettel zu notieren, allerdings fand ich die Reihenfolge dessen nicht ganz sinnvoll.
Mir wurden Teilaufgaben aus dem Zusammenhang gerissen erklärt, wo mir zunächst der Weg, wie ich dorthin gelangte, unerwähnt blieb. Selbstverständlich hatte ich meine Notizen in der chronologischen Reihenfolge, wie sie mir beigebracht wurden notiert, wobei ich später merkte, dass es insgesamt total kreuz und quer ging. Somit musste ich immer wieder meine fünf Zettel gänzlich durchsuchen, bis ich sämtliche Schritte zusammen hatte, die ich für eine Gesamtaufgabe zu erledigen hatte.
Auch waren mir entstehende Fragen ungerne beantwortet worden - meist erhielt ich zur unfreundlichen Antwort: "Das haben Sie sich aufgeschrieben!" Alles ja an sich schön und gut, nur blickte ich selbst nicht mehr durch meine Notizen, da es alles so wirr mitgeteilt wurde. Überdies behauptete die Kollegin stets, dass man in jedem Falle fragen sollte, wenn etwas unklar wäre und das wäre ja vollkommen in Ordnung - ein Widerspruch in sich!
Wenn ich mal gänzlich auf dem Schlauch stand und nicht genau wusste, was sie von mir wollte, dann erntete ich meist böse und verständnislose, vorwurfsvolle Blicke, die mich total aus der Bahn warfen. Wenn die Frage dann geklärt war, erhielt ich von der Kollegin die Rückmeldung, dass sie dieselben Fragen und Momente, an denen sie einfach nicht weiter wusste oder das System des Programmes nicht ganz verstanden hätte, auch in ihrer Einarbeitungszeit gehabt hätte. Da fragte ich mich, warum sie dann so rücksichtslos Neuen gegenüber sei und nicht wenigstens ein wenig Verständnis zeigte, da es ja scheinbar nicht an mir lag, sondern allen so erginge.
Allein die Tatsache des unfreundlichen Umganges mit mir machte mir die Anfangszeit nicht gerade einfach. Schon kurze Zeit später nach dieser "Einarbeitung" wurde man bereist ins "kalte Wasser" geschmissen und hatte zu funktionieren. Hierbei bemerkte ich schnell, dass man viele Prozesse noch gar nicht kennen gelernt hatte und ein "learning by doing" abverlangt wurde, wobei man teilweise sehr um die Ecke denken musste, was an sich hohe Fehlerquoten mit sich zog. Oft wurde einem im Nachhinein an den Kopf geworfen, dass man das hätte wissen müssen - woher?
Im Jahr 2009 habe ich mal für zwei Monate in einer Firma gearbeitet, von der ich anfangs dachte, das wäre es jetzt. Ich hatte zum einen 100,- € mehr brutto und zudem nur einen Arbeitsweg von 5 Minuten Fußweg. Und ich sollte zunächst als Elternzeitvertretung dort arbeiten, hätte aber die Option auf Übernahme gehabt.
Nur dummerweise war die Kollegin, für die ich einspringen sollte, eine sehr schwierige Person. Zum einen war sie launisch, zum anderen manchmal auch sehr unfreundlich. Die ersten Tage habe ich nur neben ihr gesessen und sollte ihr zusehen. Natürlich war das für mich sehr anstrengend, weil ich stellenweise fast eingeschlafen bin. Irgendwann dann gab sie mir nach und nach mehrere Aufgaben. Das waren dann aber teilweise Aufgaben, die sie mir vielleicht erst einmal gezeigt hatte.
Und immer, wenn ich sie dann etwas gefragt hatte, kam die blöde Antwort, was ich denn machen würde, wenn sie jetzt nicht da wäre. Wenn ich sie mal gebeten habe, ob sie kurz auf meinem Bildschirm schauen könnte, ob eine bestimmte Sache richtig war, war sie selbst dazu zu faul und man hat richtig gemerkt, wie es ihr zu viel war, ihren Hintern zu bewegen. Zum Schluss hatte ich einen regelrechten Hass auf diese Frau. Ich vermute mal, dass sie etwas gegen mich hatte.
Insofern würde ich sagen, war die Einarbeitung fachlich vielleicht in Ordnung, aber menschlich unter aller Sau! Zum Schluss hatte ich auch so viel Arbeit, dass ich nicht mehr wusste, was ich zuerst machen sollte und fast jeden zweiten Tag heulenderweise von der Arbeit nach Hause kam. Ich fühlte mich im Stich gelassen und hilflos.
Ich wurde im Rahmen eines 1-jährigen Traineeprogramm wunderbar eingearbeitet. Ich durchlief alle Abteilungen und viele für mich interessante Bereiche, die eigentlich nicht jobspezifisch waren. Währenddessen wurden mir alle Ansprechpartner vorgestellt, ich lernte die Abläufe kennen und bekam nach und nach eigene Projekte, mit Budget und Personalverantwortung. Alles in allem tip top.
Meine Einarbeitung war richtig gut und auch über eine längere Phase gehalten. Ich habe bereits meine Ausbildung in diesem Betrieb gemacht, aber in diesem Bereich hatte ich dann doch nicht allzu viel zu tun, also musste ich mich dort langsam herantasten. Ich fand es super, dass man mir die entsprechende Gewöhnungszeit gewährt hat und mich nicht gleich ins kalte Wasser geworfen hat, wie man so schön sagt. Aus meiner Sicht war es auch notwendig das ganz so anzugehen, weil hier viele Sachen fatal enden können, wenn man sie falsch macht. Man kann zwar die meisten Fehler wieder ausbügel, aber das ist fast immer mit recht hohen Kosten, die natürlich nicht sein dürfen. Es wäre klasse, wenn man immer so auf diese Art und Weise an die Arbeit herangeführt wird.
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