Arbeitgeber ist sauer wegen geplanten Kirchenaustritts

vom 12.10.2012, 11:20 Uhr

Frau A. wohnt in einem kleinen Dorf, welches streng katholisch orientiert ist. Sie arbeitet in einem kleinen Betrieb und in dem Dorf kennt jeder jeden. Nun würde Frau A. gerne aus der Kirche austreten, da sie nicht länger Kirchensteuer zahlen will und an sich auch nicht wirklich gläubig ist. An den kirchlichen Angeboten nimmt sie nur teil, wenn sie quasi dazu gezwungen wird.

Der Arbeitgeber von Frau A. hat das nun mitbekommen und ist sauer. Die Kirchengemeinde vor Ort ist der größte Auftraggeber für seinen Betrieb. Der Arbeitgeber befürchtet, dass die Kirchengemeinde ihm die Aufträge entzieht. Außerdem fürchtet er das Gerede seiner anderen Kundschaft, weil seine Angestellte mit einem Kirchenaustritt ja nicht mehr gottesfürchtig genug ist.

Kann der Arbeitgeber Frau A. in dem Fall verbieten aus der Kirche auszutreten? Immerhin hätte der Austritt ja Konsequenzen für seinen Betrieb. Wie können sich beide Seiten am geschicktesten Verhalten? Gibt es eventuell einen Kompromiss?

» Fugasi » Beiträge: 1877 » Talkpoints: 1,33 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Kein Arbeitnehmer kann einen Kirchenaustritt verbieten. Jedem Menschen ist es selbst überlassen, welche Religion und ob er überhaupt eine Religion hat. Was sollte es denn für einen Kompromiss geben. Der Arbeitnehmer befürchtet, dass seine Aufträge wegfallen. Das es dann auch wirklich so ist, ist doch gar nicht bestätigt. Und warum sollte die Kirchengemeinde Aufträge entziehen, wenn jemand nicht katholisch ist?

Tut mir Leid, aber ich kann die ganze Geschichte nicht nachvollziehen. Wenn mein Chef sauer ist, wenn ich aus der Kirche austrete, würde ich ihm mitteilen, dass es nicht seine Angelegenheit ist. Wie hat denn der Arbeitgeber davon erfahren? Auch wenn jemand aus der Kirche Austritt, habe ich noch nie gehört, dass eine Kirche dann jemanden meidet, auch wenn es eine sehr katholische Gegend ist.

» davinca » Beiträge: 2246 » Talkpoints: 1,09 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


Wenn der Firma das schadet, wird er seine Mitarbeiter bestimmt auch ausgesucht haben, dass diese Kirchenmitglieder sind und dies dann auch im Arbeitsvertrag festgesetzt haben. Wenn nicht, dann hat der Pech gehabt und muss das hinnehmen. Aber wenn er das im Vertrag festgelegt hat, dann kann A sogar den Arbeitsplatz verlieren.

Gerade bei kirchlichen Einrichtigungen (und wenn der Betrieb ständig kirchliche Auftraggeber hat) ist das auch zulässig. Da darf in einer kirchlichen Einrichtung auch kein geschiedener Mensch arbeiten oder ein Mensch, der eben eine andere Konfession angehört. A sollte da doch einmal in den Vertrag schauen und sich bei einem Anwalt erkundigen.

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» MissMarple » Beiträge: 6786 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



davinca hat geschrieben:Kein Arbeitnehmer kann einen Kirchenaustritt verbieten. Jedem Menschen ist es selbst überlassen, welche Religion und ob er überhaupt eine Religion hat.

Das stimmt so nicht ganz. Kirchliche Einrichtungen und Firmen, die eng mit der Kirche zusammenarbeiten dürfen darauf bestehen, dass der Mitarbeiter auch katholisch ist. Da hat MissMarple vollkommen Recht und da sollte A sich wirklich genau erkundigen, ehe sie aus der Kirche austritt. Darüber wurde auch hier schon diskutiert Diskriminierung im Job verboten - Warum darf die Kirche es? Warum sollte also die Kirche dann nicht Aufträge zurückziehen oder erst gar nicht der Firma erteilen?

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge



Bei kirchlichen Einrichtungen ist eine Kündigung möglich, aber ansonsten gilt ja wohl immer noch das Grundgesetz, das die Religionsfreiheit garantiert. Einen Kompromiss gibt es wohl kaum, außer den, dass sie nicht überall herausposaunt, dass sie aus der Kirche ausgetreten ist. Den Arbeitgeber geht das gar nichts an. Es ist völlig antiquiert, dass bei bestimmten Formularen immer noch die Religionszugehörigkeit angegeben werden muss, weil der Staat die Kirchensteuer eintreibt. Aber ich denke, dass das nicht mehr lange so bleibt. Religion ist reine Privatsache.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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