Warum ist es so schwer sich selbst zu charakterisieren?

Ich war ja in der Vergangenheit schon bei einigen Vorstellungsgesprächen und fast überall kam die wohl schon Standardfloskel sich selbst zu charakterisieren und charakterliche Vorzüge oder möglicherweise auch Defizite herauszustellen.

Ich tue mich dann immer sehr schwer und würde dann am liebsten gleich: Ja, nächste Frage bitte sagen, aber irgendetwas stammel ich dann immer zusammen. Wie reagiert ihr denn auf derartige Fragen? Tut ihr euch auch
so schwer oder habt ihr auch dafür schon ein paar Standardantworten parat?

Ich denke, es wäre ganz sinnvoll, sich für solche Fragen ein paar Standardantworten zurecht zu legen, die aber nicht so wirken. Ich glaube zwar, ich könnte mich selbst charakterisieren und könnte auch meine negativen Eigenschaften aufzählen - aber vor meinem zukünftigen Arbeitgeber möchte ich es dann doch lieber nicht tun. Da sind persönliche Dinge bei, die ihn nichts angehen, da sie sich auch nicht auf die Arbeit auswirken.

Vielleicht fragst Du in Deinem Bekanntenkreis mal nach, wie sie Dich beurteilen würden, wenn sie Dein Arbeitgeber wären. Da solltest Du hoffentlich brauchbare Antworten bekommen.

Ich denke, dass ich mich selbst sehr gut charakterisieren kann und auch mein Verhalten gut erklären kann. Dabei fließen natürlich auch viele "negative" Charaktereigenschaften mit ein, wie beispielsweise mangelndes Selbstbewusstsein, etc. Ich denke dennoch, dass ich meine Schwächen besser kenne, als meine Stärken, da ich schon oft von meinen eigenen Leistungen überrascht war. Bei einem Vorstellungsgespräch würde ich natürlich nur meine positiven Seiten hervorheben und mich dabei natürlich auch ein wenig verstellen. Zwar würde ich nicht die Standardfloskeln benützen, jedoch schon einiges dazudichten.

Warum es schwer ist, über sich selbst zu sprechen, ist denke ich ganz klar. Zwar ist man sich meist selbst über seine Stärken und Schwächen bewusst, doch fällt es schwer, darüber zu sprechen. Die Schwächen sind einem meist peinlich, während man nicht mit Stärken prahlen will, außer man ist sehr extrovertiert und selbstbewusst.

Vielleicht ist es einfach auch die Sorge, eingebildet zu wirken, wenn man mal etwas Positives über seine Charaktereigenschaften sagt. Vielleicht betrachtet man sich selbst auch extrem kritisch und ist völlig unzufrieden, wodurch es oftmals schwerfallen kann, die positiven Eigenschaften offen zu legen.

Dazu kommt natürlich auch die Situation "Vorstellungsgespräch". Wer geht schon locker und flockig in ein Vorstellungsgespräch rein? Natürlich möchte man sich von der besten Seite präsentieren und hat wohl möglich Angst, Defizite zu nennen, die unter Umständen die potenziellen Arbeitgeber dazu verleiten, einem nicht den Arbeitsvertrag unter die Nase zu schieben.

Für so was hilft nur eins: Vorbereitung. Eigentlich sollte man in jedem Vorstellungsgespräch damit rechnen, nach den positiven und negativen Charaktereigenschaften gefragt zu werden. Auch ich war in meinem ersten Vorstellungsgespräch von der Frage etwas verunsichert, aber seither lasse ich mich dadurch nicht mehr verunsichern. Ich habe meine Standardantwort auf diese Frage, die ich entsprechend an das Stellenangebot versuche mit Beispielen anzupassen und bin auch seither damit gut gefahren.

Und wenn man mal wirklich nicht weiß, was man nennen soll, hilft es, wie bereits erwähnt wurde, einfach gute Freunde zu fragen, wie sie dich denn beschreiben würden. Aber das muss natürlich im Vorfeld passieren.