Das Pfandsystem in Deutschland als gescheitert betrachten?
Heute habe ich in den Nachrichten vernommen, dass wohl immer mehr Vertreter aus Politik und Wirtschaft das deutsche Pfandsystem als gescheitert betrachten. Persönlich habe ich das jetzige Pfandsystem ja auch nie gemocht und eigentlich nur als politische Lobbyarbeit für die Wirtschaft angesehen. Bei Rücklaufquoten von um
die 80% sicherlich ein riesiges Millionengeschäft.
Nur was kommt eventuell nach? Ganz abgeschafft kann ja das Pfandsystem eigentlich nicht werden, sonst sieht es dann wahrscheinlich überall so wie hier aus. Ich befürchte ja schon eher eine Verdoppelung der Pfandpreise und bin dann mal schon auf die Argumentationen gespannt. Was meint ihr zu dem Thema Pfandsystem? Findet ihr es ausgereift oder wo seht ihr die Schwachpunkte? Wo würdet ihr den „Pfandsystem-Hebel ansetzen“?
Ich wusste gar nicht, dass es so schlecht mit dem deutschen Pfandsystem aussieht. Für mich selbst ist eine Verdoppelung der Pfandpreise gar nicht nötig, denn ich gebe mein Pfand immer zurück. Meiner Meinung nach ist es wirklich schlimm, dass die Menschen so eine Kleinigkeit anscheinend als eine Last ansehen.
Ich sammel mein Pfand zu Hause und wenn ich mehr als einen Euro zusammen habe und einkaufen gehen will, dann nehme ich eine Pfandtüte mit. Wenn ich weniger als einen Euro habe, dann sammel ich weiter.
Auf den Straßen sehe ich viele Menschen, die große Taschen mit sich herumschleppen, es ist nun wirklich kein Akt eine leere Plastikflasche mitzunehmen. Wer sich trotzdem daran stört oder keine Dose durch die Gegend tragen möchte, kann die Dose ja neben eine Mülltonne platzieren. Es gibt einige Pfandsammler, die diese mitnehmen würden.
Ich persönlich würde das ganze Pfandsystem nicht unbedingt als gescheitert bezeichnen. Ich sehe das ganze aber mal aus Sicht der Umwelt. Man sieht doch schon deutlich die Unterschiede zwischen Deutschland und zum Beispiel Spanien. Ich war dieses Jahr sehr viel in Spanien unterwegs. Was dort an Plastikflaschen und Dosen herumliegt ist teilweise verdammt erschreckend. Wenn man diese noch abgeben könnte, was natürlich nicht funktioniert, hätte man dort verdammt viel Geld machen können.
Worum es hier aber offensichtlich geht ist die Sauberkeit. Natürlich lässt sich damit nicht alles bereinigen aber es hilft in meinen Augen schon etwas. Es ist schon ein unterschied ob überall leere Plastikflaschen und Dosen herumliegen oder eben nicht. Ich sehe hier also keinen Grund das System abzuschaffen. Wer zu faul ist seine Pfandflaschen wieder abzugeben hat halt Pech gehabt. Ein wenig Eigeninitiative kann man wohl schon erwarten, oder?
schraxy hat geschrieben:Ich befürchte ja schon eher eine Verdoppelung der Pfandpreise und bin dann mal schon auf die Argumentationen gespannt.
Was genau wäre denn nun so furchtbar daran? Du bekommst doch dein Pfandgeld wieder, wenn du sorgsam mit den Flaschen umgehst. Das Geld nimmt dir doch niemand weg, außer eben du selber, wenn du Pfandflaschen wegschmeißt. Im Grunde ist mir der Pfandpreis völlig wurscht, da ich über Kurz oder Lang ja eh immer soviel alte Flaschen wegbringe, wie ich neue mitnehme und damit zahle ich ja praktisch kein Pfandgeld mehr. Klar kommt es mal vor, dass man mehr neue Flaschen kauft, aber dafür hast du eben beim nächsten mal dann mehr Pfandflaschen.
Ich kenne zwar keine Statistik, die mit Zahlen meinen Eindruck belegt, aber im Gegensatz zu früher, habe ich persönlich den Eindruck, dass immer weniger Flaschen irgendwo rumliegen. Damit hätte man ja zumindest etwas für die Sauberkeit getan. Und ich denke im Grunde ist das auch der einzige Effekt, den man von einem Pfandsystem erwarten kann. Ob ich nun Einweg- oder Mehrwegflaschen kaufe, mache ich als Verbraucher doch nicht vom Pfandpreis abhängig, den ich eh wiederkriege. Wenn man das will, dann müsste man eine Art Strafsteuer auf Einwegsachen erlassen.
Das deutsche Pfandsystem ist an einigen Stellen nicht ausgereift. So wird dadurch nachweislich keine höhere Mehrwegquote für Getränke erreicht. Man muss sich vor Auge halten, dass das System eingeführt wurde, um den Anteil von Mehrwegverpackungen zu steigern. Daher ist der Pfand für solche Verpackungen auch geringer. Er liegt nämlich bei 8 beziehungsweise 15 Cent. Für Einwegverpackungen werden normalerweise 25 Cent Pfand verlangt. Die Idee, damit Mehrwegverpackungen für den Verbracher attraktiver zu machen, wird allerdings nicht verwirklicht.
Das Pfandsystem hat jedoch einen nicht unerheblichen sozialen Aspekt, der eigentlich gar nicht beabsichtigt war. So sammeln in Großstädten viele Menschen Pfandflaschen ein, um sich einen Nebenverdienst zu sichern. Es findet sozusagen eine Umverteilung von reich nach arm statt. Der, der es sich leisten kann, wirft eine Flasche eben mal unbedacht weg. Andere durchsuchen dafür dann die Müllbehälter danach.
Mich persönlich stört die Pfandpflicht nicht. Ich bringe die Flaschen dann eben wieder zum Laden zurück. Der Aufwand dafür ist doch gering.
Das Problem liegt darin, dass man eben nicht auf alle Flaschen einen Pfand bezahlen muss. Vieles ist halt einfach für die gelbe Tonne. Und selbst ich, die sehr darauf achtet, viele Getränke in Pfandflaschen zu kaufen, komme nicht unbedingt immer an der gelben Tonne vorbei. Und auch bei Glasbehältnissen könnte man wesentlich mehr mit Pfandgeldern belegen.
Übrigens gab es vor zwei Jahren mal eine Phase, wo man auch Glas verkaufen konnte. Allerdings kommen eben durch die Sammelbehälter noch genügend Gläser wieder in die Industrie, so dass man das wieder abgeschafft hat. Und wenn man dann einmal den Vergleich zur ehemaligen DDR zieht, dann hatte man dort wesentlich höhere Rücklaufquoten. Denn dort war es normal, dass man die pfandfreien Gläser und Flaschen zur Altstoffannahme brachte, was eben auch mit Geld belohnt wurde. Am Ende auch eine Art zweites Pfandsystem.
Ich habe jetzt selber noch nichts davon gehört, dass es rückläufig ist. Eher anders herum, dass durch dieses Pfandsystem der Umwelt sehr geholfen wird. Ich selber habe festgestellt, dass wesentlich weniger Müll in der Gegend herum liegt, vor allem kaum noch Flaschen.
Was mich aber stört ist, dass beim Pfand nichts einheitlich ist. Bei den einen Dosen wird Pfand erhoben, dann aber wiederum gibt es zum Beispiel diese billigen Energydrinks, wo kein Pfand auf den Dosen ist, komischerweise. Denn bei den namenhaften Firmen ist Pfand drauf. Diese Billigdosen liegen überall verstreut in der Gegend herum, dass stört mich schon sehr. Da sollten sich die Hersteller echt etwas einfallen lassen.
Punktedieb hat geschrieben:Denn dort war es normal, dass man die pfandfreien Gläser und Flaschen zur Altstoffannahme brachte, was eben auch mit Geld belohnt wurde. Am Ende auch eine Art zweites Pfandsystem.
Eigentlich kein zweites Pfandsystem, sondern Subvention. Schließlich hat dafür ja nie jemand ein Pfand hinterlegt, was er bei Rückgabe wieder einfordern kann. Davon halte ich persönlich wenig bis gar nichts, da man damit einfach willkürlich Geld zum Fenster raus wirft, was zuvor hart erarbeitet werden musste.
Abgesehen davon ist es doch gerade bei den ganzen Einwegflaschen im Prinzip unerheblich ob die nun trotz Pfand im gelben Sack landen oder zurückgebracht werden. Die werden ja eh in ihrer Form nicht wiederverwendet, sondern geschreddert und als Rohstoff genutzt. Im Grunde würde es daher reichen, wenn der Verbraucher einfach vernünftig seinen Müll trennt und Plastikflaschen, wenn er sie schon nicht zurückbringt in den gelben Sack haut, statt in den Restmüll.
@Klehmchen: Das was man aber damals für diese Gläser und Flaschen bekam, hat man bei der Sortierung in der Industrie gespart. Also wurden die Gelder einfach nur an einer anderen Stelle ausgegeben. Und so sehe ich das auch heute vom Pfand bei den Einwegflaschen.
Würde man da keinen Pfand erheben, dann täte viel davon einfach im Restmüll landen. Besonders, wenn die Leute die Flaschen unterwegs entsorgen. Das erhöht die Kosten in der Sortierung. Also belegt man sie mit Pfand, damit der größte Teil gleich entsprechend sortiert in der Wiederverwertung kommt.
Das Pfandsystem ist meiner Meinung nach in seiner jetzigen Beschaffenheit eher schwachsinnig.
Zum einen wäre da eine Ausnahmeregel, die besagt, dass Molkereiprodukte nicht bepfandet werden. Dies hat dazu geführt, dass einige Getränkehersteller ihren Getränken schlichtweg ein wenig geschmacksneutrale Molke beigemischt haben, um diese vom Pfand zu befreien. Die Regelung sollte meiner Meinung nach auf jeden Fall modizifiert und ergänzt werden, sodass die Unternehmen keine Lückenhaftigkeit vorfinden, die sie für ihre Profitinteressen ausnutzen können.
Die Tatsache, dass Einwegflaschen mit 25 Cent bepfandet sind, ist ebenfalls zu monieren. Ursprünglich sollte dieser im Vergleich zu Mehrwegpfandflaschen höhere Pfandpreis dazu führen, dass die Menschen eben zu den kostengünstigeren Mehrwegpfandflaschen greifen, so zumindest in der Theorie. In der Praxis wird erkennbar wie wenig diese Regelung bewirkt hat: die meisten Getränkeflaschen sind Einwegflaschen. Somit wäre es meiner Meinung nach angebracht die Kosten anzugleichen, da das Kaufverhalten der Kunden sowieso nicht durch den Preis beeinflusst wird.
Allgemein muss ich sagen, dass der Versuch die Umweltverschmutzung durch Einwegflaschen durch Pfand zu unterbinden einfach nur falsch ist. Besser wäre es meiner Meinung nach, das öffentliche Bewusstsein für die Umweltverschmutzung und deren Konsequenzen nachhaltig zu stärken. Die Mehrwegpfandflaschen sollte man aber trotzdem bepfanden, da dies ja einen konkreten Nutzen hat.
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