Immer kürzere Schulzeit - Immer mehr lernen?

vom 10.10.2012, 19:58 Uhr

Schon seit Jahren wird machen sich die Politiker immer mehr dafür stark, die Schulzeit zu verkürzen, was nicht nur letztendlich dazu führte, dass man das Abitur jetzt schon in zwölf Jahren schaffen kann. Meine Schwester geht jetzt in die siebte Klasse und macht ihr Abitur somit in nur zwölf Jahren und damit der ganze Unterrichtsstoff dennoch abgearbeitet werden kann, wie auch ich es in dreizehn Jahren tun musste, hat diese natürlich tagtäglich einige Stunden mehr als ich damals. Kein Tag hat sie unter acht Stunden Unterricht - Wenn ich das mit mir damals vergleiche bin ich doch sehr froh, es so gut gehabt zu haben.

Die Schulzeit wird denke ich auch in Zukunft nicht wieder verlängert und wahrscheinlich eher noch kürzer gehalten werden. Aus politischer Sicht mag es ja vielleicht durchaus auch verständlich sein - Umso schneller kommt die Jugend ans arbeiten und umso schneller spülen wir auch Geld in die Kassen. Aber nun ist es ja auch so, dass man in der Schule auf allen Gebieten ein möglichst großes, umfangreiches Allgemeinwissen davontragen sollte, um in die "richtige" Welt losgelassen werden zu können. Die Welt schreitet aber immer weiter voran. Geschichtlich passiert immer etwas neues, ebenso politisch. Technisch gibt es jede Woche irgendeine Neuerung, die man bis ins Detail untersuchen könnte, etc.

Irgendwann wird man doch nicht mal mehr die Grundlagen genau erklären können und viele Dinge bleiben einfach auf der Strecke und werden gar nicht mehr gelernt. Dinge, die vielleicht auch notwendig gewesen wären, um zum späteren Zeitpunkt des Fortschritts bestimmte Prozesse zu verstehen. Jetzt mag es vielleicht alles noch recht überschaubar sein, aber wie soll dies in ferner Zukunft aussehen? Was wird hieraus in 30, 50 oder 100 Jahren? Ist es nicht total paradox und gegensätzlich, zum einen immer mehr Wert auf Bildung legen zu wollen, und gleichzeitig die Bildungszeit aber zu verkürzen, wo es doch immer mehr zu bilden gäbe?

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» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Vielleicht sollte dann auch die Praxis in den ersten Klassen überdacht werden, wo der Unterricht doch eher noch Spiel ist. Das war zu meiner Zeit auch noch ganz anders. Und bei uns sind einige Generationen in zwölf Jahren zum Abitur gekommen. Dazu hat man ja jetzt noch das Jahr der fünften Klasse, welches eher noch mal zum orientieren dient.

Wenn man dann die Pisa-Studie noch betrachtet, liegen doch die Länder vorne, welche das Schulsystem der ehemaligen DDR übernommen haben. Also erste bis zehnte Klasse in einer Schule und danach konnte man das Abitur in zwei Jahren absolvieren. Es liegt also weniger an dem einen Jahr, was man weniger zur Schule geht, sondern an der Zeit, welche man in der ersten und auch der fünften Klasse besser nutzen könnte.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


Die Verkürzung der Schulzeit ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits wurde diese eingeführt, um sich dem internationalen Standard anzupassen. In vielen europäischen Ländern beträgt die Schulzeit eben maximal zwölf Jahre. Außerdem hatte Deutschland das Problem, dass viele Hochschulabsolventen zu alt waren im Vergleich zu anderen Ländern. Hinzu kam, dass in der elften Klasse häufig eine Wiederholung des Stoffes der Mittelstufe durchgeführt wurde. Dies hat man nun abgeschafft.

Andererseits erhöht sich der Wissenszuwachs mit jedem Tag und somit erhöhen sich natürlich auch die Anforderungen an Studenten und Schüler. Dies geht dann auch mit einer höheren Lernbelastung einher. Kritiker argumentieren, dass daher keine ausreichende Zeit für die Schüler bleibt, um einen soliden eigenständigen Charakter zu entwickeln.

» Ariola » Beiträge: 693 » Talkpoints: 4,96 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Ich finde die Schulzeitverkürzung in Bayern auf 12 Jahre nicht schlecht. Jeden Tag acht Stunden Unterricht, wie du schreibst, glaube ich nicht. Das wären 40 Schulstunden in der Woche. Bist du dir sicher, dass da keine Hausaufgabenbetreuung dabei ist? Mein jüngster Sohn ist jetzt in der 12. Klasse und tut nicht mehr als meine Ältesten, die im G13 waren. Es ist Einiges herausgefallen und Einiges gekürzt worden. Die Facharbeit, die jetzt Seminararbeit heißt, ist auch ein bisschen einfacher.

Ich bin der Meinung, dass man mit 18 Jahren schulisch eigentlich genug gelernt haben sollte und es dann an der Zeit ist, seinen speziellen Interessen nachzugehen. Ich habe mit 17 Abitur gemacht, weil es in NRW bei uns damals sogenannte Kurzschuljahre gab, und habe dieselbe kulturelle Bildung wie meine Kinder, die mit 18 und 19 fertig geworden sind.

Viele Jugendliche wollen in einem bestimmten Alter auch einfach nicht mehr fremdbestimmt in der Schule sitzen und Dinge tun, die sie nicht besonders interessieren. Es geht auch viel Potential dadurch verloren, dass die Kinder in ihrem besten Alter nicht ihren Interessen nachgehen können.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



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