Anhalter und ihre Geschichten - Erfahrungen?
Ich habe hier im Forum schon gesehen, dass es bereits ein Thread zum Thema gibt, ob ihr einen Anhalter mitnehmen würdet oder nicht, darum soll es hier aber wirklich ausdrücklich nicht gehen. Ich will hiermit vor allem die ansprechen und deren Posts lesen, die schon mal einen Anhalter auf dem Weg nach irgendwo aufgelesen haben. Ich selbst habe noch nie einen Anhalter irgendwo mitgenommen, kenne aber auch Leute, die dies schon mal gemacht haben und zwei meiner Freunde sind auch schon mal quer durch Italien per Anhalter in den Urlaub und haben mir recht ausführlich hiervon berichtet.
Von einem Bekannten, der vor kurzem ein junges Anhalter-Pärchen mitgenommen hat. Natürlich kommt man grade mit einem Anhalter sehr schnell ins Gespräch und man kann als Anhalter glaube ich einfach nicht drum herum kommen, seine Geschichte zu erzählen, wie man in diese Situation gekommen ist. Fast ist es ja schon so, als wäre man dazu verpflichtet, damit man überhaupt mitgenommen wird. Ich selbst finde solche Geschichten aus dem Leben von anderen Menschen immer recht interessant, besonders zu solchen Umständen. So ist ein Anhalter auch nicht immer gleich ein Obdachloser oder jemand der einfach nur Pleite ist, oft gibt es ganz andere Umstände, die man nicht mal erahnen kann. Wer von euch hat schon mal einen Anhalter mitgenommen? Was war seine Geschichte? Würdet ihr noch mal wieder jemanden zu euch ins Auto holen?
Ich habe mal zwei junge Frauen in meinem Auto mitgenommen. Beide haben sich ein paar Wochen frei genommen, bis sie das Studium beginnen wollten und reisten dann durch Deutschland und wollten in Richtung Süden, da sie Geld sparen wollten, wollten sie sehen, wie weit sie mit dem Fahren per Anhalter kommen. Was ich sehr erstaunlich fand, war, dass die beiden keinerlei Angst hatten, an die falschen Leute zu geraten. Gerade auch, weil sie ja in Richtung Süden wollten, hatte ich da so meine Bedenken, aber ich denke sie sind da ganz gut hingekommen. Geredet haben wir dann auch über die Familie und da gab es noch einige spannende Sachen zum Thema DDR zu besprechen. Ich habe es nicht bereut, sie mitgenommen zu haben und es war eine tolle Fahrt.
Hier kann ich eigentlich nur von meiner Zeit als Anhalter erzählen und ich glaube, dass du hier einer sehr romantischen Vorstellung anhängst, die es so höchstens in irgendwelchen Road-Movies gegeben hat. Immer wenn ich mitgenommen wurde, was das Ziel ganz klar: ich wollte von A nach B kommen! Es war zu keinem Zeitpunkt so, dass ich einen erhöhten Redebedarf hatte. Manchmal kam man insofern ins Gespräch, als das es um den schönen Sommer oder Fußball geht. Gerne auch darüber, dass die Bahn mit Verspätungen zu kämpfen hat und überteuert ist (und das zu Zeiten, als das "Schöne-Wochenend-Ticket" zwei Tage gültig war und man da beliebig viele Fahrten machen konnte - für 15 DM) und vielleicht über den Straßenverkehr selbst oder über die gerade laufende Musik.
Man erfährt also weder als Fahrer noch als Anhalter wirklich wichtiges aus dem Leben des jeweils anderen. Die Unterhaltungen sind auch bei längeren Fahrten höchstens das, was man unter Small-Talk versteht und ich denke nicht, dass das in aller Regel anders ist.
damomo hat geschrieben:So ist ein Anhalter auch nicht immer gleich ein Obdachloser oder jemand der einfach nur Pleite ist, oft gibt es ganz andere Umstände, die man nicht mal erahnen kann.
Hier muss ich ehrlich schmunzeln, weil ich irgendwie nicht verstehe, wie du im Zusammenhang mit einem Anhalter auf solche Gedanken kommen kannst. Es gibt in aller Regel keine "ganz anderen Umstände". Ich für meinen Teil konnte Geld sparen - hätte aber das Geld für die Bahn auch gehabt. Außerdem was es eine Möglichkeit, schneller zum Ziel zu kommen! Wenn ich weitere Strecken zu überwinden hatte, habe ich die Strecke als Anhalter so geplant, dass ich regelmäßig in Städten angekommen bin, die auch einen Bahnhof haben. So bin ich nicht den "kurzen Weg" getrampt, sondern habe bewusst durchaus "Umwege" in Kauf genommen.
Ich habe auch schon einige Anhalter gesehen, wir nehmen sie allerdings meist aus Zeitgründen nie mit. Allgemein sind wir da eher vorsichtig. Man weiß ja auch nie, was hinter einem solchen Anhalter an Geschichten steckt. Es mag sicherlich Leute geben, die eine Fahrt gebrauchen könnten und auch wirklich nichts böses mit einem machen wollen, wir nehmen meist nur Leute mit, die man vom Sehen her kennt, nicht völlig Unbekannte.
Letztens sind wir in die nächste Stadt gefahren, wo wir am Berg einen Anhalter gesehen haben, dessen Auto stehen geblieben ist, er meinte, dass sein Tank leer ist und er dringend Geld bräuchte, ob wir ihm nicht etwas geben könnten. Wir haben es dann einfach gelassen, weil wir auf einen wichtigen Termin mussten, wobei man sich natürlich im Hinterkopf fragt, ob diese Person es wirklich brauchte. Es kann ja genau so gut sein, dass diese Person nur Geld wollte, obwohl der Tank nicht leer war, sie hat jedenfalls einen glaubwürdigen Eindruck hinterlassen - auch wenn das eine andere Art von Anhaltern ist.
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