Welche Bestrafungsart tat euch früher besonders weh?

Da fallen mir eigentlich nur zwei Sachen ein, Stubenarrest und Fernsehverbot, meistens in Kombination verwendet. Stubenarrest war während meiner Kindheit die übliche Bestrafung für kleinere Vergehen, bei mir lagen die Gründe meistens in unsauberer Heftführung und Einträge im Hausaufgabenheft wegen Schwatzens im Unterricht.

Im Prinzip war das nichts dramatisches, ich konnte mich auch so beschäftigen. Ich las unheimlich gerne und ich konnte auch stundenlang mit meinen Indianern spielen oder mit den Modellbaukästen etwas bauen. Wie man so schön sagte, so eine Strafe wurde auf einer Backe abgesessen. Etwas übler wurde es schon wenn es auch noch Fernsehverbot gab. Meistens erstreckte sich so eine Strafe immer über ein bis zwei Wochen und konnte nur durch außerordentliche Leistungen im Unterricht aufgehoben oder abgemildert werden.

In diesem Alter ist der Fernsehkonsum beinahe lebenswichtig um nichts zu verpassen und auch immer auf dem aktuellen Stand zu sein. Es gab da bestimmte Serien die ich unheimlich gerne sah und Wiederholungen oder gar Videorecorder gab es damals nicht. Ich versuchte oft eine temporäre Begnadigung zu erhalten und ich konnte wirklich herzerweichend betteln um zum Ziel zu kommen. Manchmal konnte ich auch durch ein eingetragenes Lob oder ein rotes Bienchen (das war so eine Art Belobigungskarte) meine Eltern umstimmen. Wenn alles nichts half dann musste ich schweren Herzens darauf verzichten und mir die komplette Serie von meinen Freunden am nächsten Tag in der Schule erzählen lassen. Das hat auch immer gut funktioniert.

Prügel gab es bei uns nicht, höchstens mal eine Ohrfeige die aber mehr auch ein Hand ausrutschen war. So etwas wurde auch hingenommen und war eigentlich gar nicht der Rede wert. Das bestimmtes Spielzeug für eine gewisse Zeit entzogen wurde kenne ich auch nicht, aber jedes Kind hatte eigentlich genug davon um bei Bedarf auf andere Dinge zurück zu greifen. Ich kann mich noch erinnern dass ich manchmal eher in das Bett musste, aber auch das war eigentlich keine richtige Bestrafung weil es sich ja immer nur um eine Stunde oder so handelte.

Meine Eltern haben früher auch zu den klassischen Bestrafungs-Methoden gegriffen. Zu diesen Maßnahmen zählten unter anderem Stubenarrest, Fernsehverbot und Funkverbot.

Dazu muss ich sagen, dass ich ab dem 13. Lebensjahr in den Genuss des CB-Funks gekommen bin und dadurch auch viele Leute kennengelernt und mich dann auch mal mit ihnen getroffen habe. Das war meinen Eltern ein Dorn im Auge, so dass sie mir bei jeder Kleinigkeit entweder das Funkgerät oder das Netzteil weggenommen haben. Und das hat mir schon gehörig weh getan, weil ich ja auch viele Kumpels hatte, mit denen ich abends über das Funkgerät quatschen wollte! Das eine Mal hat mich meine Mutter erwischt, wie ich unter der Woche, nachts um 01:00 Uhr mit einem Mann gefunkt habe. Das Ergebnis war dann: Funkverbot!

Aber auch Fernsehverbot hat mir sehr weh getan, weil das damals gerade die Zeit war, als die ganzen Serien auf SAT.1 liefen, die ich so gerne geschaut habe. Und wenn man dann noch für einen der Hauptdarsteller schwärmt und sich die ganze Woche drauf freut, ihn endlich wieder zu sehen, wird man schon echt traurig. Ich habe dann auch versucht, mit meinen Eltern zu diskutieren und sie zu erweichen. In 50% der Fälle hat das auch geklappt, aber eben nicht immer.

Stubenarrest hat mich eigentlich weniger gestört, wenn ich mein Funkgerät hatte. So konnte ich ja immer mit den Leuten Kontakt halten, die ich kannte. Nur im Sommer hat es mich schon gewurmt, wenn ich bei strahlendem Sonnenschein nicht raus durfte. Aber ich hatte das Glück, dass ich von der einen Woche Stubenarrest, die meine Mutter meistens ausgesprochen hatte, nur zwei oder maximal drei Tage "abgesessen" habe.