Wieso ist Religionsunterricht so "verpönt"?

vom 25.09.2012, 18:44 Uhr

Mir ist heute bei meinem kleinen Bruder etwas aufgefallen, was mich ein bisschen zum nachdenken angeregt hat. Das jüngere, in der Pubertät steckende Menschen allgemein nicht viel von Schule und Co. halten ist ja normal - Das man das Fach Religion dann auch noch als eines der Fächer ansieht, die man als total überflüssig betrachtet, war bei mir nicht anders, hat sich aber natürlich mit dem Alter und dem reifer werden auch geändert. Nun kam mein kleiner Bruder heute mit einem Zettel nach Hause, der von meiner Mutter unterschrieben werden musste. Dabei handelte es sich um einen schriftlichen Test im Fach Religion, den mein Bruder nur mit einer mangelhaften Note bestanden hatte.

Ich hatte den Test schon vor meiner Mutter gesehen und eigentlich damit gerechnet, dass mein Bruder sich eine der Standard-Standpauken anhören muss, so wie ich früher, wenn einer meiner Tests mal ein Griff ins Klo war. Dem war aber gar nicht so und meine Mutter tat dies so nach dem Motto ab - "Ist ja nur Religion". Weder ich noch sonst irgendjemand in meiner Familie ist besonders religiös, aber dennoch finde ich, dass auch das Fach Religion einfach mit dazu gehört und das das dort vermittelte einfach zum Allgemeinwissen gehören sollte.

Nun ist es aber nicht nur bei meiner Mutter so, dass diese das Fach Religion in der Schule eher als unwichtig ansieht. Ich höre auch immer wieder von anderen Bekannten und Freunden blöde Sprüche zu diesem Unterrichtsfach, nach dem Motto, dass man dort doch eh nichts mache, außer "Abenteuergeschichten" in der Bibel zu lesen, Filme zu schauen, etc. Wieso aber ist das Fach bei vielen Menschen einfach so verpönt und wir als fast schon überflüssig angesehen?

Benutzeravatar

» damomo » Beiträge: 3334 » Talkpoints: -0,80 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich denke, dass es auch viel mit dem Ansehen der Religion an sich zu tun hat. Dieses ist bei den meisten Jugendlichen eben verpönt. Warum man als Mutter dann diese Note als nicht wichtig ansieht, kann ich allerdings nicht verstehen. Immerhin wurde das Fach ja ausgewählt, taucht also auf dem Zeugnis auf und sollte daher auch ernsthaft genutzt werden. Es versaut ja auch das Bild, wenn man nur eine schlechte Note hat.

Bei mir ist die Religion auch nicht so angesehen. Ich würde es daher auch nicht begrüßen, wenn mein Kind so etwas machen würde. Allerdings würde ich deswegen noch lange keine schlechten Noten hinnehmen, wenn keine Wahl besteht und das Kind auf eine christliche Schule geht.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Und was wird deiner Meinung nach im Fach Religion vermittelt? Die wenigsten Lehrer bei uns haben sich irgendwie an den Lehrplan gehalten, bei uns war Religion immer nur ein Fach der Entspannung in dem man Kuchen gegessen hat und sich Filme wie Sakrileg und Im Namen der Rose angesehen hat. Erst in der Oberstufe wurde wegen des Abiturs auf den Lehrplan geachtet, allerdings hatte ich das Fach dann schon lange abgewählt. In der Unterstufe lernte man noch die einzelnen Religionen kennen, aber in der Oberstufe kam dann nichts mehr großes.

Man redete über Abtreibung und ob dies moralisch gerechtfertigt wäre, dann über die Frage wieso viele Menschen sich nur dann an die Religion wenden, wenn sie in Not sind. Das war es an sich, mehr war da nicht. Das unterhaltsamste waren ekelhafte Bilder von abgetriebenen Babys und ein Romanausschnitt aus einem Buch, in welchem die Menschen alle nach und nach verschwanden, weil Gott sie zu sich in den Himmel holte. Ich glaube nicht, dass ich aus all den Jahren Religionsunterricht auch nur eine Sache mitgenommen habe, die mir später genutzt hätte, geschweige denn als Allgemeinwissen bezeichnet werden könnte.

Religion ist sogar in der Schule absolut ersetzbar. In der Unterstufe konnte man sich vom Religionsunterricht freischreiben lassen, wenn man keiner Religion angehörte oder einer Religion angehörte, die dort als Fach nicht angeboten worden ist. In der Oberstufe konnte man Religion ganz abwählen oder sich Alternativen wie Philosophie oder Literatur aussuchen. Religion war an sich also nichts weiter wichtiges, es war ersetzbar und man konnte es abwählen. Die Note die man in Religion bekam, zählte niemals viel, es war eben nur mündlich und Schüler die die anderen Fächer nicht konnten, nahmen Religion ins Abitur. Wichtig war Religion nie.

An sich denke ich schon, dass einige Lehrer auch viel über Theologie wissen und einem etwas davon vermitteln können. Ich selbst finde die Religion an sich interessant, kann den Glauben an sich aber nicht ernst nehmen, das ist für mich eher etwas naives. Dennoch finde ich die historischen Hintergründe sehr interessant. Es gab Kurse, die auch Bibelausschnitte aus wissenschaftlicher Sicht betrachtet haben, aber bei unserem Lehrer war das nicht der Fall, was nicht zuletzt auch daran lag, dass selbst die Lehrer den Unterricht teilweise nicht ernst nahmen, die Einstellung der Schüler färbte ab.

Ich finde an sich fast schon, dass Religion etwas ist, was man nicht direkt in der Schule anbringen müsste. Wenn Eltern der Meinung sind, ihre Kinder sollten religiös aufwachsen, dann sollten sie diese eben zur Kommunion, Firmung und so weiter schicken, da bekommen die Kinder ja dann an sich auch Unterricht und eventuell könnte man von der Kirche aus einen Unterricht organisieren. Zur Schule gehört das meiner Meinung nach aber eben einfach nicht und das zeigt sich auch immer wieder in der Einstellung der Schüler.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Früher, als ich noch in der Schweiz zur Schule gegangen bin, habe ich auch Religionsunterricht gehabt. Ich fand den Religionsunterricht eigentlich immer recht gut und auch sehr interessant, da man auch etwas über die anderen Religion lernen konnte und man lernte natürlich auch neue Sachen über die eigene Religion. Zumindest war es bei mir so.

Ich habe auch schon öfters mitbekommen, dass die Reaktionen auf Religionsunterricht nicht so gut sind. Mir ist dabei allerdings aufgefallen, dass es meistens Familien, die keinen Glauben haben oder den Glauben nicht so wichtig nehmen. Die Familien, die an etwas glauben und auch religiös sind, die sind meistens sehr offen für andere Religionen und haben sich, meiner Erfahrung nach, noch nie über den Religionsunterricht gemeckert. Vielleicht liegt es einfach daran, dass Eltern, die an nichts glauben, auch wollen, dass die Kinder an nichts glauben und deswegen finden sie den Unterricht nicht so gut.

Benutzeravatar

» petertreter » Beiträge: 1437 » Talkpoints: -2,03 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich habe nie verstanden, was Religion in der Schule zu suchen hat. Überall spricht man doch von der Trennung von Staat und Kirche. Ich habe des weiteren dann nie verstanden, wozu das Fach überhaupt diente. Über Gott und die Kirche haben wir herzlich wenig gelernt, sondern eigentlich wurden immer wieder die gleichen ausgelutschten Themen von neuem durchgekaut. Dabei ging es aber nur um eines, und das war labern. Das hat keinen Mehrwert.

Benutzeravatar

» Bellikowski » Beiträge: 7700 » Talkpoints: 16,89 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^