In einem warmen Urlaubsland überwintern?
Ein Rentnerpaar aus meinem Heimatort reist alle paar Jahre über den Winter in den Süden. Um das Haus kümmert sich so lange eine Nachbarin, mit der die beiden recht gut befreundet sind. Drei Monate lang in einem warmen Urlaubsland überwintern, klingt auf den ersten Blick zwar ziemlich teuer, aber ist es das eigentlich wirklich? Fliegt man in der Nebensaison in den Urlaub, bezahlt man oft bis zur Hälfte weniger als in der Hauptsaison. Müsste der Flug und das Hotel dann im Winter nicht recht billig sein?
Außerdem muss man noch bedenken, dass auf einen während dieser Zeit keine Kosten für Strom, Gas und Heizöl zukommen. Und gerade im Winter benötigt man bestimmt die meiste Energie, weil man das Licht früher einschalten muss als im Sommer und außerdem noch die Heizung benötigt, um das Haus warm zu halten. Dazu kommen noch die Kosten für Verpflegung. Man spart sich den wöchentlichen Großeinkauf, wenn man drei Monate lang sein Essen im Hotelrestaurant serviert bekommt. Und nicht zu vergessen sind da ja noch die hohen Spritkosten, die man sich spart, wenn man das Auto zuhause in der Garage stehen lässt.
Würde man also genau genommen unter dem Strich sogar billiger kommen, wenn man drei Monate lang im Ausland lebt? Hat schon einmal jemand von euch im Ausland überwintert? Wie war diese Erfahrung für euch? Würdet ihr es wieder machen? Oder seid ihr vielleicht sogar schon mehrmals über die kalte Jahreszeit hinweg in den fernen Süden geflogen und macht es immer noch alle paar Jahre regelmäßig? Wie lange im Voraus spart ihr dafür und mit welcher Summe, die man auf einmal aufbringen muss, muss man ungefähr rechnen?
Ich kenne Leute, die haben ein Haus in einem warmen Land. Sie sind auch Rentner und überwintern dort dann auch. Von den Kosten her ist es so, dass ihre Tochter einen Teil des Hauses dann in den anderen Monaten an Gäste vermietet. Kontrolliert wird das von einem Angestellten. Das klappt eigentlich alles immer super. Sie haben also genügend Kapital um sich den Winter leisten zu können. Ansonsten muss man sicherlich auch im Winter einiges für einen Dauerurlaub hinlegen.
Ich habe 1993/1994 drei Monate im Großraum Spanien überwintert. Großraum deshalb weil wir, meine damalige Freundin und ich, mit dem Auto immer an der Küste entlang gefahren sind bis hoch nach Portugal an die Algarve. Es war ein unglaubliches Erlebnis und ich denke immer wieder gerne an die Zeit zurück. Es war teils auch sehr abenteuerlich.
Ursprünglich war geplant, dass ich nur zwei Wochen nach Spanien fliege. Meine damalige Freundin war schon zwei Monate dort und ist mit ihrem Minibus, einem Subaru Libero, von Deutschland nach Spanien gefahren. Wir hatten noch eine gemeinsame Bekannte, die zuerst mit ihr in Spanien unterwegs war, während ich auf die Wohnung der Bekannten aufpasste. Dann haben wir uns zu dritt auf dem Flughafen in Malaga getroffen, ich gerade ankommend und unsere gemeinsame Bekannte abfliegend. Ich wurde dann also mit dem Minibus abgeholt und nach zwei Wochen beschlossen wir zusammen den Winter dort zu verbringen. Die meiste Zeit war echt schönes Wetter und in Marbella hatten wir sogar 25 C°. Wir sind dann immer so ein bis zwei Tage gefahren und haben dann ca. drei Tage Rast gemacht. Zwischendurch mussten wir mal in Rota eine Woche Not halten, weil von dem Minibus die Achse brach. Abgesehen von der kleinen Zwangspause war es unglaublich schön. Eine schönere Art zu Reisen gibt es für mich nicht.
Der Urlaub muss nicht teurer sein als der Winter hier, wenn man seine Wohnung vermieten kann. Meine Schwiegermutter hat immer im Süden überwintert und ihre Wohnung in München vermietet. Unterm Strich hat sie sogar noch gespart. Ich würde das im Alter aber nicht machen, weil ich mich im Hotel mit den ganzen alten Leuten unwohl fühlen würde. Im Hotelzimmern fühle ich mich auch nicht zu Hause. Aber vielleicht denke ich ja anders, wenn es so weit ist. Die milde, wärmere Luft hat auch etwas für sich.
Ich war im vergangenen Jahr Anfang Dezember eine Woche in der Türkei und das Hotel war fast ausgebucht. Von den ca. 250 Gästen im Hotel waren um die 90 % deutsche Rentner, die dort einen Teil des Winters verbrachten. Mit einigen bin ich ins Gespräch gekommen und sie berichteten, dass es spezielle Angebote für Langzeiturlaub im Winter geben würde. Diese reichten von sechs Wochen bis hin zu drei Monaten. Auf den Preis angesprochen wurde mir berichtet, dass ein kompletter Monat in diesem Hotel (4 Sterne) nicht mehr als 400 Euro pro Person kosten würde. Zunächst konnte ich das nicht glauben, schließlich war es ein All-Inclusive Hotel. Aber ich habe mich dann an der Rezeption erkundigt und mir wurde gesagt, dass das richtig sei. Man könne so den Hotelbetrieb während des Winters aufrecht erhalten und müsse das Personal nicht entlassen. Ein laufendes Hotel verursacht insgesamt weniger Kosten als eins, das im Winter geschlossen und dann im Frühjahr wieder eröffnet werden muss.
Ich empfand den Aufenthalt dort auch wesentlich angenehmer, als den Winter in Deutschland. Bei Tagestemperaturen über 20° C verständlich, oder? Falls es solche Angebote noch geben sollte, wenn ich das Rentenalter erreiche, dann werde ich diese sicher auch nutzen.
Es kommt immer darauf an, wie und wo man im Ausland überwintert. Sind die Lebenshaltungskosten in diesem Land generell teurer als bei uns, wird dieser Aufenthalt sicherlich nicht billiger werden, sondern eher teurer als bei uns, zumal man immer auch die Anreise mit einrechnen muss, die in den meisten Fällen zwar billiger sein dürfte wie zur Hauptsaison, aber gerade Fliegen ist nicht immer billig und kostet doch noch eine Stange Geld, wenn man nicht gerade dorthin reisen möchte, wo man schon zum Beispiel für fünfzig Euro mit einer bestimmten Fluggesellschaft verreisen kann.
Gerade unsere Nachbarn haben so einen Flug ergattert. Dazu haben sie eine Ferienwohnung auf den Kanaren und leben dort tatsächlich genauso teuer oder günstig wie bei uns. Klar, bei ihnen kommen die Anschaffungskosten des Appartements dazu oder bei anderen Leuten die Mietkosten für ein Appartement oder Ferienhaus. Zuzüglich kommen meistens noch Mietautokosten, die sich sicherlich auch auf eine schöne Summe belaufen können, wenn man keine Beziehungen zu jemandem hat, der Autos vermietet.
Aber ich denke einmal, dass so ein Überwintern eher etwas für Senioren bzw. für Rentner ist, die nicht mehr arbeiten, denn sonst geht so etwas sicherlich nicht. Und für Rentner ist beim Überwintern sicherlich nicht finanzielle Aspekt der Entscheidende.
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