Wirklich immer aus seinen Fehlern lernen?

Es heißt ja immer, dass kein Mensch fehlerlos ist, was an und für sich gar nicht schlimm ist, solange man seine Fehler bemerkt und aus ihnen lernt. Aber ist es eigentlich wirklich so, dass man immer aus seinen Fehlern lernt und es beim nächsten Mal besser macht?

Während meiner Fahrausbildung hatte ich ständig das Problem, dass ich vergessen habe, in den ersten Gang zu schalten, wenn ich mit dem Fahrschulauto an einer Ampel oder einer Kreuzung stand. Dass ich vergessen hatte den ersten Gang einzulegen habe ich meistens erst bemerkt, wenn das Auto nicht anspringen wollte. Inzwischen ist mir das Schalten natürlich in Fleisch und Blut übergegangen und erfolgt jetzt automatisch, aber anfangs war ich anscheinend mit dem Treten von Kupplung und Bremse, den Spiegelblicken und dem Beobachten des Verkehrsgeschehens so überfordert, dass ich das Schalten völlig vergessen habe. Mein Fahrlehrer predigte es mir immer wieder, aber das Schalten wollte sich einfach nicht in meinem Unterbewusstsein verankern.

Wie ist das bei euch? Würdet ihr behaupten, dass ihr bisher aus all euren Fehlern gelernt habt und diese daraufhin nicht erneut gemacht habt? Habt ihr es beim nächsten Mal wirklich immer besser gemacht? Oder ist es für einen Menschen überhaupt nicht möglich, aus all seinen Fehlern, die er im Laufe seines Lebens macht, zu lernen?

Wie du selbst schon richtig geschrieben hast ist eigentlich kein Mensch frei von Fehlern, niemand ist allwissend und macht auch nicht auf Anhieb alles richtig. Das man aus Fehlern lernt würde ich dir wiederum auch so unterschreiben, wie du es schon gesagt hast. Allgemein heißt es zwar, dass man aus Fehlern lernt, aber was ist denn eigentlich lernen? Lernen ist für mich ein Vorgang der sich durch immer wiederkehrende Wiederholungen in mein Gedächtnis einbrennt. Das schließt für mich nicht automatisch mit ein, dass ich einen Fehler nur einmal mache und ihn dann nie wieder begehe.

Mir fallen dort zum Beispiel grade spontan sehr viele Situationen aus meinem ersten Lehrjahr im Beruf ein. Hier habe ich besonders in der Anfangszeit eine Menge Fehler gemacht, natürlich keine gravierend schweren oder großen Fehler, solche habe ich mir dann doch immer recht schnell sehr genau eingeprägt und sie zumindest versucht, nie wieder zu begehen, aber viele kleine Flüchtigkeitsfehler eben. Den einen oder anderen Fehler macht man einfach nur einmal, weil er einem wahrscheinlich sehr genau im Gedächtnis geblieben ist. Den einen oder anderen Fehler wiederum macht man vielleicht auch zwei, drei oder vier mal - Dann aber irgendwann sicherlich nicht mehr. Das wiederum muss aber für mich nicht automatisch bedeuten, dass man nicht auch aus diesen Fehlern lernt, die man vielleicht noch mehrere Male begeht.

Ich denke man muss immer noch mal reflektieren, was man da falsch gemacht hat und dann muss man natürlich bereit sein auch etwas verändern zu wollen. Nehmen wir ein mal das Beispiel Beziehung. Ich habe einen Ex Freund, der mich ignoriert hat und der einfach nicht zu mir gepasst hat. Ich habe irgendwann die Beziehung betrachtet, erkannt das es ein großer Fehler war und habe dann das Ganze beendet. Um das nicht noch mal zu erleben, muss man sich dann den nächsten Partner aber sehr gut ansehen. In meinem Fall hatte ich aus dem Fehler gelernt und habe mir einen netten Partner in mein Leben geholt.

Bei einer Freundin ist es so, dass sie nicht aus ihren Fehlern lernt, sie jammert zwar immer herum, aber kann ihr verhalten nicht reflektieren und deswegen macht sie ein und denselben Fehler immer wieder. Man muss also auch dazu bereit sein, etwas zu ändern.

Ich denke nicht, dass man unbedingt wirklich aus allen Fehlern gleich gut lernt, um es dann beim nächsten Mal zu verbessern. Wenn es lange her ist, dass ich einen Fehler gemacht habe, kann es bei mir auch sein, dass ich den Fehler wiederhole und dann denke, dass ich das doch schon mal falsch gemacht habe. In dem Moment denke ich einfach nicht daran und für mich ist es dann praktisch wieder eine neue Situation und erst bei dem Fehler stelle ich dann fest, dass ich das doch schon mal hatte.

In der Situation mit der Fahrschule wird es einfach daran gelegen haben, dass man sich auf so viele Dinge gleichzeitig konzentrieren muss und es dadurch natürlich auch passieren kann, dass sich Fehler wiederholen. Ich denke nicht, dass das heißt, dass man aus dem Fehler nicht lernen möchte, aber man ist dann so fixiert und achtet vielleicht nur auf die Straße, so dass der Gangwechsel irgendwie auf der Strecke bleibt.

Bei den Größeren Fehlern, die ich in meinem Leben gemacht habe, würde ich aber schon sagen, dass ich daraus gelernt habe und diese Fehler mir zukünftig nicht mehr passieren. Dafür passieren mir aber sicher wieder neue Fehler, aus denen ich dann erneut lernen kann.

Ich habe ganz bestimmt nicht aus allen meinen Fehlern gelernt. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass ich aus den meisten meiner Fehler nichts gelernt habe! Schließlich habe ich sehr viele meiner eigenen Fehler ja nicht einmal selber bemerkt, da ich gedacht habe, alles richtig gemacht zu haben.

Bei manchen Fehlern weiß ich ganz klar, dass ich etwas falsch gemacht habe oder dass ich das, was ich getan habe, nicht noch einmal machen sollte. Dennoch mach eich es wieder, weil ich dazu verlockt werde. So wie ich zum Beispiel genau weiß, dass ein Produkt nicht so gut ist wie es beworben wird. Dennoch lasse ich mich hin und wieder von einer Werbung verführen, teilweise sogar ganz bewusst, weil ich gerade etwas haben möchte und es gar nicht rational betrachten will. Im Nachhinein werde ich mich irgendwann darüber ärgern und mir selber vorhalten, dass ich einen Fehler gemacht habe. Aber gelernt habe ich auch dann wieder nichts daraus.

Ein Mensch kann ganz einfach nicht aus allen seinen Fehlern etwas lernen, weil er selber viele seiner eigenen Fehler gar nicht erkennt und teilweise auch gar nicht erkennen kann. Und bei anderen Fehlern sieht man es überhaupt nicht ein, dass man etwas ändern müsste. Und dann versperrt man sich ganz bewusst und man zieht somit keine Konsequenzen aus seinen Fehlern, die man vermutlich in einem solchen Fall gar nicht als Fehler ansieht.

Ich bin natürlich auch jemand, der Fehler macht und manchmal ist es wirklich so, dass ich mich über meine eigene Fehler wunder, da sie manchmal schon wirklich sehr dumm sind.

Ich versuche aber, dass ich aus jedem Fehler lernen kann. Wenn ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, dann versuche ich immer aus diesem Fehler zu lernen. Und wenn ich dann in eine ähnliche Situation komme, versuche ich, dass ich diesen Fehler nicht nochmal mache. Ich denke aber auch, dass man nicht wirklich aus jedem Fehler lernt und man sicher auch einige Fehler öfters macht und dann erst richtig daraus lernt. Aber das kommt nochmal von Mensch zu Mensch darauf an.

Ich denke, dass man einige Fehler immer wieder begeht. Mir fällt auch ein Beispiel ein, was mit meinem Führerschein zu tun hat. Bei der praktischen Prüfung vergaß ist, die Handbremse zu lösen. Ich bestand die Prüfung wie durch ein Wunder dennoch und der Prüfer sagte mir, dass ich wohl nie wieder vergessen würde, die Handbremse zu lösen. Leider lag er dabei falsch, denn ich machte diesen Fehler immer und immer wieder. Heute passiert er mir nicht mehr so oft wie zur Anfangszeit , aber es kann schon mal passieren, dass ich ein paar Meter mit angezogener Handbremse fahre.

Eine Freundin von mir macht immer denselben Fehler, wenn sie Männer kennenlernt. Sie beginnt mit jedem dahergelaufenen Kerl eine Beziehung, auch wenn sie ihn kaum kennt, glaubt verliebt zu sein und leidet dann Monate lang unter der Trennung, Zum Glück scheint sie jetzt jemanden gefunden zu haben, der es ernst mit mir meint. Doch eine Zeit lang, als meine Freundin sich ständig "verliebte" sagte sie mir jedes Mal, sie würde diesen Fehler nie wieder begehen. Trotzdem fiel sie mehrfach auf die Nase.

Aus seinen Fehlern lernen, heißt doch nicht, dass man sie nicht noch einmal macht. Das lernen kann ja auch darin bestehen, dass man seine empfindliche Stelle kennt und weiß, dass man in Gefahr ist, denselben Fehler noch einmal zu machen. Man kann ihn dann vielleicht manchmal vermeiden, manchmal auch nicht und manchmal muss man sich mit seiner Schwäche abfinden. Man hat dann zumindest gelernt, sich mit seinem Fehler zu akzeptieren, ohne daran zu verzweifeln. Auch das ist ein Lernen.

Du sagst ja bereits selber, dass wirklich kein Mensch frei von Fehlern ist, auch wenn es viele immer wieder zu glauben scheinen, ist dies eben nicht so. Fehler können selbst Kleinigkeiten sein, die nicht ins Gewicht fallen, aber dennoch sind es eben Fehler und das ist ganz einfach menschlich. Jedoch denke ich, dass man immer aus Fehlern lernen kann, aber das man nicht zwangsläufig daraus lernen muss ist doch auch jedem klar.

Ich denke jedoch, dass nicht jeder zwangsläufig aus seinen Fehlern lernt, denn die meisten lassen es einfach auf sich zu kommen. Es ist ein Fehler passiert und man gelobt für das nächste Mal Besserung und passieren tut in den seltenen Fällen etwas! Schade eigentlich.

Wenn ich von mir selber ausgehe, ist es auch nicht viel anders. Oftmals sage ich, dass ich aus Fehlern lerne und am Ende mache ich genau den selben Fehler wieder. Dies ist jedoch immer im Bezug auf meine Gutmütigkeit bezogen gewesen. Doch mittlerweile passieren mir die selben Fehler nicht mehr, aber dafür dann irgendwelche anderen Fehler. Wie man es doch macht, man macht es manchmal auch ein Stück weit verkehrt.

Ich finde es immer vorbildlich, wenn ein Mensch aus seinen Fehlern lernt. Leider muss ich aber auch sagen, das kommt viel zu selten vor. Und zwar nicht nur bei anderen, auch bei mir.

Es gab eine Zeit, da habe ich versucht, immer jeden schwerwiegenden Fehler, den ich in meinem Leben gemacht habe, zu analysieren und danach zu vermeiden. Aber das ist garnicht so leicht, denn man weiß nunmal oft nicht, dass man gerade einen Fehler begeht, denn oft denkt man in diesen Momenten nicht nach oder hat keine Zeit für eine ausgiebige Entscheidung.

Ich versuche heute nicht mehr, Fehler an sich zu vermeiden, sondern einfach bewusster zu entscheiden. Und ich finde auch, ein ganz wichtiger Punkt ist doch, dass Fehler etwas sehr subjektives sind. Ich bin sehr perfektionistisch und sehe sehr oft Fehler in meinem Handeln und Auftreten, aber letztlich ist davon nicht jeder so dramatisch wie ich denke. Da muss ich mich oft daran erinnern, zum einen selbstbewusster zu sein und dazu zu stehen, etwas falsch gemacht zu haben, und zum anderen, nicht so streng mit mir zu sein und auch einmal etwas einfach gut lassen zu sein.

Denn viele Fehler sind oft keine. Und ich ziehe selten Lehren aus Fehlern, weil sie nunmal so schwer umzusetzen sind. Auch, wenn man sich im Eifer des Gefechts gern mal schwört, Das mache ich nie wieder. Letztlich passiert mir vieles sehr häufig nochmal, auch wenn ich vorher ausgiebig darüber nachgegrübelt habe und dann ärgere ich mich tierisch. Da lasse ich die Grübelei lieber sein und muss mir nicht sagen, Urgs, aber das wollte ich doch vermeiden! Denn dann ist man auch öfter im Reinen mit sich selbst.

Denn ich persönlich mache lieber häufiger Fehler, und sehe die aber als nicht so schlimm an, als dass ich krampfhaft versuche, mich vom Fehlermachen abzuhalten. Denn das macht mich nicht glücklich. Der Idealfall wäre natürlich eine Ausgeglichenheit und gleichzeitig wenige Fehler...