Eine Urne im Wohnzimmer - könntet ihr es euch vorstellen?
Ich würde mir hier keine andere Gesetzeslage wünschen, weil ich das einfach nutzlos finde. Du schreibst, dass du nicht willst, dass man dir den geliebten Menschen einfach wegnimmt, wenn er auf dem Friedhof bestattet wird. Das allein halte ich für ziemlichen Unfug. In dem Moment, in dem ein Mensch stirbt, hat man die Person – eine Wiederbelebung im Rahmen einer notärztlichen Tätigkeit mal ausgeschlossen – für immer verloren. Die Person wurde dir also längst weggenommen, vom normalen Lauf des Lebens, zu dem auch der Tod gehört. Wenn man sich dann die Urne in die Wohnung stellt, konserviert man unter Umständen seine Trauer, aber man erhält sich auf keinen Fall etwas von der Person, denn das, was die Person ausgemacht hat, ist längst nicht mehr da.
Jedes Lebewesen stirbt irgendwann. In manchen Fällen wird einen das ziemlich mitnehmen, aber man hat keine andere Wahl und muss damit vernünftig umgehen. Eine Urne in der Wohnung hilft einem nicht dabei, den normalen Trauerprozess zu durchlaufen. Was ist das für ein Bezug zu der Person, den du darin siehst, wenn man die Asche zu hause aufbewahrt? Ich finde nun nicht, dass man den Tod komplett aus dem eigenen Leben ausklammern sollte. Das wäre wohl auch mehr als seltsam, denn ändern kann man es ohnehin nicht, dass der Tod auch dazugehört. Aber man sollte versuchen, einen halbwegs normalen Umgang mit diesem Thema zu pflegen und dazu gehört ein Trauerprozess ebenso dazu wie das Loslassen.
Ich würde mir eine solche Urne niemals in die Wohnung stellen. Ich habe kein Problem mit dem Tod und finde ihn sogar interessant. Ich könnte mir sogar vorstellen, nach meinem Studium in einem Bereich zu arbeiten, in dem ich täglich damit konfrontiert bin. Aber ich finde solche Urnen einfach nicht schön und würde sie mir allein deshalb nicht zu hause hinstellen wollen.
Es gibt zwar Menschen, deren Tod ich sehr bedauern würde, aber dabei handelt es sich nicht um Menschen, bei denen es aufgrund meines Verhältnisses zu ihnen grundsätzlich in Frage kommen würde, ihre Asche nach ihrem Tode aufzubewahren. Ich glaube nicht, dass dass die engen Familienmitglieder nahestehender Freunde davon begeistert wären, wenn ausgerechnet ich als Freund die Asche haben wollte, um den Verstorbenen nahe bei mir zu haben. So etwas wäre – wenn überhaupt – doch eher etwas, über das sich die Familie Gedanken machen sollte – wenn überhaupt. Das einzige Lebewesen aus meinem Umfeld, bei dem so eine Überlegung überhaupt denkbar wäre, ist mein Hund. Ich werde ihn aber eher auf einem Tierfriedhof bestatten lassen oder seine Asche verstreuen. Ich werde ihn sehr vermissen, wenn er irgendwann (hoffentlich nicht zu bald) stirbt. Aber ich möchte die Trauer dann auch nicht konservieren. Bei einem Partner oder einem anderen Menschen wäre es nicht anders.
Ich kann es aber absolut nicht verstehen, warum es gruselig sein sollte, die Asche eines Verstorbenen in seiner Nähe zu haben. Selbst wenn es sich um eine nicht verbrannte Leiche handeln würde, fände ich das nicht schlimm. Ein toter Mensch ist nichts, vor dem man sich gruseln müsste. Vielleicht habe ich durch mein Studium und solche Veranstaltungen wie den Präparierkurs eine andere Sicht auf den Tod. Für mich ist das kein großes Mysterium und vor allem nichts, vor dem man sich gruseln muss. Ich finde eher, dass Tote eine gewisse Ruhe ausstrahlen. Zu der Leichenasche hätte ich noch weniger Bezug als zu einem intakten Leichnam. Für mich hat die Asche eines Menschen nicht viel mit dem Menschen zu Lebzeiten zu tun. Wie man sich davor gruseln kann, ist mir ein Rätsel.
Die Überreste toter Menschen gehören für mich einfach nicht ins Haus, sondern auf den Friedhof. Ich möchte so etwas partout nicht in meiner Wohnung haben. Würde dann doch nur die ganze Zeit Horrorszenarien vor meinen Augen haben, wie mal Kinder da sind, oder man selber irgendwie gegen kommt und das Ding in hohem Bogen zu Boden fliegt und der tote Mensch und seine Asche uns auf einmal berieseln.
Ich finde es auch einfach total übertrieben. Klar ein Mensch den man geliebt hat, der ist tot und das ist schlimm keine Frage. Aber mal ehrlich erinnert mich seine Asche jetzt so sehr an ihn? Spricht sie mit mir? Ist sie für mich da? Wozu herrgott nochmal braucht man die Asche eines Menschen? Man hat seine Erinnerungen, man hat Fotos, man hat Gegenstände mit denen die Person tatsächlich etwas verbunden und geliebt hat. Das sind Sachen, die für mich Sinn ergeben, aber die Asche? Nein, danke.
Ich muss dazu sagen, ich bin aber auch ein Mensch, der gar nicht zum Friedhof geht und dergleichen. Für mich hat dieser Brauch nichts, denn die toten Menschen die ich geliebt sind, leben zum Einen in meinern Erinnerungen und Zum Anderen in den Fotos und Gegenständen, aber mit einem Grab oder einer schönen Urne verbinde ich nichts als ein ungutes Gefühl und das ich bei einem Friedhofsbesuch mich einfach nicht wohl fühle.
Ich habe mir, wenn ich ehrlich bin, darüber noch nicht so richtig Gedanken gemacht, da ich damit auch noch nicht konfrontiert worden bin. Wenn ich mir jetzt, aufgrund deiner Frage, darüber Gedanken mache, dann muss ich schon sagen, dass ich so etwas nicht machen würde.
Das liegt daran, weil ich es irgendwie Geschmacklos finde. Warum sollte ich die Überreste eines Familienmitglieds bei mir in der Wohnung aufbewahren, wenn sie auch unter der Erde liegen könnte oder man sie auch über das Meer verstreuen könnte? Das würde ich bevorzugen und wenn ein Familienmitglied vergraben wäre, dann könnte ich mich auch um das Grab kümmern und dem Verstorbenen irgendwie mehr Ehre erweisen. Dies würde ich mit einer Urne allerdings nicht so wirklich können und das wäre der Hauptgrund, warum ich das nicht machen würde.
Außerdem ist es ja so, dass diese Urne auch kaputt gehen kann oder sonst etwas Blödes passiert. So etwas möchte ich natürlich auch vermeiden, da ich aber weiß, dass ich ein bisschen Tollpatschig bin, ist es ein weiterer Grund, mir nicht eine Urne in meine Wohnung zu stellen
Ich habe mir bis zu deiner Frage keine Gedanken dazu gemacht. Für mich wäre es aber nicht wirklich etwas. Immerhin ist der Mensch tot und da bringt es mir auch nichts, wenn er in meinem Wohnzimmer ist. Ich mache mir allerdings auch nichts aus Friedhöfen, für mich ist das nur eine lästige Verpflichtung. Ich bin dafür, dass die Asche im geliebten Garten verteilt werden darf oder eben an einer Lieblingsstelle.
Es bringt ja keinem etwas, wenn er tagtäglich an den Tod und an seine Sterblichkeit erinnert wird. Oder was soll es bringen? Warum sollte ich mir das also noch selbst bewusst machen. Ich denke mit einem Toten im Wohnzimmer kann man nicht mehr freudig leben. Man wird immer wieder daran erinnert und das wäre für mich nichts. Ich trage geliebte tote Menschen im Herzen.
Ich hätte nichts gegen eine Urne in den eigenen vier Wänden. Allerdings muss ich auch nicht dringend eine haben. Es mag Menschen geben, die das für die Verarbeitung ihrer Trauer benötigen. Für die wäre das natürlich toll. Und man sollte immer bedenken, dass jeder einzelne Mensch anders trauert! Für mich selber würde es aber in Sachen Trauer wohl keinen Unterschied machen, ob eine Urne in der Wohnung steht, oder nicht. Für mich sind bei der Trauerbewältigung andere Dinge wichtiger.
Was Ethik und Pietät betrifft, und die Frage, ob die Toten von den Lebenden separiert werden sollen oder nicht, gibt es weltweit ja sehr unterschiedliche Konsenz-Vorstellungen in verschiedenen Gesellschaften. Es gibt Völker, beispielsweise im Regenwald, die ihre Toten aufessen, und zwar in einer ehrenvollen Zeremonie. Es gibt auch Völker, die kremieren die Toten und machen aus der Asche einen Brei, den sie essen. Für diese Leute ist das weder pietätlos, noch unnormal. Oder man denke beispielsweise mal an die zoroastrische Himmelsbestattung, bei der der Tote von Priestern mit Messern zerteilt und dann an Geier verfüttert wird. Es gäbe hier sicherlich viele Leute, die fänden das barbarisch und grausam. Aber dort wünschen die Menschen sich so eine Bestattung. Und so ähnlich dürfte das auch mit der Urne sein, und mit der Frage, ob man sie zuhause haben möchte, oder nicht. Da gibt es einfach unterschiedlichste Vorstellungen drüber und ich meine, dass davon keine besser oder schlechter als die andere ist.
Übrigens finde ich die Urnen heutzutage schon erstaunlich dekorativ. Es gibt sie ja teilweise mit richtigen Gemälden drauf. Was jetzt aber nicht heißt, dass die alle dazu gedacht wären, sie zuhause ins Regal zu stellen. Es gibt auch auf Friedhöfen vereinzelt noch Urnenhäuser, wo die Urnen in Wandnischen stehen, eine neben der anderen. Ehrlich gesagt sieht das schon interessant aus, aber ich mag Friedhöfe und Beerdigungsstätten ja sowieso.
Und ich würde mal sagen, die Gefahr, dass da die Urnen mal hinunterfallen, ist unter normalen Bedingungen eher nicht gegeben. Wenn bei Sturm etwas zusamenstürzt, vielleicht schon, aber ansonsten sind die Urnen einfach zu schwer, um mal schnell versehentlich hinuntergerissen zu werden. Dass Kinder eine Urne auf dem Kamin versehentlich umwerfen könnten, halte ich also für eher unwahrscheinlich. Und hygienisch ist Asche auch einwandfrei.
Zuletzt noch zum Thema Loslassen: Die Idee, Tote "loszulassen", ist auch nur ein kulturelles Konzept von vielen. Es ist sogar ein eher seltenes. In vielen urtümlicheren Völkern sowie in fast ganz Asien (wenn nicht sogar ganz Asien) herrscht ein ziemlicher Ahnenkult vor. In Südamerika soll es oftmals auch so sein. Tote werden nie richtig "losgelassen", sie werden in das normale Leben integriert, weil man davon ausgeht, dass sie weiterhin vorhanden sind. Das klingt für Europäer vielleicht komisch, aber für vermutlich die Mehrheit auf diesem Planeten ist das total normal. Von daher sollte man sich mit Aussagen, dass man Tote vergessen und loslassen müsse, und dass alles Andere ungesund sei, vielleicht ein wenig zurückhalten.
Und jetzt muss ich gerade daran denken, dass in Mexiko oftmals Menschen tagelang am Grab von Verwandten leben, zu bestimmten Anlässen. Dann werden neben dem Grab Stühle und Tische aufgestellt und feiert mit dem Toten. Ich sehe nichts Schlimmes daran. Egal, ob man das nun gemeinsam auf dem Friedhof tut, oder gemeinsam im Wohnhaus, wo dann eben der Tote "zu Gast" ist. Das muss jeder mit sich selbst ausmachen.
Ich würde mir die Asche eines Verstorbenen Menschen auf keinen Fall ins Wohnzimmer stellen wollen, wenn das erlaubt wäre. Für mich würde das niemals in Frage kommen, auch wenn es sich dabei um die Asche einer Person handeln würde, die mir sehr nahe gestanden wäre. Ich finde so etwas einfach gruselig und mir machen auch schon allein Friedhöfe Angst, so dass ich nicht noch einen weiteren Bezug zum Tod im Haus haben wollen würde. Ich habe generell auch große Angst vor dem Tod und ehrlich gesagt ist das absolut kein Thema, mit dem ich mich gerne befasse. Stattdessen bin ich richtig froh, wenn ich nicht mit dem Thema konfrontiert werde und von daher ist es für mich klar, dass ich nicht auch noch freiwillig jeden Tag daran erinnert werden möchte. Das würde mich fertig machen und mir keine Ruhe lassen und ich könnte mich dann zu Hause auch gar nicht mehr wohl fühlen.
Ich denke, dass man ja auch jederzeit die Möglichkeit hat, auf den Friedhof zu gehen und dort die Verstorbenen besuchen, so dass ich mir nicht unbedingt auch noch die Asche ins Haus stellen müsste. Ich denke, dass es eben reicht, wenn man vielleicht zweimal wöchentlich auf den Friedhof geht und da muss man so eine Urne nicht bei sich zu Hause stehen haben. Im Prinzip ist man dem Verstorbenen dadurch ja auch nicht näher, da es sich ja nur um Asche handelt. Und die Seele des Verstorbenen kann ja genauso gut um einen herum sein, wenn die Urne auf dem Friedhof steht.
Auch wenn der Tod ein sehr schweres Thema ist und auch wenn es sehr schwer fällt, von geliebten Menschen loszulassen, muss man einfach irgendwann damit abschließen, damit es einem selbst besser geht. Ich denke, dass man es sich nur unnötig schwer tut, wenn man dann noch so eine Urne zu Hause hat. Immerhin hat man dann gar keinen richtigen Bezug mehr zum Tod und ich denke, dass es einem dann noch schwerer fallen wird, loszulassen. Wenn der Verstorbene hingegen auf dem Friedhof liegt, dann lernt man auch irgendwann zu akzeptieren, dass man dem Verstorbenen auch die Ehre erweisen kann, ohne dass man ihn ständig besucht. Immerhin hat man ihn ja in Gedanken gespeichert und ich denke, dass das wesentlich wertvoller ist, als die Asche. Die Erinnerungen lassen die Person für einen in Gedanken lebendig erscheinen und das ist es, was zählt.
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