Sehr gute Freundschaft - oder doch Liebe?

Ein Freund von mir hat ein sehr inniges Verhältnis zu seiner besten Freundin. Er ist derzeit Single und hat zur Zeit auch kein glückliches Händchen in Beziehungsdingen. Aus Spaß sagt er manchmal, dass er seine beste Freundin heiratet, wenn er niemanden finden sollte. Das ist eigentlich ein Spaß und diese beste Freundin ist auch seit mehreren Jahren vergeben. Die beiden sind ein Herz und eine Seele und eigentlich könnte ich mir die beiden auch gut als Paar vorstellen. Sie waren aber nie zusammen, obwohl sie irgendwann beide mal erwähnten, dass sie sich das zu einem früheren Zeitpunkt beide hätten vorstellen können. Ausgesprochen haben sie das damals aber beide nicht.

Dieser Freund hat auch mehrere Fotos von seiner besten Freundin im Portemonnaie. Letztens holte er diese hervor und zeigte sie mir. Die beiden sahen darauf fast aus wie ein Paar und nicht nur wie normale Freunde. Sie kennen praktisch sich ihr ganzes Leben, aber eben immer nur als Freunde. Er sagte mir, dass sie doch eigentlich toll zusammen aussehen und gut zusammen passen würden.

Wenn man so gut befreundet ist, finde ich es nicht ungewöhnlich, dass man dann auch Fotos des Freundes besitzt und diese vielleicht sogar im Portemonnaie unterbringt. Aber dazu kommen noch die Aussagen. Manchmal wirken diese regelrecht wehmütig. Ich bin nicht sicher, ob der Freund für seine beste Freundin doch mehr empfindet, dies aber nicht aussprechen kann oder es sich selbst noch nicht eingestanden hat. Ich habe ihn noch nie darauf angesprochen, obwohl er häufiger von der Freundin spricht und auch davon, dass sie sich so gut verstehen und so weiter.

Kennt ihr solche Konstellationen? Sollte man den Freund darauf ansprechen oder einfach warten, bis er selbst etwas sagt, sofern er das überhaupt möchte. Es kann auch sein, dass er wirklich nur freundschaftliche Gefühle für die junge Frau hat, aber es macht auf mich einfach einen anderen Eindruck. Wie habt ihr solche Situationen erlebt – bei anderen, aber vielleicht auch bei euch selbst?

Eine solche Konstellation kenne ich tatsächlich von mir selbst und meine jetzige Beziehung resultierte aus einer zwölf Jahre lang bestehenden, innigen Freundschaft zu meinem jetzigen Partner. Als wir uns damals kennengelernt haben, waren wir in der Anfangszeit schwer verliebt ineinander und wären auch beinahe zusammen gekommen, hätte es zwischen uns nicht ein Missverständnis gegeben, das er nicht angesprochen hat. Damals hatte er eine Situation vollkommen falsch interpretiert und voreilige, vor allem aber eben falsche Schlüsse gezogen und sich auf eine Freundschaft mit mir konzentriert. Ich habe damals nicht verstanden, warum das, was sich zwischen uns entwickelt, plötzlich offenbar rückläufig ist, aber ich habe auch nichts daran geändert, weil ich es zu früh fand, um darauf hinzuweisen. Irgendwann waren wir dann wirklich „nur“ Freunde, aber mit einer Freundschaft, wie ich sie bisher auch noch nicht erlebt habe.

Auch wir haben eine wirklich gute, enge Beziehung gehabt, auch, wenn ich kein Foto von ihm in meinem Geldbeutel hatte – und umgekehrt ebenfalls nicht. Wir haben schon immer unheimlich gut miteinander reden können und auch sehr gerne viel Zeit miteinander verbracht, weil wir diese beide als absolute Bereicherung angesehen haben. Häufig haben wir denselben Geschmack und auch die gleichen Ansichten zu den unterschiedlichsten Themen, aber sicherlich nicht immer. Wenn wir unterschiedlicher Meinung sind, tauschen wir uns wirklich gut aus und wenn wir gleicher Meinung sind, schwärmen wir zusammen oder schwelgen in Erinnerungen. Es gibt zwischen uns praktisch immer etwas zu sagen und wir sind uns auch darüber hinaus wirklich unbeschreiblich nah. Zwischen uns war jedenfalls all die Jahre über eine wirklich enge Verbindung spürbar, fast schon wie ein Band, das enger wird und nicht abreißen kann, weil es dafür einfach wesentlich zu dick ist.

In diesen zwölf Jahren hatte jeder von uns eine Beziehung und es war nicht so, dass einen von uns die Beziehung des anderen großartig gestört hätte. Wir hatte aber auch eine Art, damit umzugehen, die ich mir in anderen Fällen von Freundschaften so nicht unbedingt vorstellen kann. Jedenfalls wollte ich nun nicht unbedingt wirklich viel von seiner Beziehung wissen und er von meiner wohl auch nicht, jedenfalls nicht im Detail. Vermutlich hätte sich andernfalls auch etwas an unserem Umgang miteinander verändert, weil es möglicherweise sonst verletzend geworden wäre. Ein gewisser Abstand war hier wirklich hilfreich, aber sicherlich auch notwendig. Über unsere Beziehungen haben wir auch nie viel miteinander gesprochen, sondern eher über andere Dinge.

Als ich mich von meinem Ex-Partner getrennt habe, wurde erst so richtig klar, was uns alles verbindet und auch, in welchem Maße. Dass es so zwischen uns laufen würde, war eigentlich schon immer klar und jedenfalls kein Wunder oder irgendwie erstaunlich und es hat sich auch nicht ungewohnt angefühlt. Es war allerdings nicht ganz einfach, sich aufeinander im Hinblick auf eine Beziehung einzulassen, weil das wiederum etwas anderes ist als eine Freundschaft, zumal eben einiges hinzukommt zu dieser Freundschaft, das eine Beziehung maßgeblich kennzeichnet. Es hat sich nicht falsch angefühlt, das alles nach und nach zuzulassen, aber es war mit Ängsten verbunden, weil durch dieses Aufeinandereinlassen ja nun auch unsere Freundschaft auf dem Spiel stand. Jedenfalls wusste ich, dass mein Partner zu seinen Ex-Partnerinnen den Kontakt grundsätzlich abbricht, sodass ich davon ausgehen konnte, dass auch unsere zwischenmenschliche Beziehung enden wird, wenn die Beziehung endet. Das war vor allem am Anfang eine große Angst, die er wiederum mehr hatte als ich.

Was Deinen Freund angeht, so kann ich mir gut vorstellen, dass es ihm und seiner besten Freundin ähnlich geht. Liebe ist im Grunde genommen und auch der Definition nach nichts anderes als eine Freundschaft zwischen zwei Menschen, zu der eine sexuelle Anziehung hinzukommt. Das hört sich reichlich unromantisch an, aber wenn man sich überlegt, welchen Stellenwert dieser freundschaftliche Umgang zweier Menschen, die in einer Beziehung sind, in eben dieser Partnerschaft hat, so ist wohl doch etwas an dieser Definition dran. Vielleicht sprichst Du mit Deinem besten Freund also nochmal über seine Gefühle, allerdings würde ich, falls Du das planst, eher vorsichtig vorgehen und ihn eher dazu bringen, selbst zu erkennen, dass er mehr an Gefühlen für seine beste Freundin hat als eben eine reine platonische Freundschaft.

Möglicherweise denkst Du auch, dass er diese Gefühle nicht eingestehen will, weil er diese nicht Dir gegenüber eingesteht. Vielleicht hat er aber selbst auch längst begriffen, was mit ihm los ist, will sich aber nicht in eine bestimmende Beziehung drängen, nur, um seinem Gefühl nachzugeben. Das war übrigens der Leitgedanke meines Partners, der sagte, dass er mich immer geliebt habe, all die Jahre lang. Ich war aber in einer langjährigen Beziehung, die er nicht torpedieren konnte und wollte und er war irgendwann natürlich auch wieder vergeben. Manchmal ist eben nicht der richtige Zeitpunkt, um seinen Gefühlen nachzugeben. Vielleicht weiß Dein Freund das und verhält sich deshalb so, dass man als Beobachter der Situation daran zweifelt, ob er zu sich selbst ehrlich ist, was seine Gefühle angeht, obwohl er sich lediglich bedeckt hält und längst weiß, was er empfindet, aber eben auch, dass es falsch und reichlich egoistisch wäre, diese Gefühle auch noch jemand anderem zu gestehen als eben nur sich selbst.

Ich hatte auch lange einen besten Freund, mit der Kontakt dann aber immer weniger wurde, als ich weggezogen bin. Wir haben uns damals in der Schule kennengelernt, eigentlich auch durch meinen damaligen Freund. Wir haben sehr viel zusammen mit der Clique unternommen und haben auch mal alleine DVD Abende gemacht.

Er war immer sehr lieb und zuvorkommend zu mir und wir konnten uns auch gut über alles mögliche unterhalten. Aber richtige Annäherungsversuche gab es da nie. Er hat mir auch oft Komplimente gemacht und war immer irgendwie süß. Ich konnte bei ihm auf dem Schoß sitzen und hatte ihn einfach richtig lieb, aber eher als einen guten Freund oder großen Bruder. Ein paar Freundinnen und auch andere aus der Clique sagten immer, dass wir richtig gut zusammenpassen würden und das er wohl anscheinend mehr für mich empfinden würde. Ich hab das aber damals nicht geglaubt und er hat nie in dieser Richtung etwas gesagt. Ich lernen dann meinen jetzigen Partner kennen und bin zu ihm gezogen und der Kontakt wurde dann immer weniger, was ich sehr schade finde und mich auch traurig macht.

Im Nachhinein habe ich mich dann doch mal gefragt, was gewesen wäre, wenn ich mit ihm zusammengekommen wäre und wieso das eigentlich nicht der Fall war. Er sah auch nicht schlecht aus und war wirklich ganz attraktiv und eben immer für mich da und sehr liebevoll. Ich vermisse ihn auch heute noch richtig und bin oft traurig, dass der Kontakt so abgebrochen ist. Es passierte, als er dann auch eine Freundin bekam.

Ich denke, dass es immer schwierig ist, zu wissen, wann aus Freundschaft doch Liebe geworden ist und wie man sich dann verhält. Es kann ja auch sein, dass eine Beziehung in die Brüche geht und die Freundschaft dann auch kaputt ist. Ich denke, dass deine beiden Freund selbst entscheiden müssen, ob sie mehr für einander empfinden und eine Beziehung wagen wollen.

Ich selber habe sowas noch nicht erlebt. Zwar habe auch ich mehrere gute männliche Freunde, aber für die empfinde ich nichts, außer Freundschaft. Aber von jemand anderem kenne ich es, nämlich von einem Freund, der auch gleichzeitig mit meiner Cousine befreundet ist. Wir verstehen uns alle sehr gut und haben viel Spaß zusammen.

Und irgendwann kam es dann auch mir so vor, als ob ich bei meinem Freund mehr sehe, was er für meine Cousine empfindet. Er ließ einfach nicht mehr von ihr ab. Er klebte schon fast an ihr. Nur richtig gezeigt, was er für sie empfindet, hat er nicht. Nur konnten es sich einfach alle anderen denken, da man es eben an seinem Verhalten gesehen hat. Ich habe ihn dann auch mal auf einer Feier darauf angesprochen, doch er stritt alles direkt ab. Nur ein anderer Freund wusste darüber Bescheid, was er mir dann erzählt hat.

Meine Cousine wusste wohl auch, dass da mehr Gefühle bei ihm sind. Nur hatte sie einfach keine Interesse an ihm, außer eben nur Freundschaft. Der Freund hatte auch nie eine andere Beziehung oder eine andere Frau an seiner Seite, da er wahrscheinlich immer noch guter Hoffnung war. Nun hatte aber meine Cousine endlich einen festen Freund, mit dem sie auch heute noch in einer glücklichen Beziehung ist. Unser Freund war darauf direkt eifersüchtig, und er kommt mit ihrem Freund auch gar nicht zurecht.

Doch jetzt ist es seit kurzem so, dass auch er eine feste Freundin hat. Wahrscheinlich hat er das jetzt erst eingesehen, dass aus den Beiden einfach nichts wird. Das ist wirklich hart, aber es kommt sicherlich öfters vor. Nur halte ich es ein wenig für übertrieben, wenn man sogar von der guten Freundin Fotos in seinem Portemonnaie hat, die man auch herum zeigt. Das hört sich für mich ziemlich eindeutig an. Nur halte ich es für richtig, wenn dein Freund ihr nichts von seinen Gefühlen erzählt, da sie sich ja in einer festen Beziehung befindet. Das wäre nicht schön, wenn dadurch die Beziehung und wahrscheinlich auch die Freundschaft dadurch zerstört werden. Da wäre ich immer vorsichtig, denn eine gute Freundschaft ist einfach meistens mehr wert, als eine Beziehung mit demjenigen.