Kindheit früher und heute

vom 09.04.2008, 17:02 Uhr

Habe eben darüber nachgedacht, was wohl schöner ist. Unsere Kindheit oder die Kindheit unserer Kinder. Ich bin ja 1977 geboren. Also war ich in den 80'er bewusst Kind. Wir hatten vieles nicht, was heute Gang und gebe ist. Wenn ich daran denke wieviel Fernseh-Kanäle für Kinder es heutzutage gibt. Wir waren froh wenn das Ferienprogramm auf ZDF kam mit Werner und Zini oder Sonntags die Sendung mit der Maus. Sicherheit war damals leider nicht so groß geschrieben. Wir hatten keine Fahrradhelme und ich erinnere mich gut daran auch keine Kindersitze.

Wir sind oft auf der Rückbank herumgeklettert. Nach einem Kindergeburtstag hat Frau D. uns damals zu 6 oder 7 Kinder mit ihrer Ente heimgefahren. Überall waren Kinder, auch im Kofferraum. Heute undenkbar und auch gefährlich. Ich hatte keinen Computer. Der Gameboy kam raus, da war ich schon 13 Jahre alt. Also eine Kindheit ohne PC und Konsolen. Wir waren denke ich mehr draußen als die Kinder von heute. Aber das konnten wir damals auch noch, heute sind bei uns z.B. wieder aktuell in der Gegend Kinder-Entführer unterwegs. Also ich kann wirklich sagen, daß ich froh bin damals Kind gewesen zu sein und nicht heute ein Kind zu sein.

Wie seht ihr das? Wärt ihr lieber heute Kind, wegen der vielen Dinge, die es gibt bzw. wegen der vermehrten Sicherheit wie z.B. beim Straßenverkehr? Oder seit ihr froh ein Kind der 70/80er gewesen zu sein?

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» MoneFö » Beiträge: 2938 » Talkpoints: -3,73 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Also ich bin Baujahr 90. Es ist schwierig, das genau festzulegen. Ich bin mit Technik und Computer groß geworden, habe viel Fernsehen geschaut und auch Konsolen gehabt. Allerdings hat sich das nicht negativ auf mein jetziges Leben ausgewirkt, da man als Jugendlicher heute gewisse Qualifikationen brauch, um in der Arbeitswelt Erfolg zu haben. Heute ist es selbstverständlich, Qualifikationen im Bereich EDV = Elektronische Datenverarbeitung zu haben. Das gehört einfach zu jedem Job dazu. Desweiteren muss ich als Bewerber immer auf dem neusten Stand der Politik und Wirtschaft sein, um überhaupt mitreden zu können.

Deshalb ist auch das Internet und der Fernsehen wichtig, um sich im Alltag weiterzubilden. Anders geht es einfach nicht mehr. Ich finde es persönlich nicht gerade schön, dass ich abhängig von Fernsehen und Internet bin, aber ich habe keine andere Chance. Und wie genau es früher war, kann ich ja logischer Weiße nicht ganz nachvollziehen. Es ist zwar schade, dass der Computer und das Fernsehen unsern Alltag und besonders die Zukunft bestimmt, aber ändern wird es sich wohl nicht.

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» Anders » Beiträge: 608 » Talkpoints: 9,10 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin 1986 geboren und bin eigentlich schon ganz froh, dass ich nicht jetzt erst meine Kindheit verbringen muss. Zu meiner Zeit war es ebenfalls noch üblich mit anderen Kindern von morgens bis abends auf der Straße miteinander zu spielen. Damals waren wir im Sommer jeden Tag mit den Fahrrädern unterwegs, wie eine kleine "Gang" oder haben mit 15 Kindern Federball mitten auf der Straße gespielt. Da ich auch auf einem kleinen Dorf groß geworden bin, war dort auch wenig Verkehr und es ist vielleicht einmal pro Stunde ein Auto durchgefahren. Da war es auch egal, ob jemand eine Playstation daheim hatte oder einen Gameboy, man konnte sich einfach mit einfachen Dingen unterhalten und brauchte dazu nicht großartig Taschengeld. Den ersten Gameboy hatten wir daheim als ich 6 oder 7 Jahre alt war, allerdings waren wir zu 4. daheim und mussten uns den Gameboy halten.

Wenn Schule war, durften wir am Tag jeweils nur 20 Minuten spielen und am Wochenende jeder eine Stunde. Natürlich konnte sich jeder durch gewisse Mithilfen im Haushalt noch ein paar Minuten dazu verdienen, aber das hat nichts an der Tatsache geändert, dass wir nur ein Gerät hatten. Als Kinder haben wir dann immer unser Taschengeld zusammen gelegt und uns ein neues Spiel gekauft, dadurch haben wir alle früh gelernt Kompromisse einzugehen denn der eine wollte Zelda, ein anderer Kurbi und der nächste wieder etwas ganz anderes. Da musste man sich absprechen und unsere Eltern haben sich da nicht eingemischt, wir sollten uns selbst einig werden. Und wenn das nicht der Fall war, dann haben wir halt kein neues Videospiel bekommen. Vor allem waren wir aber nach wie vor viel auf der Straße am spielen und ich kenne auch niemanden meiner Freunde der Kindheit, die fett und undsportlich waren.

Wenn ich heute in die Kinderzimmer reinschaue, steht dort ein Fernseher und ein Computer - in jedem Kinderzimmer. Die Kinder sitzen den ganzen Tag davor sobald sie aus der Schule kommen, stopfen Chips und anderes in sich rein und bewegen sich nur soviel, wie es auch sein muss um an die Videospiele zu kommen. Immer weniger sehe ich kleine Kinder die auf der Straße einfach mal Fußball spielen, sondern die gammeln alle bei sich daheim herum. Auch im Kindergarten wo ich ein Praktikum gemacht habe, kannten sich die Kinder nicht einmal obwohl sie direkte Nachbarn waren. Das war zu meiner Kindheit unvorstellbar, sobald jemand neues ins Dorf gezogen ist, haben wir dort geklingelt und die Kinder zum mitspielen abgeholt und uns versucht mit ihnen anzufreunden. Demnach kannte man sich auch, als es in den Kindergarten oder in die Schule ging. Ich muss nur meine beiden kleinen Schwestern anschauen, als sie 8 Jahre alt waren konnten sie nicht einmal Fahrrad fahren und brauchten auch noch Ergometrie Unterricht (glaub so heißt das) um die Motorischen Fähigkeiten auf ihre Altersklasse anzupassen. Das hatte mein Bruder und ich nie nötig, da wir immer auf der Straße unterwegs waren.

Meine mittlere Schwester ist im Jahre 1989 geboren war damit genau in der Umbruchgeneration die dann lieber vor den Videospielen gehangen hat, statt sich mit anderen zu Treffen. Von meiner kleinsten Schwester ganz zu schweigen, mit 4 Jahren konnte sie bereits Game Boy spielen aber nicht richtig sprechen. Dabei frage ich mich aber auch immer, ob unsere Eltern nicht auch einen Fehler dabei gemacht haben. Denn immerhin haben sie meinen Schwestern die Videospiele gegeben damit sie Ruhe hatten abends, und sich auch nicht näher mit spielen etc. befassen mussten. Bei zwei Kindern mag es noch gehen, aber irgendwann wird es auch nervig und man ist abgebrannt - so würde es mir auch gehen, wenn ich wie meine Mutter seit 25 Jahren daheim sitzen würde und mich nur um die Kinder und Haushalt kümmern sollte.

Vor allem hat sich aber einiges auch auf der Straße geändert, wie geschrieben wurde wird immer mehr von Kinderschändern und Kindesentführungen bekannt gemacht. Ich will nicht sagen, dass es dies zu meiner Kindheit nicht auch schon gab, denn das wäre nicht richtig. Aber damals wurde daraus kein riesen Medienrummel gemacht mit öffentlichen Prozessen etc. Vor allem war es nicht so einfach an das Material zu kommen, da es noch kein Internet gab (erstes mal im Internet war ich mit 13 Jahren). Vorher konnten sich die Leute nicht so schnell austauschen wie heute, da man auch nicht direkt auf andere Leute zugehen kann und fragen "stehst du auch auf Kinder" mit dem Internet ist das ganze vermeintlich anonym, und die Leute geben mehr von sich Preis als ein Nachbarn vermuten würde. Dazu sind auch mehr Autos auf der Straße unterwegs, es gibt nicht mehr die ganz ruhigen Flecken wie es zu meiner Kindheit noch der Fall war, aber was ich trotzdem nicht verstehe es gibt genug Möglichkeiten mit seinen Kindern draußen spielen zu gehen wie auf einem Spielplatz, denn davon gibt es mehr als 1990-1995. In meinem Geburtdorf gab es bis vor zwei Jahren keinen Spielplatz, und seit dieser steht wird er nicht von Kindern benutzt sondern nur von Hundehaltern als Kotplatz für ihre Tiere ...

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich bin 1979 geboren in der ehemaligen DDR und fand es eigentlich schön. Jedenfalls an das was ich mich erinnern kann. Finde in der heutigen Zeit, ist die Kindheit mehr Ansprüchen. Es wird immer direkt vorgeschrieben, was man in jeden Alter können muß. Bei meiner kleinen Tochter, war es so. Sie hatte mit 3Jahren wenig gesprochen und wurde gleich als total krank hingestellt. Jetzt ist sie fast 5Jahre und man mehr nichts mehr, das sie spät mit allen angefangen hat. Heut zu Tage werden einfach ständig neue Anforderungen gestellt. Daher fand ich meine Kindheit zu der heutigen Zeit einfach besser.

» KleineMausi » Beiträge: 80 » Talkpoints: 0,13 »



Ich bin 1984 geboren und das was du schreibst kommt mir auch alles sehr bekannt vor. Ich habe damals maximal eine halbe Stunde am Tag fern gesehen, Computer und Spielkonsolen hatten wir noch nicht und ich habe bei schönem Wetter eigentlich immer mit meinen Freunden draußen gespielt. Wir haben uns Buden gebaut, sind auf Bäume geklettert, wo wir dann Birnen direkt vom Baum gegessen haben, haben mit unseren Puppen auf der Wiese gespielt und sind stundenlang Rollschuh gefahren.

Ich bin auch sofort in der ersten Klasse mit meinen Schulfreunden zusammen allein zur Schule gegangen, was bei den Kindern heute zum größten Teil undenkbar ist, da der Verkehr einfach massiv zugenommen hat. Dazu muss ich sagen, dass ich ein DDR-Kind bin und vor der Wende bei uns nur ein paar Trabbis und Wartburgs rumgegurkt sind, da konnte man wirklich noch ohne Bedenken auf der Straße spielen. Und irgendwie bin ich auch der Meinung, dass wir noch viel mehr Ideen hatten, wie wir unsere Freizeit gestalten. Uns ist eigentlich immer etwas eingefallen, auch wenn es geregnet hat, dann haben wir gebastelt, Puppentheater gespielt oder mit LEGO 100 verschiedene Kreationen entworfen. Die Kinder von heute können nur noch Schalter bedienen. Den PC einschalten, den Fernseher einschalten, die Konsole einschalten.

Das sehe ich immer wieder bei meiner Cousine (12) und ihren Freunden. Sie spielen die ganze Zeit mit ihren High-Tech-Handys rum, sitzen zusammen am PC oder gucken TV. Nur ganz selten gehen sie mal zusammen raus. Und früher kam meine Cousine sogar angelaufen und hat gefragt, was sie denn vor lauter Langerweile mit ihrer Freundin spielen könnte. Darum bin auch ich froh, "damals" Kind gewesen zu sein. Ich bilde mir auch ein, dass ich mich irgendwie noch viel mehr freuen konnte als die Kinder heute, die im absoluten Konsum-Überfluss aufwachsen. Bei uns gab es damals eben nicht immer sofort alles, sondern man musste bis zum Geburtstag warten, das ist heute bei vielen Kindern nicht mehr so.

Und ganz schlimm finde ich, was heutzutage an den Schulen so Gang und Gäbe ist. Bei uns hatte man noch Respekt vor dem Lehrer, vor allem in der Grundschule. Heute kommen die kleinen Assi-Kinder schon mit Messern in die erste Klasse und bedrohen sowohl Mitschüler als auch Lehrer. Außerdem kann man selbst am Gymnasium einen extremen Respekts- und Disziplinverfall beobachten, das war zu meiner Schulzeit auch noch nicht so.

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» Grooovegirl » Beiträge: 3409 » Talkpoints: 11,54 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


Kurz einmal etwas zu einem Satz von Anders...

Heute ist es selbstverständlich, Qualifikationen im Bereich EDV = Elektronische Datenverarbeitung zu haben

Na ja, es ist schon klar, dass ein bestimmtes Grundwissen im EDV-Bereich gefordert wird. Aber ich denke, dass stundenlanges Counter Strike spielen im Internet wohl eher nicht so dazu gehört. (Ist jetzt allgemein und nicht etwa eine Kritik, die an dich persönlich gerichtet ist!;-) )

Wir haben früher (bin 89-Baujahr) sehr oft draußen gespielt, das sieht man alleine schon auf Fotos, auf denen ich richtig braun bin! 8-) Da wir bei uns in der Nähe auch eine Halde hatten, haben wir dort immer Buden gebaut und getobt. Wir waren auch an jedem Tag draußen. Ich durfte auch nur eine halbe Stunde Fernsehen gucken.

Ich war letztens bei einem 8-Jährigen in seinem Zimmer. Ich fand das schon schlimm, was ich da fand... Playstation, Fernseher, Gameboy, Nintendo Wii,... Und alles im Besitz des Jungen. Super. Er kannte sogar alle Pokémon auswendig, weil er den ganzen Tag davor hockt. Auch bei uns an der Schule ist das bei den Fünft- und Sechstklässlern sehr gut zu erkennen. Die Kleinen laufen schon mit Handy rum, machen ältere Schüler/innen an, rauchen, zeigen keinen Respekt. Die Mädels donnern sich auf, schminken sich, tragen Stiefel... Wenn ich mich an meine damalige Zeit erinnere, so bin ich nicht so gewesen.

Und: Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer, habe ich das Gefühl!

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» Karla147 » Beiträge: 570 » Talkpoints: -0,53 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin Baujahr 1992 und muss sagen, dass ich eine sehr schöne Kindheit hatte. Ich wohne, bin jetzt 16, bis jetzt bei meinen Eltern. (Ab September werde ich aus beruflichen Gründen nach München in ein Wohnheim ziehen.) Meine Eltern wohnen auf dem Land. Wir wohnen mitten im bayerischen Wald in einem kleinen Dorf. Unsere Siedlung ist äußerst klein und es herrscht nahezu überhaupt kein Verkehr dort. Mein Cousin, ebenfalls 1992 geboren, wohnt nur 2 Häuser weiter und es gibt noch einen dritten 16 Jährigen, mit dem wir auch viel gespielt haben, der aber mittlerweile weggezogen ist. Wir hatten lange Zeit garkeinen Computer und wenn dann nur einen äußerst langsamen mit Windows 98. Ich bin mit der Informationstechnik groß geworden und habe auch sehr viele Kenntnisse.

Trotzdem bin ich auch rausgegangen und bin mit meinen gleichaltrigen Freunden Fahrrad gefahren. Wir haben Detektiv gespielt. Haben uns ein Labyrinth im Maisfeld gebaut, haben uns im Wald eine kleine Hütte gebaut, haben im Wald einen kleinen Bach umgeleitet, haben auf offener Straße Fußball gespielt, weil nie ein Auto kam und haben uns auch mal wehgetan. Wir sind nicht vor dem PC gesessen und haben Computerspiele zu unserer Hauptbeschäftigung gemacht. Wir gingen in die Schule und hatten keinen der uns fuhr. Wir gingen alleine nach Hause. Wir fuhren im Sommer mit dem Fahrrad zur Schule. Wir gingen erst rein, wenn die Sonne verschwunden war.

Warum habe ich das jetzt alles geschrieben? Weil viele Erwachsene immer noch im Irrglauben sind, dass wir die faule Computersüchtige Generation sind, die den Ganzen Tag nicht aus dem Haus gehen. Klar, es gab sie auch bei uns. Die Kinder, die man nie draußen gesehen hat. Die mit 11 das erste mal geraucht haben. Die der Hip-Hop Kultur verfallen sind, auf Arbeit sch***en und arbeitslos auf der Straße herumlungern. Ja, es gibt sie auch in unserem kleinen Dorf. Aber die meisten sind nicht so, wie sich Erwachsene die faule Jugend von heute vorstellt.

Und immer wenn ich lese: Das waren noch Zeiten! Wir haben noch im Wald gespielt und uns gegenseitig mit Tannenzapfen beworfen. Wir haben noch zu hundertden auf der verkehrsberuhigten Straße Federball gespielt, dann muss ich mich immer wieder fragen: Was denken die Erwachsenen von uns? Klar, es gibt sie die Faulen. Aber die sind auch unter den Erwachsenen zu finden.

» spaxl » Beiträge: 1044 » Talkpoints: 10,25 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich bin 1979 geboren und erinnere exakt dasselbe wie Du. Auch habe ich mir schon einige Male Gedanken darüber gemacht, wie wir damals aufwachsen durften und wie die Kinder meiner Schwester heute aufwachsen. Ich stelle ebenfalls fest, dass ich unheimlich froh und dankbar bin, zu einer früheren Zeit aufgewachsen zu sein.

Allerdings glaube ich auch, dass es noch immer möglich ist, Kinder so aufwachsen zu lassen wie wir damals aufgewachsen sind. Vielleicht werden Kinder heute nicht mehr im Kofferraum einer Ente (oder wie in meinem Fall im Kofferraum eines Ford Escort) vom Kindergeburtstag nach Hause gefahren, aber dieses unbeschwerte Leben in und mit der Natur, das ich damals besonders zu schätzen wusste und woran ich mich heute auch sehr gern noch erinnere, ist zumindest in unserem Umfeld immer noch möglich.

Überhaupt fühle ich mich hier sehr wohl, weil mich hier sehr viel an meine Kindheit erinnert, obwohl ich hier nie aufgewachsen bin. Und ich wünsche mir, dass meine Kinder einmal eine ganz ähnlich erfüllte und glückliche, sorgenfreie Kindheit haben wie ich sie hatte. Ich wünsche mir, dass auch sie auf Bäume klettern und Blumen pflücken können, dass sie die Nähe zu Tieren kennen lernen und nicht ständig aufpassen müssen, weil es um uns herum nur große Straßenkreuzungen gibt (was glücklicherweise hier, wo wir wohnen, nicht der Fall ist).

Ganz besonders schlimm und abschreckend finde ich, wie Kinder in einer Großstadt heute aufwachsen. Leider habe ich hier nicht den Vergleich zu damals, weil ich selbst nie in einer wirklichen Großstadt, sondern immer nur nahe einer Großstadt aufgewachsen bin, aber ich sehe immer wieder, mit welchen Problemen, welchem Druck und welcher Hektik meine Neffen und meine Nichte konfrontiert werden. Ich bin mir sicher, dass ich nicht so ein glückliches Kind gewesen wäre, wenn ich unter diesen Bedingungen groß geworden wäre. Es ist ja auch nicht so, dass wir keine Probleme gehabt hätten. Aber die Probleme, mit denen wir als Kinder zu kämpfen hatten, waren einfach vollkommen andere als die, mit denen Kinder heutzutage in Großstädten aufwachsen müssen.

Ich bin mir sicher, dass wir früher eine unbeschwerte, mehr auf das Wesentliche konzentrierter Kindheit haben durften als vielleicht die meisten Kinder heutzutage. Und ich würde keinesfalls mit den Kindern von heute in den entscheidenden Gebieten tauschen wollen.

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» moin! » Beiträge: 7218 » Talkpoints: 22,73 » Auszeichnung für 7000 Beiträge


Also ich bin 1973 geboren und somit auch ganz bewusst in den 80er aufgewachsen. Ich kann mich an vieles in meiner Kindheit erinnern. Ich weiß, daß ich mit meiner Schwester schon relativ früh alleine in die Grundschule gelaufen bin, obwohl es ein Weg von knapp über 1 km war! Wir kannten die Leute, die auf unserem Schulweg wohnten. Wussten, wo welcher Hund gleich anfing zu bellen und wir durften, nachdem wir gut Fahrradfahren konnten mit dem Rad zur Schule. Wir mussten beim Heimweg einen steilen Hang runterfahren, den fuhr ich wie ein Henker! Meine Schwester hatte immer wahnsinnig Angst. Wenn ich an den Berg denke und mir vorstelle eins meienr Kinder würde da runterfahren - selbst mit Helm! - ich würde sterben vor Angst!

Ich kenne z.B. auch keine Gewalt an der Schule. Das gab es bei uns nicht. Klar wurde der ein oder andere Schüler auch mal gehänselt, aber eben wurde nicht geschlagen, bedroht, erpresst. Wir waren bei Wind und Wetter draußen. Hatten Freunde in Massen und das waren trotzdem richtige Freunde! Meine Eltern waren beide berufstätig und wir waren früh auf uns selbst gestellt, was ich als absoluten Vorteil empfinde, denn ich konnte z.B. schon mit 12 Jahren den kompletten Haushalt führen, wenn es denn unbedingt sein musste! Ich liebte die Musik der 80er! Ich bekam einen Walkman - das war was ganz Besonderes! Da kannte man diese Gameboys noch nicht so richtig, geschweige denn, daß wir sie uns hätten leisten können.

Uns reichten auch die 3 Fernsehprogramme und ein Videoabend war ein Highlight! Es gab noch richtige Grillabende und auch mal ein Brief von der Tante, die nur etwa 30 km entfernt wohnte. Dann unser tolles orangenes Telefon mit Wahlscheibe! Das war der Knaller! Wir haben abends meine Mutter von der Arbeit abgeholt. Um 19°° durch die fast leere Innenstadt. Heute undenkbar, da ist man schon als Erwachsener nicht wirklich sicher, denn überall wirst Du angepöbelt. Wir durften auch mal eine Kiste Bier mit dem Leiterwagen holen, da waren wir vielleicht 9 und 10 Jahre alt! Heute undenkbar - aber leider mussten solche Maßnahmen ja sein.

Das mit dem Autofahren kenne ich auch noch! Es war ja schon was Besonderes, wenn das Auto Kopfstützen und hinten Sicherheitsgurte hatte. Allerdings war damals natürlich auch noch nicht so viel Verkehr! Die Schule war recht angenehm und die Lehrer bekamen von den Schülern noch Respekt entgegengebracht. Was heutzutage selbst bei uns auf dem Dorf leider nicht mehr immer üblich ist! Es wurden noch Wandertage gemacht und der Schullandheimaufenthalt war im Schwarzwald und nicht, wie bei anderen heutzutage in Paris.

Aber uns hat es gereicht! Wir waren glücklich! Ich kenne mich noch aus, mit Spielen, die man einfach im Dreck oder im Gebüsch spielt. Ich kann keine einzige Spielekonsole bedienen und meine Kinder auch nicht, aber meine Kinder sind viel draußen, sind gesund und glücklich! Ich bin froh, ein Kind der 80er gewesen zu sein und meinen Kinder einen Teil meiner Kindheit weiterzugeben. Natürlich kommt man um den Fortschritt nicht herum, muß ja auch nicht! Aber ich denke, die Mischung macht es!

» Emmala » Beiträge: 652 » Talkpoints: -1,64 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich bin Baujahr 62 und bin in einem kleinen Dorf im Vorharz aufgewachsen. Mein Sohn ist Baujahr 91 und ist in Hamburg aufgewachsen. Wenn ich die beiden Kindheiten vergleiche, ist es natürlich ein großer Unterschied. Wir haben auf dem Land "Hausfriedensbruch" begangen, in dem wir in die Scheune des Bauern einstiegen und dort spielten, dazu mussten wir erst die rückwärtige Fassade erklettern.

Wir haben die Polizei in ihren Ermittlungen behindert, weil wir wild gezeltet hatten und Stolperdrähte um das Zelt herum gespannt hatten und zwei Fallgruben ausgehoben hatten, in der Nacht kam dann die Polizei und wollte uns (in dem Fall meinen Bruder) kontrollieren und flogen über den Draht und einer fiel in die Grube. All das hatte kein Nachspiel, sondern wurde eben als Kinderspiel abgetan, all das wäre heute und dann in einer Großstadt nicht möglich und würde als Verrohung der Jugendlichen am nächsten Tag in der Zeitung stehen.

Womit ich sagen will, wir hatten sehr viel Freiheiten, die unsere Kinder heute garnicht mehr so ausleben können, sei es, weil es die Möglichkeit so nicht gibt, oder aber das Umfeld es nicht zulässt. Da ist es dann natürlich klar, dass die Jugend sich in eine andere Richtung entwickelt. Wenn man ständig angemeckert wird, weil man draußen Fußball spielt, oder andere temperamentvolle Spiele macht, hat man eben keine Lust mehr raus zu gehen. Oder hängt dann in den Augen der Erwachsenen nur noch herum.

Ich finde, die Jugendlichen heute haben eine schwerer Kindheit, weil sie einfach viel mehr Rücksicht nehmen müssen um nicht als verdorben abgestempelt zu werden, als wir es damals mussten.

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» akasakura » Beiträge: 2635 » Talkpoints: 1,50 » Auszeichnung für 2000 Beiträge


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