Kindheit früher und heute

Ich bin 1986 geboren und auf ein waschechtes Dorfkind. Wir hatten zu hause zwar einen Fernseher, haben aber so gut wie nie fern gesehen. Da war es viel interessanter mit der "Bande" in den Wald zu gehen und zu schauen, wer am Schnellsten mit dem BobbyCar den Berg runterfahren konnte. Im Sommer waren wir eigentlich nur zum Essen drin und sonst nur unterwegs. Unseren ersten Gameboy haben wir bekommen, als ich ungefähr 7 oder 8 war. Der hat meinem Papa gehört und hat ihn immer mit auf die Bohrinsel genommen, wo er damals gearbeitet hat. Wir hatten das Ding also für 2 Wochen, dann war es 2 Wochen weg und so weiter. Aber auch da haben wir eigentlich nie richtig mit dem Gameboy gespielt.

Fern gesehen haben wir eigentlich nur Abends Das Sandmännchen und mittags ab und an mal eine Kinderserie. Wenn ich dagegen eine Kindheit heutzutage mit meiner vergleiche, denke ich echt manchmal ach du Schreck! Wenn ich das nur bei meinen Cousinen und Cousins sehe. Eine meiner Cousine wird jetzt 12, hat mit 7 oder 8 Jahren ihr erstes Handy bekommen, mittlerweile ist es ein Foto-Internet-MMS- und was weiß ich noch alles- Handy. Außerdem hat sie vor einigen Jahren einen iPod bekommen (ich weiß nicht genau, welche Marke, muss man aber als 9jährige auf jeden Fall haben...)und so was alles.

Vorgestern war ich bei meiner Tante zum Geburtstag (eine andere Cousine ist 12 geworden). Sie hat einen Bruder, 8 Jahre alt. Die beiden haben zwar kein High-Tech-Handy (soweit ich das weiß) aber jeder eine eigene Nintendo DS - Spielkonsole und ungefähr 10-15 Spiele dazu. Wir waren dort ungefähr vier Stunden und was soll ich sagen, mein Cousin hat die ganze Zeit mit diesem Ding gespielt. Zwischendurch war irgendein Spiel weg, da hat dann angefangen zu weinen, aber als dieses Spiel wieder da war, hat er sofort weitergespielt. Naja, das sind jetzt natürlich nur zwei Beispiele, aber ich denke echt, dass wir in unserer Kindheit damals wirklich mehr draußen waren und nicht so Computer und Fernsehsüchtig (meine Cousine konnte mit vier Jahren den Disney-Film "der König der Löwen" KOMPLETT mitsprechen!) wie die meisten Kinder heute.

Klar gibt es Unterschiede zu der Kindheit früher und heute, aber vieles wird auch übertrieben und zu eng gesehen. Das Fernsehen beispielsweise. Als meine Eltern jung waren, hatten sie kaum Fernsehen, inzwischen hat meine eine Oma einen kleinen Fernseher und die andere einen großen Plasmafernseher, dennoch schauen beide verhältnismäßig wenig Fernsehen. In meiner Kindheit jedoch habe ich auch nur ganz wenig Fernsehen geschaut, nicht weil meine Eltern es mir nicht erlaubt hätten, sondern einfach, weil kein großes Interesse dafür bestand.

Ich habe nicht gerne Ferngesehen und inzwischen bin ich 19 und schaue gar kein Fernsehen. An sich aber besteht hier auch nur dann ein Unterschied, wenn die Erziehung nicht stimmt. Früher hatte man weniger Möglichkeiten im Fernsehen, nur hätten die Eltern es zugelassen, hätten die Kinder vermutlich auch viel Zeit davor verbracht. Heute kann man durchgehend Kinderprogramme empfangen, aber es gibt auch Eltern, die das nicht zulassen und den Konsum einschränken, andere wieder lassen ihr Kind uneingeschränkt lange Fernsehen, dementsprechend ist die Kindheit auch eher trist, wenn man mich fragt.

Mit den Computern ist es an sich das gleiche. Früher war das sehr ungewöhnlich, heute hat fast jedes Kind einen, aber wenn die Eltern heute den Gebrauch des Computers zeitlich einschränken, dann besteht in der Kindheit früher und heute nicht mal mehr ein sonderlicher Unterschied, nur einfach der, dass der Computer selbstverständlich ist. Ich hatte als Kind auch keinen eigenen Computer, sondern habe den meiner Eltern genutzt und erst mit 16 meinen ersten eigenen Laptop bekommen.

Spielekonsolen haben sich heute leider fest in das Kindesleben integriert, was ich eher bedauerlich finde, denn anstatt auch mal etwas draußen zu unternehmen oder kreativ mit Spielzeug zu spielen, folgen die Kindern eben dem vorgegebenen Spielverlauf dieser Computer- und Konsolenspiele, selbst bei gutem Wetter. Aber auch hier können die Eltern eingreifen und die Spiele und Konsolen zu einem weniger dominanten Teil einer Kindheit werden lassen. Nur weil es diese Dinge gibt, bedeutet das noch lange nicht, dass sie die heutige Kindheit nachhaltig prägen müssen, dass entscheiden die Eltern und leider geht das meistens schief, wenn man sich anschaut, wie viele, sogar junge Leute, heute schon internetsüchtig sind.

Ob die Kriminalität nun zugenommen hat oder nicht, weiß ich nicht zu sagen, aber an sich wäre es doch merkwürdig, wenn es auf einmal heute mehr Kriminelle geben würde, als früher. Vielleicht wurde das früher nur einfach nicht so bekannt gemacht, wenn ein Kind verschwunden ist. Auch konnte man vermutlich eher Zeit draußen verbringen, weil es mehr ländlichere Gegenden gab, als dies heute der Fall ist, dass war natürlich auch ein enormer Vorteil.

Letztendlich muss ich aber sagen, dass ich in den 90er Jahren Kind war und ich habe es auch nicht viel anders erlebt, als du damals. Meine Eltern haben von Fernsehen, Konsolen und Co. nichts gehalten und den Konsum eingeschränkt, ich habe viel Zeit bei meiner Großmutter auf dem Bauernhof verbracht und gespielt und auch sonst kann ich wirklich nicht klagen. Erst mein Bruder hat die ''moderne'' Kindheit mehr erfahren und viel Zeit vor PlayStation und Computer verbracht.

Auch was die Sicherheit angeht, würde ich der heutigen Zeit deswegen nicht unbedingt einen Pluspunkt in Sachen Kindheit geben, oftmals sind solche Sicherheitsmaßnahmen auch übertrieben und da früher auch nicht so viel Verkehr war, wie dies beispielsweise heute der Fall ist, war das mitunter auch ungefährlicher, mehrere Kinder in einer Ente herumzukutschieren.

Ich bin 1986 geboren und der ganze Technikkram kam eigentlich recht spät bei mir an. Kabelfernsehen haben wir erst 1996 bekommen und das auch nur, weil wir dann umgezogen sind, in unserer alten Wohnung waren da immer noch keine Leitungen verlegt und eine SAT-Schüssel wollte meine Mutter nicht. Ferngesehen habe ich aber trotzdem gerne. Dort, wo wir damals gewohnt haben, konnten wir über Antenne ORF empfangen und die hatten ein super Kinderprogramm, Mila Superstar etc., also das, was sonst eben auf RTL 2 lief.

Ansonsten habe ich mit meiner besten Freundin, die gleich gegenüber gewohnt hat, sehr viel draußen gespielt. Videospiele und der ganze Kram, den es damals ja schon gab, hat mich nie interessiert, obwohl ich die großen Brüder meiner Freundin recht oft Super-Nintendo spielen sehen habe. Was das Internet ist bzw. das es da überhaupt gibt, wusste ich lange nicht. Erst mit 16 (im Jahr 2002) hatte ich meinen ersten PC inklusive Internetanschluss und da musste ich bei meinen Eltern echt lange betteln. Erst, als in der Schule immer öfter hieß "Schreibt doch zu Hause mal am PC..." oder "Recherchiert mal im Internet..." haben sie langsam eingesehen, dass wir ein bisschen hinter dem Mond leben.

So gerne ich PC und Co. heute nutze, ich bin trotzdem sehr froh, dass ich noch eine Zeit ohne das alles kannte. Aus verschiedenen Gründen wäre ich sogar sehr gerne noch 10-15 Jahre früher auf die Welt gekommen.

Ich versuche auch meinen Sohn nicht mit moderner Technik zu überhäufen. Es ist aber ganz klar, dass es nicht mehr ohne geht. Die Sachen sind nun mal da und alles wieder abschaffen, nur damit mein Kind erst möglichst spät damit in Kontakt kommt, würde ich nun auch nicht. Man muss eben klare Grenzen setzen und Kindern auch andere Beschäftigungen schmackhaft machen.