Gibt es akzeptable Gründe für einen Schulabbruch?

vom 13.09.2012, 21:12 Uhr

Was denkt ihr, gibt es wirklich akzeptable Gründe für einen Schulabbruch? Wenn jemand absolut nicht mitkommt in der Schule? Oder wenn jemand einfach keine Lust mehr hat? Oder ist ein Grund die Schule abzubrechen, dass man lieber arbeiten gehen will als in die Schule gehen will, weil man vielleicht schon jung Verpflichtungen auf sich genommen hat? Glaubt ihr, dass es wirklich Gründe gibt, die man akzeptieren sollte? Schließlich hat man doch früher auch nur 8 Schuljahre gemacht und ist dann arbeiten gegangen. Warum sollte das heute nicht mehr gehen?

Wenn euer Kind mit dem Wunsch kommt die Schule abzubrechen, welche Gründe würdet ihr akzeptieren? Oder würdet ihr nicht mal Gründe anhören und auf den Schulabschluss bestehen? Würde es für euch keine Diskussion darüber geben?

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» Ampelmännchen » Beiträge: 1310 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Also für mich gibt es definitiv keinen Grund die Schule abzubrechen. Die Schule ist eines der wichtigsten Ereignisse des Lebens und entscheiden über die weitere berufliche Zukunft, je nachdem wie das Zeugnis ausgefallen ist.

Gerade Gründe wie keine Lust, Langeweile oder andere hanebüchen Ideen sind für mich keine Gründe ein Schulabbruch zu zustimmen oder es auch nur annähernd zu akzeptieren. Der Grund, wenn das Kind nicht in der Schule mitkommt, ist zwar schon Mal ein Anfang für einen Grund, aber dann kann das Kind immer noch auf eine andere Schule anmelden, wo z.B die Anforderungen anders bewerkstelligt werden!

Ein Schulabbruch bedeutet für mich keine Ausbildung, keine notwendigen Kenntnisse in Mathe, Deutsch, Englisch und auch Chemie. Ich sehe es an Kollegen immer wieder die ohne einen Abschluss dastehen und sich mit 400€ Jobs auf dem Damm halten. Ich habe einen HA und habe es nicht viel leichter. Meine Verlobte mit einem FOR hat es da schon ein wenig besser, aber die Welt ist es auch nicht. Man muss aber dennoch etwas vorweisen können!

» Glasreinigerin » Beiträge: 1008 » Talkpoints: 0,10 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Früher hat man nach den acht Jahren aber auch eine Ausbildung machen können. Heute ist die Konurrenz eben einfach wesentlich größer und es gibt dann genug Menschen, die besser sind. Folglich kann man da nicht mithalten und wird wohl damit rechnen müssen, dass man nicht den Job bekommt, den man gerne will. Wenn man überhaupt einen Job bekommt, dann wird der nicht wirklich gut bezahlt werden, denn besonders anspruchsvoll kann er dann ja nicht sein.

Und ich denke, dass man heutzutage wenigstens einen akzeptablen Regelschulabschluss braucht. Schon wenn man nur einen Hauptschulabschluss hat, wird man es schwer auf dem Arbeitsmarkt haben. Und bis zur 10. Klasse zu machen ist doch eine absehbare Zeit. Wenn man danach total schlecht wird und abbrechen will, dann hat man zumindest einen Abschluss. Aber ich könnte es zum Beispiel gar nicht nachvollziehen, wenn jemand abbrechen will, der dann ohne alles dasteht. In meinen Augen gibt es auch nicht einen wirklichen Grund, dass man die Schule nicht beendet. Unterbrechen ist vielleicht noch möglich, aber nicht komplett abbrechen. Die Zukunftsaussichen sind dann eben einfach nicht hoch.

Wenn man natürlich keine hohen Erwartungen an sich hat und mit ganz geringem Lohn auskommt, dann ist es vielleicht eine Option, dass man sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Aber sobald man Wünsche oder bestimmte Vorstellung hat, geht das nicht.

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» winny2311 » Beiträge: 15159 » Talkpoints: 4,91 » Auszeichnung für 15000 Beiträge



Die Situation von früher kann man absolut nicht mit der heutigen Situation vergleichen. Früher war es normal, dass man nicht so lange zur Schule geht und danach eine Ausbildung macht oder ohne Ausbildung irgendwelche Jobs ohne großartige Ansprüche annimmt. Das Abitur und ein abgeschlossenes Studium waren da eher die Ausnahme und je nach sozialer Herkunft war es nicht sehr wahrscheinlich, einen Hochschulabschluss oder überhaupt das Abitur zu erlangen. Heute ist es so, dass das Abitur schon praktisch den normalen Schulabschluss darstellt. Mit einem Realschulabschluss kann man auch noch einige Ausbildungen machen, oft werden Abiturienten aber schon im Handwerk bevorzugt. Dabei war das Handwerk früher der typische Bereich, in dem Hauptschüler nach dem Abschluss angefangen haben. Das hat sich alles geändert und man sollte schauen, wie es aktuell aussieht und nicht, wie die Situation vor 50 Jahren vielleicht mal war.

Es mag sicher Gründe geben, die man irgendwie akzeptieren kann und die zu einem Schulabbruch führen. Traumatische Erfahrungen und ernsthafte psychische Belastungen können sicher so schlimm sein, dass der Schüler in der Situation nicht in der Lage ist, sich adäquat um seine Schullaufbahn zu bemühen. Damit meine ich nicht die üblichen pubertären Probleme, sondern ernstzunehmende Erkrankungen. Eigentlich würde ich ja sagen, dass man sich zwingen sollte, dennoch durchzuhalten. Wenn man die Schule dann hinter sich hat, ist noch genug Zeit dafür, sich um sein Wohlbefinden zu kümmern. Je nachdem wie viele Jahre man noch vor sich hat, kann das eine sehr lange Zeit werden und bei ausgeprägten Problemen wird selbst das kaum möglich sein. Ich glaube aber, dass solche Extremfälle nicht so häufig sind. Sie kommen vor, öfter als man denkt, aber sie betreffen längst nicht jeden Schulabbrecher.

Fehlendes Interesse oder eine schlechte Klassenstruktur rechtfertigen für mich keinen Schulabbruch. Ich hatte auch absolut keine Lust auf die Schule und ich fand auch speziell meine Schule schrecklich. Dennoch habe ich diese Zeit irgendwie hinter mich gebracht und mein Abitur gemacht. Ich hätte eigentlich auch sehr gerne abgebrochen, am liebsten so schnell wie möglich. Man muss sich da aber irgendwie zwingen und nach Möglichkeit das Abitur ablegen, weil einem nur damit alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Ich denke auch, dass es nie wieder so einfach sein wird, an das Abitur zu kommen wie zu der Zeit, wenn man normal zur Schule geht. Wenn man es später nachholt, was natürlich möglich ist, muss man das meistens parallel zum normalen Beruf machen. Das ist eine Doppelbelastung, die man sich ersparen kann.

Ich frage mich, was das für Verpflichtungen sein sollen, die man vielleicht schon in jungen Jahren hat. Falls du damit Schulden meinst, fehlt mir schon dafür jegliches Verständnis – und infolge dessen auch das Verständnis für einen Schulabbruch aus diesem Grund. Da liegen die Probleme dann auch woanders, zum Beispiel bei einem unkontrollierten Kaufrausch oder schlichtweg bei der Gier nach eigentlich überflüssigen Dingen. Die meisten jungen Leute, die ich kennengelernt habe, haben keine finanziellen Verpflichtungen, denen sie nachkommen müssen. Es gibt sicher auch andere Geschichten, aber ich finde auch hier nicht, dass das ein Problem ist, das viele betrifft.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Eine Freundin von mir hat die 11.Klasse vorzeitig abgebrochen und hat sich somit die Chance verbaut, Abitur zu machen. Bei ihr lag es daran, dass sie in den letzten Jahren eine große Prüfungsangst entwickelt hat, wodurch sie manchmal zu unlauteren Mitteln gegriffen hat, um die Tests und Klausuren zu überstehen. Ihre Mitschüler bekamen das mit und beschimpfen sie als Schummlerin und machten sich sogar in einem sozialen Netzwerk öffentlich über sie lustig. Ich kann zwar verstehen, dass so etwas einen hohen seelischen Druck verursacht, finde es aber unüberlegt ihrerseits, dass sie ohne das Gespräch mit den betreffenden Leuten einfach die Schule abgebrochen hat und vom einen auf den anderen Tag nicht mehr gekommen ist. Nicht mal ihren Freunden, zu denen ich gehöre, hat sie gesagt was los ist und ob sie wiederkommt.

» Schnuffline » Beiträge: 1019 » Talkpoints: 33,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Bestehen kann man auf einen Schulabschluss ohnehin nicht, wenn für das Kind keine Schulpflicht mehr besteht und es an sich eine Ausbildung machen könnte. Es ist lediglich die Frage darüber, ob man das eben in Ordnung findet oder eben nicht und was mich angeht, so soll ruhig jeder machen was er will und wenn jemand meint die Schule abbrechen zu müssen, dann bitte sehr, es werde schließlich nicht ich sein, die am Ende darunter leidet, oder? Was mich persönlich aber angeht, ich würde die Schule nicht abbrechen (ich habe bereits Abitur und fange gerade mit meinem Studium an), einfach weil ich keinen Sinn darin sehe.

Ich möchte etwas aus meinem Leben machen und wenn man einen guten Beruf haben und gut verdienen möchte, dann ist ein Schulabbruch sicherlich nicht unbedingt der optimale Weg dafür. Es kommt natürlich auch darauf an, welche Ziele man hat, weil ich leider auch schon von vielen Jugendlichen gehört habe, dass es ihnen eigentlich um nichts weiter geht, als darum von zu Hause auszuziehen und ihr eigenes Geld zu verdienen, weil sie keine Lust auf Schule haben.

Wenn jemand in der Schule nicht voran kommt, dann gibt es andere Alternativen, als den Schulabbruch, man kann beispielsweise auch die Schule wechseln, in die nächst niedrigere Schulform beispielsweise und Nachhilfe ist natürlich auch eine Alternative. Bei vielen Schülern habe ich teilweise aber eben den Eindruck, dass sie den Sinn der Schule nicht richtig verstehen und daher meinen, es wäre an sich nicht weiter schlimm, wenn sie eben die Schule abbrechen und arbeiten gehen, Schule ist dann mehr oder weniger nur ein lästiges Übel.

Als gerechtfertigt sehe ich den Schulabbruch an sich nur dann, wenn man beispielsweise geistig behindert ist und es nicht im Rahmen der Möglichkeiten ist, dass man weiter lernt oder aber, es kommt eben etwas dazwischen, wegen dem man dann nicht mehr in die Schule gehen kann. Eine Schwangerschaft könnte beispielsweise sowas sein, wobei ich hier dann aber auch nicht verstehen kann, wieso das in dem Alter sein muss.

An sich also würde ich meinen Kindern keinen Schulabbruch in dem Sinne erlauben, dass ich zustimmen würde, aber teilweise haben Eltern ja auch keine Möglichkeiten mehr, darüber zu entscheiden, wenn das Kind nicht mehr schulpflichtig ist. Die meisten Gründe für einen Schulabbruch sind aber meiner Ansicht nach nur Ausreden, die auf Faulheit basieren und oftmals auch auf Unwissen, da die Jugendlichen die Wichtigkeit der Schule nicht erkennen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ampelmännchen hat geschrieben:Oder ist ein Grund die Schule abzubrechen, dass man lieber arbeiten gehen will als in die Schule gehen will, weil man vielleicht schon jung Verpflichtungen auf sich genommen hat?


Ich habe Anfang der 12. Klasse alles hingeworfen, weil es in der damaligen Situation für mich keine andere Lösung gegeben hat. Dennoch oder gerade wegen der eigenen Erfahrung bin auch ich der Meinung, dass es keinen guten Grund gibt die Schule abzubrechen. Ich bin damals von einem auf den anderen Tag von Zuhause weg, habe alles hinter mir gelassen und das Weite gesucht. In dem Ort, in dem ich mich dann nieder gelassen habe, hätte ich mich eigentlich an der Schule anmelden können/sollen/müssen. Die ersten Monate habe ich es nicht gemacht, weil ich noch minderjährig gewesen bin und man an meine Erziehungsberechtigten herangetreten wäre. Wenige Monate danach bin ich volljährig geworden, hatte mit der ersten eigenen Wohnung finanzielle Verpflichtungen und wollte meinen Job nicht aufgeben. Für mich ist es undenkbar gewesen die Hand beim Amt aufzuhalten. Das würde ich auch heute nicht tun. Dafür bin ich zu stur und zu stolz und so habe ich dann zugesehen, dass ich mich selber aus der Scheiße ziehen.

Die Konsequenzen des Schulabbruchs wurden mir dann bewusst, als sich meine finanzielle Lage eingependelt/gebessert hat und ich meinen Abschluss nachholen und meine Ziele weiter verfolgen wollte. Denn so einfach wie ich gedacht habe, ist das alles nicht. Ich bin nicht mehr schulpflichtig gewesen und musste somit auch nicht an den Schule angenommen werden. Das hat bei mir damals gesessen und innerhalb von wenigen Minuten ist meine Seifenblase zerplatzt und alle Träume und Ziele waren dahin. Man sollte sich da wirklich nichts vormachen und zu naiv sein. Will man später doch mehr aus seinem Leben machen, geht das nur über Umwege und diese kosten einen unnötige Zeit. Und glaub mir, es wird mit dem Alter nicht einfacher alles zu packen. Man ist vielleicht engagierter und hockt sich richtig dahinter aber in einem Durchgang ohne "Lernpausen" und in normalen Klassen ist es um einiges einfacher.

Ich würde es also keinem empfehlen. Egal wie hart es einem gerade erscheint, mit einem Abbruch versaut man sich alles nur. Wenn man nicht nur Hilfstätigkeiten ausüben möchte, braucht man den nötigen Abschluss. Ich bin mit Anfang 20 nicht annähernd da gewesen wo ich hin wollte und das hat mich damals innerlich zerfressen. Wenn ich zurückdenke hätte ich einen anderen Job annehmen und diesen neben der Schule ausüben sollen. Dann hätte ich mir einiges erspart. Aber das ist leichter geschrieben als getan. :wink:

Dass man früher auch nur 8 Schuljahre benötigt hat um einen Beruf erlernen zu können, ist Augenwischerei. Das ist mal gewesen aber längst nicht mehr so. Die Berufe wandeln sich, die Techniken werden weiter entwickelt, etc. Das alles zwingt einen dazu, dass man mehr können muss. Hat der TV-Techniker vor 40 Jahren seine Arbeit noch mit seinen paar Werkzeugen ausgeführt, müssen die Leute heute nicht nur die kompliziertere Technik auf den Kasten haben sondern auch die Computer, Fehlerspeicher, elektr. Messgeräte usw. bedienen können. Schau dir nur mal an was die TV-Geräte heute alles können. Und so ist es eben in vielen Bereichen. Es kommt immer mehr dazu, was man können muss und somit steigen die Anforderungen. Hat vor 10 Jahren noch ein Realschulabschluss gereicht, wird nun das Abitur vorausgesetzt. Es bleiben ja schon kaum Lehrstellen für die Hauptschüler über. Wie soll es dann jemand ganz ohne Abschluss packen einen vernünftigen Beruf zu erlernen?

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» Sonty » Beiträge: 1997 » Talkpoints: 20,24 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



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