Kinder bei Gesellschaftsspielen absichtlich gewinnen lassen
Ich habe zwar selbst noch keine Kinder, aber eine interessante Frage ist es dennoch über die es sich mal lohnt, Gedanken zu machen.
Ich fände es völlig falsch, Kinder absichtlich gewinnen zu lassen. Kinder brauchen bereits früh die Erfahrung, dass zu einem Spiel nicht nur gewinnen, sondern auch verlieren gehört. Und das ist nicht nur eine Erfahrung, die zum Spiel gehört, sondern uns auch bei anderen Situationen im Alltag begegnen können. Überall dort, wo Wettbewerbe stattfinden, sei es bei Bewerbungen oder Sportwettkämpfe, gibt es auch immer Menschen, die nicht das erreichen, was sie wollen, weil andere nun mal mehr Glück hatten oder einfach ein besseres Können unter Beweis stellten.
Zudem will man doch auch mit Sicherheit kein Kind heranziehen, das mit den Spielfiguren schreiend um sich wirft, nur weil man schneller mit seiner Plastikfigur ins Ziel gelangt ist, als das Kind. Ein Spiel ist und bleibt ein Spiel. Dazugehört gewinnen und verlieren. Und um ein guter und fairer Gewinner sein zu können, muss man eben auch ein guter Verlierer sein.
Je später ein Kind begreift, dass zu einem Spiel auch verlieren gehört, desto schwerer wird es für das Kind, es zu akzeptieren. Abgesehen davon ist es sicherlich auch hilfreich, dem Kind klar zu machen, dass beim Spielen der Spaß im Vordergrund steht und das auch über ein Verlieren hinweg trösten kann.
@ Pfote: Ich gebe dir recht, dass ein Kind lernen muss auch zu verlieren. Aber was machst du bei einem 2 - 3 Jährigen Kind, dass mit dir Memory spielen möchte. Es ist absehbar, dass das Kind absolut keine Chance hat, gegen dich als Erwachsenen zu gewinnen. Es muss erst lernen und über sich so zu konzentrieren, dass es sich merkt, wo die einzelnen Bilder/Paare sind. das geht aber nur, wenn man es auch öfter spielt. Wenn das Kind aber von Anfang an nur verliert, wird es bald keine Lust mehr haben überhaupt zu spielen. Und was machst du dann?
Ich bin der Meinung man muss ein Kind langsam an das Verlieren heranführen. Überhaupt keine Frage, dass ein Kind auch verlieren können muss.
Ich spiele solche Spiele auch immer mal wieder mit meinem kleinen Bruder. Davon abgesehen, dass er meist sowieso gewinnt, brauche ich die Frage mir eigentlich garnicht erst stellen. Wenn ich aber mal gewinnen sollte, finde ich das ganz normal. Es ist, wie der Name sagt, ein Spiel und nicht Realität, wobei ich, wenn ich ehrlich bin, schon oft meinem Bruder absichtlich gewinnen lassen habe, einfach weil ich nicht arrogant rüberkommen möchte.
Wenn ich mit älteren / erwachsenen Personen spiele, bin ich meist ehrlich und lasse ihnen auch kein "Vortritt". Dort muss man eben damit klar kommen, dass man nicht immer gewinnen kann und auch mal der Verlierer ist. Bei kleinen Kindern sehe ich das aber oft anders, hier verliere ich oft absichtlich, aber oft gewinne ich auch und sage, dass man nicht immer Gewinnen kann. So kann das Kind, in diesem Fall mein Bruder, lernen, dass man eben auch verlieren muss - wie es schon einige Vorposter beschrieben haben.
Natürlich müssen Kinder lernen, dass man nicht immer gewinnen kann. Ich kann mich teilweise noch an mein eigenes Verhalten im Alter von vielleicht 3-4 Jahren erinnern. Ich habe oft wütend reagiert und das Spielbrett auf den Boden geworfen, wenn ich verloren hatte, aber das verging mit der Zeit und dann hatte ich eben begriffen, dass man manchmal gewinnt und manchmal verliert und dass Verlieren nichts schlimmes ist.
Ich habe mit meinem Sohn im Alter von 2 Jahren angefangen, Brettspiele zu spielen. Die Spiele für diese Altersgruppe sind meistens so gestaltet, dass es keinen alleinigen Sieger gibt, sondern alle Spieler zusammen gewinnen. Das ist für den Anfang absolut okay, aber irgendwann muss ein Kind eben auch mal das Verlieren lernen.
Lady86 hat geschrieben:Aber was machst du bei einem 2 - 3 Jährigen Kind, dass mit dir Memory spielen möchte. Es ist absehbar, dass das Kind absolut keine Chance hat, gegen dich als Erwachsenen zu gewinnen
Memory ist auch eher ein Sonderfall. Ich nehme mich da immer etwas zurück, wenn ich mit meinem Sohn spiele, denn sonst würde ich ja fast das ganze Feld alleine abräumen. Ich zähle aber nicht die ganze Zeit mit, wer nun mehr Paare hat und so ist das Ergebnis dann eben mal so, mal so.
@ Jessy 86: Ja da gebe ich dir recht. Memory ist ein Ausnahmefall, aber er zeigt finde ich ganz gut, dass es nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Grauzonen gibt. Sprich ich kann nicht generell sagen, ich lasse kein Kind gewinnen.
Ich finde es gut, dass du mit deinem Kind schon so früh angefangen hast Brettspiele zu spiele. Ich habe das mit meinem Sohn auch vor, wenn es denn mal soweit ist.
Ich würde Kinder nie absichtlich gewinnen lassen. Es ist richtig, dass Kinder viel besser aufs Leben vorbereitet werden, wenn sie auch einmal verlieren. Gerade den Kindern beizubringen, dass man beim Spiel verlieren kann, ist sehr wichtig. Ein Kind ist auch sehr schnell verwöhnt, wenn es immer nur gewinnt und kann es dadurch später einmal sehr schwer haben.
Ein anderer Aspekt ist, dass das Spiel an Spannung verlieren würde, wenn immer nur das Kind gewinnt. Ständig der Gewinner zu sein, mag am Anfang für ein Kind sehr toll sein, aber irgendwann würde es definitiv den Spaß am Spiel verlieren, was ja sehr verständlich ist. Warum soll man spielen, wenn doch eh klar ist, dass man der Gewinner ist?
Würde ich mit einem Kind ein Spiel spielen, würde ich einfach nur fair spielen und auf den eigenen Gewinn hinarbeiten. Ich würde keinem Kind eine Chance lassen, weil es eben noch ein Kind ist, denn so hat es auch meine Mutti gemacht, als ich noch klein war. Hatte ich bei "Mensch, ärger dich nicht" gepennt, hatte ich eben Pech gehabt.
Lady86 hat geschrieben:@ Pfote: Ich gebe dir recht, dass ein Kind lernen muss auch zu verlieren. Aber was machst du bei einem 2 - 3 Jährigen Kind, dass mit dir Memory spielen möchte. Es ist absehbar, dass das Kind absolut keine Chance hat, gegen dich als Erwachsenen zu gewinnen.
Okay, Lady86, da geb ich dir recht. Memory ist wahrlich kein Spiel, wo ein Kind gegen einen Erwachsenen mittleren Alters eine Chance hat. Doch vielleicht ist genau auch das ein Grund, die Kinder untereinander Memory spielen zu lassen und sich selbst dort rauszuhalten.
Wenn man selbst mit dem Kind spielt, kann man ja immer noch auf andere Spiele umsteigen, wo das Alter nicht unbedingte Vorteile verschafft. Ich habe mit meinen Eltern nie Memory gespielt. Immer nur mit meiner Nachbarin, die bereits zu meiner Kindheit über 70 Jahre alt war. Ob ich da allerdings zwei war, weiß ich nicht mehr. Soweit kann ich mich nicht mehr zurück entsinnen. Aber mit vier hab ich schon gewonnen und verloren in Memory.
Um wieder auf das Thema Wettkämpfe zurückzukommen: In einem Boxwettkampf tritt auch kein Leichtgewicht gegen ein Schwergewicht an. Okay, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel, aber im Normalfall wird da auf Fairness gesetzt.
Man muss sich ja nicht auf gewisse Spiele versteifen, ich denke das es genügend Alternativen gibt, um mit Kindern ein faires Spiel zu spielen.
@ pfote: ich sehe das sowohl aus der Sicht einer Mutter, wie auch aus der Sicht meines Berufes (als Erzieherin). Klar als Mutter muss ich nicht unbedingt mit meinem Kind Memory spielen, da kann ich auch gut auf andere Spiele ausweichen. Aber als Erzieherin geht das nicht so einfach. Da muss ich die Kinder fördern und wenn ein Kind Schwierigkeiten mit der Konzentration und der Merkfähigkeit hat ist Memory ein gutes Spiel. da das Kind aber weiß, dass es das nicht gut kann, ist es eine Motivation wenn es mit der Erzieherin spielen darf/kann. Also werde ich das Kind gewinnen lassen um es weiter zu motivieren.
Gut, da gebe ich dir wohl recht, wenn man es aus solch einer Sicht betrachtet. Als Mittel um das Kind zu fördern, welches unter Umständen noch Förderung bei der Merkfähigkeit braucht, ist Memory sicherlich ein Spiel, das hilft. Doch überlege ich gerade, ob ich das dann wirklich als ein richtiges Spiel bezeichnen würde. Irgendwo ja schon, irgendwo aber auch nicht unbedingt. Vielleicht wirklich mehr als Förderung, als Lernen? Eine schwere Frage, aber irgendwie interessant, sich darum Gedanken zu machen.
Vielleicht würde ich bei Kindern mit der Schwäche für Merkfähigkeit und dem Memory-Spiel die Anzahl der Kartenpaare deutlich reduzieren, um dem Kind so eine größere Chance zu geben, auch zu gewinnen. Bei 30 Karten und 15 Paaren ist es doch auch deutlich überfordert, wenn man es so betrachtet. So könnte man auch halbwegs fair sein, wenn man mit wenigen Karten beginnt, wobei es für uns Erwachsene dann doch auch leichter wird. Vielleicht auch einfach keinen Wert auf Gewinnen legen, sondern einfach beginnen mit der Aussage „Komm wir spielen Memory. Versuch so viele zu schaffen, wie du kannst.“
Damit es gar nicht erst heißt „Versuch zu gewinnen, nicht zu verlieren“ (mal etwas allgemein gesagt), um damit den Zwang zu nehmen, gewinnen zu müssen und damit es sich wirklich mehr auf das Sammeln der Paare konzentriert. Am Ende vielleicht auch gar nicht auszählen, wer gewonnen hat. Aber das ist schon ein pädagogisches Thema, womit ich in meinem Beruf nicht wirklich viel am Hut habe, bzw. bisher irgendwie Erfahrungen sammeln konnte. Jedoch würde ich für jedes gefundene Paar deutliches loben vorziehen, als den Titel des „Gewinners“ zu überreichen. Aber da ich keine Ausbildung im Pädagogikbereich absolviert habe, überlasse ich das jenen, die sich damit auskennen. Ich habe die Sache nur aus der Sicht einer "irgendwann späteren" Mutter betrachtet.
Mein Sohn ist jetzt dreieinhalb Jahre alt und interessiert sich immer mehr für Gesellschaftsspiele. Wir haben auch ein paar altersgerechte Spiele daheim und die spielen wir auch regelmäßig. Ich lasse ihn nicht absichtlich gewinnen. Bei den meisten Spielen handelt es sich ohnehin noch um kooperative Spiele, aber bei anderen Spielen verliere ich nicht absichtlich, nur damit er sich nicht ärgert. Meiner Meinung nach ist es auch schon für kleinere Kinder wichtig, auch das Verlieren zu lernen. Im Kindergarten ist es ja auch nicht so, dass man den anderen absichtlich gewinnen lässt. Da kann er ja auch keinen Wutanfall bekommen, nur weil er verliert - dann will irgendwann auch niemand mehr mit ihm spielen. Also ich denke, dass es mehr bringt, wenn er auch mal verlieren muss, da nur so lernen kann, mit diesem eher negativen Gefühl klarzukommen.
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