Wie geht ihr mit Komplimenten um?

Manchmal bekommt man von anderen Leuten Komplimente – zum Beispiel für die neue Frisur, das Aussehen an sich oder für die gut passende Kleidung, für besondere Leistungen, für ein schönes Foto und sicher viele weitere Dinge. Manche Leute können die Komplimente annehmen, andere versuchen sie zu überhören. Manchmal erwecken die Komplimente den Eindruck, dass die andere Person sich einschmeicheln möchte und dadurch sind sie natürlich nicht so schön und auch wenig glaubhaft. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, mit einem Kompliment umzugehen.

Früher konnte ich nicht so gut mit Komplimenten umgehen und es war mir unangenehm. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, mich für ein Kompliment irgendwie bedanken zu müssen. Mittlerweile wäge ich ab. Es gibt Komplimente, die ich schrecklich finde, weil sie so klischeehaft sind und oft den Eindruck erwecken, als würde die Person nur eine Floskel herunterleiern. Ich versuche dann gerne, darüber wegzugehen. Wenn ich ein Kompliment sehr schön finde, bedanke ich mich, aber es verunsichert mich nicht, obwohl ich meistens auch nicht so recht weiß, was ich mit dem Kompliment anfangen soll und inwieweit es wirklich gerechtfertigt ist.

Wie geht ihr mit Komplimenten um? Sind euch Komplimente unangenehm, so dass ihr lieber darüber hinweggeht, um nicht unsicher zu werden? Oder genießt ihr die Komplimente vielleicht sogar, die euch gemacht werden? Von welchen Faktoren ist euer Umgang mit Komplimenten abhängig?

Ich finde es ganz normal, dass ich mich für ein Kompliment bedanke und ich denke da auch ehrlich gesagt überhaupt nicht weiter drüber nach. Wenn mir jemand einen guten Morgen wünscht, wünsche ich der Person im Gegenzug auch das gleiche und überlege nicht lange, wie das denn nun gemeint sein könnte, und so ähnlich ist das bei Komplimenten auch. Im Prinzip ist das einfach eine höfliche Floskel.

Was mich total nervt sind Leute, die mit so einem pseudo-bescheidenen Getue auf ein Kompliment reagieren. Wenn man ein Kompliment macht bekommt man dann so etwas wie "ach, so gut war das doch gar nicht" zurück und es wird dann erwartet, dass man die Person noch mal darin bestätigt, dass sie etwas wirklich ganz ganz toll gemacht hat. Wenn jemand so etwas häufiger macht bekommt er von mir dann auch gerne mal ein "ja, eigentlich hast du recht" zurück und der Gesichtsausdruck ist dann meistens sehr lustig, weil die Person Zustimmung als allerletztes erwartet hat. Da mich dieses Verhalten also bei anderen extrem nervt vermeide ich es selber immer sehr bewusst. Auch, wenn ich mit meiner Arbeit mal nicht ganz zufrieden bin erwähne ich das dann nicht direkt, wenn ich dafür ein Kompliment bekommen habe.

Natürlich gibt es auch Leute, die eigentlich etwas von mir wollen und das Ganze dann erst mal in ein Kompliment verpacken, weil sie meinen, dass sie dann einfacher das bekommen, was sie wollen. Ich habe einem Ex-Kollegen, der diese Schiene immer gefahren ist irgendwann mal ganz direkt gesagt, dass er seine Schmeicheleien stecken lassen kann und zur Sache kommen soll.

In der Regel freue ich mich aber einfach über ein Kompliment. Ich denke, dass ich meine Fähigkeiten schon einigermaßen realistisch einschätzen kann und weiß auch selber, wenn ich etwas gut gemacht habe. Wenn andere das dann genauso sehen, warum sollte ich damit dann ein Problem haben? Und solche Sachen wie Kleidung oder Fotos sind ja nun auch irgendwo Geschmackssache, wenn ich dafür ein Kompliment bekomme bedeutet das für mich einfach nur, dass ich damit den Geschmack des anderen getroffen habe.

Mein Umgang mit Komplimenten ist hauptsächlich davon abhängig, ob ich bemerke, dass das Kompliment ernst gemeint ist oder ob die Person einfach nur etwas sagen will und deshalb ein Kompliment macht. Wenn ich merke, dass ein Kompliment nicht ernst gemeint ist, dann versuche ich einfach, es zu überhören und gehe gar nicht weiter darauf ein. Wenn ein Kompliment (hoffentlich) ernst gemeint ist, dann bedanke ich mich dafür und gehe dann wieder zur Tagesordnung über. Dass ich die Komplimente nun sehr genießen würde, kann ich eigentlich nicht sagen, Ich sehe es dann einfach als Bestätigung, dass ich das, was ich getan habe, richtig gemacht habe.

Komplimente finde ich eigentlich sehr schön und daher versuche ich mich dann dafür auch immer gleich zu bedanken. Manchmal passt es aber auch einfach nicht und deswegen lasse ich es dann auch sein. Gerade auch meine Schwiegermutter macht mir sehr oft Komplimente und diese meint sie auch Ernst, wie ich weiß, allerdings komme ich dann meistens nur zu einem Lächeln, weil ich mich ja mit ihr unterhalte und ihr das "danke" auch nicht wichtig ist. Natürlich sage ich es auch und in den meisten Fällen lobe ich dann einfach auch was bei ihr, da wir Klamottenmäßig dasselbe mögen, fällt das auch nicht schwer und ist bei mir auch Ernst gemeint.

Ich schäme mich nicht Komplimente zu bekommen und unangenehm ist es mir auch nicht. Da ich weiß, das andere Menschen auch gerne nette Worte hören, versuche ich mich da auch immer zu revengieren. Langfristig gesehen, denke ich aber nicht ewig über ein Kompliment nach und fühle mich auch nur kurzfristig besser dadurch.

Es kommt ganz darauf an, wie realistisch diese Komplimente sind und ob sie einen bestimmten Bezug zu irgendwelchen Veränderungen aufweisen, die derjenige, der sie ausspricht, bemerkt haben könnte oder ob ihnen etwas vorangegangen ist, was mich selbst als besonders positiv erstaunt hat. Teilweise kommt es bei mir auch darauf an, wer genau ein Kompliment macht, ich glaube, da unterscheide ich auch. Generell werde ich bei Komplimenten nicht wirklich unsicher, aber manche erscheinen mir auch als reine Schmeichelei und somit eher als Werkzeug und nicht als ernst gemeinte, ehrliche Aussage, die ein Kompliment ja durchaus darstellt. In jedem Fall halte ich es aber so, dass ich mich für das Kompliment bedanke, meist auch unter Nennung der Tatsache, dass es sich hierbei um ein Kompliment handelte.

Es gibt Menschen, die machen einem wirklich bei jeder Gelegenheit Komplimente, wenn sie einen sehen und es scheint so als würden diese Komplimente geradezu zur Begrüßungsfloskel gehören. So kenne ich eine Familie, in der es Gang und Gäbe ist, zu sagen: „Hallo X, gut siehst Du aus“, und es hört sich ein wenig so an als würde hier die amerikanische Wie-geht's-Frage gestellt werden, auf die keine Antwort erwartet wird und auch gar nicht unbedingt erwünscht ist. Solche Floskeln kann ich dennoch mit einem „Danke“ kommentieren, aber ich vergesse sie auch direkt wieder und sie haben für mich überhaupt keine Bedeutung. Bemerkt allerdings jemand, dass ich beim Friseur war und äußert diese Vermutung mit der Aussage, dass mir die neue Haarfarbe oder der Schnitt gut stehen, dann gehe ich davon aus, dass dieses Kompliment ernst gemeint ist, weil ansonsten wohl schon die Frage, ob ich beim Friseur war, gar nicht geäußert worden wäre, denn das hätte ja zurückgehalten werden können, wenn anschließend ein „Naja...“ hätte folgen sollen.

Wenn ich der Meinung bin, dass jemand an mir irgendwelche Eigenschaften besonders hervorhebt und ich in diesen Punkten aber tatsächlich gänzlich anderer Meinung bin, dann sage ich das allerdings auch manchmal und hin und wieder ergibt sich dann eine Art Diskussion darüber, ob das Kompliment nun zutrifft oder nicht. Aber wenn mich jemand in irgendeiner Hinsicht besonders erwähnt und ich der Meinung bin, dass das alles auf mich doch gar nicht zutrifft, weil ich in diesen Punkten eine ganz andere Meinung über mich oder Sicht auf mich und meine Talente habe, dann kann ich die jeweiligen Komplimente auch nicht einfach annehmen. Es gibt auch Komplimente, die keine eigene Einschätzung meinerseits mit sich bringen, weil sie vielleicht eine reine Ansichtssache sind, und diese Komplimente kann ich dann auch einfach stehen lassen und dankend annehmen.

Komplimente sind im Grunde genommen nichts weiter als die Erwähnung irgendwelcher herausragender Leistungen oder Eigenschaften charakterlicher oder optischer Natur, also keine Übertreibungen und auch keine Schmeicheleien, sondern eigentlich doch nur Hervorhebungen, die eben irgendwem gerade in besonderem Maße aufgefallen sind, die er außergewöhnlich positiv findet und daher lobend erwähnt. Mein Partner bezeichnet Komplimente daher, in meinen Augen übrigens fälschlicherweise, als Lob und er kann damit auch nur sehr schwer umgehen und ist häufig überfordert, wenn man ihm sagt, dass er für irgendetwas ein besonderes Talent hat oder dass er sehr liebenswürdig ist. Von ihm kommt nach solchen Aussagen meinerseits in der Regel keine Antwort, aber er hat mittlerweile gelernt, solche Aussagen anzunehmen und darauf mit einem strahlenden Lächeln zu reagieren. Manchmal bedankt er sich auch, und ich empfinde diese Reaktionen seinerseits auch als sehr passend und angemessen.

Schlimm finde ich, wenn ich jemandem ein Kompliment mache und derjenige dann noch eine gefühlte Ewigkeit darauf herumreitet, wie gut er sich selbst in den erwähnten Punkten empfindet. Das hat für mich schon einen Fremdschämcharakter und ich vermeide in der Folge, demjenigen Komplimente zu machen. Man möchte ja offenbar doch auch, dass der Empfänger eines Kompliments sich über das Gesagte freut und auch ein wenig geschmeichelt fühlt, ohne, dass das in einem negativen Sinn gemeint ist.

Ich muss sagen, dass ich mich manchmal unangenehm berührt fühle, wenn ich ein Kompliment erhalte. Ich tue mich ehrlich gesagt recht schwer, ein Kompliment anzunehmen, weil ich es an sich so nicht kenne und da manchmal auch nicht weiß, ob es ernst gemeint ist oder nicht. Allerdings versuche ich inzwischen abzuwinken oder so, sondern bedanke mich dafür und freue mich darüber, wenn ich den Eindruck habe, es ist ernst und ehrlich gemeint. Wenn es nicht ernst gemeint ist, lasse ich es so stehen und damit hat sich die Sache dann für mich.

Vermutlich gewöhnt man sich eher oder nimmt als selbstverständlich wahr, wenn man Komplimente bekommt und diese auch annehmen kann. Man nimmt es als normal an, denke ich jedenfalls und da kann man vermutlich auch nicht verstehen, weshalb man sich nun über ein Kompliment nicht freuen kann. Aber das ist eben einmal so und nichts, worüber man sich dauerhaft aufregen kann.

Ich muss auch ehrlich sagen, dass es darauf ankommt, von wem das Kompliment stammt und wie derjenige mit dem Komplimente aussprechen umgeht. Das Kompliment einer fremden Person ist für mich anders zu gewichten, wie ein Kompliment von sehr engen Personen. Ich freue mich über diese ehrlich gesagt mehr, als über Komplimente fremder Menschen. Auch freue ich mich sehr darüber, wenn man meine Arbeit oder andere Dinge anerkennt, die von einer höher stehenden Person als positiv bewertet werden.

Schmunzeln musste ich ja vor einigen Wochen, als ich mich mit meiner Nichte unterhalten habe und zu ihr meinte, dass sie tolle Haare habe und sie damit konterte, ich hätte auch tolles Haar. Wie ernst sie es gemeint hat, weiß ich nicht, aber ich fand ihre Reaktion in dem Moment wirklich gut und witzig, auch, wenn sie vielleicht nicht anders damit umgehen konnte. Dazu muss ich sagen, dass meine Nichte nun gerade mal sechs Jahre alt ist.

Ich hasse Leute, die ständig allen Komplimente machen um sich einzuschleimen. Das merke ich auch sofort. Und mit diesen Komplimenten gehe ich gar nicht um. Wenn ich aber merke, dass ein Kompliment wirklich bewundernd ist und auch von Personen kommt, die mir wichtig sind, dann freue ich mich darüber sehr. Ich sage freundlich danke und der Tag ist gleich ein bisschen besser.

Mir ist gestern ein Kompliment gemacht worden, das mich wieder an diese Fragestellung erinnert hat, denn ich wusste gestern tatsächlich einmal nicht, wie ich auf diese Aussage reagieren sollte. Mein Chef hat gestern erfahren, wie es beziehungsmäßig bei mir gerade aussieht. Ich musste ihm das mitteilen, weil er sich meines Scheidungsverfahrens annehmen wollte. Es entstand also nach meiner Ausführung meinem Chef gegenüber eine Situation, die offenbar nicht nur mir etwas peinlich war, sondern auch ihm, denn er hat an einem Dekoartikel im Büro herumgefummelt, während er sagte: „Was Besseres als Sie gibt’s nicht.“

Zunächst glaubte ich, mich verhört zu haben, aber diese Aussage hallte förmlich in meinen Ohren nach. Anschließend wurde mir dann recht schnell deutlich, dass ich wohl irgendwie reagieren muss und ich entschied mich für: „Wow, war das ein Kompliment?“ Allerdings bin ich ziemlich rot angelaufen und die Frage wurde auch nicht beantwortet, sondern mein Chef hat ziemlich schnell das Weite gesucht und mich vor seinem Abgang noch ziemlich offen angestrahlt. Was ich von dieser Aussage halten soll, weiß ich also bis heute nicht und ich versuche, das nicht so ernstzunehmen. Sicherlich wollte er einfach nur nett sein, aber gleichzeitig meine ich, dass es auch noch andere, weniger intensive Aussagen gibt, die ein solches Nettsein bedeutet hätten.

Diese ganze Situation war mir unangenehm, muss ich zugeben, aber dennoch ist es mir glücklicherweise gelungen, irgendein Lächeln hinzubekommen, auch, wenn sich die Farbe meines Teints kurzfristig verändert hat. In diesem Moment fiel es mir tatsächlich mal ausnahmsweise gar nicht leicht, eine passende Reaktion zu zeigen, die ich auch als solche bezeichnen würde. Vielleicht wäre es richtiger gewesen, gar nichts zu entgegnen und einfach nur schelmisch zu grinsen, ich weiß es nicht. Dankend annehmen konnte ich dieses vermeintliche Kompliment jedenfalls ausnahmsweise mal nicht, ich denke, dabei wäre ich mir vorgekommen als wäre ich reichlich von mir selbst eingenommen.