Rezeptpflicht für Paracetamol soll eingeführt werden

vom 09.04.2008, 12:45 Uhr

Ich bin gegen eine Rezeptpflicht für Paracetamol, da dies dem letztem frei zugänglichem und günstigen Schmerzmittel die Basis für einen freien Zugang entzogen wird. Außerdem finde ich das man viele Medikamente aus der Rezeptpflicht entlassen sollte, da der mündige Mensch ohnehin den Nebenwirkungskatalog studieren sollte und so in der Lage sein müsste die Nutzen und Risiken des Gebrauchs gegeneinander abzuwägen.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



@ TuDios:
So leicht ist es eben nicht immer. Im Prinzip laufen laut Gesetz Millionen von mündigen Bürgern in unserem Land herum, die sich alle der Gefahren bewusst sein müssten, die von manchen Medikamenten ausgehen. Es ist ja sehr schön, wenn es Leute gibt, die auch einen Blick auf die eventuellen Nebenwirkungen werfen und das Nutzen-Risiko-Verhältnis gut abwägen können. Allerdings trifft das wohl kaum auf die Mehrzahl der Patienten zu.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Patienten sich an alle möglichen Anweisungen halten - an Empfehlungen ihrer Freunde zum Beispiel, die das gleiche Medikament schon einmal irgendwann ausprobiert haben, allerdings keinen wirklichen Wert auf die Empfehlungen von fachkundigen Menschen wie Ärzten und Apothekern legen.

Welche Medikamente würdest du aus der Rezeptpflicht entlassen wollen? Vielleicht sind darunter auch Benzodiazepine, die jetzt, mit Rezept, schon oft genug missbräuchlich eingenommen werden und bekanntermaßen ein relativ hohes Suchtpotential haben? Oder auch andere bekannte und sehr potente Schmerzmittel wie zum Beispiel Tramadol, das von vielen Leuten als Alltagsdroge konsumiert wird? Die Listen der Nebenwirkungen sind lang und in den Packungsbeilagen sind Warnungen abgedruckt. Wenn jeder Patient nun wirklich mündig genug wäre, gäbe es keinen Medikamentenmissbrauch. Und den gibt es leider wirklich sehr häufig, selbst mit scheinbar harmlosen Medikamenten wie Paracetamol.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Seien wir dochmal ehrllich: Wer die Medikamente wirklich als Suchtmittel benutzen will, der findet auch einen Weg an der Rezeptpflicht vorbei. Nicht umsonst machen genug Leute Verwendung von Tramadol und Ketamin obwohl beide der Verschreibungspflicht unterliegen.

Dann erschafft man halt fiktive Schmerzen und heuchelt eine Unverträglichkeit gegen Ibuprofen und schon kommt das Tramadol aufs Rezept - für die "schützenswerten" Leute ist die Rezeptpflicht also auch kein Schutz. Allerdings erschwert es normalen Konsumenten den Zugang zu einem potentiell wertvollem Schmerzmittel was ich nicht einsehen kann.

Babiturate werden für 50 Cent das Stück auf dem Schwarzmarkt gehandelt, was dem Missbrauchspotential wohl auch alle Türen öffnet und die Konsumenten so dem erhöhtem Risiko einer Atemwegsdepression oder eines Kreislaufkollaps aussetzt - eine fachmännische Beratung würde dieses Risiko minimieren.

Oder um es anders zu sagen: Die Medikamente sind eh verfügbar, wenn man sie missbrauchen will. Nur dem normalem Patienten stehen sie nur eingeschränkt zur Verfügung. An diesem Zustand würde ich mit dem Fall aus der Rezeptpflicht gerne etwas ändern.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



TuDios hat geschrieben:Wer die Medikamente wirklich als Suchtmittel benutzen will, der findet auch einen Weg an der Rezeptpflicht vorbei. Nicht umsonst machen genug Leute Verwendung von Tramadol und Ketamin obwohl beide der Verschreibungspflicht unterliegen.

Dann erschafft man halt fiktive Schmerzen und heuchelt eine Unverträglichkeit gegen Ibuprofen und schon kommt das Tramadol aufs Rezept - für die "schützenswerten" Leute ist die Rezeptpflicht also auch kein Schutz.

Doch für die ist es ein Schutz, eben weil sie indirekt einer Kontrolle unterliegen da sie jedesmal beim Arzt antanzen müssen. Und Tablettenmissbrauch, was übrigens noch beliebter als andere Süchte ist, ergibt sich für die meisten eben daraus, weil sie problemlos und scheinbar legitimiert an ihren Kram herankommen. Die Rezeptpflicht stellt für die meisten eine Hürde dar, die sie nicht nehmen wollen.

TuDios hat geschrieben:Allerdings erschwert es normalen Konsumenten den Zugang zu einem potentiell wertvollem Schmerzmittel was ich nicht einsehen kann.

Es gibt genug andere Medikamente mit einem genauso hohen Potenzial was die Schmerzlinderung angeht und weniger starken Missbrauchsfolgen - und nach wie vor dürfen Kleinpackungen ja verkauft werden! Abgesehen davon ist Selbstmedikamentation sowieso meist ein Schuss in den Ofen, wenn man Schmerzen hat sollte man nicht in die Apotheke, sondern zum Arzt gehen!

TuDios hat geschrieben:Babiturate werden für 50 Cent das Stück auf dem Schwarzmarkt gehandelt, was dem Missbrauchspotential wohl auch alle Türen öffnet und die Konsumenten so dem erhöhtem Risiko einer Atemwegsdepression oder eines Kreislaufkollaps aussetzt...

Die meisten wissen wohl eher wo die nächste Apotheke zu finden ist und nicht wo der nächste Dealer sitzt und was er heute wieder im Angebot hat! Der Zugang hierzu müsste erst einmal bekannt sein und ist sehr viel schwieriger. Abgesehen davon wird dort nicht mit vergleichsweise wertlosem Paracetamol gehandelt was hier wieder den Zugang erschwert.

TuDios hat geschrieben:...eine fachmännische Beratung würde dieses Risiko minimieren.

Schön dass Du Dir am Ende selber widersprichst: Genau deswegen gibt es die Rezeptpflicht, denn die bekommt man eben nur beim Arzt, der einem nach "fachmännischer Beratung" dann ein Rezept ausstellen kann wenn er der Meinung ist, es hilft und ansonsten dies unterbindet.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge



Subbotnik hat geschrieben: Genau deswegen gibt es die Rezeptpflicht, denn die bekommt man eben nur beim Arzt, der einem nach "fachmännischer Beratung" dann ein Rezept ausstellen kann wenn er der Meinung ist, es hilft und ansonsten dies unterbindet.

Aber was nutzt eine Rezeptpflicht für eine 30 er Packung, wenn man auch in die Apotheke gehen kann und sich 10, 20er Packungen kaufen kann ohne dass man darauf hingewiesen wird, wie gefährlich das Medikament sein kann. So ist es nun mal bei Paracetamol. Ab der 30er Packung muss man ein Rezept zeigen und alles was weniger als 30 Tabletten sind bekommt man ohne zu murren und davon auch noch mehrere Packungen.

Genau das finde ich so unlogisch an dieser neuen Regelung. Es bringt meines Erachtens absolut nichts und ich frage mich, was diese Regelung bringen soll.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


TuDios hat geschrieben:...eine fachmännische Beratung würde dieses Risiko minimieren.

Schön dass Du Dir am Ende selber widersprichst: Genau deswegen gibt es die Rezeptpflicht, denn die bekommt man eben nur beim Arzt, der einem nach "fachmännischer Beratung" dann ein Rezept ausstellen kann wenn er der Meinung ist, es hilft und ansonsten dies unterbindet.

Ich widerspreche mir nicht, denn ich meine eine fachmännische Beratung in der Apotheke im Gegensatz zum Schwarzmarkt. Wenn ich z.B. Produkte mit Dextromethorphan kaufe werde ich von den Apothekern zumeist auch unterwiesen, wieso sollte es bei den neuen Medikamenten anders sein?

Sicher kann die Belehrung auch durch den Arzt erfolgen, aber dies ist 1. für den Konsumenten unangenehmer, da er 2 Personen kontaktieren muss, 2. teurer, weil die Krankenkassen die Ärzte dafür bezahlen müssen und 3. unproduktiv, da Ärzte meist ausgebucht sind, Apotheker aber selten komplett ausgelastet sind.

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich denke, das Problem liegt darin, dass die Beratungen in den Apotheken sehr unterschiedlich ausfallen und meines Erachtens oftmals nicht gerade "professionell" zu nennen sind. Erst letztens bin ich in der Apotheke gewesen und habe zwei 20er Packungen Paracetamol gekauft. Zwar weiß ich gut über die Wirkung von Schmerzmitteln bescheid, aber das steht mir ja nicht auf den Kopf geschrieben, sodass die Apothekerin es nicht wissen konnte. Das einzige, was sie mir beim Kauf als "Beratung" mitgab, war der Satz: "Aber nicht alles auf einmal nehmen, das ist nicht gut!"

Ich denke, man sollte schon hier ansetzen und darauf achten, dass die Beratung in Apotheken besser wird. Für Menschen, die diese Tabletten bewusst als Suchtdroge konsumieren, wird dies natürlich keine Einschränkung darstellen, aber meiner Meinung nach sind besonders diejenigen Leute gefährdet (die man hier übrigens auf Seite 1 der Beiträge auch findet), die Paracetamol als nicht gefährlich ansehen und sich sagen "Wenn man das so kaufen kann, wird es ja wohl nicht schädlich sein". Vor allem diese Unwissenheit der Menschen macht das Medikament so gefährlich.

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» B. » Beiträge: 796 » Talkpoints: 2,36 » Auszeichnung für 500 Beiträge



Diamante hat geschrieben:Aber was nutzt eine Rezeptpflicht für eine 30 er Packung, wenn man auch in die Apotheke gehen kann und sich 10, 20er Packungen kaufen kann ohne dass man darauf hingewiesen wird, wie gefährlich das Medikament sein kann.

Tja, hier treffen eben leider 2 Faktoren zu, die das ganze natürlich zugegeben ad absurdum führen:
- Die fleißige Lobbyarbeit der Pharmaindustrie - Paracetamol ist das meistverkaufte Medikament weltweit, Paracetamol-ratiopharm das zweithäufigste verkaufte Medikament in Deutschland und auch andere Paracetamol Derivate wie z. B. Thomapyrin sind schön weit oben in den Verkaufscharts. Damit erwirtschaften die daran beteiligten Konzerne Umsätze im dreistelligen Millionenbereich - pro Jahr! Deswegen ist das Interesse der Industrie auch schön hoch, ihre Verkäufe stabil zu halten und das ist ihnen natürlich einiges an Geld wert.

- Dass das auch auf Apotheker abfärbt ist klar, denn die wissen genauso, was am häufigsten über ihren Ladentisch geht und Apotheker sind in erster Linie Unternehmer und an ihrem Umsatz interessiert. Und gerade in Zeiten (der Versandapotheken), wo es wirtschaftlich für viele Apotheken besser laufen könnte stellt man nicht viele Fragen ;).

TuDios hat geschrieben:Ich widerspreche mir nicht, denn ich meine eine fachmännische Beratung in der Apotheke im Gegensatz zum Schwarzmarkt. Wenn ich z.B. Produkte mit Dextromethorphan kaufe werde ich von den Apothekern zumeist auch unterwiesen, wieso sollte es bei den neuen Medikamenten anders sein?

So ein Quatsch, siehe B. - das ist genau das was ich meine! In der Apotheke wirst Du also "fachmännisch beraten", hm? Das ist der Widerspruch, denn die Beratung gibt es da nicht - zumindest nicht so wie Du Dir das vorstellst. Warum geht man dann den überhaupt zum Arzt und nicht gleich zum Apotheker - der kann ja dann die Diagnose stellen und gleich das Mittel in die Hand drücken! Nur weil man Dir ein paar Nebenwirkungen vom Beipackzettel vorliest und ggfs. auf bekannte Probleme hinweist fühlst Du Dich ordentlich beraten und vollkommen sicher in der Handhabung des Medikamente? Das schafft auch ein Schwarzmarkthändler! Da kann man auch Drogen rezeptfrei verkaufen, dann labert der Apotheker halt man kurz seinen Sermon runter den keiner interessiert und den manche als Beratung fehlinterpretieren und perfekt ist es.

Sorry, aber einen Apotheker zu fragen, ob man das oder das Medikament braucht ist so wie einen Friseur zu fragen, ob die Haare mal wieder geschnitten werden müssen! Das einzige worauf der Apotheker hinweist sind mögliche Nebenwirkungen (wenn überhaupt) und pharmakologische Wechselwirkungen - mehr nicht! Und selbst das entfällt in der Regel bei "allgemein bekannten Präparaten, die ja jeder kennt". Mir wurde beim Kauf von Paracetamol, Aspirin, Coffein Tabletten, Ibuprofen und anderem 08/15 Kram noch keine Aufklärung über das Rezept hinaus ("... eine morgens, eine abends...") gegeben - und ich war schon in so einigen Apotheken!

Um noch mal das Beispiel vom Anfang aufzuwärmen: Wenn der Motor beim Auto kaputt ist und man nicht weiß was nicht geht, geht man auch nicht zum Autoteilehändler und fragt: "Was brauche ich denn alles?" oder "Verkaufen sie mir mal XYZ..." sondern in die Werkstatt! Eine echte Beratung gibt es nur beim Arzt, denn der verdient sein Geld nicht mit Medikamentenumsätzen, der rechnet anders ab ;), und nicht beim Apotheker - und deswegen ist die Rezeptpflicht eben sinnvoll, da hier der Fachmann und nicht der Unternehmer entscheidet, was er verschreibt und demjenigen mitgibt.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


Also viele Medikamente behandeln Symphtome - und die sollte man selbst am Besten erkennen können. Schmerzen? Schmerzmittel. Reizhusten? [Wobei die Frage vor der Rausgabe des Hustenstillers jedes Mal gestellt wurde um zu verhindern das man sich bei ner normalen Erkältung ne Lungenentzündung holt] Hustenstiller. Schlaflosigkeit? Schlafmittel.

Man braucht hierfür keinen Arzt, wenn man den Apotheker und/oder die PTAs verpflichtet eine Nebenwirkungs-, und Verwendungsaufklärung abzugeben, bevor das Medikament herausgegeben wird. Das müssten natürlich auch die Onlineapotheken in irgendeiner Form machen.

Und so wie du es schreibst könnte man annehmen das die Menschen alle zu unmündig sind um sich über die Risiken zu informieren - das darf man aber nicht annehmen in einem Staat wo sie komplett mündig sind (was ja die Grundlage der Demokratie ist).

» TuDios » Beiträge: 1475 » Talkpoints: 4,83 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


TuDios hat geschrieben:Also viele Medikamente behandeln Symphtome - und die sollte man selbst am Besten erkennen können.

Klar, da wir ja auch alle ausgebildete Ärzte sind oder wie willst Du bitte genau den Unterschied zwischen einer Erkältung und einer beginnenden Bronchitis selber ausmachen? Und wie soll das der Apotheker besser können? Hört der Dich in der Apotheke ab? Und Paracetamol ist kein Allheilmittel was man gegen jeden Mumpitz nehmen sollte. Ärzte können von Symptomen (in Kombination mit einer Untersuchung) ausgehend eine Diagnose stellen ein Sympton ist nur ein Hinweis, kein Beweis.

Deine Vorstellungen sind irgendwie alle reichlich naiv. Denkst Du ernsthaft ein Apotheker würde so etwas freiwillig machen, sprich: mehr oder weniger eine Haftungsübernahme herausgeben gegenüber einem in der Regel wildfremden Menschen, den er nur kurz an der Theke kennengelernt hat? Anstatt hier auf das sowieso schon manipulierbare System der Rezeptpflicht zu setzen denkst Du Dir, nur um deine langsam recht wirre Argumentation zu stützen, ein noch fehleranfälligers und manipulierbareres System aus.

TuDios hat geschrieben:Und so wie du es schreibst könnte man annehmen das die Menschen alle zu unmündig sind um sich über die Risiken zu informieren - das darf man aber nicht annehmen in einem Staat wo sie komplett mündig sind (was ja die Grundlage der Demokratie ist).

Zur Aufklärung abseits vom Idealismus: unser Staat sieht seine Bürger nicht auf allen Gebieten als 100 % mündig an. Und hier geht die Tendenz auch dahin, dass man jemand nicht für 100 % bekloppt hält, aber auch nicht für allwissend. Sonst gäbe es auch keine Verbraucherschutzrechte, Gesetze, Restriktionen und Vorschriften.

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» Subbotnik » Beiträge: 9308 » Talkpoints: -7,05 » Auszeichnung für 9000 Beiträge


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