Menschen die nur nach Regeln leben

Ich finde es normal, dass sich jeder Mensch an gewisse Regeln halten muss. Ohne diese wäre wohl vieles ein heilloses Durcheinander. Allerdings kann man sich mit selbst auferlegten Regeln sicherlich auch das Leben unnötig schwer machen. Ich kenne niemanden, dessen Wohnung mit solchen Regeln tapeziert ist und der das so streng und genau nimmt. Das ist sicherlich schon übertrieben und ich könnte mir vorstellen, dass auch viele davon genervt wären.

Ein gewisses Maß an Regeln ist sicherlich wichtig, auch gerade wenn Kinder oder auch Haustiere da sind. Aber man kann es ja auch übertreiben. Und ich frage mich, ob das Leben noch Spaß macht, wenn man sich selbst so viele Regeln ausdenkt, an die man sich halten muss.

Jeder Mensch hält sich doch an irgendwelche Regeln. Beispielsweise auch an die, die im Mietvertrag festgelegt sind. Das betrifft Ruhezeiten wie Nachtruhe und Mittagsruhe (auch wenn manche Menschen das dann nicht so genau nehmen) und auch so etwas wie Grillen auf dem Balkon, wenn der Vermieter das eben erlaubt oder eben nicht. Auch die Reinigung des Treppenhauses in einem Mehrparteienhaus unterliegt irgendwelchen Regeln, oder der Winterdienst.

Ansonsten habe ich zu Hause auch einige "Regeln", wenn man das so nennen möchte. So möchte ich zum Beispiel nicht, dass im Haus geraucht wird. Wenn jemand rauchen möchte, soll er das draußen oder auf dem Balkon tun, aber ich will diesen ekelhaften Gestank nicht in meiner Wohnung haben. Ich verstehe nicht, was an Regeln so schlimm sein soll. Schließlich würde ohne sie das Leben völlig im Chaos versinken.

Routine ist für mich wichtig. Diese beinhaltet ja auch schon eine Menge Regeln. Wichtig ist mir auch, bei allen Regeln auch mal nach links oder rechts abbiegen zu können. Wenn ich mir sonst jeden Abend eine frische wohlschmeckende Mahlzeit zubereite, macht es mir aber trotzdem auch einmal Freude, am Fast Food Lokal anzuhalten. Dann weiche ich eben mal von meinem üblichen Essensplan ab und habe Abwechslung und Spaß.

In der Regel stehe ich jeden Morgen fünf Uhr auf und bin dann dreiviertel sieben im Büro. Aber ab und zu kommt es schon einmal vor, dass ich von diesem Richtwert abweiche. Dann gönne ich mir eben einmal eine Stunde mehr Schlaf. Das ist im Rahmen meiner Möglichkeiten, da ich Gleitzeit arbeite. Ich finde Regeln und Richtlinien sehr gut und bin froh, dass es sie gibt. Denn Regeln erleichtern den Alltag ungemein.

Sie nehmen uns oft das Nachdenken und die Konfrontation mit anderen Menschen ab. So denke ich hier als erstes an den Straßenverkehr. Ohne Regeln im Straßenverkehr wäre Ankommen stets Glückssache. Solch ein Szenario möchte sich echt niemand ausmalen.

Auch im Zusammenleben der Menschen untereinander gibt es feste Regeln. auch durch diese wird uns viel abgenommen. Wir müssen uns nicht mit anderen auseinandersetzen und alles bis ins Kleinste ausdiskutieren. Dafür haben wir eben Regeln und können uns auf diese berufen.

Man müsste in dem Fall wohl schauen ob die Person ihre Regeln brechen kann und was mit ihr passiert wenn sie das tut. Natürlich lebt jeder Mensch nach irgendwelchen Regeln. Ein Teil davon ist von anderen Menschen aufgestellt worden und der andere Teil beruht auf persönlichen Entscheidungen.

Aber ich würde einen regelrechten Regelfanatismus nicht mit meinem Essverhalten oder meinem Sportprogramm oder der Tatsache, dass ich an der roten Fußgängerampel stehen bleibe wenn Autos kommen vergleichen. Das geht wohl eher in Richtung Zwangsstörung.

Ich kenne eine Person mit Orthorexie und bei ihr hat das auch so angefangen - immer mehr Regel, die ein vermeintlich gesünderes Leben gewährleisten sollten. Die spontane Kugel Eis war nicht nur gegen die Regeln, sie war absolut unmöglich weil das Brechen der Regeln gar keine Option mehr war.