Bewerbungsgespräch als "Spionage" nutzen?
Die Sache liegt schon ein paar Jahre zurück. Damals arbeitete ich bei einer Zeitschrift. Als mein Vertrag auslief, bewarb ich mich bei einer anderen Zeitschrift, die in der gleichen Branche arbeitet, also sozusagen die Konkurrenz meines alten Magazins. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Allerdings war dieses sehr merkwürdig und drehte sich zu etwa 80% nicht um mich, sondern um die Zeitschrift meines alten Arbeitgebers. Man wollte, dass ich die Zeitschrift mit der anderen vergleiche, was ich besser finde, schlechter finde, was ich ändern würde und so. Es kam mir so vor, als wären meine potentiellen neuen Arbeitgeber nur daran interessiert, herauszufinden, wie die Arbeit bei der Konkurrenz vor sich geht.
Etwas ähnliches gab es auch vor ein paar Monaten bei meiner letzten Arbeitsstelle. Unsere Agentur arbeitete für einen großen Kunden und musste ein paar Leute entlassen. Der Kunde wollte ein paar dieser Leute dann einstellen und führte mit jedem ein zwei Stunden langes Vorstellungsgespräch, wobei sie sehr viele Fragen zur Agentur stellten, wie diese arbeitet, was für Probleme es gibt und so. Als wollten sie hauptsächlich die Gelegenheit nutzen, herauszufinden, ob die Agentur den Job auch richtig macht. Das fiel mir daher auf, da ich vorher selbst mal bei dem Kunden gearbeitet hatte und damals gingen Vorstellungsgespräche gerade mal 20 Minuten.
Habt ihr das auch schon mal erlebt? Denkt ihr, es ist normal, dass ein potentieller neuer Arbeiteber ein Vorstellungsgespräch nutzt, um so viel wie möglich über die Konkurrenz zu erfahren?
Ich hatte damals ein solches Gespräch als ich noch in der Krankenpflege gearbeitet habe. Ich habe in einem recht renommierten Krankenhaus im Ausland gearbeitet und mich dann in Deutschland beworben. Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und mir wurden nur Fragen zur Organisation und teilweise auch zu den finanziellen Themen, gestellt. Irgendwann habe ich abgeblockt und nur gefragt, ob man überhaupt Interesse an mir als Person hat. Die Stelle habe ich nicht bekommen, aber ich lasse mich nicht ausnutzen.
Die Dauer eines Vorstellungsgespräches hat eigentlich nur wenig damit zu tun, wie es denn ist. Ich hatte auch schon recht lange Vorstellungsgespräche, von denen sich einige sehr zogen und bei anderen war dann das Erstaunen groß, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Bei den Fragen, die Dir gestellt wurden, frage ich mich aber ehrlich gesagt eher, ob es wirklich um Spionage ging oder ob man nicht vielleicht auch ein Stück weit Dich testen wollte. Wie loyal bist Du Deinem Arbeitgeber gegenüber, das kann mit solchen Fragen herausfinden, aber auch welche Ziele Du verfolgst, ob Du Dich schon mit der neuen Stelle beschäftigt hast, ob Du Dich wirklich mit dem neuen Arbeitgeber identifizieren kannst, ob Du dort voraussichtlich länger bleiben willst oder ob die Stelle nur ein Sprungbrett für Dich sein soll.
JotJot hat geschrieben:Die Dauer eines Vorstellungsgespräches hat eigentlich nur wenig damit zu tun, wie es denn ist. Ich hatte auch schon recht lange Vorstellungsgespräche, von denen sich einige sehr zogen und bei anderen war dann das Erstaunen groß, wie schnell die Zeit vergangen ist.
Bei den Fragen, die Dir gestellt wurden, frage ich mich aber ehrlich gesagt eher, ob es wirklich um Spionage ging oder ob man nicht vielleicht auch ein Stück weit Dich testen wollte. Wie loyal bist Du Deinem Arbeitgeber gegenüber, das kann mit solchen Fragen herausfinden, aber auch welche Ziele Du verfolgst, ob Du Dich schon mit der neuen Stelle beschäftigt hast, ob Du Dich wirklich mit dem neuen Arbeitgeber identifizieren kannst, ob Du dort voraussichtlich länger bleiben willst oder ob die Stelle nur ein Sprungbrett für Dich sein soll.
Nein, so waren die Fragen definitiv nicht. Es ging klar darauf hinaus, welches Magazin mich als Kunden eher ansprechen würde, wenn ich eines kaufen will. Ich habe mich eher wie bei einer Marketingumfrage gefühlt als bei einem Vorstellungsgespräch. An meinen eigentlichen Fähigkeiten hatten die im Gespräch nur wenig Interesse.
Klar, die Länge kann von Gespräch zu Gespräch variieren, doch wie gesagt war hierbei auffällig, dass nur die Gespräche mit den Angestellten der Agentur so lange dauerten, alle Bewerber von außerhalb wurden innerhalb weniger Minuten abgefertigt.
Schneeblume hat geschrieben:Es ging klar darauf hinaus, welches Magazin mich als Kunden eher ansprechen würde, wenn ich eines kaufen will. Ich habe mich eher wie bei einer Marketingumfrage gefühlt als bei einem Vorstellungsgespräch. An meinen eigentlichen Fähigkeiten hatten die im Gespräch nur wenig Interesse.
Aber auch mit solchen Fragen, kann man die Loyalität gut testen. Und ehrlich gesagt, habe ich ähnliche Fragen auch schon erlebt, mich aber selten ausspioniert gefühlt sondern es war eher so, dass ich hier eben zeigen konnte, wie loyal ich bin und wie sehr ich mich schon mit dem neuen Job auseinandergesetzt habe.
Bei der Gesprächslänge würde ich auch nicht unbedingt meine Zweifel haben. Ich habe auch schon in einem Vorstellungsgespräch gesessen, während ich feststellte, dass der Ausschreibende ganz andere Erwartungen hatte als in dem Ausschreibungstext zu lesen war. Auch das kann ein Grund für ein kurzes Vorstellungsgespräch sein. Vielleicht hatte man auch schon den passenden Bewerber gefunden und die Gespräche nur vergleichsweise durchgeführt. Wenn man dann feststellt, dass es nicht passt, kann man auch schnell zum Ende kommen. Ich habe im Fall der völlig unpassenden Ausschreibung auch schnell und klar zum Ausdruck gebracht, dass ich mich mehr als fehl am Platze fühle und das würde ich auch tun, wenn ich mich ausspioniert
JotJot hat geschrieben:Schneeblume hat geschrieben:Es ging klar darauf hinaus, welches Magazin mich als Kunden eher ansprechen würde, wenn ich eines kaufen will. Ich habe mich eher wie bei einer Marketingumfrage gefühlt als bei einem Vorstellungsgespräch. An meinen eigentlichen Fähigkeiten hatten die im Gespräch nur wenig Interesse.
Aber auch mit solchen Fragen, kann man die Loyalität gut testen.
In diesem Fall wohl kaum - ich bin schließlich kein Kunde der Zeitschrift, ich arbeite für sie. Ich kaufe weder das eine noch das andere Magazin. Außerdem wäre es wohl kaum eine Sache der Loyalität, wenn ich einfach stur sage, alles vom alten Arbeitgeber ist besser, dazu war ich dort ja nicht mehr angestellt. Ich hätte das Gespräch nach einer Weile gerne abgebrochen, da es im Grunde zu 80% nur darum ging, welches Magazin wohl das bessere ist. Um meine Person ging es kaum.
Dann hast Du Dich wohl schlecht auf das Gespräch vorbereitet. Denn Du solltest bei einem Job für eine Zeitschrift immer darauf gefasst sein, dass Du Dich auch in den Kunden hinein versetzen solltest, auch wenn Du kein Kunde bist. Daher ist der Vorwurf der Spionage für mich nicht wirklich einwandfrei nachvollziehbar.
Ich weiß nicht, bei wie vielen Zeitschriften du schon gearbeitet hast, JotJot und warum du glaubst ein Gespräch, dass du nicht geführt hast, besser beurteilen zu können als ich. Davon abgesehen ging ich bislang immer bestens vorbereitet in jedes Vorstellungesgespräch in meiner Karriere.
Dabei verstehe ich durchaus, was du meinst - selbstverständlich muss man sich als Redakteur auch in den Kunden/Leser hineinversetzen können, schließlich will man seine Artikel ja letztendlich an den Mann bringen und diese entsprechend so gestalten, dass es den Leser anspricht. Wenn sich aber ein Vorstellunggespräch fast nur darum dreht, was die Konkurrenz als Methoden anwendet und wie sie arbeitet, dann ist wohl klar, dass hier zu wenig Interesse an der Person selbst besteht.
Ich werfe betreffendem Magazin auch keine Spionage vor, sondern stelle das als Tatsache dar. Übrigens meinte mein ehemaliger Chefredakteur, als wir mal über das Gespräch sprachen, selbst, dass sei schon etwas merkwürdig gewesen. Die neue Firma sollte auch die Person kennenlernen wollen, nicht nur das Konkurrenzunternehmen.
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