Bewerbung selbst schreiben oder schreiben lassen?
Bewerbungen zu schreiben ist ja für manche ein ziemlich leidiges Thema, vor allen Dingen, wenn man nicht gut im Schreiben ist. Ich selbst hatte noch nie Probleme damit, kenne aber so einige Bekannte, die das Thema gar nicht leiden können. Eine Freundin von mir hat grundsätzlich ihre Mutter all ihre Bewerbungen schreiben lassen.
Mittlerweile findet man ja zig Musterschreiben online und es gibt sogar Agenturen, die einen die Bewerbung gegen Geld schreiben. Für mich klingt das schon sehr merkwürdig, doch wie gesagt hatte ich noch nie Probleme damit eine Bewerbung zu schreiben und kann die Sache daher nicht wirklich beurteilen.
Findet ihr, man sollte eine Bewerbung grundsätzlich selbst schreiben oder ist es in Ordnung, es jemand anders tun zu lassen, wenn man es selbst einfach nicht auf die Reihe kriegt? Denkt ihr, der Arbeitgeber merkt, ob man die Bewerbung selbst geschrieben hat oder nicht? Muss man mit Konsequenzen rechnen, wenn er es herausfindet?
Man muss und sollte meiner Meinung nach immer seine Bewerbungen selber verfassen. Nur man selber weiß, was man gut kann und was nicht so unbedingt. Außerdem muss man eben auch irgendwann mal erwachsen werden und es gibt ja auch Menschen, die einen bei so was auch kostenlos helfen.
Bis jetzt habe ich alle meine Bewerbungen selber verfasst. Man bekommt ja heutzutage schon wirklich viele Ratschläge im Internet oder bei einem Bewerbertraining. Eine Bewerbung muss auch schon selber gestalten. Immerhin muss man sich ja dann auch mit dem Arbeitgeber unterhalten und da sollte das Sprachbild schon zu der Bewerbung passen. Natürlich kann man sich aber auch helfen lassen, wenn es vielleicht die erste Bewerbung ist oder man lange keine geschrieben hat. Aber nur helfen lassen und dann eben auch selber verfassen.
Wenn man das selber nicht lernt, steht man bei jeder Sache vor der Tür der Eltern, dass kann doch keine wirkliche Lösung sein. Man muss sich ein gewisses Grundwissen schon selber erarbeiten.
Ich denke schon, dass es legitim ist, wenn man seine Bewerbung von jemandem schreiben lässt, der einfach mehr Ahnung davon hat, wie eine Bewerbungsmappe aussehen sollte, worauf Arbeitgeber Wert legen etc., denn immerhin gibt es vor allem in Lebensläufen tatsächlich so einige Informationen, die heutzutage gar nicht mehr angefragt werden, die man sich also nicht nur sparen kann, sondern die eher störend sind, wenn man sie weiterhin im Lebenslauf anführt. Es gibt Dienstleister, die hier ein gutes Knowhow haben und einem deutlich behilflich sein können, sich gut zu präsentieren und die Tatsachen übersichtlich und überzeugend auf den Tisch zu legen. Hiergegen spricht sicherlich zunächst einmal rein gar nichts, allerdings finde ich persönlich es nun auch nicht sonderlich schwierig, eine Bewerbungsmappe selbst zu erstellen.
Solange man seine Angaben nicht falsch macht und Dinge behauptet, die unwahr sind, ist sicherlich auch nicht damit zu rechnen, dass es irgendwelche negativen Konsequenzen hat, wenn ein Arbeitgeber „herausfindet“, dass man seine Bewerbung nicht selbst geschrieben hat, denn immerhin besteht in der Regel keine Verpflichtung dazu, dass man seine Bewerbungsmappe selbst zusammenklöppelt. Einzige Ausnahme, die mir hierbei einfällt, sind die handgeschriebenen Lebensläufe, die hin und wieder erbeten werden, denn häufig werden hier graphologische Gutachten erstellt, die vor allem in bestimmten Berufszweigen recht hoch angesehen sind. So bitten beispielsweise die SOS-Kinderdörfer um handgeschriebene Lebensläufe und weisen auch darauf hin, dass es hierbei um eine graphologische Beurteilung geht, der man außerdem explizit zustimmen muss.
Wer hier also jemand anderen ans Werk lässt, verfälscht das Ergebnis entsprechend und riskiert damit sicherlich auch, aber eben nicht nur, dass er als Mitarbeiter gar nicht in Frage kommt, weil die Charaktereigenschaften eines ganz anderen Menschen der Handschrift entnommen wurden als die des eigentlichen Bewerbers. Und dass es Konsequenzen hat, wenn man der Verwendung seiner Handschrift für graphologische Zwecke zustimmt, aber gar nicht seine eigene Handschrift übermittelt, kann ich mir ebenfalls durchaus vorstellen, denn hierbei verhält es sich meiner Einschätzung nach nicht anders als wenn man bei einer maschinell erstellten Bewerbung Daten angibt, die nicht den Tatsachen entsprechen. Auch das ist natürlich untersagt.
Ich finde es nicht schlimm, wenn man seine Bewerbungen von einem Profi schreiben lässt. Es steht ja dadurch nichts Falsches in der Bewerbung. Niemand würde auf die Idee kommen, sein Bewerbungsfoto selber zu schießen - außer bei Bewerbungen auf eine Fotografenstelle. Man geht selbstverständlich zu einem Profi und lässt das Foto machen. Warum sollte man das bei dem Rest nicht auch machen? Ein Bewerbungstraining mitzumachen, ist ja auch nichts grundsätzlich anderes. Auch hier lernt man, wie ein Lebenslauf auszusehen hat, was bei Anschreiben wichtig ist, welche Formalitäten eingehalten werden sollten und anderes mehr.
Eine Bewerbung ist ja nur die erste Hürde, die möchte man nicht unbedingt reißen, nur weil man die Kommasetzung nicht beherrscht, in einem Beruf, wo man das nicht braucht. Ein Arbeitgeber kann eigentlich nichts dagegen haben, wenn man die Bewerbung schreiben lässt. Ich denke, dass macht fast jeder Manager, der sich irgendwo bewirbt. Meiner Nachbarin ist aus betrieblichen Gründen gekündigt worden, mit Abfindung und allem Drum und Dran. Unter anderem hat sie einen Coach bekommen, der ihr geholfen hat, eine neue Stelle zu suchen. Der hat ihr auch die kompletten Bewerbungsunterlagen sehr professionell zusammengestellt.
Mir fehlt es nicht an Kreativität zur Verfassung eines eigenen Bewerbungsschreibens, vielmehr habe ich sogar die Bewerbung meines Bruders, so wie auch die meiner Mutter verfasst. Bei meiner Mutter war das so eine Sache, weil diese eben keine gebürtige Deutsche ist, zwar gut deutsch kann, aber keinen so großen Wortschatz hat, um eine elegante Bewerbung zu schreiben, deswegen war das schon in Ordnung. Außerdem kann man hier auch nicht behaupten, man hätte die Bewerbung bei jemandem anderen in ''Auftrag'' gegeben, denn sie war bei der Verfassung direkt beteiligt. Die Bewerbung aber eine Agentur machen zu lassen, finde ich schon ein bisschen heftig, dass bedeutet ja dann durchaus, dass man gewisses Können gar nicht aufweisen kann.
Mal ganz davon abgesehen, dass bei der Agentur persönliche Grundzüge und Stilarten gar nicht berücksichtigt werden, muss man natürlich auch aufpassen, dass der gesamte Ausdruck und Stil in der Bewerbung echt herüber kommt, denn ist eine Bewerbung beispielsweise locker, flockig und modern geschrieben, obwohl man eher der stille und zurückgezogene Typ Mensch ist, dann ist das durchaus ja verdächtig und wenn man wirklich Pech hat, dann kommt man vielleicht sogar an eine Agentur, die die Bewerbungen gar nicht individuell verfasst, sondern auch Vorlagen hat und dann hat vielleicht ein anderer Bewerber eine ähnliche Bewerbung.
Ich selbst würde aber niemanden anvertrauen eine Bewerbung für mich zu schreiben, dabei würde ich mich wirklich nicht wohl fühlen. Es fehlt mir aber eben wie gesagt auch nicht das Können und Wissen, eine eigene vernünftige Bewerbung zu schreiben und somit würde ich eben auch nicht auf die Idee kommen, eine Agentur dafür zu engagieren. Kann jemand sowas nicht gut, dann wäre dies womöglich eine Option, aber gefährlich finde ich es dennoch, denn es könnte durchaus hervorschimmern, dass man selbst nicht der Verfasser der Bewerbung ist.
Ehrlich gesagt halte ich nichts davon, wenn man ein Bewerbungsschreiben von anderen Personen erstellen lässt. Dass sich Hilfe gesucht wird oder dass jemand das Bewerbungsschreiben einmal durchliest, finde ich sogar ganz gut. Personen, die nichts damit zu tun haben, können Fehler und Fehlformulierungen anders aufspüren, sodass es hilfreich sein kann. Aber ein komplettes Bewerbungsschreiben von jemand anderem schreiben zu lassen, halte ich nicht für gut.
Das Anschreiben sollte zu der Person passen, es würde ja auch bei einem Vorstellungsgespräch auffallen, wenn der Schreibstil nicht zum Sprachstil passt, oder? Insofern kann man vielleicht mit Stichpunkten arbeiten, um seinen eigenen Stil unterzubringen und das halte ich für legitim. Ich fände es auch vollkommen in Ordnung, wenn man das Schreiben dann einem Profi vorlegen würde, der hier und da noch einige Änderungen vorschlägt. Man muss diese Vorschläge nicht umsetzen, genauso kann man sie eben umformulieren oder anders gestalten.
Wenn jemand grundsätzlich Probleme mit der Rechtschreibung und Grammatik hat, sehe ich es wiederum anders, auch Personen, die vielleicht mit der deutschen Sprache aus anderen Gründen auf Kriegsfuß stehen. Aber wie gesagt, alles nur als Hilfe und nicht als "Ghostwriter", für mich fände ich es befremdlich, um ehrlich zu sein. Früher oder später käme es sowieso raus, sodass man dann eine gute Begründung vorlegen müsste.
Ich selber hatte noch keine Probleme damit, meine Bewerbungen selber zu schreiben, aber ich sehe kein Problem darin, wenn sich jemand Hilfe dafür holt, dem das Schreiben eben nicht so leicht fällt. Die Bewerbung wird ja nicht einfach jemand für den Bewerber schreiben, sondern es wird ja schon Rücksprache gehalten werden, was in der Bewerbung stehen kann und wie es verfasst werden soll. Und das finde ich eben auch wichtig, dass dem Bewerber geholfen wird, ihm aber nicht die ganze Arbeit abgenommen wird. Denn sonst steht er ja bei der nächsten Bewerbung wieder hilflos da und muss sich jemanden suchen, der die Bewerbung schreibt.
Wenn es aber quasi eine Hilfe zur Selbsthilfe ist, finde ich die Idee sehr gut. Auch die Musterbewerbungen im Internet finde ich ganz gut. Man muss die Form ja so nicht zwingend übernehmen, aber man bekommt mal eine Anleitung, wie Bewerbungen aktuell aussehen sollten. Denn auch bei Bewerbungen hat sich schon seit meiner Schulzeit so viel geändert, dass einige Dinge, die noch bei meinen Bewerbungstrainings aktuell waren, heute ganz anders gemacht werden. So etwas erfährt man ja nur, wenn man sich auch darum kümmert.
Also als ich vor Kurzem noch Bewerbungen schreiben musste, habe ich mir Hilfe von einer Lehrerin genommen, die früher in einer Zeitarbeitsfirma gearbeitet hat. Die wusste natürlich worauf die Chefs besonders achten und was in der Bewerbung, wie stehen soll. Ich hatte ein langes Gespräch mit ihr, sie hat sich viel notiert und hat sich dann an die Bewerbung gesetzt. Das heißt also, sie hat meine Bewerbung geschrieben. Allerdings hatte ich ein paar Kritikpunkte bei der Selbstkritik, die sie dann selbstverständlich abgeändert hat.
Natürlich war es eine große Hilfe, ich habe mir viel Zeit gespart, aber trotzdem finde ich, sollte man die Bewerbung lieber selber schreiben. Man kann sich ja gern von Jemanden eine Vorlage geben lassen, damit alles seinen richtigen Platz hat und richtig formatiert ist. Aber den Rest sollte man selbst machen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass der Jenige, der sich die Bewerbung durchliest einschätzen kann, ob man die Bewerbung selber geschrieben hat oder ein Anderer. Das macht natürlich keinen guten Eindruck.
Ich werde die Vorlage, der Lehrerin, behalten und mir daran ein Beispiel nehmen. Aber das nächste Mal schreibe ich meine Bewerbung lieber selber.
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