Canny Collar - eure Meinung und Erfahrungen

vom 04.09.2012, 07:54 Uhr

Ich habe nun endlich meinen Labrador wieder. Im Grunde hat sich nichts geändert, außer dass sie noch immer so zieht wie eine Wahnsinnige. Ich hatte es mit Halsband versucht, Retrieverleine und diversen Geschirren. Sie lief überall hin, riss uns die Treppe herunter und wenn andere Hunde da waren, dann gab es gar kein halten mehr. Sie ist ein bisschen sturer und ein bisschen agiler als normale Labbis und das machte es uns besonders schwer.

Von der besten Seite zeigte sie sich natürlich wieder mal in der Hundeschule. Einmal rein ins Areal und wir wurden so übelst hinterher gerissen, dass ich mich sogar verletzte. Am Ende der Stunde meinte der Trainer, dass er mir das Canny Collar ans Herz legen würde. Er fragte mich vorher, wie lange es dauern soll, dass ich sie unter Kontrolle habe. Ich meinte, es sollte schnell gehen, da wir bald eine große Operation vor uns haben und sie dann ruhiger werden muss.

Nächste Stunde gab er uns das Halsband und es war verwunderlich. Er hat das Halsband angelegt und uns vorher schon gezeigt, wie es funktioniert und angelegt wird. Dann hielt er sie dauerhaft in Bewegung. Am Anfang wollte sie nicht laufen, sie bleibt bei was neuem immer stehen wie ein Esel. Dann wollte sie es abstreifen und man lief einfach weiter. Was soll ich sagen? Sie läuft Fuß, sie schaut, wenn ein anderer Hund einen Larry macht und sie ist bei mir.

Ich hab mir vorher schon einige andere Sachen angesehen, doch wollte ich diese nicht nutzen. Da gibt es so ein Erziehungsgeschirr mit dünnen Schnüren - Verletzung unter den Achseln vorprogrammiert. Halti - muss ich mit zwei Händen führen und vor allem wird da der Kopf nur zur Seite gezogen, auch nicht gut. Bei Fuß Hilfen die ans Bein geschnallt werden, da wurde ich weggerissen. Aber das Canny Collar beeindruckt mich.

Das Nasenband ist immer da, ja, aber der Karabiner meiner Leine liegt eigentlich immer auf - kein Druck auf der Nase. Ich kann sie mit einer Leine führen und mit einer Hand. Ich musste ständig Angst haben, dass sie was mit dem Kehlkopf oder der Luftröhre bekommt, da sie sich immer ins Halsband reingehängt hat wie sonst was und beim Geschirr da sprang und drehte sie sich, dass man sie nicht mehr halten konnte.

Sicherlich ist noch nicht alles perfekt. Sie versucht es noch immer manchmal runter zu machen, entweder mit der Pfote oder an meinem Bein, doch dann gehen wir weiter und es ist vergessen. Heute Sprang ein Hund am Gartenzaun hoch, ein Blick und sie ging weiter. Es wurden die Hecken geschnitten, eigentlich hat sie dort Angst, ein Blick und weiter an meinem Bein. Den ersten Haufen haben wir heute auch gemacht mit dem Halsband, gestern wollte sie nicht. Natürlich ist es ungewohnt, was auf der Nase zu haben, doch scheinbar stört sie es nicht sonderlich.

Nun meine Frage an euch. Hat jemand von euch auch mal das Canny Collar ausprobiert? Was sind die für und wider für euch? Es wird keine Dauerlösung bei uns sein, sie läuft eh viel ohne Leine, doch sie soll lernen dass es auch ohne Schmerzen gehen kann und völlig entspannt.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich persönlich habe noch keine Erfahrungen mit diesem Canny Collar gemacht. aber für alle, die es interessiert habe ich hier mal ein Video rausgesucht klick . Meine Meinung ist, dass Hunde, die sich so "umgewandelt" verhalten, nur weil sie dieses Band um haben es auch als sehr unangenehm empfinden müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so ist, dass ein Hund nur wegen dieses Bandes leinenführiger wird, ohne dass der Hund darunter leidet. Das Ziehen an der Leine, wenn die Hunde dieses Band um haben wird wohl sehr schmerzhaft sein.

Für mich ist Erziehung viel wichtiger als dieses Halsband. Mit dem Halsband traut sich der Hund nicht und das ist für mich keine Erziehung, sondern ein Zwang. Ich halte nichts von diesem Halsband.

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» Diamante » Beiträge: 41749 » Talkpoints: -4,74 » Auszeichnung für 41000 Beiträge


Also ich muss sagen, am Anfang war es neu für sie, was um die Nase zu haben. Sie verhält sich anders, wenn sie das Band nicht rum hat, dann wird gezogen ohne Ende. Merke ich daher, denn sie hat ja nicht immer das Band rum. Muss aber auch sagen, dass sie es nicht mehr stört. Wir waren die Tage im Biergarten und sie lag am Boden mit dem Band um die Nase. Man konnte sie trotz ihrer Läufigkeit gut händeln, da dort auch einige andere Hunde waren.

Wie gesagt sie ist nicht begeistert, aber mir scheint es auch, als wenn sie Sicherheit dadurch erfährt. Wir waren nun mit dem Canny Collar auch Inliner fahren und alles, war kein Thema. Erziehung ist natürlich ein schönes Thema und ersetzt das Canny Collar auch in keinem Fall. Doch wie willst du erziehen, wenn der Hund wie blöde zieht? Sobald sie nicht Fuß läuft stehen bleiben sie korrigieren, beziehungsweise in die entgegengesetzte Richtung laufen. Haben wir doch alles hinter uns. Du läufst den fünffachen Weg, aber nach zwei Metern zieht sie wieder, das ist ja auch nicht der Sinn der Sache.

Mittlerweile versucht sie es gar nicht mehr oft runter zu machen. Gestern waren wir auf der Wiese und machten unsere Fellpflege. Sie saß dort, Canny Collar dran, Leine hängte auf dem Boden und sie blieb einfach sitzen. Es gibt nicht immer die ultimative Lösung und dies ist ein Hilfsmittel mit dem man behutsam umgehen muss. Ich und mein Freund wir möchten es nicht mehr missen, denn nun sind es die anderen Hunde die uns sehen und an der Leine ziehen. Sie röchelt nicht mehr und es ist Entspannung bei ihr und bei uns.

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» kleineliebe » Beiträge: 1817 » Talkpoints: 2,92 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich gestehe, ich bin ein Fan des Canny Collar. Ich habe schon in anderen Foren gelesen, dass solche Erziehungshilfen nicht unbedingt beliebt sind. Komisch finde ich aber, dass gerade die Halter von Hund UND Pferd ihrem Pferd ohne mit der Wimper zu zucken ein Halfter aufziehen, beim Hund aber auf gute Erziehung pochen. Ich habe selbst jahrelang mit Pferden gearbeitet und ehrlich gesagt nie groß über Sinn und Unsinn eines Halfters nachgedacht, aber warum soll beim Hund schlecht sein, was beim Pferd völlig normal ist? Warum binden wir unseren Pferden nicht auch einfach den Strick um den Hals, wenn beim Halfter der Druck auf Nasenrücken und die unnatürlich Haltung beim Zug am Strick doch so ungesund ist?

Seit ich das Canny Collar nutze, laufe ich deutlich entspannter und das überträgt sich auch auf meinen Hund. Bekannte Hundetrainer sprechen auch immer wieder von Energie und Haltung gegenüber dem Hund. Wenn ich absolut ruhig und nicht angespannt oder gestresst bin, wird sich das im Verhalten meines Hundes immer wieder spiegeln. Wenn er mich aber durch die Gegend zieht (aus welchem Grund auch immer), dann stresst mich das und macht die Situation nicht besser.

Gerade Begegnungen mit anderen Hunden laufen mit Canny Collar (und anfangs einer kleinen Wasserflasche in meiner Hand) einfach stressfreier und mittlerweile hat sogar mein verrückter Terrier gecheckt, dass brav sein an der Leine den Effekt hat, dass er dann sogar zum anderen Hund hin darf. Wenn er pöbelt, darf er das natürlich nicht.

» arielle1980 » Beiträge: 1 » Talkpoints: 0,51 »



Für mich ist dies ein sehr trauriges Thema, und zwar sowohl, was die Hunde betrifft, denen ein derartiges 'Zaumzeug' aufgezwungen wird, als auch deren Halter, die ihre Hunde durch dieses Hilfsmittel lediglich dominieren (da gibt es im Video sogar eine Halterin, die an der Leine ruckt, nur weil der Hund nach links schaut!) und nicht führen. Mensch und Hund sollten ein Team bilden, nur dann ist für mich die Mensch-Hund-Beziehung für alle Seiten befriedigend.

Diamante hat geschrieben:Meine Meinung ist, dass Hunde, die sich so "umgewandelt" verhalten, nur weil sie dieses Band um haben es auch als sehr unangenehm empfinden müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich so ist, dass ein Hund nur wegen dieses Bandes leinenführiger wird, ohne dass der Hund darunter leidet. Das Ziehen an der Leine, wenn die Hunde dieses Band um haben wird wohl sehr schmerzhaft sein.

Dieser Meinung kann ich mich nur anschließen und wenn man sich das Video, das Diamante verlinkt hat, ansieht, wird das jeder, der nur ein bisschen was von Hunden, ihrem Wesen und ihrer Anatomie versteht, das auch tun: Das Halsband ist dermaßen eng gezurrt, dass es permanent auf die Luftröhre drückt (beim Rottweiler, der ja als Beispiel dienen muss, sogar auf dem Kehlkopf), die Schlaufe aus hartem Kunststoff, die um die Schnauze des Hundes läuft, liegt auf dem druckempfindlichen Nasenrücken und den sehr schmerzempfindlichen Lefzen (hier weist der Riemen sogar noch Rauigkeiten auf!) des Hundes.

Der Hund wird sich hüten, irgendetwas zu tun, was den Druck darauf erhöht, denn dann wird, was vorher nur unangenehm ist, wirklich schmerzhaft. Also geht der Hund gehemmt vorsichtig steif geradeaus. Er vermeidet Kopfbewegungen nach links, rechts oder unten – schnüffeln, um die Umgebung mit der Nase zu erfahren ist unmöglich. Das ist für den Hund kein Spaziergang! Wenn man sich das Verhalten des Rottweilers ansieht, als ihm das Canny Collar übergezogen wird, erkennt man deutlich, dass der arme Hund weiß, was ihm gleich blüht: Er sitzt absolut starr, meidet Blickkontakt mit der Frau, auch als sie ihm über den Kopf streicht. Der Gang des Hundes an dem Führstrick ist absolut angespannt, der Rücken total verkrampft. Um das zu sehen, muss man kein Physiotherapeut sein.

Bei allen Menschen, die von den im Film gezeigten Beispielen von einem Hund durch die Gegend gezerrt werden, fällt auf, dass sie nicht im geringsten mit dem Hund kommunizieren und die Hunde das auch wohl ihrerseits aufgegeben haben (wie kann in dem Video behauptet werden, die Halterin des Labradors hätte 'alles versucht', wenn sie nicht einmal versucht, auch nur die Aufmerksamkeit des Hundes erlangen, sondern nur hinter ihm herrennt?). Nur der braune Tierheimhund macht noch zwei kleine Versuche, mit dem Menschen zu kommunizieren, gibt aber dann auch auf, als sein Angebot mit Grobheit seitens des Menschen beantwortet wird.

Dieser Hund hat ganz offensichtlich keine Ahnung, was der Mensch von ihm will und dieser ist nicht bereit, ihm das mitzuteilen. Auch mit dem Canny Collar weiß der Hund nicht, was man von ihm verlangt, um sich aber Schmerzen zu ersparen, stakst er unsicher neben dem Menschen her. Was mit dem schwarzweißen Pittbull (?) im Film passiert, kann nur als beispiellose Tierquälerei bezeichnet werden. Hier wird einem sich verzweifelt wehrenden Tier nur sinnlos Gewalt angetan; für diesen armen Hund stellt das Canny Collar zynischerweise tatsächlich eine Verbesserung dar.

Diamante hat geschrieben: Für mich ist Erziehung viel wichtiger als dieses Halsband. Mit dem Halsband traut sich der Hund nicht und das ist für mich keine Erziehung, sondern ein Zwang.

Das kann man nur unterschreiben: Ein Hund ist ein soziales Lebewesen, jeder Hund muss und kann erzogen werden. Das macht manchmal ein bisschen Mühe, zugegeben. Der Grund ist aber nicht, dass mein Hund sturer, blöder, temperamentvoller etc. als andere Hunde ist, sondern dass der Hundehalter weniger konsequent als der Hund ist und Druck oder Zwang der Kommunikation vorzieht. Wer einen Hund artgerecht halten will, muss aber auch dazu bereit sein, in seine Erziehung etwas Zeit, Verstand und vor allem Respekt gegenüber dem Tier zu investieren, und das lebenslang. Dann bilden Mensch und Hund ein Team zur beiderseitigen Zufriedenheit und nur dadurch erfährt ein Hund Sicherheit durch seinen Menschen. Will jemand das nicht, sollte er sich keinen Hund holen, denn dann gibt es nur Stress für Hund und Mensch, quod erat demonstrandum.

kleineliebe hat geschrieben:Am Ende der Stunde meinte der Trainer, dass er mir das Canny Collar ans Herz legen würde. Er fragte mich vorher, wie lange es dauern soll, dass ich sie unter Kontrolle habe. Ich meinte, es sollte schnell gehen...

Was soll man dazu sagen? Ein Hundebesitzer, dem das Wichtigste bei der Hundeerziehung ist, dass 'es schnell geht' und ein Hundetrainer, der ihm nicht sagt, dass Hundeerziehung so nicht funktionieren kann, sondern ihm stattdessen ein Zwangsmittel verkauft. Ich wundere mich nicht, dass der Hund in diesem Fall in eine Führung durch einen Menschen kein Vertrauen hat.

kleineliebe hat geschrieben:Sicherlich ist noch nicht alles perfekt. Sie versucht es noch immer manchmal runter zu machen, entweder mit der Pfote oder an meinem Bein, doch dann gehen wir weiter und es ist vergessen ... Natürlich ist es ungewohnt, was auf der Nase zu haben, doch scheinbar stört sie es nicht sonderlich.

Ich frage mich, warum ein Hund sich etwas, was ihn angeblich nicht sonderlich stört, entziehen will.

kleineliebe hat geschrieben:Sie röchelt nicht mehr und es ist Entspannung bei ihr und bei uns.

Ich entspanne mich eher, wenn mein Hund locker in meiner Nähe läuft (ob angeleint oder nicht), wenn ich sehe, dass er Dinge erschnüffelt, die ihn interessieren und er seine komplette Mimik zeigen kann, wenn er freudig mit dem Schwanz wedelt (und nicht aus Unsicherheit, wie sämtliche Hunde im Video, die das Canny Collar um hatten), wenn er Kontakt zu Artgenossen aufnehmen kann, wenn er mir auf ein kurzes Wort oder eine kleine Geste freudig folgt.

Ein Hund möchte sich führen (im Sinne von leiten) lassen (dadurch wird sein Leben nämlich viel einfacher, was Hund auch weiß). Einen Hund angemessen zu erziehen macht viel Freude, weil es wunderschön ist, dann einen Hund an seiner Seite zu haben, der sich vertrauensvoll und freudig der Führung des Halters anvertraut. Warum sollte ich mir das versagen? Einen Hund zu unterdrücken ist nicht nur völlig unnötig, sondern m.E. tierschutzwidrig. Deshalb lehne ich Zwangsmittel wie das Canny Collar, das um nichts besser ist, als ein Halti, genauso ab, wie ein Teletac: Sie fügen dem Hund nur Schmerzen zu, ohne dass der Hund etwas durch die Anwendung lernen kann.

kleineliebe hat geschrieben:Wir waren nun mit dem Canny Collar auch Inliner fahren und alles, war kein Thema.

Bitte mache das nie wieder! Der Hund wird gezwungen in einer für ihn unnatürlichen Körperhaltung sich schnell fortzubewegen. Was das für seinen Bewegungsapparat bedeutet, kann sich doch jeder vorstellen und was bei einem (unbeabsichtigten) Leinenruck, den man in dieser Situation nie ausschließen kann, mit seiner Halswirbelsäule passiert, auch.

kleineliebe hat geschrieben:Wir waren die Tage im Biergarten und sie lag am Boden mit dem Band um die Nase. Man konnte sie trotz ihrer Läufigkeit gut händeln, da dort auch einige andere Hunde waren.

Du gehst mit einer läufigen Hündin in einen Biergarten, wo immer auch andere Hunde, also auch intakte Rüden, unterwegs sind? Da fällt mir wirklich nichts dazu ein.

@arielle1980: Dazu, wie mit Pferden umgegangen wird, könnte man einiges sagen, das ist aber hier off topic. Deshalb nur eine kleine Bemerkung zu deinem Post:

arielle1980 hat geschrieben:Komisch finde ich aber, dass gerade die Halter von Hund UND Pferd ihrem Pferd ohne mit der Wimper zu zucken ein Halfter aufziehen, beim Hund aber auf gute Erziehung pochen. ... aber warum soll beim Hund schlecht sein, was beim Pferd völlig normal ist?

Ein Pferd ist nun mal, salopp gesagt, kein grasfressender Hund mit Mähne, sondern interagiert mit seiner Umwelt, zu der auch der Mensch gehört, ganz anders als ein Hund.

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» Vega » Beiträge: 207 » Talkpoints: 137,19 » Auszeichnung für 100 Beiträge


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