Mit zunehmendem Alter mehr oder weniger Angst vor dem Tod?

vom 03.09.2012, 19:37 Uhr

Ich habe schon von vielen Leuten gehört, dass sie Angst vor ihrem Tod haben. Ich finde den Gedanken, dass ich sterben muss, auch ein bisschen unheimlich. Allerdings schiebe ich dieses Thema noch weg, unter anderem weil ich ja auch noch relativ jung bin. Natürlich kann man auch in jungen Jahren sterben, theoretisch zu jeder Sekunde, aber ich habe dennoch das Gefühl, dass ich mich mit diesem Thema noch nicht besonders stark auseinandersetzen muss. Wenn ich mich mit anderen jüngeren Leuten unterhalte, höre ich sehr oft, dass sie Angst vor ihrem Tod haben. Wenn ich mich hingegen mit älteren Leuten unterhalten habe, habe ich schon von mehreren Personen gehört, dass sie nicht mehr so große Angst vor dem Tod haben. Manche sagen, dass sie in jungen Jahren bedeutend mehr Angst hatten und sich mit zunehmendem Alter besser mit dieser unausweichlichen Tatsache arrangieren konnten.

Wie ist das bei euch? Interessieren würden mich vor allem die Erfahrungen von etwas älteren Usern. Habt ihr da auch einen solchen Wandel erlebt? Oder vollzog sich dieser Wandel bei euch in gegengesetzter Weise? Es wäre ja auch denkbar, dass Leute in jungen Jahren keine große Angst vor dem Tod haben, diese Angst aber mit zunehmendem Alter erst entwickeln.

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe ein unangenehmes Gefühl, wenn ich an den Tod denke. Sicherlich ist es jetzt da ich noch jung bin ein befremdliches Gefühl sich selber eine kalte Starre vorzustellen und zu wissen nichts mehr sehen zu können. Meiner Erfahrung nach haben junge Menschen damit auch wirklich mehr Probleme. Ich habe mal mit meiner Oma über den Tod unterhalten sie war damals 90 Jahre alt und hatte damit keine Probleme. Sie sagte: "Komm mal in mein Alter, dann machst du dir keine Sorgen mehr. Ich habe meine Leben genossen und viel gesehen. Ich kann abtreten ohne Angst." Und so geht es denke ich vielen. Man möchte eben auch was von seinen Leben haben und daher denkt man da in jungen Jahren noch mit Schrecken dran.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Also ich bin erst 19 Jahre alt und habe keine Angst vor dem Tod. Da habe ich mehr Angst eine unheilbare Krankheit zu bekommen und dann Jahre lang im Krankenhaus vor mich hin zu vegetieren. Okay, vielleicht bin ich etwas voreingenommen, da ich schon mal über mehrere Wochen im Krankenhaus gearbeitet habe. Aber ich denke das liegt auch so eher an meiner Einstellung.

» amarie » Beiträge: 48 » Talkpoints: 17,92 »



Ich bin jetzt Anfang dreißig, also auch noch nicht in einem Alter, wo man üblicherweise höchst wahrscheinlich stirbt. Allerdings ist es auch mir schon passiert, dass die ersten, die man aus Schulzeiten kennt, schon tot sind. Man weiß aus Erfahrung, dass es auch in unserem Alter schon passieren kann, da gab es auch Autounfälle im Freundeskreis, die völlig unerwartet Menschen die einem nahe Standen in der Blüte der Jugend weg gerissen haben. Also, auch mir ist bewusst, dass es theoretisch jede Sekunde möglich wäre, von der Bildfläche zu verschwinden ohne das vorher zu ahnen. Aber im Alltag verdränge ich das, sonst würde man vermutlich verrückt vor Angst werden, wenn man täglich dauernd darüber nach dächte.

Ansonsten muss ich sagen ist mir schon auch irgendwie mulmig bei dem Gedanken an den eigenen Tod. Früher konnte ich mir das gar nicht vorstellen, irgendwann einmal nicht mehr da zu sein. Als kleines Kind hat man ja irgendwie das Gefühl, schon immer existiert zu haben. Deshalb war es für mich als Kind auch irgendwie auf der Gefühlsebene nicht nachfühlbar, dass man auch irgendwann wieder weg sein wird. Ich wusste das zwar, habe das von Wahrheitsgehalt aber irgendwo neben die Geschichte vom Osterhasen eingeordnet. Die Erwachsenen erzählen ja schließlich viel wundersames. Angst hatte ich damals keine, warum auch.

Als ich dann die ersten Tiere tot herum liegen sah, wurde für mich das im Kopf zur Realität, dass der Tod eine Tatsache ist. Dann starben irgendwann die ersten älteren Verwandten weg. Der Tod wurde damals im Grundschulalter für mich etwas, wovor ich Angst hatte. In kindlicher Neugier hatte ich damals auch einen Vogel begraben und später exhumiert. Das Bild der Verwesung mit all den Maden habe ich lange nicht aus meinem Kopf bekommen. Trotz allem war es noch total unbegreiflich und machte mir deshalb Angst. In Bayern sieht man auch immer wieder mal Skuplturen vom Sensenmann in Kirchen, was ich als Kind auch gruselig fand.

In die Pubertät gekommen musste ich täglich mit der Eisenbahn in die nächste Stadt zur Schule fahren. So kam es, dass ich auch mal eine menschliche Leiche versehentlich sah, denn die Feuerwehr hatte gerade einen Selbstmörder aus den Gleisen geborgen, als ich an der Haltestelle eintraf. Klar, da sieht man hin und irgendwie kann man die Augen kaum abwenden. Von da ab hatte ich noch etwas mehr Angst vor dem Tod, der so mächtig ist, dass er solche verstümmelten Menschen zurück lässt.

In meiner Teenager-Zeit hatte ich schon Angst vor dem Tod. Ich hatte vor allem Angst, dass ich sterben könnte bevor ich richtig gelebt habe. Ich habe mir im Geist eine Liste von Dingen angelegt, die ich unbedingt erlebt haben möchte bevor ich lebe. Eines davon war, dass ich mindestens einmal richtig verliebt sein wollte. Ein anderer Punkt auf der Liste war, dass ich unbedingt Kinder haben möchte und diese bis ins Erwachsenenalter begleiten möchte. Vieles von meiner Liste habe ich nun schon erfüllt. Mit jedem erlebten Wunsch verliert der Tod an Schrecken.

Seit ich selbst Mutter bin und von Anbeginn gefühlt habe, wie ein Leben quasi aus dem Nichts im Bauch der Mutter entsteht ist es für mich sehr lebendig begreifbar geworden, dass auch ich eines Tages noch nicht da war. Es war von da ab nicht nur theoretisches Wissen, sondern lebendiges Wissen. Alles was kommt geht auch wieder. Das Miterleben der Geburten hat mich irgendwie näher an das Geheimnis heran geführt und mich entspannter werden lassen. Auch das Gefühl lebendig zu sein, wenn man in so einer gefährlichen Situation wie einer Geburt mitsamt der Kinder dem Tod getrotzt hat.

Jetzt würde ich noch nicht sterben wollen, wenn man sich das wünschen könnte. Ich würde so gerne meine Kinder noch ein Stück des Weges begleiten, bis sie wirklich selbstständig sind. Dann würde ich gerne noch beruflich weiter kommen und später auch den Lebensabend, vielleicht als Großmutter, noch genießen. Aber auch da kann ich mir langsam vorstellen, wie man mit jedem gelebten Jahr langsam ruhiger wird. Wenn dann irgendwann die Zipperlein und dann die schweren Krankheiten dazu kommen, dann ist man vielleicht wirklich irgendwann total entspannt bei dem Gedanken bald zu sterben. Noch habe ich aber zu viel vor, das ich nicht verpassen möchte.

Meine Oma hat im Alter von etwa 70 auch noch Panik vor dem Tod gehabt. Als sie dann etwa 90 Jahre alt war, blind war, krank war hat sie mir auch gesagt, dass sie sich jetzt endlich auf den Tod freut weil sie die Schmerzen los sein wird und sie das Leben als alte und kranke Frau nicht mehr genießen kann. Das ist vielleicht der Schlüssel dazu, dass man dann den Tod als Freund sehen kann, wenn das Leben unerträglich wird. Wenn man beim Altern einen realistischen Blick auf das eigene Alter und die eigenen Gesundheit behält, dann kann ich mir schon vorstellen, dass sich dann irgendwann die Einsicht durchsetzt, dass jetzt nicht mehr viel nach kommen wird. Wenn man dann weiß, dass man nicht mehr viel zu erwarten hat, dass man sein Leben gelebt und genossen hat, dass man dann leichter los lässt.

Ich kenne aber auch reichlich ältere Leute, die jetzt langsam Panik entwickeln vor dem Tod. Einige davon sind Atheisten und haben richtig Angst davor, dass nach dem Tod das Nichts ist. Ich persönlich glaube, dass nach dem Tod schon irgend etwas sein wird und das entspannt mich. Möglicherweise haben die Skeptiker recht und das ist nur eine geschickte Art Selbstbetrug. Aber ich lebe gut und entspannt damit. Und letztlich wird die persönliche Überzeugung nichts daran ändern was wirklich nach dem Tod ist. Es ändert aber etwas an meinem Verhalten und meinem Gefühl im Hier und Jetzt. Es geht mir mit diesem Glauben einfach besser. Ich denke schon, dass ich überdurchschnittlich ruhig bin, was den Tod angeht.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge



Ich habe mich früher mal eine Zeit lang mit diesem Thema auseinander gesetzt. Es hat mich damals richtig mitgenommen. Ich dachte, dass es sicher schlimm sein wird, irgendwann einfach weg zu sein. Nie mehr mit Freunden und Familie reden zu können? Einfach eine schrecklich Vorstellung. Aber man sollte sich da nicht so viele Gedanken machen. Irgendwann wird es bei uns allen soweit sein, aber bis dahin sollte man sein Leben leben. Es kann tatsächlich jede Sekunde soweit sein. Aber wenn man immer nur daran denkt, kann man die gesamte andere Zeit nicht nutzen.

Darüber nachzudenken macht einen auf Dauer einfach nur krank. Das sage ich jetzt nicht einfach nur so, denn so etwas kann tatsächlich zu einer psychische Störung führen. Es ist aber auch nicht gut, nie über den Tod zu reden. Es sollte einem schon bewusst sein, dass es irgendwann zu Ende ist. Aber was genau dann ist, weiß sowieso keiner von uns. Wer weiß, vielleicht ist es dann ja viel schöner und man sollte sich eigentlich auf den Tod freuen können. Also ich mache mir keine Sorgen, was passiert, wenn ich irgendwann mal sterben muss. Es wird schon alles seine Richtigkeit haben.

Ich denke, dass ältere Menschen die Angst vor dem Tod mit der Zeit verloren haben. Vielleicht hat das auch etwas damit zu tun, dass ältere Menschen schon öfter den Tod anderer Menschen miterleben mussten und diese Verarbeiten. Dabei denkt man sicherlich auch mal an den eigenen Tod und mit der Zeit verkraftet man, dass es passieren wird und ist irgendwann vielleicht sogar bereit dafür.

Jüngere Menschen können vielleicht noch nicht so viel mit dem Tod anfangen und haben deshalb diese Angst.

» agnan » Beiträge: 30 » Talkpoints: 19,30 »


Ich habe im Krankenhaus die Erfahrung gemacht, dass sowohl junge als auch ältere Menschen Angst vor dem Tod haben. Ich habe aber auch viele ältere erlebt, die das relativ gelassen gesehen haben, meine Großeltern waren auch so. Die haben dem Tod ziemlich nüchtern ins Auge geblickt. Ich sehe noch vor meinem inneren Auge, wie mein Großvater auf dem Stuhl der Rettungsassistenten aus seiner Wohnung getragen wurde und wie er nicht zurück - nur nach vorne sah und nie wieder kam. Ich werde diese Situation nie vergessen. Er schaute, als wüsste er, was kommt. Er schaute schon ein bisschen ängstlich, aber auch so, als müsste es eben sein. Ich bin mir sicher, dass er wusste, dass es das Ende ist. Es war für ihn einfach die letzte etwas unangenehme, aber notwendige Reise.

Ja bei mir ist das so, dass ich früher viel Kontakt mit dem Tod gesucht habe als Kind und Jugendlicher. Ich hatte keine Angst, sondern einfach Neugier und hätte auch nichts dagegen gehabt, zu sterben, wenn nötig. Heute ist das ein bisschen anders. Ich habe so viele Leute sterben sehen und auch viele Leute mittleren Alters. Ich habe auch im Bekanntenkreis viele jüngere Leute, die eben gestorben sind noch vor dem Alter. Ich muss sagen, dass das mein Bild vom Tod ein bisschen verändert hat.

Es gibt immernoch Phasen, da denke ich mir, dass ich eigentlich keine Lust mehr habe und Sterben einfach schön wäre. Aber überwiegend will ich eigentlich jetzt nicht sterben. Ich habe an sich keine Angst vor dem Sterbeprozess, aber ich habe Angst zu sterben bevor ich alles erledigt habe, was ich erledigen wollte. Ich habe viele Menschen erlebt, die so viel nicht geschafft haben, weil der Tod und das Sterben so mir nichts, dir nichts kamen. Ich möchte nicht, dass es bei mir genauso wird. Ich möchte noch viel sehen bis dahin von der Welt. Bislang bin ich kaum herumgekommen. Wenn ich jetzt sterben würde, wäre das sehr bedauerlich.

Ich habe aber auch ein bisschen Angst davor, dass ich dann im nichts verschwinde. Ich weiß nicht, wie es danach weitergeht und kann mir das auch nicht vorstellen - das sage ich als Christ. Natürlich wäre es wunderbar, wenn es dann wunderbar weitergehen könnte, aber wer weiß das schon? Da bin ich Agnostiker. Ich habe in den letzten Jahren Angst bekommen, dass da nichts sein könnte und was dann mit mir passiert und was mit den anderen passiert, macht mir Sorgen. Ich habe Angst vor dem "einfach nicht mehr sein", vor dem Nichts.

Und ich habe auch jetzt Angst davor, dass ich hier etwas verpasse auf Erden. Ich habe Angst, dass ich sterbe und alle anderen weiterhin tolle Sachen machen - ohne mich. :lol: Ich habe auch ein bisschen Angst, dass man mich vergisst oder dass es meinen Angehörigen dann schlecht geht und ich nicht mehr helfen kann.

Also ich muss schon sagen, dass sich meine Gedanken dazu geändert haben. Als ich jetzt auf die Onkologie, die Krebsstation kam, hatte ich auch damit zu kämpfen. Es macht mir Angst, dass so viele Leute von so schlimmen Krankheiten getroffen werden und man einfach nichts tun kann. Es verängstigt mich zu sehen, wen es dabei trifft - nämlich jeden. Da liegen Menschen jeden Alters, beider Geschlechter, jeder Gesellschaftsklasse. Da liegen Christen und Atheisten, da liegen nette und nicht nette Menschen.

Ich kann das nicht leugnen, dass ich als Krankenschwester das manchmal auch mit nach Hause nehme und abends manchmal in mein Kissen heule, weil ich nicht will und nicht begreife, wieso diese Menschen alle sterben müssen und keiner etwas tun kann. Es ist nicht so, dass ich das Sterben gewöhnt bin und dass ich inzwischen abgehärtet bin. Tod und Sterben machen mir genauso Angst wie vielen anderen und vielleicht sogar ein bisschen mehr, weil ich jedesmal ein bisschen mitsterbe, wenn jemand stirbt und die Gesichter kenne. Das hat wie gesagt eher zugenommen. Natürlich, ich mache mich nicht verrückt, ich habe keine panische Angst, aber ein bisschen Bange ist mir schon.

» Mandragora » Beiträge: 1763 » Talkpoints: 0,49 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Ich selbst bin noch keine 20 Jahre alt und habe dennoch keine große Angst vor dem Tod. Ich bin mir auch relativ sicher, dass sich diese nicht erst bei mir entwickeln wird, dass wäre zumindest doch etwas befremdlich. So genau kann ich auch gar nicht sagen, wieso ich keine große Angst davor habe, aber für mich scheint das einfach irgendwie natürlich, man lebt und dann muss man eben irgendwann auch sterben. Es ist bei mir übrigens auch nicht so, dass ich die Vorstellung des Todes mit irgendwas positivem und tollem verbinden würde, wie beispielsweise Gott und dem Paradies oder so, denn dies könnte mitunter auch dazu führen, dass junge, gläubige Menschen sich nicht vor dem Tod fürchte.

Ich selbst betrachte es eher als ein unausweichliches Erlebnis, welches eben früher oder später eintreffen wird und dann werde ich nichts dagegen tun können. Da ich nach dem Tod auch nichts erwarte, gäbe es da nichts, was mir Angst machen würde. Der einzige Gedanke, der mich diesbezüglich etwas melancholisch werden lässt, ist schlicht und einfach der, dass ich nach meinem Tod eben nicht mehr auf der Erde präsent sein werde und daher hoffe, bis dahin alles erreicht zu haben, was ich erreichen wollte und geplant habe.

Gründe das junge Menschen Angst vor dem Tod haben, können natürlich vielseitig sein, jedoch kann ich mir auch gut vorstellen, dass einige davon vielleicht einfach noch nie oder nur selten mit dem Tod konfrontiert worden sind und daher auch Probleme haben, damit umzugehen oder den Tod Verwandter und Bekannter zu verarbeiten. Tatsächlich habe ich eine Freundin, die mit 18 Jahren erst auf ihrer ersten Beerdigung war und die hat das natürlich schon sehr mitgenommen. Es ist vielleicht anders, als wenn man wie ich schon in jungen Jahren auf der ersten Beerdigung war und danach dann auch immer und immer wieder damit konfrontiert wird.

Dass ältere Menschen weniger Angst vom Tod haben, habe ich auch schon häufiger direkt erleben müssen. Bei meiner Urgroßmutter war dies so, dass diese in den letzten Wochen ihres Lebens zwar nicht großartig krank oder so war, aber sie war sehr schwach und hat häufiger mal darüber geredet, dass sie eben bald sterben wird und das dann alles vorbei sein würde. Ich fand es damals als Kind immer sehr traurig, einen solchen Satz aus dem Mund meiner Urgroßmutter zu hören und habe ihr dann auch immer gut zugeredet, aber im Nachhinein wird einem damit natürlich schon klar, dass sie sich mehr oder weniger nach dem Tod gesehnt hat.

Ich fürchte, dass dies auch bei vielen andere älteren Menschen so ist und die Gründe hierfür sind vielseitig. Der körperliche Verfall ist sicherlich nur einer der Gründe, aber mithin einer der wichtigsten, denn wenn der Körper nicht mehr fit und gesund ist, hat man am Leben auch nicht mehr so große Freude, wie das eben früher mal der Fall gewesen ist. Außerdem sind dann auch viele Menschen bereits gegangen, die man geliebt hat und man wünscht sich diese wieder zu sehen. So war das bei meiner Urgroßmutter auch, die häufiger mal davon gesprochen hat, dass sie dann ihren Ehemann wiedersehen wird.

Letzten Endes ist es natürlich immer besser, wenn man sich damit arrangiert, als wenn man ängstlich durch das Leben geht, denn das verzögert den Tod leider auch nicht, sondern führt lediglich dazu, dass man das Leben nicht genießen kann. Trifft einen vielleicht eine lebensbedrohliche Krankheit, tut man sicherlich besser daran, die Angst vor dem Tod zu unterdrücken oder bestenfalls natürlich zu verarbeiten, um die letzten Momente auf Erden noch irgendwie genießen zu können.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Ich habe mir die meisten Gedanken über den Tod gemacht, als ich ungefähr 20 Jahre alt war. Da hatte ich eine Phase, wo ich mich viel mit Physik und Philosophie beschäftigt habe. In dieser Phase hatte ich schreckliche Angst vor dem Tod. Da ich nicht gläubig bin, hatte ich auch keinen Trost in einer Religion. Eigentlich hat mir die Physik die Angst vor dem Tod ein bisschen genommen, weil es die Zeit nicht so gibt, wie wir sie uns vorstellen. Die Zeit ist mit dem Universum entstanden, für mich hieß das damals, dass es einen Zustand gibt, in dem alles gleichzeitig ist. Verstehen kann man das als Mensch natürlich nicht, aber es war mir ein Trost, dass es die unendliche Zeit, die nie aufhört und vor der ich Angst hatte, so nicht gibt. Außerdem sage ich mir immer, dass ich ja schon einmal tot war, und zwar vor meiner Geburt. Und dass es einen kollektiven Geist und so etwas gibt, von dem wir nur ein Teil sind. Das sind lauter so vage Ideen, die mich trösten, obwohl es keine konkreten Vorstellungen sind.

Dann habe ich mir eine Zeit lang keine großen Gedanken über das Thema gemacht, weil ich zu beschäftigt war mit Beruf, Kindern und Alltag. In der letzten Zeit beschäftige ich mich wieder mit dem Thema, aber eher aus der Sicht des Lebens. Ich gehe jetzt auf die 60 zu und denke mir, dass ich noch die Hälfte meines jetzigen Lebens lebe, und überlege, was ich mit diesen 30 Jahren Sinnvolles anfange.

Ich fühle mich dem Tod aber nicht näher als mit 20. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand mit 20 Jahren stirbt, ist doch genauso groß wie die, dass man mit 60 Jahren stirbt, wahrscheinlich sogar noch ein bisschen größer, wenn man Auto fährt oder eine riskante Sportart ausübt. Außerdem hat man mit 20 noch 70 Jahre zu leben, wenn man 80 ist, vielleicht noch 10 Jahre. Beides ist nicht besonders lang im Vergleich zum Alter der Menschheit.

Im Moment habe ich weniger Angst vor dem Sterben als damals als Jugendlicher, aber nur, weil ich das Thema schon gründlich durchdacht habe. Wenn ich das immer verdrängt hätte, würde es mich irgendwann mit voller Härte treffen. Menschen, die religiös sind, haben angeblich weniger Angst vor dem Tod. Manchmal beneide ich solche Leute.

» anlupa » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich selbst bin eigentlich noch relativ jung, wobei ich dennoch riesige Angst vor dem Tod habe. Ich stelle mir dann immer vor, dass ich einmal als alte Frau alleine in meinem Schaukelstuhl sitze, wobei ich niemanden um mich herum habe und ganz alleine bin. Immerhin stelle ich es mir schrecklich vor, leben zu müssen, nachdem der Mann verstorben ist und wenn die Familie dann auch noch etwas weiter weg wohnt, dann ist man wirklich auf sich allein gestellt. Diesen Gedanken finde ich einfach wahnsinnig unheimlich und ich muss auch immer wieder daran denken, auch wenn ich mich in diesen Momenten wie gelähmt vor Angst fühle.

Ich bin mir jedoch sicher, dass man als junger Mensch mehr Angst vor dem Tod hat, als ein älterer Mensch. Immerhin kenne ich viele junge Menschen, die ebenfalls große Angst vor dem Tod haben, wobei ich keine ältere Person kenne, bei der das der Fall ist. Dabei denke ich, dass man sich als jüngerer Mensch einfach nicht so gut in die Lage eines älteren Menschen hinein versetzen kann. Von daher denke ich, dass man es sich auch nur vorstellen kann, wie es wäre zu sterben, wenn man die momentanen Erfahrungen und Erlebnisse hätte. Dabei erscheint einem das Leben natürlich viel zu kurz, wenn man vom momentanen Erfahrungsschatz ausgeht und ich denke, dass sich das mit dem Alter legt, wenn man mehr Lebenserfahrung hat.

Wenn man noch jung ist, dann hat man quasi noch das ganze Leben vor sich. Man möchte eine Familie gründen, um die Welt reisen und noch vieles erleben. Von daher stellt man sich den Tod vielleicht auch deshalb so schlimm vor, weil man davon ausgeht, das Leben nicht richtig ausgeschöpft haben zu können. Ist man jedoch älter, dann hat man das ganze Leben hinter sich und im besten Falle sollte man mit Stolz auf sein Leben zurückblicken können. Die größten Wünsche sollte man sich erfüllt haben und von daher erscheint einem der Tod dann vielleicht auch nicht mehr so schlimm. Man weiß, dass man das getan hat, was man wollte und dass man deshalb beruhigt sterben kann, ohne etwas im Leben verpasst zu haben.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


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