Von Mutti die Brote schmieren lassen - aber wie lange?
Ach, ich finde das nicht schlimm, wenn man auch mit 18 hin und wieder mal ein Brot von Mutti geschmiert bekommt! Nicht immer, aber mal mit. Dann würde ich es nämlich einfach als eine liebe Geste empfinden und würde mein Brot viel lieber essen, als wenn ich es mir jeden Abend oder morgen selbst zusammen schustern muss. Ich finde das süß. Leider macht es meine Mutti nicht und so gehe ich meistens aus Zeitmangel in der Pause am Bäcker vorbei.
Eine genau Grenze für das Brote schmieren gibt es nicht. Nach der Grundschule zu sagen: "So, jetzt bist Du groß, jetzt machst Du das alleine!" finde ich ziemlich hart. Und auch am 14. Geburtstag kann man nicht einfach anfangen und sagen: Ab morgen machst Du das alleine. Optimal ist es, wenn man schon zeitig mit Teamarbeit anfängt. Mit einem 3jährigen Kind, das für gewöhnlich noch voller Tatendrang steckt, kann ich nämlich schon sehr gut gemeinsam die Brote schmieren. Sicher sieht es dann nicht so wahnsinnig schön aus, aber das Kind hat an der Aktion teilgenommen und schätzt auch seine eigene Arbeit. Man kann ja heimlich noch einmal nacharbeiten, wenn das Kind im Bett ist. Muttis Arbeit nutzt sich somit auch nicht ab und man schätzt es weiterhin. Außerdem fördert es die Beziehung zwischeneinander.
Und sobald das Kind keine Lust mehr auf Teamarbeit hat oder es "zusammen Brote schmieren" für "uncool" hält, wird es das irgendwann ganz alleine machen. Es ist besser, das Kind indirekt dazu zu bringen, freiwillig etwas zu tun, als es zu zwingen oder vor vollendete Tatsachen zu stellen. So ist das auch bei vielen anderen Dingen. Man stößt sonst bei Kindern nur auf Widerstand.
Ich habe von meiner Mutter nie Essen mit in die Schule bekommen. Nicht einmal in der Grundschule hat sie mir mal ein Brot geschmiert oder einen Apfel mitgegeben, sondern es gab einfach nie etwas für uns, weil sie teilweise morgens einfach später aufgestanden ist oder der Meinung war, wir bräuchten für die Pause ja nichts zu essen. Deshalb habe ich dann auch schon ab der 4. Klasse angefangen mich um mein Pausenbrot selbst zu kümmern.
Allerdings finde ich nicht, dass das so eine gute Lösung war und ich habe mich ganz schön im Stich gelassen gefühlt. Die anderen Kinder bekamen von ihrer Mama eben immer ganz tolle Sachen gepackt und ich musste morgens alles alleine machen, weil sie zu faul dafür war. Ich möchte keinesfalls, dass mein Kind irgendwann mal den Eindruck von mir hat, ich sei zu faul dazu, ihm sein Essen zu machen. Allerdings finde ich, dass man das spätestens ab der 6. Klasse dann auch alleine machen kann.
Da ich in der Schule nichts essen mochte, habe ich auch nichts mitgenommen, allenfalls mal Obst, wie eine Banane zum Beispiel. Die habe ich mir dann morgens einfach genommen, im Obstkorb war ja immer reichlich Auswahl. Aber Brote habe ich nie mitgenommen, ganz am Anfang, also in der ersten Klasse, hat meine Mutter halt auch versucht, mir das Pausenbrot schmackhaft zu machen, aber ich wollte halt keines, somit hat sie es dann auch gelassen. Und da man in der Grundschule sowieso nicht viele Stunden hat, ist das doch kein problem.
Später, also auf dem Gymnasium, habe ich mir ab und zu morgens vor der Schule ein Brötchen gekauft, beim Bäcker gab es Käsebrötchen, wenn man es herzhafter mochte. Und für die Süßschnäbel gab es ein Schokoaschaumkuss-Brötchen, da wurde dann also ein Dickmann´s in ein normales Brötchen (vorher in der Mitte durchgeschnitten) gepackt, zugeklappt und fertig. Das habe ich aber nur mitgenommen, wenn ich länger Schule hatte. Außerdem gab es bei uns an der Schule ein Lädchen, in dem man sich Essen und Trinken kaufen konnte. Das fand ich sehr praktisch, denn ich hatte halt schon auch Durst und da etwas mitzuschleppen ist ja doch ziemlich schwer.
Ich finde das überhaupt nicht kindisch, bei uns in der Klasse läuft das auch so ab. Und wir sind ebenfalls schon in der Oberstufe. Wenn meine Mutter einkaufen fährt und beim Bäcker neben Brot zusätzlich beispielweise ein Laugenbrötchen für mich kauft, ist das wohl keine Belastung für sie. Ich würde auch nicht von ihr verlangen, mir das Brötchen aufzuschneiden und irgendeinen Belag draufzupacken. Aber ob sie mir nun Geld mitgibt, damit ich mir in der Pause etwas kaufen kann oder das Brötchen schon am Tag zuvor beschafft, macht wohl keinen Unterschied im Aufwand. Klar, würde sie mir jetzt auch noch die Mandarine schälen oder den Apfel mundgerecht kleinschneiden, wäre das arg übetrieben. Ansonsten sehe ich nichts schlimmes daran, wenn die Eltern ihren Kindern etwas helfen. Ich glaube auch kaum, dass das Kind dadurch im Erwachsenenalter unselbstständiger wird.
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