Ausbildung abbrechen oder bis zum bitteren Ende weiterführen
Da man sich ja meistens schon sehr früh für seine erste Ausbildungsstelle entscheiden muss, kommt es leider öfters mal vor, dass man eine Branche wählt, die einem gar nicht liegt oder überhaupt keinen Spaß macht. Zumindest kenne ich so einge Freunde, bei denen das der Fall war. Sie erkannten nach einer Weile, dass sie nicht wirklich für die Arbeit geeignet sind, beziehungsweise gar keine Freude daran haben.
Eine Freundin von mir hat nun noch ein Jahr als Patentanwaltsgehilfin vor sich und empfindet gar keine Freude an dieser Stelle. Büroarbeit liegt ihr nicht, sie ist mehr der kreative Typ und sie hasst es, jeden Morgen dorthin gehen zu müssen. Daher will sie sich nun woanders bewerben, für eine andere Ausbildung. Ihre Eltern regen sich schrecklilch auf und meinen, sie sollte die aktuelle Ausbildung dennoch beenden. Ich verstehe zwar, dass sie nicht wollen, dass sie die zwei Jahre Ausbildung, die sie schon hinter sich hat, einfach wegwirft. Andererseits hat es doch auch wenig Sinn, noch ein Jahr damit zu verbringen, wenn sie den Beruf ohenhin nicht ausüben will. Wäre das nicht noch mehr verschwendete Zeit? Was meint ihr, sollte man eine Ausbildung grundsätzlich zu Ende bringen oder für eine andere Ausbildung abbrechen, wenn einem die Sache nicht liegt?
Auf der einen Seite kann man es verstehen, wenn der Beruf keinen Spaß macht. Auf der anderen Seite fällt das Deiner Freundin sehr spät ein, denn eine normale Lehrzeit geht drei Jahre. Mir wäre die Zeit zu kostbar und würde bis zum Ende durchziehen. Vor allem dann, wenn es nur noch ein Jahr ist, ist es absehbar.
Ich selber habe auch eine Lehre geschmissen, aber das war nach zwei Monaten, also noch in der Probezeit. Das ist keine verschenkte Zeit gewesen, denn ich habe einfach im gleichen Jahr eine andere begonnen und hatte damit ein halbes Jahr sogar noch verkürzt.
Ich kann es nicht verstehen, wie man ein Jahr vor Schluss alles hin schmeißen will. Man hat doch dann erst einmal etwas in der Tasche und kann dann immer noch etwas anderes machen. Darüber hinaus sieht es bei der neuen Stelle nicht besonders gut aus, wenn der Arbeitgeber sieht, dass fast vor Schluss hin geschmissen wurde. Dieser Arbeitgeber überlegt sich das zwei Mal, ob sie in seinem betrieb eine Lehre beginnen kann.
Das zeigt bei Arbeitgebern von keinem Durchhaltevermögen und dieser kann sogar befürchten, dass sie wieder kurz vor Schluss keine Lust mehr hat. Wie gesagt, zu Ende bringen, was angefangen wurde und dann etwas neues machen. Das ist in jedem Fall besser.
Da muss ich dir recht geben, wenn es einem erst nach zwei Jahren einfällt sieht das schon etwas fragwürdig aus. Allerdings ist wohl so, dass ihre Arbeitgeber ihr nun auch direkt gesagt haben, dass sie sich wohl lieber umorientieren sollte, da man merkt, dass sie mit der Arbeit nicht zurecht kommt und dass ihre Chancen die Abschlussprüfung zu bestehen derzeit schlecht aussehen. Daher sieht sie wohl keinerlei Sinn mehr darin, die Sache zu Ende zu bringen.
Es kommt immer darauf an, wie lange man die Ausbildung schon macht, wie lange es noch hin ist bis zum Ausbildungsende und aus welchem Grund man nicht mehr weitermachen möchte.
Merkt man bereits im ersten Jahr, dass der Job keine Spaß macht und man ihn später auch gar nicht mehr ausüben möchte oder tritt eine Allergie gegen bestimmte Dinge im Berufsleben auf, ist es sehr ratsam, die Ausbildung abzubrechen, es würde sowieso keinen Sinn machen. Wenn einem der Beruf keinen Spaß macht, merkt man das höchstwahrscheinlich innerhalb des ersten Jahres, ansonsten kann man den Rest der Ausbildung auch durchziehen.
Ist es allerdings noch über ein Jahr und man ist von der Ausbildung derart gestresst, dass es einen sogar schon gesundheitlich angreift, sollte man wirklich überdenken, ob man da weitermachen möchte. Manchmal kann aufhören auch sinnvoll sein und es ergibt sich eine neue Chance für einen Beruf, der möglicherweise besser zu Einem passt.
Dann muss man noch überlegen, warum man die Ausbildung nicht weiter fortführen möchte. Liegt es daran, dass einem die Tätigkeiten keinen Spaß machen? Hat man sich die Ausbildung irgendwie anders vorgestellt? Ist man sich sicher, diesen Job nie wieder im Leben ausführen zu wollen? Dann ist es sehr ratsam, den Job hinzuwerfen. Ist man mal arbeitslos, wird der Berufsberater immer wieder Jobs in der Kategorie heraussuchen, in der man ausgebildet worden ist. Das möchte man dann ja natürlich nicht. Ist man nur momentan von dem Job gestresst und sieht keinen Ausweg mehr? Dann lieber nicht gleich kündigen. Lieber um Urlaub bitten oder im Zweifelsfall mal zum Arzt gehen und eine Woche zu Hause bleiben. Wenn man am Arbeitsplatz gemobbt wird oder es wirklich nur am Arbeitsplatz liegt würde ich die Ausbildung auf jeden Fall durchziehen und mir danach einen anderen Arbeitsplatz in der selben Branche suchen.
Warum hat sich die Freundin erst nach zwei Jahren dazu entschieden, die Ausbildung abzubrechen und nicht nach einem Jahr? Ehrlich gesagt fände ich es in dem Falle schon besser, wenn sie dieses Jahr noch zu Ende bringt und sich danach eine neue Ausbildung sucht. Mit der abgeschlossenen Ausbildung hat Deine Freundin nicht nur eine abgeschlossene Ausbildung in der Tasche, sondern zeigt auch auf, dass sie ein gewisses Durchhaltevermögen hat. Sie muss ja danach nicht mehr in dem Bereich der Patentanwaltsgehilfin arbeiten, aber für andere Ausbildungsbetriebe zeigt sie damit ja schon auch auf, dass sie etwas aushalten kann, belastbar ist und nicht aufgibt, auch, wenn es die einfachste Methode wäre.
Wäre die Entscheidung nach einem Jahr zu fällen, sähe ich es etwas anders, aber nach zwei Jahren mit Aussicht auf ein erfolgreiches Ende, nein. Zudem ist es ja nicht so, dass die Freundin schon jetzt eine Ausbildung in Aussicht hätte, oder? Die neuen Ausbildungen beginnen sowieso ab Sommer 2013 und maximal kann Deine Freundin entweder irgendwo hinein rutschen oder ein vorheriges Praktikum absolvieren, aber ob das nun so sinnvoll ist?
Sicherlich könnte sie jetzt schon loslegen, sich zu bewerben, aber bitte parallel zu der angefangenen Ausbildung. Und wenn sie doch wider Erwarten woanders einsteigen kann, okay, aber es wirft kein sonderlich gutes Bild, wenn eine Ausbildung quasi kurz vor Ende abgebrochen wurde und man keine anderen Aussichten/ Möglichkeiten hat.
*steph* hat geschrieben: aber nach zwei Jahren mit Aussicht auf ein erfolgreiches Ende, nein.
Naja, wie gesagt stehen die Chancen, dass sie die Prüfung überhaupt besteht, sogar laut ihres Arbeitgebers momentan eher gering. Daher hat sie derzeit wohl gar keine Motivation mehr. Allerdings frage ich mich, warum sie die Ausbildung überhaupt je angefangen hat, wie schon erwähnt ist sie eher ein kreativer Mensch und Büroarbeit lag ihr noch nie gut. Es war eben damals die einzige Ausbildung, die sie bekommen hat, also hat sie sie auch genommen. Aber das hat sich wohl gar nicht gelohnt.
Ich würde die Ausbildung auf jeden Fall durchziehen, auch wenn die Arbeit keinen Spaß macht. Es ist völlig normal, dass man auch erst nach ein paar Jahren merkt, dass einem die Arbeit gar nicht gefällt. Mir ging es genauso und ich habe es sogar erst bemerkt, als ich schon ein paar Jahre als Floristin im Blumenladen gearbeitet habe. So viele Dinge, wurden mir erst nach Beendigung der Ausbildung klar, dass ich erst später aufgehört hatte, in der Branche zu arbeiten.
In eine komplett neue Branche hinein zu kommen, war kein großes Problem. Heute arbeite ich im Freizeitpark und bin glücklich damit. Nebenbei bin ich noch als Kinderschminkerin und Buchberaterin unterwegs. Hätte das nicht alles so geklappt, hätte ich noch eine zweite Ausbildung gemacht, denn so schnell ist man auch dafür nicht zu alt. Eine Ausbildung nach zwei Jahren abbrechen, würde ich allerdings nie machen und auch nie dazu raten, denn damit hast du nur zwei Lebensjahre verschenkt. Wer weiß, wozu eine abgeschlossene Berufsausbildung noch nützlich sein kann.
Ich war auch in der Situation, dass ich recht schnell wusste, dass ich in meinem Ausbildungsberuf nicht lange arbeiten werde. Im Grunde genommen wäre es sinnvoll gewesen, die Ausbildung abzubrechen und direkt studieren zu gehen oder eine andere Ausbildung zu beginnen. Ich hatte allerdings auch kein gutes Gefühl dabei, die Ausbildung einfach abzubrechen. Dazu kam noch ein gewisser familiärer Druck und solche Aussagen, dass man etwas, dass man angefangen hat, auch unbedingt zu Ende führen muss. Als ich in der Ausbildung war, war ich nicht in der Lage, einfach einen Schlussstrich zu ziehen und etwas anderes zu machen. Besser wäre es natürlich gewesen. So habe ich mein Studium dann erst später begonnen.
Wenn man genau weiß, dass man in seinem Ausbildungsberuf ohnehin nicht lange arbeiten wird oder sich unmittelbar nach der Ausbildung eine neue Ausbildungsstelle suchen wird oder ein Studium beginnt, bin ich mittlerweile dafür, dass man die Ausbildung so früh wie möglich abbricht. Es mag sein, dass das nicht den besten Eindruck macht. Allerdings muss man auch bedenken, dass man mit einer Ausbildung, die einen nicht zufrieden stellt, eine ganze Menge Zeit vergeudet. Falls man also noch am Beginn seiner Ausbildung ist, sollte man sich frühzeitig neu orientieren. Anders sieht es natürlich aus, wenn man bereits im dritten Lehrjahr ist. Dann kann man die restlichen Monate auch noch durchhalten und die Abschlussprüfung absolvieren. Gut ist es, wenn man dann aber auch einen Plan für seinen weiteren beruflichen Weg hat und im Anschluss an die Ausbildung das machen kann, was man wirklich möchte.
Falls einem der Beruf an sich zusagen sollte, man aber lediglich nicht mit dem Ausbildungsbetrieb glücklich ist, sollte man die Ausbildung auch irgendwie durchhalten. Schließlich gibt es genug anderer Arbeitgeber, bei denen man sich anschließend bewerben kann. In meinem Fall war es so, dass ich mich auch in meinem Ausbildungsbetrieb nicht wirklich wohl gefühlt habe. Das ging sehr vielen anderen Angestellten dort ebenso, weil das Betriebsklima wirklich sehr schlecht war. Wäre das aber mein Traumjob gewesen, hätte ich mir nach der Ausbildung einfach einen anderen Arbeitgeber gesucht.
Sicherlich wäre es das Beste, wenn sie ihre Ausbildung noch zu Ende macht. Eine Ausbildung heißt ja nicht automatisch, dass man in diesem Beruf sein ganzes Leben lang arbeiten muss. Man kann dann auch eine andere Stelle annehmen und dies natürlich auch begründen.
Was ich nicht verstehe ist, dass sie doch nun 2 Jahre Zeit hatte zu merken, ob es was ist oder nicht. Mal ganz ehrlich, man muss sich informieren und auch mal ein Praktikum in dem Bereich machen und dann merkt man auch nicht plötzlich nach 2 Jahren, dass das ja eigentlich nichts für einen ist. Ein Jahr schafft sie schon und sie wird dann auch neue Perspektiven im Leben haben, denn dann kann sie ja auch überall arbeiten, denn einlernen kann man jeden.
Ein Ausbildungswechsel würde ich nicht anstreben, denn eine abgebrochene Ausbildung macht sich nach 2 Jahren Lehrzeit sehr schlecht in einem Lebenslauf. Zumal man sich ja dann auch wieder gut informieren muss und das dauert nun mal auch Zeit. Zeit, die sie nicht hat. Generell finde ich nicht, dass man immer die Lehre auch beenden sollte, wenn die Umstände nicht passen, kann man auch abbrechen, aber wenn alles passt und einem nach 2 Jahren einfällt, dass es nichts ist, verstehe ich das nicht.
Mein Mann hat seine erste Ausbildung ebenfalls angebrochen, allerdings schon nach dem ersten Ausbildungsjahr. Anfangs wollte er sich noch dazu durchringen, die Ausbildung zu beenden, aber da die Ausbildung 4 Jahre lang ging, hätte er noch drei lange Jahre vor sich gehabt. Er kam einfach gar nicht damit klar und hat sie dann nach langem Hin und Her abgebrochen und die Entscheidung auch nie bereut. Seit August macht er nun seine Traumausbildung und ist total zufrieden. Eigentlich merkt man in einer Ausbildung ja auch recht schnell, ob der Beruf einem liegt oder eben nicht. Warum deine Freundin erst im dritten und damit letzten Lehrjahr auf die Idee kommt, die Ausbildung abzubrechen, kann ich ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen. Da muss sie doch schon vorher gemerkt haben, dass der Beruf sie nicht erfüllt.
Also ich kann verstehen, wenn jemand in der Ausbildung total unglücklich ist und sie dann auch abbricht, aber im Fall deiner Freundin fänd ich das einfach nur dumm. Ich kann die Eltern da auch ein wenig verstehen, denn sie muss ja schließlich nur noch ein Jahr lang durchhalten und das ist doch wohl zu schaffen. Selbst wenn sie danach nicht in diesem Beruf arbeiten möchte - immerhin hat sie dann eine abgeschlossene Berufsausbildung. Man kann sich danach ja trotzdem umorientieren. Es gibt da bestimmt einige Möglichkeiten. Wie steph auch schon richtig geschrieben hat, sind ohnehin erst nächstes Jahr wieder Ausbildungsstellen frei und daher bringt es einfach gar nichts, jetzt abzubrechen. In dem Fall ist es auch keine vergeudete Zeit, da sie ja sowieso noch ein ganzes Jahr warten muss. Da muss man eben auch mal die Zähne zusammenbeißen.
Es macht ehrlich gesagt auch keinen guten Eindruck, wenn man die Ausbildung kurz vor Schluss noch abbricht. Sie möchte sich ja eine Ausbildungsstelle in einem anderen Bereich suchen und die potentiellen Ausbildungsbetriebe werden dann auch nachhaken, warum sie die vorherige Ausbildung so spät noch abgebrochen hat. Die Begründung, dass einem der Job doch nicht so wirklich gut gefällt finde ich nach zwei Jahren Ausbildung ehrlich gesagt nicht so überzeugend und ich denke, dass die Ausbilder das ähnlich sehen werden. Es könnte dann doch gut sein, dass sie die nächste Ausbildung dann auch wieder abbricht, weil ihr der Job doch keinen Spaß macht. Sie sollte das Ganze auf jeden Fall zu Ende bringen, denn derzeit gibt es einfach keine Alternative. Hätte sie sich vorher um eine neue Ausbildungsstelle gekümmert, wäre alles nahtlos weitergegangen, aber so bringt es einfach nichts und macht nur einen schlechten Eindruck.
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