Überforderung im Job selbst eingestehen - Wer kann es?
Viele Menschen sind haltlos überfordert in ihrem Job. aber die wenigsten geben es zu und arbeiten dann so lange, bis sie zusammen brechen und wegen "Burn Out" behandelt werden müssen. Die wenigsten Menschen trauen sich es zuzugeben, weil sie Angst haben ihren Arbeitsplatz zu verlieren.
Wer von euch traut sich einzugestehen, dass er überfordert ist? Kennt ihr auch Menschen, die sichtbar überfordert sind und einfach weitermachen wie bisher? Kennt ihr Menschen, die abends total niedergeschlagen sind, weil sie im Job überfordert sind? Wer gesteht sich von euch ein, dass er überfordert ist?
Ich war lange Zeit mit meinem Job überfordert. Die Tätigkeit im Verkauf machte mir zwar großen Spaß, aber der Umsatzdruck der Chefetage war einfach kaum noch aushaltbar. Obwohl man ein sattes Plus gegenüber dem Vorjahr schrieb, war es noch immer nicht genug. Ich habe mich lange durch diesen Umsatzdruck gekämpft, solange bis es nicht mehr ging, ich zusammengebrochen bin und letzten Endes mit Suizidgedanken in die Psychiatrie eingeliefert wurde.
Daraufhin folgten zudem Angstzustände und eben die Diagnose Burnout. Es dauert sehr lange, bis man sich das Ganze wirklich eingesteht, weil man nicht als Versager dastehen will. Wenn man jedoch zusammenbricht, dann kommt die Einsicht, dass man etwas ändern muss sehr schnell.
Ich habe gekündigt und mich scheiden lassen, bin umgezogen und habe wirklich nochmal komplett bei Null angefangen. Dieser Neuanfang war jedoch auch schwierig, aber man muss wirklich nochmal neu anfangen um allen Ballast des Burnouts hinter sich zu lassen.
Prinzipiell bin ich in meinem Job nicht überfordert. Ich muss aber sagen, dass ich dies während einer doch schon mal war. Die vielen neuen und vor allem unbekannten Aufgaben waren doch zeitweise etwas viel für mich. Ich bin aber ruhig geblieben und habe auch diese Zeit gemeistert. Das gute hieran war eben, dass es nur ein relativ kurzer Zeitraum war. Ich denke langfristig hätte das schon an mir genagt. Ich denke auch, dass der Gedanke, dass nicht wirklich eine Besser- oder Veränderung in Sicht ist, den meisten zu schaffen macht und ihnen so extrem zusetzt.
Ich kenne jemanden, der so eine Art Abteilungsleiter ist. Er hat seine Truppe nicht hundertprozentig unter Kontrolle und jeder macht quasi was er will. Auch der Respekt gegenüber seinen Anweisungen ist fast nicht vorhanden. Ich hab ihn nie für eine Person gehalten, die in der Führungsebene arbeiten könnte und genau dies hat sich nun bestätigt. Allerdings hält er sich wirklich gut. Er schuftet von Früh bis Abends hart und hat wirklich Stress ohne Ende während der Arbeit. Seine Familie leidet bestimmt auch etwas darunter, wenn er erst Abends nach Hause kommt. Ich denke aber, dass irgendwann mal der Tag kommt an dem sein Kartenhaus zusammenfällt.
Ich glaube, die wenigsten Menschen würden sich eine Überforderung eingestehen und würden arbeiten, bis sie buchstäblich umfallen. Wer will sich schon eingestehen, dass er seinem Job nicht gewachsen ist und damit sogar eventuell eine Kündigung kassieren?
Auch ich habe teilweise eine Überforderung gemerkt. Aus Geldmangel habe ich auch einen Zweitjob und die Arbeitszeit täglich für beide zusammen beträgt selten unter elf Stunden. Wenn dann auch noch essen und schlafen zu kurz kommen macht sich das schnell bemerkbar und jeder Mehrleistung in einem der beiden Jobs bedeutet gleichzeit eine Überforderung. Manche sind aber leider schon in ihrem Hauptjob überfordert und wissen weder ein noch aus.
Selbst wenn sie sich keine Überforderung eingestehen, so sieht man es ihnen doch an oder etwa nicht? Ich hatte einige Monate lang einen Aushilfsjob an einer Tankstelle und die Pächterin dort hatte noch fünf andere Tankstellen. Und wenn sie selbst am Sonntag noch ins Büro kommt und an den anderen Tagen auch ausschaut, als hätte sie nur 3 Stunden Schlaf bekommen, dann finde ich schon, dass das stark nach Überforderung aussieht, selbst wenn man die Arbeit irgendwie noch auf die Reihe bekommt. Die Tatsache, dass sie die Tankstelle dann einige Wochen später abgegeben hat, sprach für sich. Auch an der Schule bin ich des häufigeren Lehrern begegnet, denen man einfach ansehen konnte, dass sie absolut überfordert waren.
Ich denke an sich, dass viele überforderte Menschen ihre Überforderung schon derart nach außen signalisieren (ungewollt), dass es gar nicht notwendig ist, dass sie sich eingestehen, dass sie überfordert sind, jeder merkt es und wenn der Chef mit dieser Überforderung nicht klar kommt, wird er den Mitarbeiter vermutlich so oder so kündigen, einfach weil er sieht, was Sache ist. Und teilweise können sich Personen auch absolut gar nicht erlauben zu sagen, dass sie überfordert sind, besonders dann etwa nicht, wenn sie um sich herum genug Menschen haben, die diesen Job schaffen.
Das trifft meiner Meinung nach besonders auf den Beruf des Lehramts zu, denn wenn ein Lehrer oder sogar Referendar absolut überfordert ist, dann ist es natürlich blöd, zum Schulleiter gehen zu müssen, und dass zuzugeben. Denn es gibt auch noch andere Referendare und andere Lehrer, die vielleicht sogar noch mehr Klassen haben und die kommen mit dem Job problemlos zurecht, wieso dann nicht man selbst? In so einer Hinsicht ist vermutlich auch keine Hoffnung mehr zu erwarten, es ist deswegen sehr schwierig, eine Überforderung zuzugeben, weil die Kündigung einem mit großer Wahrscheinlichkeit bevorsteht.
Ich selbst werde erst mit meinem Studium anfangen, aber ich kann eigentlich von mir schon sagen, dass ich einfach zugeben, wenn ich überfordert bin, ohne mir darüber einen großen Kopf zu machen. Nur um ein Beispiel zu nennen, ich habe, wie bereits erwähnt, an einer Tankstelle gearbeitet und hier war das teilweise auch so, dass man schnell mit Lieferungen und anderen Dingen nicht nachkam, weil die Schichten auch immer nur mit einer Person besetzt waren. Ich habe dann der nachfolgenden Person einfach gesagt, dass ich noch das und das hätte machen müssen, es aber nicht zu schaffen war und sie das bitte machen soll. Bei einem Aushilfsjob hat man aber eben sicherlich auch keine sonderlich große Angst vor einer Kündigung.
Ich war in meinem Job auch eine Zeit lang überfordert, als eine sehr gute Kollegin gegangen ist und einfach kein geeigneter Nachfolger für sie gefunden wurde. Damals wussten meine Chefs auch darüber Bescheid, dass ich mit der Situation überfordert war, aber sie konnten ja auch nicht mehr machen, als eben jemanden finden, der den Job gut macht und mithelfen, so gut es eben ging. Ich konnte mir also schon eingestehen, dass ich mit der Situation im Job überfordert war, aber es war ja zum Glück doch absehbar, dass bald wieder jemand eingestellt wird. Seit mein Kollege da ist, bin ich auch nicht mehr überfordert.
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