Rechtschreibschwäche durch vieles Lesen beheben?
Die Tochter einer Bekannten hat eine Rechtschreibschwäche. Dies wurde bei einem Test auch bestätigt. Nun meint die Lehrerin, dass das Mädchen viel lesen soll. Dadurch könnte man die Rechtschreibschwäche beheben. Das Mädchen ist in der dritten Klasse und hasst das lesen. Aber nun bekommt sie im Förderunterricht ständig einen Text, den sie laut lesen muss und bekommt auch noch Hausaufgaben auf, wo sie viel lesen muss.
Stimmt es denn, dass man durch viel Lesen eine Rechtschreibschwäche beheben kann? Was haltet ihr von der These der Lehrerin?
Wie ich in deinem anderen Beitrag über Rechtschreibschwäche schon recht ausführlich geschildert habe, ist es auch hier der Fall. Nein, eine Leseschwäche kann man in keinster Weise nur durch vermehrtes Üben beheben. Das ist einfach lächerlich was da die Lehrerin verzapft. Wobei ich solche Aussagen leider schon öfters gehört habe. Traurig.
Und was das laute Vorlesen betrifft: Ich komme aus Österreich und weiß nun nicht genau, wie es in Deutschland aussieht. Aber in Österreich gibt es einen sogenannten Legasthenieerlass. Nun gut, ich gebe zu, dass der oft leider nur in Theorie und nicht in der Praxis da ist, aber es gibt ihn und im Zweifelsfall könnte man hier auf die Barrikaden steigen. Aber darum geht es hier nicht. Jedenfalls beinhaltet der Legasthenieerlass unter anderem auch, dass Schüler mit einer Legasthenie und damit eben auch mit einer Leseschwäche davon befreit sind, laut vorlesen zu müssen oder dergleichen. Damit will man verhindern, dass das Kind bloss gestellt wird. Lesen fällt diesem Kind sowieso schon schwer und lautes Vorlesen ist noch mühsamer und viele legasthene Kinder schämen sich dafür auch und so ist lautes Vorlesen für sie einfach nur eine Qual.
Auch vermehrtes Lesen zu Hause in Form von noch weiteren Leseübungen bringt genau nichts, außer dass das Kind in der Regel nur noch frustrierter ist. Natürlich ist es wichtig, das Kind möglichst zum Lesen zu animieren. Was das ist, ist mir ehrlich gesagt relativ egal. Bevor das Kind aber nun unzählige Leseübungen bekommt, die es sowieso nur mit Frust macht, sollen die Eltern meinetwegen lieber so ein bedrucktes Klopapier mit Sprüchen oder so kaufen oder das Lesen im Alltag mehr integrieren, was aber oft auch alles andere als leicht ist. Klar, dem Kind fällt es schwer und somit wird es nicht gerade mit Begeisterung lesen. Auch hier wäre es eben sehr wichtig, dass das Kind eine professionelle Unterstützung bekommt.
Ich finde es von der Theorie her schon eine sehr schöne Theorie und muss sagen, dass es wirklich eine super Sache wäre, wenn es funktionieren würde.
Wie mein Vorposter aber schon gesagt hat, ist dies nicht möglich und die Lehrerin erzählt wirklich nur Schwachsinn. Ich finde es traurig, dass es immer wieder Menschen gibt, die von einem Thema keine Ahnung haben aber trotzdem darüber reden und meinen, dass sie Tipps geben müssen.
Ach, es funktioniert also in keinster Weise? Und wie glaubst du, bekommt man die Sache sonst in den Griff? Meine Bruder hatte eine LRS und die hat er wirklich in den Griff bekommen. Und drei Mal darfst du raten, wie er das gemacht hat: er hat geübt. Und zwar musste er wirklich viel lesen und auch viel schreiben. Und genau das hat wirklich was gebracht. Die LRS war bestätigt und er hat sie Abitur in Deutsch mit 11 oder 12 Punkten gemacht! Und da möchtest du mir ernsthaft erzählen, dass das in keinster Weise funktioniert? Das sehe ich dann doch etwas anderes.
Meine Schwester steht mit der Rechtschreibung auch auf Kriegsfuß und seit sie mehr liest, klappt das auch wesentlich besser. Allerdings hatte sie auch nie eine LRS diagnostiziert bekommen. Es erfodert eben sehr viel Fleiß und mein Bruder hat wirklich stundenlang über Jahre mit meinem Bruder geübt und da sind anno dazumal auch viele Tränen geflossen. Aber es hat eben was gebracht. Lesen und Schreiben tut er immer noch nicht gerne und zum Glück macht er auch ein Studium, wo das nicht dringend erforderlich ist. Aber ein Abitur mit der Note zu schaffen, damit hätte niemand gerechnet, als er gesagt bekommen hat, dass er eine LRS hat.
Mein Vater hat auch eine und er hat weder geübt, noch hat er sie therapiert. Er hat seine Urlaubspostkarten deswegen immer von anderen schreiben lassen oder keine geschrieben und ich habe in meinem Leben vielleicht 2 Sätze von ihm gesehen, weil er sich weigert, zu schreiben. Wenn er das als Kind geübt hätte, dann würde das sicherlich auch anders aussehen.
Wir wohnen ja in Sachsen und das ist noch das einzige Bundesland, wo es entsprechende Förderklassen für Kinder mit Lese-Rechtschreibschwäche gibt. Eine meiner Töchter besucht auch eine solche Klasse und ich sehe, dass eine umfassende Förderung auch viel bringt. Denn dort wird nicht nur das Lesen geübt, sondern der Deutschunterricht befasst sich auch mit dem erneuten Lernen der Buchstaben.
Eben weil es da Kinder gibt, welche auf Grund ihres Defizits diese gar nicht wirklich unterscheiden können. Sicherlich gehört das Lesen üben mit dazu, weil sich einfach auch dabei Schreibweisen der Wörter einprägen. Aber allein das Lesen kann nur bei einer leichten Lese-Rechtschreibschwäche die gewünschten Erfolge bringen.
Je schwerer nämlich die Lese-Rechtschreibschwäche ist, desto mehr Förderung benötigt ein Kind. Und mit einem einzigen Test kann man das gar nicht wirklich diagnostizieren. Unserer Kinder mussten insgesamt drei Tests durchlaufen, damit wirklich eine sichere Diagnose gestellt werden konnte.
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