Ausbildung in der Physiotherapie, nur private Schulen?

Leider findet eine Ausbildung im Bereich der Physiotherapie nur schulisch mit Praktika statt. Es gibt eine ganze Reihe an Schulen, die diese Ausbildung anbieten, aber jede Schule verlangt auch ein gewisses Schulgeld. Zumindest ist dies der Fall, wenn es sich um private Schulen handelt. Daher interessiert es mich, ob es nicht möglich ist, diese Ausbildung auch ohne die Zahlung von Schulgeld zu absolvieren? Wenn ja, wo und wie ist es möglich? Ist die Ausbildung dort genauso gut, wie man es vermeintlich von Privatschulen denken oder erwarten könnte?

Ich habe letztes Jahr ein kurzes Schulpraktikum in einer Physiotherapie-Praxis absolviert. Der Chef der Praxis erklärte mir, dass es sehr viele private Schulen gibt, bei denen man aber viel bezahlen muss. Dort sind, laut seinen Aussagen, immer Plätze frei.

Nun kommt aber das, was dich interessiert. In Aachen (eine Stadt im äußersten Westen Deutschlands) soll es eine öffentliche Schule geben, bei der man so gut wie nichts zahlen braucht. Allerdings sind die Plätze dort so begehrt, dass man sich rechtzeitig bewerben muss, da sonst alle Plätze weg sind. Ob es so eine öffentliche Schule für Physiotherapie auch in anderen Städten gibt, weiß ich leider nicht, aber ich könnte mir das durchaus vorstellen. Wieso sollte Aachen da eine Ausnahme sein?

Die Physiotherapie ist leider ein Konkurrenzprodukt der Medizin. Die Medizin wird durch Pharmakonzerne gestützt und der Staat profitiert von beidem. Daher kann man nicht erwarten, dass Physiotherapieschulen staatlich unterstützt werden. Bis vor einigen Jahren. Langsam kommen in der einen oder anderen Stadt in Deutschland staatliche Schulen für Physiotherapie und Massage dazu, doch lohnhaft ist das immer noch nicht.

Viele private Physiotherapie sind durch fehlende Unterstützung darauf angewiesen ein monatliches Schulgeld von teilweise 500€ zu nehmen. Das ist sehr viel Geld, vor allem, wenn man es auf die sechs Semester hochrechnet, die man mindestens ausgebildet wird. Auch der Trend, dass vereinzelt die eine oder andere Schule "teilstaatlich" ist und unterstützt wird, ändert nicht viel am Gesamtzustand, dass die Physiotherapie einfach ganz klein gehalten wird. Denn auch an diesen staatlichen Schulen zahlt man noch 100 bis 200 Euro ohne für seine Arbeit während der Praktika Geld zu verdienen. Vergleicht man das mit anderen Ländern wie Schweden, kommen einem die Tränen. In Schweden, einem Land, in dem die Physiotherapie geschätzt wird, verdient man sogar Geld während der Ausbildung, weil die Schulen ganz anders aufgebaut sind. Aber ich schweife ab.

Ob die staatlichen oder die privaten Schulen besser ausbilden kann man nicht sagen. Ich hatte erst neulich eine Diskussion unter Kollegen, da wir viele Schüler verschiedener Schulen zeitweise beschäftigt haben und es liegt nicht an der Schule, sondern an den jeweiligen Lehrern, die dort unterrichten. Daher gibt es auch keine Schüler, die insgesamt besser sind, sondern nur welche, die eventuell in einem Fachgebiet besser sind und die anderen in einem anderen.

Neuerdings gibt es übrigens auch die Möglichkeit Physiotherapie zu studieren. Gut, neu ist es nicht, aber inzwischen bieten einige Fachhochschulen und Universitäten einen in Deutschland anerkannten Bachelor-Studiengang an, es findet also tatsächlich eine Akademisierung statt, damit hätte vor kurzem niemand gerechnet. Zwar gibt es erst wenige Angebote, da die staatlichen Auflagen geprüft und erfüllt werden müssen, aber innerhalb kürzester Zeit gibt es schon eine Hand voll Möglichkeiten und DAS wäre dann wohl die Variante, die ich empfehlen würde. Nicht die Wahl zwischen privater oder staatlicher Schule. In erster Linie, weil eine akademisierte Ausbildung via Studium sehr viel fundierter ist, aber auch, weil der Studiengang nicht so teuer ist wie private Schulen und durch die staatlichen Auflagen ein Niveau nicht abzusprechen ist.