Wie das Thema Heiraten verhindern?
Mein Partner und ich sind nun noch nicht allzu lange zusammen, nämlich noch kein ganzes Jahr, aber wir sind knapp davor. Allerdings kennen wir uns schon über ein Jahrzehnt und waren vor unserer Beziehung enge Freunde, nachdem wir am Anfang unserer Beziehung schwer verliebt ineinander waren, aber aus verschiedenen Gründen nicht zusammengekommen sind. Jedenfalls ist unsere Beziehung glücklich und harmonisch und wir wachsen immer enger zusammen. So kam irgendwann auch das Thema Heiraten auf, allerdings in einem anderen Zusammenhang als wohl üblich, denn wir waren beide schon mal verheiratet. Mein Partner ist seit etwa fünfzehn Jahren geschieden, bei mir ist das Ende meiner Ehe noch nicht ganz so lange her. Aber eigentlich ging es, als wir über dieses Thema redeten, eher darum, dass wir beide nicht mehr wirklich heiraten wollen und eine Hochzeit auch als nicht notwendig erachten, ganz generell nicht.
Irgendwann wurde das Thema dann aber doch wieder ausgegraben und ich vertrete mittlerweile den Standpunkt, dass ich mir wünschen würde, wieder zu heiraten, allerdings nur unter einer ganz bestimmten Prämisse, die einen romantischen Gedanken voraussetzt und nichts mit Rationalität zu tun hat. Mein Partner vertritt mittlerweile den Standpunkt, dass wir irgendwann heiraten werden, allerdings ist er noch nicht so weit, sagt er. Was er damit genau meint, ist mir verborgen geblieben, weil das zu sehr ins Detail gegangen wäre und ich mir nicht sicher war, ob es gut wäre, wenn wir uns über dieses Thema so eingehend unterhalten würden, vor allem, weil ich dann eigentlich meinem eigenen Standpunkt in Sachen romantischem Grundgedanken nicht mehr wirklich treu bleiben könnte. Es würde sich möglicherweise etwas durch ein solches Gespräch verändern, was ich gar nicht möchte. Also halte ich es für sinnvoll, nicht darüber zu diskutieren oder länger zu reden, aber teilweise würde ich dann eben doch gern Genaueres wissen.
Jedenfalls gab es kürzlich zwei Begebenheiten, die mich in dieser Hinsicht etwas nachdenklich gestimmt haben. Die kleine Nichte meines Partners ist ziemlich häufig mit uns zusammen und mag uns beide wohl auch sehr. Manchmal kommt es mir beinahe so vor als suchte sie in uns eine Art Familie, weil sie offensichtlich gern an unseren Unternehmungen teilnimmt und wirklich viel Zeit mit uns verbringt, ganz egal, ob sie nur bei uns sitzt, während wir essen oder ob sie konkret an irgendetwas teilnehmen kann. Nun planten wir neulich in ihrer Gegenwart einen Besuch meiner Eltern und mein Partner äußerte, dass er ja der irgendwann angedachte Schwiegersohn sei. Die Nichte wurde direkt hellhörig und wollte Näheres wissen, ihre Fragen wurden aber nicht beantwortet. Wenige Tage später waren wir zusammen im Kino und saßen zuvor noch im Auto, weil wir etwas zu früh dran waren und es draußen regnete. Im Rahmen unserer Unterhaltung fiel auch von Seiten meines Partners die Aussage, dass ich seinen Ring, den er mir zum Geburtstag schenken wollte, ja nicht hätte haben wollen.
Hintergrund für diese Geschichte rund um den Ring ist eine andere als man vermuten könnte, ich habe diesen nicht abgelehnt. Er wollte mir zum Geburtstag einen Ring schenken, von dem er wusste, dass ich ihn wunderschön finde. Allerdings handelte es sich dabei wohl kaum um ein Geschenk mit irgendeiner Aussage, außer eben der, mir etwas geben zu wollen, das ich offenbar toll finde. Er hat mir diesen Ring aus einem bestimmten Grund dann aber doch nicht geschenkt und ich habe, als ich von seinem Plan erfahren habe, gesagt, dass ich den Ring ohnehin nicht hätte annehmen können, weil ich wusste, dass er sehr teuer ist und ich das unverhältnismäßig gefunden hätte. Ich war damals aber sehr gerührt über diese Geste und wusste allein das schon sehr zu schätzen.
Peinlich wurde die Situation im Auto für mich dann, als die Nichte meines Partners natürlich seine Aussage hörte, dass ich seinen Ring ja nicht hätte haben wollen, und natürlich fragte sie gleich nach, um was für einen Ring es denn ging. Es war offensichtlich, dass sie hier von irgendeinem Antragsszenario ausging, vor allem, nachdem sie einige Tage zuvor seine Aussage zum Schwiegersohn gehört hatte. Ehrlich gesagt war mir das ein wenig unangenehm, zumal diese Thematik teilweise auch belastend für mich sein kann. Es geht mir nicht darum, dass ich verlange, dass mich jemand heiraten will, aber meine Vorstellung davon, eventuell eine zweite Ehe einzugehen, knüpft sich an eine ganz bestimmte Voraussetzung, die für mich unbedingt gegeben sein muss. Dass sie es (noch) nicht ist, kann ich durchaus als verletzend empfinden, wenn ich länger darüber nachdenke, und schon aus diesem Grund will ich das wiederum gar nicht.
Ich möchte aber auch mit diesem Thema gar nicht weiter konfrontiert werden, wenn ich ehrlich bin, und schon insofern wäre es mir recht, wenn es eine Möglichkeit gäbe, das Thema Heiraten und die diesbezüglichen Äußerungen meines Partners, vor allem in Gegenwart seiner Nichte, zu verhindern. Ich habe ihm gestern dahingehend schon gesagt, dass ich die Situation im Auto etwas peinlich fand, aber er hat nicht verstanden, weshalb. Da ich befürchtet habe, dass es das oben erwähnte längere Gespräch über die Thematik des Heiratens geben könnte, bin ich aber wiederum nicht näher darauf eingegangen, weshalb ich das peinlich fand, zumal ich ihm dann noch einmal sagen müsste, was für mich die wichtigste Voraussetzung für eine erneute Eheschließung wäre. Und die habe ich ihm schon verraten, woraufhin er mir erklärte, dass er soweit noch nicht sei. Das akzeptiere und respektiere ich, aber es stimmt mich hin und wieder melancholisch, wenn auch nicht wirklich traurig. Aber in Situationen, in denen er dieses Thema dann – wie hier in Andeutungen vor seiner Nichte – anspricht, kommt das alles eben wieder hoch und wird für mich schnell zu einem unangenehmen Drahtseilakt.
Ich weiß nicht, ob Ihr nachvollziehen könnt, was mein Problem ist und ob sich jemand in meine Lage hineinversetzen kann, ohne, dass ich deutlicher in Bezug auf die Voraussetzung werde, die für mich zwingend gegeben sein muss. Weiß denn jemand von Euch Rat, wie ich deutlich machen kann, dass ich diese Andeutungen, vor allem im Beisein Dritter, die ihre Schlüsse aus dem gesagten ziehen, verhindern kann? Ich finde es nämlich äußerst schwierig, wenn die kleine Nichte hier irgendwelche Schlüsse zieht, da diese offenkundig schlichtweg falsch sind und ich es schon daher nicht richtig fände, weiterhin solche Aussagen zu dulden.
Da ich nicht weiß wie alt die Nichte ist, kann ich dazu nicht wirklich was sagen. Aber das Thema Hochzeit kommt auch von meinen Töchtern ab und an mal. Die beiden sind neun Jahre und bringen da manche Aussagen aus dem Nichts, so dass man schon manchmal staunt, über was sie so nachdenken.
In dem Fall müsste ja dann meinem Freund das Thema peinlich sein. Aber er reagiert da immer sehr souverän. Wobei sich dann die Aussagen auf die verschiedensten Folgen einer Heirat beziehen. Mal geht es darum, dass ich ja dann einen anderen Namen habe. Ein anderes Mal stellen sie halt fest, dass sie ja dann vier große Brüder bekommen.
Wobei man auch sagen muss, dass das Thema Hochzeit nun bei keinem von uns beiden nur unter bestimmten Voraussetzungen die Zustimmung findet. Wir haben da schon recht klare Vorstellungen, wie eine Feier ablaufen würde. Und dass Kinder immer recht neugierig sind und sich dabei manches auch mal zusammenreimen, wie es in ihre Phantasie passt, ist auch nichts neues.
Wenn die Kleine also wieder mal hartnäckig Fragen stellt, dann sag ihr doch direkt, dass ihr noch ein wenig warten wollt mit einer Heirat. Und mit dem Ring hätte man das auch so erklären können, wie du es beschrieben hast. Sicherlich mit Worten, die ein Kind auch versteht, aber was spricht gegen die Wahrheit?
Es geht mir, auch wenn das vermutlich etwas anders rüberkommt, nicht zwingend nur darum, dass die kleine, elfjährige Nichte nicht ständig nachfragen soll, ob oder wann wir heiraten, und konkrete Fragen stellt sie auch gar nicht. Sie wird nur immer hellhörig, wenn irgendeine Aussage meines Partners zu dieser Thematik kommt und wiederholt dann kurz: „Ring?“, gerne auch nochmal: „Riiing?“, oder sie fragt eben nur solche Dinge wie: „Aha?!“, aber auch das ist nichts, worauf man unbedingt näher eingehen muss. Es wird zur Zeit vielleicht auch aufgrund dieser Äußerungen ihrerseits für mich deutlich, dass von meinem Partner Anspielungen in dieser Richtung kommen, die man als Außenstehender offenbar interpretieren kann.
Mein Hauptproblem ist allerdings das Thema Heiraten an sich, besonders in Bezug auf meinen Partner und das, was wir darüber bereits besprochen haben. Besonders dann, wenn ich merke, dass Dritte hier irgendwelche Schlüsse ziehen, wird es für mich richtig unangenehm, weil ich mich manchmal dazu gedrängt fühle, zu sagen: „Er will ja gar nicht.“ Das stimmt zwar, wäre als Antwort aber sicherlich falsch und hört sich nach verletztem Ego an. Das ganze Thema ist für mich eher belastend, weil unsere Gespräche herausgestellt haben, dass wir da unterschiedliche Standpunkte vertreten und ich nun durch seine Äußerungen, die von der Nichte noch so deutlich wahrgenommen werden und nicht nur von mir, immer wieder den Eindruck bekomme, dass sich etwas an seinem Standpunkt verändert haben könnte. Ich meine aber, dass das eben nicht der Fall ist und sich bei ihm rein gar nichts verändert hat, sondern ich denke, dass er mit dem Thema einfach eher flapsig umgeht und sich auch nicht im Klaren darüber ist, dass das für mich problematisch ist, obwohl ich es ihm gesagt habe.
Das ist wirklich schwierig zu erklären, aber mein Hauptproblem besteht wohl in der Tatsache, dass dieses Thema zur Zeit immer wieder in irgendeiner eher subtilen Weise angesprochen wird und ich dann wiederum damit konfrontiert bin, mich an unsere Gespräche erinnert zu fühlen, die mich dann doch eher belastet haben. Ich will nicht über das Heiraten sprechen und mir somit immer wieder diese unterschiedlichen Standpunkte vor Augen halten. Seinen Standpunkte akzeptiere ich ja und ich will daran auch nicht rütteln oder ständig darüber reden, weil das wiederum nicht meinen Standpunkt und auch nicht meine Überzeugung darstellt, sondern ich damit sogar gegen meine eigene Überzeugung handeln würde. Es müsste mir also eher möglich sein, das Thema Heiraten komplett umschiffen zu können, also vor allem irgendwie zu verhindern, dass er immer mal wieder auf diese Weise davon anfängt.
Ihr habt euch gegenseitig eure Standpunkte klar gemacht. Was ist dann so schwer deinem Partner direkt zu sagen, dass damit das Thema erst mal komplett vom Tisch ist und du nicht darüber reden willst? Ansonsten hilft nur das Ignorieren von seinen Anspielungen. Ehrlich gesagt muss ich mich da fragen, in wie weit ihr wirklich zusammenpasst, wenn da bestimmte Ansichten nicht respektiert werden.
Immerhin versucht dein Partner dich in letzter Zeit doch mit solchen Anspielungen in einer Ecke zu drängen. Zumal sie auch oft im Beisein von Dritten gemacht werden. Er will eine positive Aussage zum Thema Hochzeit erreichen, obwohl er eigentlich weiß, dass du im Moment gar nicht heiraten willst.
Nein, eigentlich verhält es sich anders, Punktedieb. Vielleicht sollte ich meinen Standpunkt klarer erläutern, um das deutlicher zu machen. Mein Standpunkt war bisher der, dass ich nicht heiraten will oder mir irgendwann vorstellen könnte, nochmal zu heiraten, sondern es ist vielmehr so, dass ich möchte, dass derjenige, der mich vielleicht eines Tages fragen könnte, ob ich ihn heirate, sich wünscht, dass wir heiraten. Das mag sich jetzt vielleicht anhören wie Wortklauberei, aber Hintergrund für diese Formulierung ist wohl tatsächlich ein romantischer Grundgedanke, den ich dabei habe. Ich will nicht irgendwann gefragt werden, ob ich jemanden heiraten will, weil das irgendwann eben so kommt oder gar so sein muss, weil Kinder im Anmarsch oder schon vorhanden sind und sich ein gemeinsamer Familienname da besser macht oder dergleichen. Wenn ich noch mal Ja sage, dann möchte ich, dass derjenige, der mich darum bittet, sich das auch wirklich wünscht und es nicht nur gut in seine Lebensplanung passt oder gar steuerliche Gegebenheiten Grund für eine solche Frage sind.
Der Standpunkt meines Partners war dazu, dass er noch nicht so weit sei, sich das zu wünschen und dass er davon ausgeht, dass wir irgendwann heiraten werden. Vielmehr hat er dazu nicht gesagt, aber vielleicht ist nun anhand meiner Erklärung deutlicher geworden, weshalb er meiner Meinung nach dazu auch gar nicht viel sagen muss oder sagen sollte. Für mich ist nicht entscheidend, ob wir heiraten oder nicht, obwohl ich mir das eigentlich doch wünschen würde. Ich will das aber nicht, wenn ich nicht weiß, dass es für meinen Partner ebenfalls ein Herzenswunsch ist. Und welche Begründung nun aus seiner Sicht momentan gegen eine Eheschließung spricht, ist für mich dabei vollkommen unerheblich, eben, weil es mir nicht darum geht, unbedingt zu heiraten. Mir geht es nur um die Voraussetzung für diese Frage, wenn sie irgendwann einmal kommen sollte. Auf das Thema Heiraten sind wir übrigens zu sprechen gekommen, als es ursprünglich um das Thema Kinder ging.
Mich stört jetzt vor allem, dass er seinen Standpunkt deutlicher gemacht hat als ich das für notwendig gehalten habe, aber seinerseits doch immer wieder mal von diesem Thema anfängt bzw. angefangen hat. Ob das nun erneut passieren wird, weiß ich natürlich nicht, ich wäre für diesen Fall nur gern „gewappnet“. Ich sagte ihm neulich nach dieser Aussage zum Ring, auf die seine Nichte so hellhörig reagiert hat, dass mir das ziemlich peinlich war, woraufhin er mich fragte, warum. Es war deutlich, dass er überhaupt nicht verstanden hat, was für mich an dieser Situation unangenehm war, wobei ich das eigentlich recht offensichtlich finde, ist klar. Ich habe immerhin deutlich gemacht, dass ich mir das durchaus wünschen würde und dass ich einfach nur sicher gehen will, dass derjenige, der mich möglicherweise irgendwann einmal fragen sollte, aus demselben Grund fragt – eben, weil er sich das auch wünscht. Er wünscht es sich nun nicht und das ist ja vollkommen in Ordnung und auch kein wirkliches Problem für mich, mich belastet diese Tatsache auch nicht. Aber es ist schwierig für mich, mit dieser Thematik abzuschließen, wenn ich auf diese Weise doch immer wieder damit konfrontiert werde.
Sage ich ihm das so, und das habe ich, als er mich fragte, warum mir das im Beisein seiner Nichte nun peinlich war, dann sagt er, dass ich mit dem Thema ja nicht abschließen müsse. Ich sehe da eine Grundsatzdiskussion kommen, die ich vor dem Hintergrund der ursprünglichen Thematik eigentlich nicht führen will, vor allem, weil ich meiner Meinung nach doch alles gesagt habe, was ich zu diesem Thema sagen wollte. Mir scheint jedes weitere Wort irgendwie zu viel zu sein und ich will auch nicht, dass das Thema Heiraten für ihn oder für mich einen negativen Beigeschmack bekommt. Insofern werde ich es wohl dann doch eher erst einmal mit dem Ignorieren versuchen und gegebenenfalls doch noch einmal deutlicher werden, wenn sich diese Vorkommnisse häufen sollten. Oder ist mein Standpunkt möglicherweise total kompliziert und nur schwer nachvollziehbar?
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