Geistesabwesend - woher kommt sowas?

Neulich habe ich mich mit meinem Freund unterhalten und irgendwie war ich plötzlich geistesabwesend. Ich kann nicht mal sagen, wo ich mit meinen Gedanken gewesen bin. Ich habe von nichts mehr irgendwas mitbekommen. Ich habe die Augen offen gehabt und auf einen Punkt gesehen. Erst, als mein Freund mich direkt angesprochen hat, war ich wieder da. Ich konnte ihm auch dann wieder komplett folgen. Es tat mir unsagbar Leid. Das war mir bisher noch nie passiert.

In der Schule ist mir das bei einem Klassenkameraden aufgefallen, der auch manchmal ziemlich abwesend war und den man dann auch ganz direkt ansprechen musste, damit er wieder zuhören kann. Woher kommt so was? Warum sind manche Menschen manchmal abwesend und mit den Gedanken in einer anderen Welt, wie man so schön sagt. Warum weiß man aber nicht mal woran man gedacht hat?

Meistens ist es in Phasen, in denen man gestresst ist, dass man geistesabwesend ist. Es kommt noch hinzu, dass man etwas Wichtiges im Kopf hat, was man keinesfalls vergessen darf und dann mit etwas Unwichtigem konfrontiert wird. Dann ist man in einem schlafähnlichen Zustand.

Damit der Körper nicht zu sehr belastet wird und sich auf das für den Menschen wichtige konzentrieren kann, muss er sich von Umwelteinflüssen abschalten. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn man von seiner Umwelt her nichts mehr mitbekommt.

In der Schule war ich auch ständig geistig abwesend, weil dann die Zeit schneller vorbei ging, als wenn ich dem Lehrer auf die Nasenlöcher geguckt habe. Die Gedanken sind halt trotz Schulpflicht frei. Heute stelle ich immer wieder fest, dass ich bei größeren Gesellschaften und Menschenansammlungen geistig total abdrifte. Da hat man einfach überall dieses Stimmengewirr und sich auf Gespräche zu konzentrieren und darüber wegzuquatschen finde ich nach einer Weile unglaublich anstrengend oder ich finde keinen Orientierungspunkt um an einer Stelle etwas zu verfolgen. Dann blende ich mich öfter aus. Ich glaube das ist so eine Art geistiger Neustart.

Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben, Müdigkeit beispielsweise, aber sicherlich auch Desinteresse. Müdigkeit ist meiner Meinung nach aber eher meistens der Fall, besonders in der Schule. Man ist nicht ausgeschlafen, aus welchem Grund auch immer und das führt zwangsläufig dazu, dass man sich nicht auf bestimmte Dinge konzentrieren kann, sondern mit den Gedanken abschweift. Gibt es ein bestimmtes Thema an das man denkt, weil es einen beschäftigt, dann ist man an sich nicht geistesabwesend, sondern nur mit den Gedanken nicht beim Thema, sondern eben woanders, ist man aber geistesabwesend, dann denkt man meistens an nicht und das tut man, weil einem die Konzentration zu anstrengend ist. Meistens jedenfalls.

Desinteresse kann vielleicht auch noch ein Grund sein, aber wenn man nicht an dem Gespräch interessiert ist, dann denkt man an sich meistens ja auch einfach an etwas anderes und nicht einfach nur an gar nichts. Ich kenne das auch, dass meine Freundin von irgendwas redet, was ich an sich aber gerade gar nicht hören will und dann denke ich an etwas anderes. Ich sehe dann auch verträumt und abwesend aus, aber ganz weg bin ich mit den Gedanken nicht, es ist eben nur nicht das Gespräch, an das ich denke. Andere Gründe für dieses Phänomen fallen mir nicht ein.

Bei mir ist das meistens tatsächlich Desinteresse. Quasi reiner Selbstschutz, damit man sich das nicht wirklich anhören muss und der Person auch nicht sagen muss, dass es einen nicht interessiert. Allerdings würde ich dann nicht irgendwo in der Weltgeschichte herum starren. Sicherlich kann auch Müdigkeit ein Grund sein. Aber wenn es trotzdem interessant ist, kann man sich schon eher dazu zwingen zuzuhören. Desinteresse kommt aber meist bei Monologen vor.

Wenn man sich wirklich in einem Gespräch befindet, dann sollte man auch zuhören. Dazu sollte man von der anderen Person eben ins Gespräch auch mit einbezogen werden. Es gibt ja nun mal Leute, die sich auch gern selber reden hören. In dem Fall ist es vermutlich wirklich besser, wenn man denen mal sagt, dass es anstrengend ist. Es gibt aber eben Situationen, da kann man das nicht tun (bei Vorträgen oder so).