Vom Tod benachrichtigen oder nicht?

Ratet mir mal bitte. Meine Schwiegermutter ist nicht völlig unerwartet verstorben und wir werden sie in den nächsten Tagen beerdigen. Nicht unerwartet heißt, sie war länger im Krankenhaus und wir wussten alle, dass ihre Krankheit nicht reversibel war. Wir hatten schon vor ca. 2 Monaten unseren eigenen Urlaub, der genau jetzt stattgefunden hätte, aufgeschoben. Das ganze mit der Ahnung im Hinterkopf, dass das nicht mehr lange gut gehen würde. Oh, was war ich in diesem Fall, gegen den Widerstand meiner Frau und Schwägerin, weise. Das war quasi ein Volltreffer. Denn leider - und ein bisschen auch zum Glück, denn manchmal ist es auch gut, wenn ein Leiden beendet wird - kam es exakt so, wie ich es geahnt hatte.

Nun sind aber gleichzeitig meine eigenen Eltern im Urlaub und das werden sie auch noch weitere 3 Wochen sein. Und sie haben sicher nicht die Möglichkeit - und es würde auch niemandem helfen - wenn sie deswegen den Urlaub abbrechen würden. Weder zeitlich, finanziell, noch gesundheitlich wäre so eine plötzliche Rückkehr für meine Eltern tragbar. Für uns stecken sie zudem telefonisch unerreichbar irgendwo in der kanadischen Pampa. Ich hätte jetzt natürlich die Möglichkeit, ihnen ein paar SMSsen zu senden, in der Hoffnung, dass die an der ein oder anderen Ecke durchkommen. Aber ich stelle mir natürlich auch die Frage, ob das so sinnvoll ist? Mein Schwiegervater fände einen Anruf von ihnen vermutlich schon ein kleines bisschen tröstend, wobei das so eine (technische) Sache ist, mit meinen Eltern und dem Bedienen eines Smartphones. Deswegen tendiere ich auch dazu, ihnen die traurigen Nachrichten zu senden. Tue ich damit das Richtige?

P. S.: Es ist zwar eine freundliche Geste, wenn ihr mir euer Beileid ausdrücken wollt, aber lasst bitte mal lieber. Es sind schon genug Tränchen verdrückt worden und mich stimmt das nicht unbedingt fröhlicher. Jeder, der mit dem Tod konfrontiert ist, wird eine gewisse Traurigkeit bei solchen Nachrichten spüren und mitfühlen, aber das Leben muss weitergehen.

Ich finde es schon richtig, wenn du deinen Eltern irgendwie versuchst mitzuteilen, dass deine Schwiegermutter verstorben ist. Nicht nur, weil es vielleicht für deinen Schwiegervater tröstend wäre, würden sie versuchen ihn zu erreichen und ihm ihr Beileid auszudrücken. Sondern auch für deine Eltern, denen vielleicht daran gelegen ist es zu wissen und sich dann zu überlegen, ob sie gerne ein paar Worte an ihn richten möchten. Wenn sie es erst in drei Wochen erfahren, haben sie gar nicht die Möglichkeit, vorher zu reagieren, was sie und vielleicht auch dein Schwiegervater als schade empfinden würden. Dass sie natürlich nicht zurück kommen sollen, das wird ihnen sicherlich klar sein, denn von Kanada hier her ist es doch ein ganz schönes Stück. Aber ich würde es ihnen irgendwie versuchen mitzuteilen.

Das ist wirklich eine schwierige Situation. Kamen deine Eltern denn gut mit ihr klar oder waren sie sogar befreundet? Eigentlich wollte ich gerade schreiben, dass ich ihnen vermutlich im Urlaub nicht Bescheid gesagt hätte, aber dann las ich die Antwort von Vampirin. Da hat sie schon Recht. Vielleicht wäre es wirklich besser sie zu informieren, aber ihnen nahezulegen, dass sie deshalb nicht ihren Urlaub abbrechen sollen, falls sie das dann vorhaben.

Ich würde sie auf jeden Fall informieren und sofort dabei sagen oder schreiben, dass sie den Urlaub nicht abbrechen sollen, weil das auch keinem etwas bringt. Wenn sie deinem Schwiegervater durch einen Anruf ihr Mitgefühl aussprechen ist das auch genug. Wenn sie dann wieder da sind, können sie immer noch zu deinem Schwiegervater gehen und ihm persönlich kondolieren. Es bringt ja keinem was, wenn sie den Urlaub abbrechen.

Ich würde es dir aber, wenn ich deine Eltern wäre, übel nehmen, wenn du mir nicht schon im Urlaub Bescheid sagst. Besonders, wenn ich mich mit den Schwiegereltern von dir gut verstanden habe. Deswegen würde ich auf jeden Fall Bescheid geben.

Ich würde deine Eltern auf jeden Fall informieren, weil der Tod eines Menschen, mit dem man näher zu tun hat - und das ist ja anscheinend so - eine existenzielle Sache ist. Wenn es schon vorhersehbar war, dann wird es sie auch nicht so schockieren, dass sie vom Urlaub nichts mehr haben.

Das wichtigste Argument sind aber die tröstenden Worte, die du erwähnst, die deine Eltern deinem Schwiegervater geben könnten. Das wären für mich die entscheidenden Argumente. Wenn ich mir vorstelle, anstelle deiner Eltern zu sein, wollte ich auch informiert werden, egal wo ich gerade bin.

Wenn die Eltern und die Schwiegereltern sich nahe stehen, dann finde ich es schon wichtig, dass du sie informierst. Wenn du sie nicht direkt erreichen kannst, dann eben per SMS oder indem du auf die Mailbox sprichst. Ich würde es jedenfalls wissen wollen, wenn jemand stirbt, der mir wichtig ist. Egal, wo ich gerade bin und was ich da mache. Wenn du es ihnen nicht mitteilst, dann heißt es hinterher wahrscheinlich: "Warum hast du uns denn nichts gesagt?". Dass sie ihren Urlaub deshalb nicht abbrechen sollen, würde ich auch dazusagen und vielleicht kann es auch dein Schwiegervater nochmal sagen, dass es wirklich in Ordnung ist.

In dieser zweifelsohne schwierigen Situation würde ich wohl versuchen, mich darauf zu beschränken, einzuschätzen, wie wichtig denjenigen, die hier informiert werden sollen, diese Information unter den gegebenen und erschwerten Gesichtspunkten wohl wäre. Wenn Du also der Meinung bist, dass es Deinen Eltern auf jeden Fall wichtig wäre, vom Tod Deiner Schwiegermutter zu erfahren, dann solltest Du es ihnen mitteilen, ganz unabhängig davon, wie gut sie erreichbar sind und ob sie sich zur Zeit im Urlaub befinden.

So, wie ich Dich verstehe, wäre es Deinen Eltern durchaus daran gelegen, diese Nachricht zu erhalten und ich kann mir gut vorstellen, dass es wohl den meisten Menschen so gehen würde. Ob Deine Nachrichten letzten Endes bei Deinen Eltern ankommen oder nicht, sollte Dich aber nicht von der Übermittlung der Information abhalten. Vermutlich bekommen Deine Eltern die SMS doch irgendwann, und wenn das auch etwas „zu spät“ sein sollte, so ist es vermutlich deutlich besser als wenn Du ihnen die traurige Nachricht erst nach ihrer Rückkehr überbringen kannst. Die Chance darauf, dass ihnen Deine Nachricht zeitnah zugeht, und wenn sie auch nur ihr Handy einschalten, weil sie eine ähnliche Ahnung haben, besteht definitiv, also würde ich es auf jeden Fall versuchen.

Also ich bin der Meinung, dass du deine Eltern erstmal nichts davon sagen solltest. Vorallem nicht per SMS, da es doch schon eine sehr schlimme Nachricht ist und so etwas sollte man nicht per SMS erfahren.

Du sagst selber, dass du deine Eltern sehr selten beziehungsweise gar nicht telefonisch erreichst. Trotzdem würde ich es ein zwei Mal am Tag probieren und falls du irgendwann mal durchkommst, dann versuche es deinen Eltern zu erklären. Dann kannst du sie auch besser darauf vorbereiten und ihnen sagen, dass sie ihren Urlaub erstmal genießen sollen und danach, wenn sie wieder in der Heimat sind, können sie sich darüber Gedanken machen. Also so würde ich das bei meinen Eltern machen.

Ich kenne deine Eltern aber nicht und kann deswegen nicht sagen, wie sie reagieren werden. Wenn du selber sagst, dass sie so etwas sehr ernst nehmen und dadurch ihren Urlaub nicht mehr genießen können, dann würde ich es sein lassen. Wenn sie allerdings damit umgehen können, dann würde ich es so machen, wie ich es geschrieben habe.

Es zu sagen oder nicht, bedeutet für die Person, die eine traurige Nachricht überbringen müsste, immer ein großer Zwiespalt. Am Besten wäre es gewesen, bereits vorher abzuklären, ob man sich im Trauerfall benachrichtigt oder besser nicht. Zudem muss der Allgemeinzustand der Urlauber eingeschätzt werden. Zudem kann man das ja auch mit anderen Betroffenen Personen absprechen und diese Entscheidung teilen, sodass nicht nur einer die Last hat.

Natürlich wäre es ethisch vernünftig, die Wahrheit zu sagen. Irgendwo haben die Eltern schließlich ein Recht darauf zu erfahren, was mit der Schwiegermutter ist. Sie ist schließlich nur einmalig gewesen und Urlaub kann man desöfteren machen. Möglicherweise werden die Eltern sich sonst hintergangen fühlen. Ob man sie dann auch wirklich erreicht ist aber die andere Sache.

Andererseits wird hier auch beschrieben, dass die beiden ihren Urlaub auch wirklich benötigen. Diesen sollte man ihnen natürlich auch irgendwie ohne traurige Nachrichten gönnen. Zumal laut Beschreibung eh keiner nach Hause fliegen könnte und der Toten kann dadurch auch nicht mehr geholfen werden, dass die Beiden bei der Beerdigung zu Hause sind. Lediglich den Hinterbliebenen kann man dann noch helfen.

Ich finde es schon wichtig, da scheinbar Deinen Eltern auch viel daran gelegen ist, dass Du ihnen die Nachricht übermittelst. Ob Du es per SMS machst, ja, wenn es wirklich keine andere Möglichkeit dazu gibt. Ich gehe auch mal davon aus, dass Deine Eltern durchaus davon wussten, dass Deine Schwiegermutter sind zeitnah aus dem Leben verabschieden wird, oder? Also ist es ja schon so, dass sie mehr oder weniger damit gerechnet haben und ihnen dürfte es auch bewusst sein, dass es auch im Urlaub passieren kann. Der Tod nimmt da keine Rücksicht.

Ob sie ihren Urlaub abbrechen, kann ja keiner sagen, wenn sie es denn täten, um der Beerdigung beiwohnen zu wollen, ist es ihre Angelegenheit. Scheinbar haben sich Deine Eltern und die Eltern Deiner Frau gut verstanden und es ist ihnen auch wichtig. Es stimmt schon, dass es niemanden geholfen ist, wenn sie ihren Urlaub abbrächen, aber in Anbetracht der Tatsachen, dass sie sich vermutlich auch nicht mehr selbst auf ihren Urlaub konzentrieren könnten, schon durchaus möglich.

Bis nach dem Urlaub zu warten, ginge für mich ehrlich gesagt gar nicht, da kommt man aus dem Urlaub wieder, bekommt eine Nachricht, die einen umhaut, auch, wenn es absehbar gewesen ist und damit ist der Urlaub irgendwie auch für die Katz' gewesen. Je eher sie davon wissen oder Du es versuchst, umso besser, so sehe ich es auch.