Platonische Ehe oder Beziehung - kann das funktionieren?
Kann das eigentlich funktionieren, dass man mit einem Menschen zusammen ist und auch nicht fremd geht mit dem man Tisch und Bett teilt, aber wo es rein platonisch zu geht? Kann es funktionieren, dass man sogar heiratet und eine platonische Beziehung führt und man dennoch einander treu ist?
Dieses Gespräch hatte ich mit meiner Freundin und sie meint, dass das nicht funktionieren kann. Ich jedoch meine, dass es bestimmt auch Gleichgesinnte gibt, die eben nur eine platonische Beziehung haben wollen und die das eben genauso sehen und deswegen auch treu miteinander leben können. Was denkt ihr?
Manche können in so einer Beziehung leben, manche nicht. Ich denke allerdings, dass nicht wenige längerfristige Beziehungen auch irgendwie "platonisch" sind bzw. werden. Ich meine anfängliche Verliebtheit geht vorbei, im Bett läuft es bei vielen nach ein paar Jahren auch nicht mehr wirklich. Was bleibt also? Gewohnheit, Vertrauen, Freundschaft, Liebe!?
Auch gibt es wahrscheinlich nicht wenige Menschen, die sich auf eine Beziehung einlassen, damit sie nicht allein sind - unabhängig von irgendwelchen Gefühlen. Ich glaube nicht, dass es falsch ist - An dem Satz "Disney hat mir unrealistische Vorstellungen von Liebe vermittelt" ist irgendwie was dran. Wir sind immer auf der Suche nach der einen großen Liebe und falls es in einer Beziehung mal Probleme gibt, wird das Weite gesucht - "Dann war es nicht der/die Richtige" Vielleicht ist man mit einer platonischen Beziehung sogar besser dran.
Ich denke mal schon, dass das geht, ist ein gutes Beispiel hierfür nicht, dass es in einigen Ländern von den Eltern arrangierte Ehen gibt. Man kann in solchen Ehen auch keine große Verliebtheit sehen, zumindest beim Beginn nicht und in der Regel ist das so, dass sich die Partner entweder irgendwann im Laufe der Ehe noch ineinander verlieben oder eben nicht und dann leben sie dennoch glücklich zusammen, weil das dann ein platonisches Verhältnis ist. Das ist auch für die beiden an sich besser, weil Scheidungen in solchen Ländern generell als unwürdig angesehen werden und es ist an sich auch eine Zweckgemeinschaft, also lebt man in einer platonischen Ehe wie man will, eigentlich ja sehr widersprüchlich.
Das eine längere Beziehung irgendwann platonisch ist, wie eine Vorrednerin schrieb, denke ich an sich eher nicht, dass wäre ja nur dann der Fall, wenn die beiden Partner auch keinen Sex mehr haben würden. Klar kann das mitunter der Fall sein, aber für gewöhnlich versucht man in einer längerfristigen Beziehung das Sexleben eigentlich auch wieder etwas auf Trapp zu bringen, wenn es eingeschlafen ist und lebt nicht nebeneinander her, ohne sich zu berühren. Ist das doch der Fall, dann finde ich das schon ein bisschen traurig, aber passieren kann das sicherlich. Vielleicht leben dieser Definition nach ältere Paare in einer platonischen Beziehung.
Ansonsten denke ich mal, dass es auch Menschen gibt, die nicht an die Liebe glauben, aber dennoch nicht alleine sein wollen. Ich bin jetzt auch kein Mensch, der an die große Liebe glaubt, aber ich liebe meinen Freund. Gelesen und gehört habe ich zumindest aber schon davon, dass es einfach passieren kann, dass Menschen noch niemals verliebt waren, aber dennoch nicht alleine leben und alt werden wollen. In einer solchen Beziehung kann man dann aber wahrscheinlich nicht von platonischer Liebe reden, weil möglicherweise der zweite Partner Liebe empfindet und es zwischen den beiden Sex gibt, es wird aber von einem Partner als platonisch empfunden.
Ein Zufall wäre es meiner Meinung nach doch, wenn beide Partner es als eine platonische Liebe ansehen würde und in einer Beziehung oder Ehe leben würden, ohne Sex zu haben. Wieso sollte sowas geschehen? Das würde voraussetzen, dass keiner der beiden Lust auf Sex hätte (du schreibst schließlich auch, dass die beiden sich treu sind) und das allein ist doch schon sehr merkwürdig, wenn du mich fragst. Sex ist ein natürliches Bedürfnis und lässt sich auch nicht einfach so unterdrücken. Es kann sein, dass man der Kinder wegen oder aus Angst vor Verachtung seitens der Gesellschaft in einer platonischen Beziehung lebt, aber dies als Dauerzustand?
Ich halte es auf jeden Fall für unwahrscheinlich, außer eben, es handelt sich um eine arrangierte Ehe, aber selbst hier haben oftmals die einzelnen Ehepartner auch noch andere Geliebte. Eine platonische Beziehung würde einige Dinge voraussetzen, die auch Disziplin erfordern (der Verzicht auf Sex), außerdem lebt man hier mit einem Menschen zusammen, mit dem man nur freundschaftlich, aber nicht großartig emotional verbunden ist. Man müsste sich demnach also auch nicht so wirklich verlieben können. Es fällt mir schwer, mir das vorzustellen, besonders wenn diese Gegebenheiten bei beiden Partner vorhanden sein sollen, aber vielleicht gibt es das ja wirklich irgendwo. Für mich wäre es jedenfalls nichts.
Ich bin mir wirklich sicher, dass eine platonische Beziehung möglich ist und ich finde das sogar gar nicht so ungewöhnlich, da ich es auch hin und wieder mitbekommen habe, dass es bei einigen älteren Paaren so läuft, die bereits seit vielen Jahren verheiratet sind. Dabei war es meistens so, dass die Paare in jungen Jahren geheiratet haben, obwohl sie nicht richtig zusammen gepasst haben. Dennoch haben sie sich auf Drängen der Familie dazu entschlossen, zu heiraten. Seitdem läuft die Beziehung bei ihnen platonisch ab, wobei sie dennoch einander treu sind, soweit ich das beurteilen kann.
Nicht jeder Mensch sehnt sich nach körperlichen Berührungen und manche Menschen sind auch eher Einzelgänger, wobei sie dann eine Beziehung eingehen, um nicht ganz alleine zu sein. Dabei kann es gut sein, dass so eine Beziehung dann ganz platonisch abläuft, wenn sich zwei solche Menschen gefunden haben. Es muss jedoch nicht sein, dass beide das schlecht finden. Stattdessen können sie auch sehr glücklich mit dieser Situation sein, wenn sie sich auch nicht nach etwas anderem sehnen. Jeder definiert den Begriff Liebe auch einfach anders und es kann gut sein, dass für manche Liebe bedeutet, dass man einfach immer zusammen hält und auch viel miteinander macht, wobei man sich dabei auch nicht unbedingt küssen muss. Stattdessen sind sie dann einfach froh, wenn sie quasi einen guten Freund an ihrer Seite haben, der immer für sie da ist.
In vielen Beziehungen ist es ja auch so, dass sie im Laufe der Zeit platonisch werden, weil man sich einfach nicht mehr um den Partner bemüht. Stattdessen wird der Partner für einen selbstverständlich, weshalb man ihn auch nicht mehr überrascht oder sich auch keine romantischen Sachen mehr für ihn ausdenkt. Man denkt sich vielleicht, dass das nicht nötig ist, weil der Partner ohnehin bei einem bleiben wird. Jedoch find ich so etwas immer sehr traurig und ich finde es wichtig, dass man sich jederzeit um eine Beziehung bemüht, egal wie lange man nun zusammen oder verheiratet ist. Damit eine Ehe oder eine Beziehung nicht platonisch wird, muss man auch selbst Initiative zeigen. Immerhin entwickelt sich der Prozess ja nicht von selbst, sondern man trägt selbst Schuld daran, wenn es einmal so sein sollte. Von daher kann man das auch einfach selbst verhindern, indem man sich jederzeit um den Partner bemüht und ihm auch seine Liebe zeigt.
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