Ruhige Wohnsiedlung lauter als zentrale Großstadtlage?

vom 24.08.2012, 14:13 Uhr

Zur Zeit sind noch Semesterferien und da mein Hund letzte Woche operiert wurde, bin ich auch tagsüber viel zu hause und nicht irgendwo unterwegs. Zu große Erkundungsrunden möchte ich ihm aktuell noch nicht zumuten. Da es recht warm ist, habe ich das Fenster fast den ganzen Tag geöffnet. Ich bin ja ohnehin schon sehr geräuschempfindlich, aber so richtig fällt mir erst in letzter Zeit auf, mit welchen Geräuschen man eigentlich in einem ansonsten sehr ruhigen Wohngebiet den ganzen Tag konfrontiert ist. Es handelt sich hier übrigens um eine Nebenstraße mit angeschlossenem verkehrsberuhigtem Bereich. Hier fahren nur wenige Autos, es gibt weder eine Kirche noch einen Kindergarten oder eine sonstige Einrichtung in der Nähe. Eigentlich ist es also ruhig.

In der Realität sieht es dann aber so aus, dass der eine Nachbar zum Beispiel morgens den Rasen mäht, mittags läuft woanders ein Rasenmäher und abends ist der nächste Nachbar mit seinem Rasenmäher zugange. Dazwischen werden die Hecken geschnitten, die Autos mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt und hin und wieder bastelt auch jemand an seinem Haus herum und sägt und hämmert im Garten. Zu diesen Geräuschen kommen noch die Gespräche hinzu, die sich auf der Straße ereignen, wenn Nachbarin A auf Nachbarin B trifft und ihr erzählt, dass bei Edeka gerade die Kartoffeln im Angebot sind. Es gibt also immer eine gewisse Geräuschkulisse.

Ich habe vor einiger Zeit mal jemanden häufiger besucht, der in einer Großstadt in einem Hochhaus lebte. Obwohl die Straßenbahn vor der Haustür entlang fuhr, war es dort doch erstaunlich ruhig. Das könnte natürlich auch an der Höhe gelegen haben, denn die Wohnung befand sich in einer der oberen Etagen. Ich habe das als wunderbar empfunden - es war ein ruhiges und wunderbar anonymes Domizil in der Stadt. Für mich kommt daher bei einem Umzug in eine meiner Wunschstädte auch eher eine Hochhauswohnung in Frage als etwas kleineres. Vielleicht ist das woanders anders, ich habe es als perfekt empfunden.

Eigentlich sagt man immer, dass die Vororte ruhiger seien als die Innenstädte. Ich kann diese Meinung nur bedingt teilen, weil ich es anders erlebe. Ich finde gerade diese Maschinengeräusche jetzt auch nicht so schlimm als hätte ich vielleicht eine Grundschule in der Nähe, aber es ist eben so, dass es hier erst am Abend ruhig wird. In vielen zentral gelegenen Siedlungen und in der Innenstadt gibt es diese Geräuschquellen gar nicht, zum Beispiel weil dort gar keine großen Rasenflächen, Hecken und ähnliches sind. Natürlich kann man dem entgegnen, dass dort der Verkehr stärker ausgeprägt ist, wenn man aber nicht direkt im Erdgeschoss an einer Hauptstraße wohnt, bekommt man den auch nicht so stark mit. Wie seht ihr das? Ist es in den scheinbar ruhigen Wohngebieten vielleicht oft gar nicht so ruhig? Oder fallen mir als Liebhaber großer Städte die städtischen Geräuschquellen nicht so stark auf?

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» Cologneboy2009 » Beiträge: 14210 » Talkpoints: -1,06 » Auszeichnung für 14000 Beiträge



Wir wohnen auch sehr ländlich und etwas abgelegen, auch bei uns kommen nicht viele Autos vorbei und die komplette andere Straßenseite besteht aus Wald (ein Wasserschutzgebiet), wo man dann eben auch mit dem Hund und so weiter spazieren gehen kann. Aber wie du auch erwähnst, gibt es in ruhigen Wohnsiedlungen Nachteile, die man in der Stadt eher nicht hat, denn in der Stadt haben nur wenige Menschen einen Garten, hier aber gehört wenigstens ein kleines Stück Rasen zu jedem Haus. Dementsprechend wird dann auch der Rasen gemäht. Ich würde sagen, dass man bei uns den Rasenmäher noch etwas bis zum dritten Haus hören kann, beim vierten ist das nicht mehr so störend. Das ergibt an sich von beiden Seiten schon sechs Häuser, dessen Rasenmäher man ertragen muss.

Heckenschneiden ist an sich hier meistens keine großartige Geräuschkulisse, die meisten verwenden hier einfache Scheren, die keinen Lärm machen. Es gibt aber dann noch diese schönen Geräte, die den Rasen dort an den Ecken und Kanten kürzen, wo der Rasenmäher nicht ganz hingekommen ist und da hier auch die meisten ein Gartenhaus und irgendein Hobby im Garten haben, kommt es häufiger mal vor, dass gesägt oder gehämmert wird. Letztes Jahr hatten wir die Ehre in den Sommerferien unseren Nachbarn bei der Umgestaltung des Gartens zuzuhören, Kies wurde aufgeschüttet, Wurzeln und Bäume gesägt.

Auch ist mir aufgefallen, dass hier fast immer jemand am renovieren ist. Hat Nachbar A seine Tür ausgetauscht, möchte Nachbar B irgendwo ein neues Fenster haben, dann kommt Nachbar C zum Zuge, der unbedingt den Zaun erneuern muss und so geht dass dann weiter. Und da finde jemand mal seine Ruhe. Was bei uns auch recht dominant ist, ist Hundekläffen. Es gibt hier einen kleinen Durchweg auf die Straße hin, der häufig genutzt wird, weil man von uns eben in den Wald kommt. Den nutzen dann auch viele Menschen, besonders Hundebesitzer. Die Hunde kläffen sich auf der kleinen Straße dann auch mal gerne an, aber kläffen auch auf Jogger oder Radfahrer.

Gespräche nerven mich teilweise zwar auch, aber wir haben die Durchgangsstraße auf der linken Seite des Hauses, hier gehen nur weniger benutze Räume hin, der Großteil spielt sich eher rechts ab, zur Terrasse hin und hier kommt es nicht so häufig vor, dass man Nachbarn trifft, die sich unterhalten müssen. Auch kommt das bei uns immer sehr auf den Nachbarn an, denn wir haben normale, leise Nachbarn und auch welche, die wiehern los wie die Pferde, wenn sie lachen und da schließt man am Besten seine Fenster, wenn man Ruhe haben will. Kinder machen hier teilweise übrigens auch relativ viel Krach, wenn sie auf dem Weg zum Auto oder Haus herumschreien und ihre Eltern rufen.

Auch ich kenne jemanden, der in einem Hochhaus lebt, jedoch nicht ganz oben (3.Stock) und würde an sich auch sagen, dass es hier relativ leise ist. Zwar fährt keine Straßenbahn vorbei, aber die Autos kann man auch nicht hören, dass einzige, was hier teilweise stört, sind die Teenager, wenn sie durch die Straßen ziehen und man bei offenem Fenster dann ihre Schreie hören kann. Bei geschlossenen Fenstern hört man aber auch wieder so gut wie nichts und das kann man in der ''Natur'' leider nicht behaupten, weil gerade so Geräusche wie Hundekläffen oder der Rasenmäher auch durch das geschlossene Fenster dringen. Dafür hat so ein Hochhaus dann aber auch wieder andere Nachteile, einen Mangel an Natur beispielsweise.

Ich denke, dass das an sich Geschmackssache ist, weil jemand der jetzt sein ganzes Leben lang auf dem Land lebt, der wird den Rasenmäher und Gespräche sicherlich nicht unbedingt als störende Nebengeräusche empfinden. Umgekehrt wird diese Person sich durch anhaltenden Verkehrslärm aber sicherlich gestört fühlen und ein Wohnort in der Stadt hat ja neben dem Lärm auch noch andere Nachteile, wie eben die Luftverschmutzung. An sich würde ich vielleicht schon sagen, dass ein Hochhaus sehr ruhig sein kann, aber für jemanden der das Land liebt und schätzt wird das möglicherweise sogar zu still sein und man wird die ländlichen Nebengeräusche vermissen.

» Crispin » Beiträge: 14916 » Talkpoints: -0,43 » Auszeichnung für 14000 Beiträge


Ich habe früher direkt in der Innenstadt gewohnt, auf der einen Seite war eine Fußgängerzone inklusive Straßenbahn und auf der anderen Seite eine Straße. Ich habe damals auch öfters die Frage gestellt bekommen ob mir das nicht zu laut wäre, aber die einzigen Geräusche, die ich bewusst wahr genommen habe war die Müllabfuhr, wenn Altglas abgeholt wurde, und der schneeschippende Hausmeister im Winter. Vielleicht blendet man eine permanent vorhandene Geräuschkulisse irgendwann aus, oder vielleicht lag es auch daran, dass ich trotz Altbau neue Fenster mit guter Schallisolation hatte.

Jetzt wohne ich total ruhig, aber wenn es mal laut ist, weil vor meiner Tür im Weinberg gearbeitet wird, dann empfinde ich das schon als störend. Ich nehme ich jedes Auto wahr, dass bei mir am Haus vorbei fährt, was wahrscheinlich daran liegt, dass das sehr selten vorkommt.

Wahrscheinlich ist es aber auch eine Geschmackssache, welche Geräusche man mag oder nicht mag und wie man sie dann empfindet. Mich nerven bimmelnde Kirchen zum Beispiel total und diese Laubbläser auch und wenn ich so etwas dann höre nehme ich das natürlich auch direkt wahr.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge



Ich denke mal, es kommt mit darauf an, was man gewöhnt ist und wie empfindlich man auf Lärm reagiert. Wenn man daran gewöhnt ist, das immer eine Straßenbahn vorbei fährt, nimmt man das Geräusch irgendwann nicht mehr wahr. Wenn man dann zum Beispiel auf dem Lande ist, und dort ein eher unbekanntes Geräusch wie ein Rasenmäher auftaucht, dann kann man dies schon als störend empfinden, da man dieses Geräusch nicht gewöhnt ist und man erst einmal automatisch drauf hört, bis man sich daran gewöhnt hat und das Geräusch nicht mehr wahr nimmt.

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» alkalie1 » Beiträge: 5526 » Talkpoints: 0,00 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



Ich wohne sehr ruhig, arbeite aber an einer Hauptstraße. Da ich in einem Geschäft arbeite, das ebenerdig ist, bekomme ich den Verkehrslärm voll mit und freue mich dann eigentlich schon auf mein ruhiges Zuhause. In meiner Straße fahren auch kaum Autos und ich empfinde es schon als sehr angenehm. Sicher höre ich auch immer mal Gespräche von Nachbarn, einen Rasenmäher oder das Gebell eines Hundes. Aber mit diesen Geräuschen kann ich sehr gut leben, weil sie mich nicht so stressen, wie es der Verkehrslärm tut.

Ich kann es mir schon vorstellen, dass es in einem Hochhaus an einer Hauptstraße ganz angenehm ist, weil man die Geräusche unten alle nicht mitbekommt. Aber ich denke auch, dass einem der Verkehrslärm irgendwann nicht mehr so sehr auffällt, wenn man in der Stadt aufgewachsen und mit diesem Lärm groß geworden ist. Außerdem empfinde ich es auch als Unterschied, ob ein Lärm immer da ist, wie es beim Verkehrslärm der Fall ist, oder ob man ein Geräusch nur hin und wieder hört, wie einen Rasenmäher oder einen bellenden Hund.

Es gibt wohl Menschen, die ein dauerhaftes Geräusch als angenehmer empfinden und wieder andere Menschen, die es angenehmer finden, wenn ein Geräusch immer nur kurz zu hören ist. Ich mag letzteres lieber, weil ich einfach weiß, dass der Rasen irgendwann fertig gemäht ist. Vom Verkehrslärm hat man aber bis in die Nacht oft keine Ruhe, darum stresst dieser mich mehr.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich habe in den letzten Wochen das exakt selbe erlebt wie du! Ich habe derzeit Ferien und da es eben vor allem vor einigen Tagen noch entsprechend warm war, war bei mir auch das Fenster eigentlich durchgehend gekippt. Es war nicht einmal ganz geöffnet, aber die Geräusche bekomme ich trotzdem zur Genüge mit. Gerade das Rasenmähen hat mich in den letzten Wochen immens gestört. Ich kann mir das ehrlich gesagt gar nicht erklären, denn vorher hat mich die laute Geräuschkulisse gar nicht so sehr gestört oder sie ist mir einfach nicht aufgefallen. In jedem Fall bin ich nun auch schon des öfteren morgens um acht Uhr geweckt worden, weil jemand seine Hecke geschnitten hat, den Rasen gemäht hat oder auch weil Kinder auf der Straße gespielt haben. Das gibt es in Großstädten ja auch nicht.

Vor meinem Fenster ist direkt eine Straße und auch eine Kreuzung, die nicht so viel befahren ist und daher die perfekte Gelegenheit für Kinder aus der Siedlung bietet, sich zu sammeln. Früher habe ich mich dort selbst immer mit meinem Freunden getroffen, heute empfinde ich es ehrlich gesagt als nervig, denn die meisten Kinder wissen gar nicht, wie laut sie sind, wenn sie etwas in einem eigentlich normalen Ton sagen wollen. Das Geschrei nimmt teilweise schon sehr laute Dimensionen an und selbst wenn ich das Fenster zu mache bringt das nicht viel.

In einer Großstadt hat man im Gegensatz dazu eben vor allem die Geräusche vom Verkehr. Die können einen aber auch ziemlich nerven, vor allem nachts, wenn man schlafen möchte und wenn mal etwas auf der Straße passiert und dann gehupt wird oder ähnliches. Ich glaube aber, dass man sich daran viel eher gewöhnt, weil es ein Geräusch konstant ist und nicht mal lauter oder leiser wird. In einer kleinen Stadt dagegen ist es dann eben im einen Moment ruhig und idyllisch und dann wirft jemand seine Heckenschere an und macht einen furchtbaren Lärm.

» *sophie » Beiträge: 3506 » Talkpoints: 1,38 » Auszeichnung für 3000 Beiträge


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