Hobby-Restauratorin zerstört Jesus-Fresko

In einer Kirche in dem spanischen Ort Borja verfiel ein Jesus-Fresko immer mehr. Eine Seniorin aus dem Dorf konnte diesen Anblick nicht länger ertragen und wurde selbst aktiv. Die Hobbymalerin restaurierte das Bild auf ihre Weise, mir dem Ergebnis, dass es jetzt noch viel schlimmer aussieht als vorher und die Gefahr droht, dass das etwa einhundert Jahre alte Jesus-Bild für immer zerstört ist. Hier könnt ihr euch das Bild vor und nach der Restauration durch die ältere Frau anschauen. Wie gefällt es euch?

Ich habe dieses Beitrag im Fernsehen gesehen. Angeblich hat der Pfarrer dem zugestimmt, aber wirklich glauben kann man das ja nicht, wenn man das Bild sieht. So ein wertvolles Gemälde einfach mit einer "Kinderbemalung" von einer fast 80-jährigen so zu verunstalten, ist der Hammer. Wer weiß, was dieser Frau noch blühen wird, denn ich denke nicht, dass sie ungestraft davon kommen wird. Das wird sie wohl nur, wenn der Pfarrer sagt, er hätte ihr die Erlaubnis dafür gegeben.

So weit ich das gehört habe, hat sie schon länger an der Kleidung des Bildnis gemalt, oder sie würde wohl sagen restauriert. Das hatte der Pfarrer wohl gesehen und abgesegnet. Aber ein Kleidungsstück braun zu übermalen ist nun mal bei weitem leichter als ein Gesicht zu restaurieren. Lachen musste ich, als ich las, dass wohl einige Leute in Spanien sagen, dass dieser Jesus jetzt wohl deren Meinung nach wie ein haariger Affe aussehe. Wenn man da meine Kinder im Grundschulalter ran gelassen hätte und denen Farbe und Pinsel in die Hand gedrückt hätte, hätte das vermutlich technisch besser ausgesehen.

Ich weiß, die alte Dame hat ein Kulturgut zerstört. Aber ich kann auch nachvollziehen, dass in ihrer Gläubigkeit das ein absolutes Unding ist, dass in der ansonsten gut restaurierten Kirche so ein Kunstwerk einfach dem Salpeter und der Zerstörung überlassen wird. Dass sie so eine Tatenlosigkeit auf die Palme bringt. Richtig wäre natürlich gewesen, irgendwelche Sposoren und Spendenmittel aufzutreiben und dann als Restaurator einen Profi zu organisieren. Aber bei allem Übel das sie angerichtet hat, bringt mich doch dieser naive Putzfrauenaktionismus irgendwie zum schmunzeln. Man kann sich bildlich vorstellen, wie sie dem Pfarrer gesagt haben könnte: Vertrauen sie mir Hochwürden. Der Jesus ist nachher wieder wie neu. Der arme Pfarrer tut mir leid. Dem wird jetzt vermutlich von höchster kirchlicher Stelle aus die Hölle heiß gemacht.

Ansonsten finde ich die, naja ich nenne es jetzt einfach mal so, künstlerische Aussage des neuen Werkes recht interessant. Auf dem Original hatte Jesus eine Dornenkrone auf dem Kopf, denn es zeigt ihn als gekreuzigten, worauf der Titel Ecce Homo hinweist. Nach der Restaurierung hat Jesus etwas um den Kopf, das wie eine plüschige russische Pelzmütze wirkt. Man könnte fast meinen, dass die alte Dame die Dornenkrone absichtlich retuschiert hatte, weil sie womöglich nicht nur Mitleid mit dem immer weiter verfallenden Bildnis hatte, sondern womöglich auch mit dem abgebildeten Jesus. Dementsprechend ist der Blick des neuen Jesus deutlich entspannter geworden, er blickt nicht mehr flehend gen Himmel.

Ebenso faszinierend finde ich, dass das neue Werk keinen definierten Mund mehr hat. Da würde mich mal der Grund interessieren. Entweder wurde die Dame just in dem Moment unterbrochen, wo sie den Mund malen wollte oder es ist interpretierbar. Ich musste da beim Betrachten des Bildes an Schlaganfall-Patienten denken, die nach dem Schlag beim Malen teilweise wichtige Details weg lassen, weil sie deren Fehlen nicht mehr wahrnehmen. Das Gehirn arbeitet dann eben anders. Nun ist die ältere Dame durchaus in einem Alter wo sie schon für diese Krankheit Risiko behaftet ist. Es wäre mal interessant zu wissen, ob die Künstlerin überhaupt noch geistig vollkommen unversehrt und schuldfähig ist, denn so von Fern und als Laie geurteilt habe ich da so meine Zweifel.

Ich frage mich sehr, wie genau der geistige Zustand dieser älteren Frau aussieht. Von dem was man aus der Presse entnehmen kann empfindet sie ihre "Arbeit" als vollkommen okay und erkennt auch nicht, dass sie ein Stück Kultur und Kunst geschändet und zerstört hat.

Laut Medienberichten ist sie fest davon überzeugt, dass sie auch das Gesicht restaurieren sollte und dass die Leute mit ihrer "Werk" nur so unzufrieden sind, weil sie es noch nicht fertig machen konnte. Sie selber hat dem Pfarrer auch mehrfach angeboten, die von ihr begonnene "Restaurierung" zu Ende zu bringen, was dieser ihr verweigert hätte. Diese ältere Frau sieht also gar nicht ihre Schuld, sondern glaubt fest daran etwas Gutes getan zu haben und meinte auch übersetzt in einem Interview, dass sie bereits seit dem fünften Lebensjahr malt, auch Künstlerin war und Galerien hatte und dass das Bild ja nicht so schwer wäre.

Daher stelle ich ihren Geisteszustand mal in Frage, auch wenn sie nur uneinsichtig ist, aber das Gefühl für Kunst und Kultur hat sie wohl nicht mehr. Auch wenn es mich nicht betrifft und es niemanden persönlich schadet, empfinde ich es als Schade, dass ein altes Bild so furchtbar entstellt wurde.

Wunderschön! Das ist ja wirklich interessant, ich finde es aber auch merkwürdig, dass man die Rentnerin da so einfach dran gelassen hat, ohne dass man sich vorher vergewissert hat, dass sie das auch wirklich kann. Erschreckend ist das ja schon irgendwie, aber ich schätze mal, dass die Rentnerin da nicht alleine dran Schuld ist, denn wenn der Pfarrer das abgesegnet hat, dann ist es in gewisser Weise auch seine Schuld, sowas macht man ja auch nicht einfach, ohne zu wissen, was die Frau kann und was sie machen wird. Ich hätte mir vorher wenigstens einige ihrer ''Werke'' zeigen lassen.

Das zerstören von Kulturgütern ist sicher immer ein heikles Thema. Hier aber wurde wenigstens etwas (vermutlich irreparabel) kaputt gemacht, was vorher schon gut dokumentiert war und die Nachwelt wird wohl immer eine Vorstellung haben, wie das "Originalbild" mal ausgeschaut hat. Auch denke ich, dass hier die Möglichkeit besteht, dass das Bild in der Form eben wieder angebracht wird. Es ist dann nur so, dass es eben nicht mehr "echt" ist und eben nicht vom Künstler vor 100 Jahren ist. Also weder die Interpretation noch die verwendete Farbe usw. Letztlich fällt dieser Unterschied aber auch nur Spezialisten auf. Der gemeine Kirchenbesucher wird sich hingegen am "restaurierten" Bild erfreuen. So wie es jetzt ist, sollte es aber wirklich nicht belassen werden.

Nebenbei fällt bei der Gelegenheit immer wieder auf, auf was für Ideen man kommen kann, wenn man nur genügend Zeit hat.

Dieser Ort in Spanien wird wohl ein kleines Dorf in den Bergen sein. Ich nehme an, dass die Künstlerin auch keine spezielle Erfahrung in der Restauration hatte, es sie aber schon seit langem geärgert hat, dass das Jesus-Fresko immer mehr zerfiel. Das sah ja auch sehr unschön aus. Längst hätte man sich darum kümmern müssen. Als die Frau es nicht mehr ertragen konnte, dem Zerfall des Jesus-Antlitzes weiter zuzusehen, griff sie eben selbst zu Pinsel und Farbe. Da die Menschen in den abgeschiedenen Orten dort sehr gläubig sind, hat sie vielleicht beim Beten in der Kirche versprochen, dass das Bild wieder verschönert werden soll. Und ihr Versprechen wollte sie einhalten.

Ehrlich gesagt, sieht es auch nicht schlimmer aus als mit abgebröckelter Farbe. Klar ist der Kopf völlig verfremdet, aber das ist in der Malerei manchmal so. Den guten Willen dieser Frau sollte man anerkennen, denn ein anderer hat sich nicht darum gekümmert. Die Bewohner werden damit leben müssen und sich schnell daran gewöhnen.

Ich habe schon davon gehört und auch das Ergebnis schon betrachtet. Wirklich sehr amüsant. Glücklicherweise war es ja nicht besonders wertvoll und somit wurde dann ja auch kein größerer Sachschaden angerichtet. Die Frau hat es letztendlich ja auch nur gut gemeint. Ich glaube es ist einfach der Wille der zählt. Wenigstens weiß die Dame jetzt, dass sie dann doch kein so großes künstlerisches Talent hat und die Finger von sowas besser weglässt.

Als ich das heute gesehen habe bin ich vom Glauben abgefallen (ha, was für ein Wortspiel). Nicht, dass ich das so dramatisch fände, weil es sich um ein Bild von Jesus gehandelt hat, aber wie konnte diese alte Dame nur auf die Idee kommen, sie könnte mal eben so ein Gemälde "restaurieren" in dem sie mit ihren Ölfarben darüber malt?

Das, was da nun die Wand ziert, ist grauenhaft und furchtbar hässlich. Das hat in meinen Augen nicht mal im Entferntesten etwas mit Kunst zu tun und es wundert mich nicht, dass alle darüber erbost sind.

... und es wundert mich nicht, dass alle darüber erbost sind.

Ganz offensichtlich sind nicht alle erbost. Es scheint inzwischen sogar eine Art Fan-Community für die, äh, Künstlerin zu geben. Photoshop macht es möglich, dass nun alle nach Lust und Laune alte Bilder restaurieren können. Da hat wohl jemand sich einen Spaß erlaubt, den Kopf des restaurierten Jesus in das Fotobearbeitungsprogramm übernommen und auf das Bild "Das letzte Abendmal" von Leonardo da Vinci kopiert. Nun sitzen die Apostel und natürlich auch Jesus auf dem digital restaurierten Abendmalbild und tragen die modernen Jesusgesichter, mal rechts oder links herum gespiegelt. Das finde ich so absurd, dass ich überlege, ob das zumindest nicht doch schon wieder etwas mit Kunst zu tun hat. Das von dem restaurierten Jesusbild inspirierte Werk findet sich hier.