Gibt es in eurer Familie ein schwarzes Schaf?

In manchen Familien gibt es ja eine oder manchmal sogar mehrere Personen, die aus der Reihe tanzen. Manchmal sind es Verbrecher oder Verwandte, die ein Leben führen, was mit den guten Sitten der Verwandtschaft nicht zusammenpasst. In der Familie meiner Schwägerin waren nur Leute mit einem angesehenen Beruf, aber einer tanzte aus der Reihe, angeblich hat er in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts entweder eine Riesenbetrügerei begangen oder sogar eine Bank überfallen, so genau lassen sich die älteren Verwandten meiner Schwägerin nicht darüber aus. Er wurde wohl als das schwarze Schaf der Familie totgeschwiegen, er war wohl eine Zeit lang auch im Gefängnis.

In meiner Familie gibt es auch ein schwarzes Schaf. Bei uns haben alle einen sogenannten ordentlichen Beruf wie Architekt, Arzt, Mathematikerin, Lehrerin, Softwareentwickler und Ähnliches. Aber einer meiner vielen Cousins hat die Schule abgebrochen und treibt sich im Moment als Straßenmusiker in Amerika herum. Ab und zu schicken sie ihm ein bisschen Geld. Unsere Familie akzeptiert aber mittlerweile seine Lebensweise und sagt, dass eine Familie ein schwarzes Schaf verkraften kann und ihn unterstützen sollte.

Gibt es oder gab es in eurer Familie ein schwarzes Schaf, was so ganz aus der Reihe tanzt oder getanzt ist?

In meiner Familie mütterlicherseits bin ich das schwarze Schaf. Ich bin die einzige Frau, die sich nie an die familiär festgelegten Richtlinien gehalten hat und die einen Männerberuf gelernt hat. Auch bin ich ein Spätzünder, sprich ich habe einfach mehr Zeit zum Lernen benötigt als andere und das war für meine Mutter inakzeptabel. Ich bin zwar nie ein Verbrecher gewesen, aber von der Familie mütterlicherseits wurde ich oft so behandelt.

In der Familie väterlicherseits war meine Tante das schwarze Schaf. Sie hat ein psychisches Problem, um es mal so auszudrücken und bei ihr ist Einiges schiefgelaufen. Mittlerweile hat sie sich wieder gefangen und führt ein geregeltes Leben, trotzdem merkt man, dass ihr Leben nicht geradlinig verlaufen ist. Ein weiteres schwarzes Schaf ist mein Vater, der ziemlich viel Mist gebaut hat und es sich mit einigen Verwandten verscherzt hat.

Bei uns ist das auch nicht anders, aber es kommt immer darauf an, wie man diese Personen aufnimmt, wenn nur wenn die Familie die Person auch spüren lässt, dass sie einfach nicht dazu gehört, ist sie auch wirklich ein schwarzes Schaf in dem Sinne. So ist das beispielsweise bei einem meiner Onkel väterlicherseits. Meine Großmutter väterlicherseits hat einen Bauernhof und 6 Kinder, zwei der Kinder sind Single und haben einen sehr guten Job, die anderen vier Kinder sind ausgezogen (nach Deutschland) und haben alle Familien...und auch wieder sehr gute Jobs. Tatsache ist, dass drei dieser Familien (darunter auch wir) voll Berufstätig sind, dass bedeutet, dass Mutter und Vater arbeiten und die Kinder entweder schon alt genug sind oder aber eine Betreuung zu Hause haben.

Nun hat aber einer meiner Onkels tatsächlich eine Frau geheiratet, die an sich keinen richtigen Beruf erlernt hat, heißt also, sie ist Hausfrau. Das kam bei uns in der Familie damals einfach nicht gut an. Von Seiten meiner Großmutter gab es niemals irgendwelche Kommentare, sie selbst hat zwar den Hof mit ihrem Mann geführt, allerdings kannte sie es aus der Zeit von früher eben, dass viele Frauen Hausfrauen waren und es war nichts ungewöhnliches. Heute ist das aber nicht so normal und auch weil alle anderen Familienmitglieder scheinbar eine Karriere angestrebt haben und auch gleichartige Partner hatten, fanden es irgendwie alle komisch, dass mein Onkel eine Frau hatte, die sich von ihm sponsern ließ.

Es führte auch zwangsläufig dazu, dass die Familie finanziell weniger gut dastand und mein Onkel fing langsam an, sich von der Familie etwas abzukapseln. Es fing damit an, dass irgendwann alle Familien Häuser kauften, auch hatten alle recht schicke Autos und so weiter, aber wenn man sich in den Ferien bei der Großmutter traf, stand neben den ''dicken'' Geländewagen dann auch der alte Mercedes meines Onkels und das war irgendwie schon merkwürdig. Wir verstanden uns zwar gut, aber wir merkten, dass ihn das belastete. Seine Frau fiel dann auch damit auf, dass sie die Kinder sehr unselbstständig erzog.

Dann hatten die ersten Cousins und Cousinen das Abitur, verglichen ihre Schnitte, zogen ins Ausland für ein Jahr, begannen ihre Studien an Universitäten und Fachhochschulen. Und die Kinder meines Onkels besuchten die Hauptschule. Es war nicht so, dass man ein schlechtes Verhältnis hatte, aber man merkte, dass es einfach komisch war und letzten Endes hat mein Onkel den Kontakt zum Rest der Familie auch eingeschränkt und heute ist die ganze Familie dann eben so ein bisschen schwarzes Schaf.

Mütterlicherseits haben wir auch eine Tante, die als schwarzes Schaf gilt. Sie selbst hat einen guten Schulabschluss gemacht und dann anschließend studiert, allerdings hat sie das Studium eines Mannes wegen abgebrochen und ist dann mit diesem in sein Heimatland, die Türkei gegangen. Für meine Oma war das besonders deswegen so erschreckend, weil sie streng katholisch ist und ihre Tochter auch so erzogen hatte. Sie hat dann auch zwei Kinder mit dem Türken bekommen und da war das Theater in der Familie schon sehr groß.

Als sie dann irgendwann doch feststellte, dass es nicht so das wahre für sie war, ist sie zurückgekommen und lebt nun von Harzt IV in der Nähe meiner anderen Tante, die sie etwas unterstützt und ihr mit den Kindern hilft. Sie ist also mehr oder weniger abhängig von ihrer Hilfe und ihren Lebenstraum vom guten Studium und schönem Auto hat sie sich nicht erfüllen können. Meine Großmutter möchte von ihr nichts mehr wissen, so ist sie das zweite schwarze Schaf in unserer Familie.

In meiner Familie väterlicherseits gibt es einen Mann (meinen Onkel), der sich in den letzten Jahren ziemlich verändert hat und sich mittlerweile von den anderen Familienmitgliedern etwas distanziert hat. Man hat den Eindruck, er bemitleidet sich permanent selbst. Auf den Feiern oder Familientreffen, die er besucht, trinkt er meistens viel Alkohol und benimmt sich etwas daneben. Wäre das nicht mein Onkel, würde ich seine Gegenwart in meinem Alltag wahrscheinlich meiden.

In meiner Familie gibt es zwei schwarze Schafe. Keiner in meiner Familie mütterlicherseits hat bisher eine Scheidung durchlebt. Meine Cousine hat sich nicht nur scheiden lassen (was ich auch nicht schlimm finde), sondern hat ein Kind aus der ersten Ehe und, was ich persönlich total krank finde, ist jetzt nach ganz kurzer Zeit schon wieder verlobt und möchte heiraten, sobald die andere Ehe geschieden ist. Und das Schlimmste daran ist, dass ihr neuer Verlobter ein Nazi ist. Und sie ist so naiv, lässt sich von ihm einlullen, dass er ja gar nicht schlimm sei und hat sogar den Kontakt zu mir abgebrochen, dabei waren wir zusammen aufgewachsen, fast wie Schwestern.

Und dann ist da noch mein Onkel mütterlicherseits (aber nicht der Vater der besagten Cousine), der sich immer wieder total verschuldet, mit allen Geschwistern Streit anfängt nachdem sie ihm geholfen haben und nun in einer Bruchbude zusammen mit seiner Frau sitzt, die auch wieder Zwangsversteigert werden soll. Sein erstes Haus wurde ja auch schon Zwangsversteigert, weil er einfach immer über seine Verhältnisse lebt und überall bergeweise Schulden macht.

Mein Bruder ist bei uns das Schwarze Schaf in der Familie. Er war schon immer etwas aus der Reihe gefallen, hatte bunte Haare und war recht aktiv mit Frauen unterwegs. Nun hat er auch schon immer über seine Verhältnisse gelebt und daher hat er eine Menge Schulden angehäuft, was ihn dann auch dazu gebracht hat, sich Geld zu leihen, nicht gerade wenig und dann auch noch von der Familie. Er hat es aber nie zurückgegeben und daher ist er irgendwie zum Schwarzen Schaf geworden. Für mich ist er das nicht.